Ich finde die Begriffe "Dominanz" und "Respekt" immer sehr interessant. Gerade wenn man sich mit Clickertraining befasst, stolpert man ja permanent über diese Dinge bzw. wird darauf gestoßen
Ich hab mir lange darüber den Kopf zerbrochen und habe jetzt für mich beschlossen, dass diese Konzepte für mein Training nicht sehr hilfreich sind. Erstens sind diese Begriffe sehr schwammig bis gar nicht definiert, bzw. existieren soviele Definitionen wie Trainer. Zweitens ist weder Dominanz noch Respekt mess-, vergleich- und quantifizierbar. Man bekommt auch selten erklärt, wie man konkret diese Konzepte einsetzen kann.
Interessant ist es vor allem, dass man sich zuerst "Dominanz erarbeiten" und "Respekt verdienen" muss. Es scheint also so als ob einem diese Dinge doch nicht in die Wiege gelegt werden, sondern man muss sie lernen, bzw. trainieren. Meist geschieht das mit neg. Verstärkung. Wenn mein Pferd auf mein Kommando folgt ohne Widerrede, dann bin ich dominant. Für mich heißt das übersetzt: ich habe das Verhalten unter Signalkontrolle. Das kann ich auch mit pos. Verstärkung erreichen.
Auch die Verhaltensweisen, die mit Respekt assoziiert werden, wie etwa Abstand wahren, weichen, Futtermanieren, etc. kann ich ganz einfach trainieren mittels operanter Konditionierung wie alles andere auch. Das kann ich auch mit 1m50 Körpergröße und gekrümmter Haltung. Da brauch ich nicht groß und stark sein, oder vorher ein Leadership-Seminar besucht haben.
Ich finde es daher sehr irreführend, wenn der Eindruck vermittelt wird, dass es bei diesen Begriffen um eine persönliche (vielleicht sogar angeborene) Eigenschaft geht, die einen Menschen wie eine mystische Aura umgibt. Oder dass es einem Menschen persönlich an etwas mangelt, wenn die selben Verhaltenweisen noch nicht funktionieren.
Natürlich fällt auch der gesamte Begriff "Leadership" in diese Kategorie. Für mich ist es immer ein schönes Experiment, in Sätzen wo "Leadership" vorkommt, es einfach durch "Training" zu ersetzen. Gleich wird das Ganze nüchtern und sachlich und ganz leicht durch angewandte Verhaltensforschung erklär- und erlernbar