Ich wurde während eines Erfahrungsaustausches über Husten bzw. COPD in einem TB angeregt, einen allgemeinen Thread zum Thema zu eröffnen. Ich erzähle dann mal ein bisschen aus den letzten beiden Jahren, über Minettes Erkrankung, Ursachen, Symptome, Behandlung und Haltungsumstellungen, die wir inzwischen so durch haben. Das hier soll ein Fallbeispiel sein, kein Behandlungsrezept (wobei sich die Kernelemente i.d.R. zur Behandlung einer COPD immer stark gleichen).
Wer sich einen Überblick zum Thema COPD (auch COB), IAD und RAO verschaffen möchte, kann sich hier in die Materie hineinlesen:
http://www.pferde-daempfigkeit.de/Außerdem kann ich die fb-Gruppe "Atemwegserkrankte Pferde" empfehlen. Da gibt es einen großen Fundus an Dateien, die einen tieferen Einblick ins Krankheitsbild geben.
Und jetzt zu Minette...
2014 im Juli wechselten wir den Stall, von tagsüber Koppel, nachts Box, zu Offenstallhaltung mit 5 anderen Shettys bzw. Endmaßponys. Der Offenstall war Teil eines größeren Stalls, Stroh und Heu wurden vom SB selbst hergestellt und eingelagert.
Minette verkraftete den Stallwechsel generell eher schlecht, im November fing sie dann an, vereinzelt zu husten. Ich hatte mit dem Thema Husten beim Pferd zu diesem Zeitpunkt absolut keine Erfahrung und auch die Menschen, die ich fragte (es gab immerhin 4-5 chronische Huster im Stall!!), taten das als nicht so dramatisch ab. Als es schlimmer wurde, kam die TÄ mehrmals und verschrieb Schleimlöser mit bronchienerweiternder Wirkung, die aber nur so lange wirkten, bis sie aufgebraucht waren.
Im Februar verschlechterte sich die Heuqualität dramatisch. Ich habe seitdem nie wieder SO schlechtes Heu gesehen, staubig, bappig und ganz offensichtlich schimmlig. Ich fing an, Heu heimlich wegzuwerfen und unterm Misthaufen zu vergraben, wenn der SB gerade nicht in der Nähe war. Obwohl ich in Vollpension stand, übernahm ich Fütterdienste und suchte die besten Heuballen aus (es standen im Stall mehrere herum, an denen man sich bedienen konnte). Am 3. März bekam Minette einen heftigen Asthmaanfall mit Bronchiospasmen und einer Ü50-Atemfrequenz, der mit einem Notfalleinsatz der TÄ abends um 10 Uhr und einer Cortisonspritze endete. Ab diesem Tag hatte sie Bauchatmung (dabei wird die Bauchmuskulatur zum Ausatmen benutzt).
Ich stellte Minette innerhalb des Offenstalls separat und kam zweimal am Tag (morgens um 5 und abends um 7), um ihr Heu zu wässern und sie zu versorgen. Wir inhalierten 2x täglich mit einem vom TA geliehenen Inhaliergerät und bewegten direkt im Anschluss, im April kaufte ich mir den Air One (der beste Ultraschallvernebler auf dem Markt). Der Husten besserte sich, die Bauchatmung blieb. Eine Bronchioskopie wies eine akute Entzündung der oberen Atemwege (ich bin sicher, dass das ganze schon zu diesem Zeitpunkt nicht mehr akut, sondern chronisch war) und einen multiresistenten Erreger in der Lunge nach, ein Allergietest über den TA ergab Allergien gegen alles, was im Heu so rumschwirren und -kreuchen konnte.
Irgendwie überstanden wir die zwei Monate bis zur Koppeleröffnung, wo sich ihr Zustand nochmal ein wenig besserte. Gleichzeitig war mir klar, dass wir aus diesem Stall raus mussten, denn es erkrankten immer mehr Pferde dauerhaft an irgendwelchen Krankheiten (Husten und starke Mauke waren die häufigsten). Meine THP testete Minette im Frühjahr positiv auf eine Asbestvergiftung und Allergien gegen Heumilben und Schimmelpilze. Zusammen mit Nalou, die inzwischen auch an Husten erkrankt war (wenn auch weniger schlimm als Minette), zogen wir im Juni kurzerhand um in einen Offenstall auf einem Berg oberhalb von Heidelberg.
