Das wird eine Arbeit in mehreren Schritten.
Vorab: eigentlich passt der Bericht mehr in ein Trainingstagebuch, weil ich doch am detailliertesten über Xee und mich schreiben werde/schreiben kann. Ich konnte leider bei den anderen Teams nicht so intensiv folgen, wie diese tollen Partnerschaften es verdient hätten, aber mein Gehirn war ziemlich auf Sparflamme, was das aufnehmen von Informationen anging.
Montag abend:
Es hat sich, mit ein paar Einschränkungen, fast die gleiche Gruppe aus dem Herbst letzten Jahres zusammen gefunden.
So ist die Vorstellungsrunde nicht unbedingt kürzer, aber es gibt nette Geschichten, was frau und Pferd/Pony so über den Winter getrieben (und gelassen) haben, wo es hakt, wo frau weiter kommen möchte, usw. Das Schöne ist dass die Geschichten von den anderen mit einem Lächeln und Nicken und „ach ja, stimmt“ begleitet werden können, weil man sich ja schon im Herbst 2016 an den Fortschritten mit gefreut hat.
Dienstag:
Der Tag beginnt regnerisch, trüb und windig – hui, geht das unter die Klamotten.
Es beginnt ein Pferde-/Mensch-Team, das sich noch nicht kennt – eine Teilnehmerin mit Leihpferd vom Hof – und so können wir uns alle nochmal anschauen, wie man mit einem unbekannten Tier die ersten Clickerschritte machen kann.
Dieses Pferd hat Clickererfahrung, sorgt sich aber schnell, wenn die Kriterien und/oder die Clicks unklar sind und ist somit ein toller Lehrmeister für kleinschrittiges Vorgehen und kurze Trainingseinheiten.
Dann bin ich dran. Mein Streberpony Laudine wollte am Montag nicht in den Hänger steigen und nach dem fünften (oder so) rückwärts wieder aussteigen entschied ich mich, Xee zu fragen, ob sie wieder Hänger fahren mag.
Nach der extrem langen Heimfahrt vom letzten Kurs wollte ich ihr dieses Jahr lange Hängerfahrten eigentlich nicht zumuten, aber mit den Jungs, von denen noch keine lange Strecken ALLEINE gefahren ist, war es mir zu heikel.
Xee stieg gut ein und mit einem spontan zusammengebasteltem Trainingswunsch – Poolnudel, innere Schulter heben – ging ich in die erste Trainingseinheit.
Mary hatte im morgendlichen Vorgespräch (oder war es am Abend vorher?) uns nochmal das Ven/Punir-Video zu poisened cues gezeigt und dann danach ein Video von Alexandra, wie man poisened cues wieder „entgiften“ kann.
Alexandra’s Übung zum entgiften von vergifteten Anfragen zum Vorwärtsgehen ist eine Mattenübung „101 Wege, eine Matte zu verlassen“. Die Übung ist ausserdem so aufgebaut, dass das Verlassen der Matte durch das zurückkommen zur Matte verstärkt wird und nicht separat geclickt. D.h., es ist eine Verhaltenskette, bei der mehrere Verhalten hintereinander ausgeführt, sich verstärken = Loopy Training.
Ich weiß nicht, warum sich Mary gerade das für Xee und mich ausgedacht hat – vermutlich als Vorübung für die Poolnudel – aber es war genau die richtige Übung für uns und die Übung, mit der wir den restlichen Kurs weitestgehend verbringen würden.
Was durfte ich lernen?
Saubere Loops schaffen und kleinschrittigst (was ein Wort) die Kriterien erhöhen.
Warum?
Weil Xee noch immer, trotz Hinschauen und aufpassen von mir, bei Stress, zu dichter Position neben ihr, unklaren Kriterien, mich „mugged“ = Nase/Kopf zu mir, Nase in den Futterbeutel, teilweise auch scharren wenn sie stark frustriert ist.
Wir haben noch immer nicht genug Belohnungshistorie auf „Kopf gerade aus“, um all die Jahre die sie als Zuchtstute in Taschen stöbern durfte, zu überdecken.
Ausserdem werde ich den ganzen Kurs lang nicht mit Halfter, sondern mit Equizaum arbeiten.
Auch das ist eher einem äusseren Umstand geschuldet. Habe zwar, wie immer, den Equizaum eingepackt, aber der hat bislang ganz wenig Belohnungshistorie, weil die Ponies ihn irgendwie nicht mögen/Halfter bevorzugen, weil nun eben über zwei Jahre lang die tollen Clickersessions immer im Halfter und nicht mit einer anderen Zäumung passiert sind.
Aber ich lasse das Halfter Montag abend neben dem Paddock liegen und das ist am Dienstag – inkl. Strick – komplett durchgeregnet.
Während das alles trocknet, nehme ich den Equizaum. Ich schnalle den Nasenriemen nicht so eng, wie man es bei einem Kappzaum eigentlich machen soll und tausche auch das Nasenpolster mit Nasen“eisen“ wieder gegen das reguläre Polster aus.
Durch die kleinschrittige Arbeit und das wirklich bewusste und leichte Anfragen sehe ich bei Xee dann auch so gut wie keine Abwehr mehr gegen den Equizaum (im Herbst, als ich mit Polster mit Nasen“eisen“ gearbeitet habe, hat sich sich massiv im Genick verworfen).
