Auch wenn es mit Ferndiagnosen immer recht schwer ist, und natürlich sämtliche körperlichen Ursachen vor Ort ausgeschlossen werden sollten, ist das was du beschreibst nicht unbekannt.
Es nennt sich
erlernte Hilflosigkeit.
Mit so einem Pferd würde ich ganz ganz klein anfangen, denn es hat gelernt dass der einzig mögliche Weg ist, sich dem "zu ergeben" was der Mensch von ihm will, ob ihm wohl dabei ist oder nicht. Ähnlich wie auch Menschen das tun, verschwinden diese Pferde dann wirklich in einer Art Paralleluniversum, so nach dem Motto "mach doch mit meinem Körper was du willst, aber lass mich in Ruhe". Das klingt jetzt vielleicht etwas drastisch, und deine Freundin hat das sicher so nicht beabsichtigt, aber es beschreibt es ganz gut. Außerdem haben diese Pferde gelernt, dass Eigeninitiative in irgendeiner Art und Weise strengstens verboten ist (meistens). Wie soll man dann Spaß an der Sache haben?
Zunächst würde ich das Pferd beobachten, um herauszufinden was wirklich eine Belohnung für ihn ist. Kraulen? Apfel? Möhren? Abstand vom Menschen? Wirklich hochwertige Belohnungen zu kennen ist besonders wichtig, damit du auch die Möglichkeit hast ihm zu sagen, JA, das ist gut, trau dich ruhig noch mal.
Dann würde ich in einem kleinen Bereich mit ihm arbeiten, wo er wirklich frei sein kann (kein Halfter, kein Strick), und damit 100% Kontrolle darüber hat, ob er etwas anbietet, oder nicht. Und keine "Übungen" abfragen/verlangen, die er schon kennt, weil damit dann oft schon sehr negative oder zwiespaltige Gefühle verbunden sind. Und dann eine Übung raussuchen, die ganz neu ist, aber auch nicht zuviel für ihn. Dazu ist wieder wichtig zu beobachten: hat er viel Angst vor fremden Dingen? Dann sind Targets evtl. nicht die richtige Einstiegsübung. Wie sieht es mit Berührungen aus? Riecht er neugierig an hingehaltenen Händen? Dann könnte man ein Handtarget einführen. Macht er viel mit dem Maul? Den Hufen? Interessiert er sich auch für den Ball, wenn er nicht am Strick ist?
Grundsätzlich ist Kopfsenken eine tolle Einstiegsübung, weil man die komplett frei einfangen kann, und JEDES Pferd senkt früher oder später mal den Kopf
Und dann mach dich frei von der Erwartung, direkt Begeisterung sehen zu wollen. Diese Pferde danken es einem ganz anders, und am Anfang kann es sein, dass die Schritte gefühlt Ewigkeiten dauern.
Aber mal ganz davon abgesehen würde ich wahrscheinlich grad garkeinen großen Gedanken an Training verschwenden, sonderm dem Pferd erstmal eine Pause gönnen, am besten auf der Weide/Offenstall, zwischen Artgenossen, wo er einfach nur Pferd sein kann. Und da dann wirklich nur zum Füttern, Putzen und Kraulen vorbei kommen, damit sich eine stressfreie Bindung aufbauen kann.
(Falls ich damit jetzt zu weit gegangen bin entschuldige bitte, ich weiß natürlich nicht was deine Freundin schon alles probiert hat, wie das Pferd gehalten wird, etc.)