Der Offenstall war sehr luftig, das Heu schien guter Qualität zu sein. Leider gab es da noch die Strohmatratze, die mich etwas störte, auf die die anderen Einsteller aber bestanden. Ich redete mir ein, dass selbige dank der guten Luftzirkulation, der fast 10m hohen Decke und dem immer offenen Anschluss zur Koppel "schon irgendwie gehen würde" - und etwas besseres zu finden, war einfach unmöglich, v.a. mit Minishetty.
Minette blühte deutlich auf, die Bauchatmung und der Husten blieben. Im August verschlechterte sich ihr Zustand trotz täglicher Inhalation dramatisch, sie bekam unkoordinierte Krampfhustenanfälle und fing an zu röcheln. Heute weiß ich, dass sich der festsitzende Schleim endlich lösen konnte, sie ihn aber aufgrund der Konsistenz (s. Video unten) nicht loswurde und drohte, zu ersticken (Sekretstau). Ich fing an, mich erstmals mit dem Thema Erlösen zu beschäftigen.
An einem besonders schlechten Tag gab mir meine THP Kontakt zu einer ihrer Klientinnen, die ebenfalls eine lungenkranke Stute besaß und gerade mit dem Gedanken spielte, eine mobile Salzkammer aufzubauen. Ich glaube, an diesem Tag haben sämtliche Schutzengel von Minette all ihre Kräfte mobilisiert (wenn man an so etwas glauben mag) und ich kriege beim Schreiben tatsächlich wieder Pipi in die Augen, wenn ich bedenke WAS für ein Glück wir hatten.
N. nahm Minette kostenlos als Testkandidaten für die Salzkammer auf und gab mir Solelösung zum Inhalieren, die durchschlagende Besserung und wahre Sturzbäche aus Schleim mit sich brachte. Im November startete die Testphase der Solekammer, die zur Anfangszeit 2-3mal die Woche zu uns kam. Minettes Zustand besserte sich, aber die Bauchatmung und der Husten blieben nach wie vor, sodass ich anfing, unseren Stall auf so allergiefreundlich wie möglich umzustellen. Ich tunkte Heu für 5 Ponys/Pferde für 24h und bastelte Minette eine Ecke mit Spänen, weil die anderen Einsteller die Strohmatratze unbedingt behalten wollten (obwohl noch zwei andere Pferde dort husteten). Mit Inhalation, Bewegung und Stalldienst verbrachte ich dadurch fast 5h täglich im Stall, ohne dass es gereicht hätte. Immerhin: eine zweite Bronchoskopie konnte den multiresistenten Erreger nicht mehr nachweisen.
Im Februar hatten wir wieder Glück und ich nahm meine erste Clickerstunde bei Heike, die gerade dabei war, den Stall auf der anderen Straßenseite zu übernehmen und in einen Allergikerstall zu verwandeln... irgendwie kam eins zum anderen, im Juni zogen Minette und Nalou wieder um und seit August ist Minette fast vollständig symptomfrei
Falls die Haltung nicht bekannt sein sollte: wir füttern ausschließlich bedampftes/gewässertes Heu von allerbester Allergikerqualität und benutzen Hippodung als Einstreu. Der Air One steht seitdem im Schrank, die Salzkammer kommt im Abstand von 4 - 8 Wochen zur Prophylaxe. Minette benötigt aktuell 2-3mal ordentliche Bewegung in der Woche, um symptomfrei dazustehen. Unterstützend erhält sie alle 6-8 Wochen Bioresonanz am Gerät.
Fazit: 95% Haltungsoptimierung reichten in unserem Fall nicht, es mussten 100% sein.
Im nächsten Post hänge ich Videos und Rotzefotos dran, die vielleicht interessant sind, aber nicht unbedingt beim Essen angeschaut werden sollten