Xee wird mir im Verlauf des Kurses dann auch zeigen, dass sie den Zaum gut findet, denn sie nimmt ihn als Target spontan an.
Der Dienstag begann daher mit grown-ups auf einer Matte. So kleinschrittig geclickt, dass der nächste Click schon kam, als ich mich gerade wieder in grown-ups Position gestellt habe nach dem Füttern des vorhergehenden Clicks.
Grown-ups, click, Schritt vor, Leckerli, Schritt zurück, gleichzeitig Hände zurück in grown-ups, Schritt beendet – Click – ein Loop.
Wenn das Grown-ups wirklich schön ist, frage ich dann nach einem Schritt zurück/runter von der Matte und gleich wieder rauf auf die Matte – C&T. Es fehlt nun also der Click für den Schritt rückwärts, dieser wird verstärkt durch das sofortige Zurück dürfen auf die Matte.
Dann sofort wieder grown-ups.
Als Pause machen wir etwas Farbunterscheidung, was grandios in die Hose geht. Ich bin etwas unsortiert und Xee ist von den veränderten Kriterien auch nicht angetan, so dass sie mich recht schnell stehen lässt.
Das nächste Team ist eine jüngere Fjordstute mit einer „Vorgeschichte“ als Reitbeteiligungspony mit vielen Trainings“missgriffen“: sie kann diverse Kunststücke, die aber nicht unter Signalkontrolle stehen und hat starkes Bettelverhalten entwickelt, was sich stark in’s Training einschleicht: knappen, Nase und Zähne am Futterbeutel, Kopf rum, usw.
Sie wurde von ihrer menschlichen Partnerin im Oktober 2016 auf Clickertraining umgestellt und mit ihr soll während des Kurses an Single Rein Riding gearbeitet werden (sie ist geritten und gefahren nach herkömmlicher Ausbildung).
Dann kommen Sady und Tarek dran. Tarek hat ein Kurswochenende hinter sich und soll einfach nur „Spass“ haben.
Und zum Schluss noch ein Team – Islandstute und Reiterin – die am Single Rein Riding feilen wollen und da schon ein Stückchen weiter sind.
Leider kann ich die anderen Teams immer nur bruchstückhaft verfolgen, daher sind meine Eindrücke hier wenig detailliert. Gerade die Reitepisoden habe ich irgendwie immer verpasst.
Auch die Vollblutstute mit Rückenproblemen war wieder dabei, sie erhielt aber ganz viel „good feeling“ Übungen, weil sie im Moment eher missgelaunt beim Training ist (viel Ohren angelegt) und eine Stimmungsverschiebung erclickt werden soll.
In der zweiten Einheit mit Xee steigern wir die Kriterien ein ganz kleines bisschen: zwei Schritte rückwärts von der Matte und sofort wieder zurück.
Nicht nur muss ich bei Xee das „muggen“ aufräumen, ich darf auch bei mir an Koordination und feineren Strickanfragen und besserem/schnellerem nachgeben arbeiten.
Endlich (!) verstehe ich, wie ich mehr als einen Schritt rückwärts anfragen kann, ohne entweder die Hand am Strick zu lassen und das nachgeben zu vergessen oder mich in der Hektik zwischen Schritt anfragen, nachgeben, nächsten Schritt anfragen, usw. komplett zu verhaspeln.
Lösung?
Ersten Schritt anfragen, nachgeben, wenn der Schritt kommt und dann „einfach“ folgen, ohne nochmal eine Strickanfrage zu geben. So einfach und doch so kompliziert ……
Natürlich haben wir wieder exzellente Bewirtung, wir rollen quasi aus dem Pausenraum.
Mittwoch
Ich bekomme nur das erste Pferd/Mensch-Team konzentriert mit, sobald ich mit Xee fertig bin, schaltet mein Gehirn auf Sparflamme und schaut „nur“ zu, ohne sich viel zu merken.
Also hier die Fortschritte mit Leihpferd Nabi:
Die Aufgabe soll sein, Kopfsenken mittels blazing clickers zu shapen.
Blazing clickers? – Jede Teilnehmerin bekommt einen Clicker in die Hand und clickt den ersten Ansatz, den sie sieht zum Kopf senken. Nabi bekommt IMMER eine Belohnung, auch wenn mal falsch geclickt wurde.
Das ist ein Spiel für die Menschen, da entwickelt eine leichte Wettbewerbsstimmung, wer den ersten Ansatz zum Kopf senken am schnellsten sieht.
Das Pferd ist jedoch angespannt und beunruhigt. Er scheint mit dem Übungsaufbau – eine Longe quer vor eine offene Boxentür gespannt – Probleme zu haben, weil das zu sehr an Stromlitzenabtrennung erinnert.
Die Übung wird daher abgebrochen und beim nächsten Durchgang hilft Mary mit, das Kopfsenken mittels Target zu formen.
Wieder viel zu lernen:
Pferd lesen, erkennen und verstehen, warum das Pferd sich nicht auf die Übung einlassen kann.
Die Übung anders aufbauen, Kriterien zu stellen, dass das Pferd dabei bleiben kann und möchte.