In dem Moment, wo das Pferd auch nur die leisteste Idee hat, dem "Rückwärts" nachzugeben, also den Druck aus der Verbindung nimmt, kommt der Click und ich nehme sofort beide Hände vom Strick weg. Ihr merkt, spätestens hier braucht man irgendeine Form des Zungenclicks
Für den Click warte ich nicht auf einen Rückwärts-Schritt, sondern wirklich nur die Idee vom Pferd, den Druck herauszunehmen.
Wieder nehme ich Kontakt auf - hinstreichen mit linker Hand zum Halfter, mit rechter Hand zur Schulter, Hände aufstellen, Strick leicht spannen - WARTEN.
dieses Warten kann in dieser Phase wirklich lange dauern - man lasse sich nicht dazu hinreissen, mehr Druck aufzubauen, oder das Rückwärts zu verstärken.
Allerdings sollte man, wenn überhaupt keine Reaktion vom Pferd kommt, die eigene Balance überprüfen - wenn ich im "angenehmen" Stadium bin, sagt das Pferd: Ja klar, kann ich stundenlang aushalten. Etwas mehr Impuls braucht man - aber eben nur gerade so viel, wie es für das Pferd und die Situation braucht, dass es eben nicht stundenlang aushalten kann, sondern eine Irritation der Balance wird mit der klaren Botschaft: Rückwärts.
Das kann nun je nach Pferd sehr unterschiedlich lang dauern, und sehr unterschiedliche Intensität von Druck beinhalten. In jedem Fall sollte es eben nur so viel sein, dass die Balance leicht irritiert wird, um zu einem Ergebnis zu kommen.
Nach einigen Clicks versuche ich selbst, von mir aus den Druck zu verringern - ich lege meinen Focus auf das Hinstreichen (das immer gleich ablaufen soll), auf das Aufstellen der Hand - "schau, Pferd, ich mache das selbe, aber ganz leicht - erkennst du noch das Muster?"
Wenn nun das Pferd wirklich schon auf ein viel leichteres Hinstreichen, ein leichteres Aufstellen, ein leichteres Strickspannen reagiert, gibt es großes Lob und eine Pause.
Das Leichterwerden geht in erster Linie vom Mensch aus, korrespondierend damit, was das Pferd schon mitmachen kann, was es erkennt, wo die Bereitschaft ist, die immer gleiche Antwort: "Rückwärts" zu finden. Immer wieder beginnt die Anfrage mit dem Hinstreichen zum Halfter, kann aber immer eher vor dem Haken des Stricks enden. So bekomme ich immer mehr Durchhang in den Strick und die Anfrage wird weicher.
Habe ich den Eindruck, das Pferd versteht nun wirklich, was ich will, gibt es nicht sofort nach dem Weichwerden einen Click, sondern ein komplettes Nachlassen (wie vorher: beide Hände weg vom Strick bzw komplettes entspannen des Stricks), um sofort wieder die Verbindung aufzubauen und wieder anzufragen - bekomme ich nun einen kompletten Schritt zurück, alles loslassen, C+B und großes Lob und Pause.
Auf diese Art wird der komplette "Release", also das vollständige Entspannen der Strickverbindung, für das Pferd zu einer weiteren "Ja, richtig" Antwort. Hier bewegen wir uns in einem verschwimmenden Raum zwischen negativer und positiver Verstärkung (das Nachlassen des Stricks erzeugt die Ja-Antwort). Wenn man allerdings auf die beschriebene Art hier angekommen ist, beinhaltet das Annehmen des Stricks nichts mehr, dem das Pferd aus dem Weg gehen wollte, sondern nur noch Information: Hinstreichen: Ich möchte etwas - Impuls - Rückwärts - Click und Belohnung.
Wie leicht das werden kann, können die menschlichen Trainees bestätigen. Ein Beobachter sieht kaum mehr, dass sich der Strick überhaupt bewegt. Oder dass eine "Rückwärts-Anfrage" stattfindet. Deshalb ist das Hinstreichen sehr wichtig, denn es bereitet das Pferd vor: "ich möchte etwas" und die abschliessende Handbewegung teilt dem Pferd mit, was genau gefragt wird.
Für Rückwärts stelle ich die Hand so auf, dass der Handrücken in Richtung Kopf zeigt, der Strick unter der Handkante läuft, durch die Hand und oben am Daumen heraus zur anderen Hand.
Binnen kurzer Zeit kann ich in der Regel den Strick nur noch mit zwei Fingern bewegen, die Bewegungsidee, der Impuls bleibt der Gleiche. Das teilt sich dann nur noch über das Hinstreichen und Anheben des Stricks mit.
Wenn das Pferd das verstanden hat und auf die leichteste Form reagiert, frage ich "vorwärts".
Würde ich mit "Vorwärts" beginnen, werden die meisten Pferde zwar leicht vorwärts gehen, aber in einer vorwärts-orientierten Balance. Also, vorlastig, sich nach vorne schiebend und dann ihrem Gleichgewicht hinterherlaufend, wodurch es für sie viel schwieriger wird, bei dem Ertönen des Clicks gleich leicht anzuhalten. Deshalb zuerst rückwärts arbeiten, und daraus das Vorwärts fragen.
Um jetzt vorwärts zu fragen, streiche ich mit der Hand wiederum zum Halfter am Strick entlang, stelle die Hand auf, positioniere mich in Balance, und denke "vorwärts" mit meiner linkenHand und aus den Schultern heraus. Um es einfacher für mich und das Pferd zu machen, kann ich in Bewegungsrichtung schauen
und mir vorstellen, einen Schritt zu machen, ohne ihn zu gehen. Und so warte ich wieder, bis das Pferd die Idee aufnimmt und den Druck nach vorne herausnimmt. Damit es nicht einfach nur den Hals lang macht, muss meine Position eher am Pferdekopf sein - an der Schulter stehend ist zb zu weit hinten. Wiederum geht es nicht darum, das Pferd nach vorne zu ziehen. Wenn man das Rückwärts erarbeitet hat, ist das aber jetzt meist viel einfacher, weil das Pferd schon weiss, worauf es achten muss.
Natürlich kann es sein, dass es rückwärts anbietet, denn das war ja bisher die richtige Antwort. Dann einfach konstant bleiben und warten.
Wichtig: Da wir ja das komplette Nachgeben des Stricks als "Ja-"Antwort erarbeiten im Prozeß, ist es weder förderlich noch sinnvoll, sich ständig neu zu sortieren, wenn man nicht die erwartete Antwort vom Pferd bekommt. Jegliches nachlassen, neu hinstreichen, neu aufbauen, verwirrt das Pferd eher, wenn man keine Geduld hat zu warten.
Das ist so ähnlich wie beim Hängertraining - das beliebte "Anlaufnehmen" sieht so ähnlich aus: naja, er geht nicht rein, dann drehen wir noch mal eine Runde und gehen energischer zum Hänger - jeder weiß dass das nicht nur nichts bringt, sondern dem Pferd nur mitteilt, dass es lange genug stehen muss oder aushalten, und es geht immer wieder weg vom Hänger - gewonnen.
Das Warten können ist das wichtigste, um schnell zu einer guten Antwort zu kommen.
Ende zweiter Teil....