Hallo und herzlich
Ich kann mich den anderen Meinungen und Erfahrungen eigentlich nur noch anschließen. Ein paar grundsätzliche Fragen würde ich mir jedoch noch stellen.
Als ich in dieser Situation war, musste ich mir zunächst einmal darüber klar werden, wie ich künftig mit meinem Pferd kommunizieren möchte. In den vielen Jahren zuvor hatte ich nur dieses Dominanzding eingetrichtert bekommen, welches naturgemäß immer mit Druck zu tun hatte. Das funktionierte auch ziemlich gut nur dieser Umgang machte mir auf Dauer keine Freude mehr, weil ich einfach kaum mehr Rückmeldungen vom Pferd bekam. Ich verlor die Lust so ziemlich an allem was damit zu tun hatte. Dann wandte ich mich den Pferden zu, die weiterhin laut waren und sehr deutlich klar stellten, dass sie so einen Umgang nicht wollen und sich entsprechend zur Wehr setzten. Sie faszinierten mich irgendwie, denn sie waren sehr klar darin, ihre Meinung zu vertreten. Offenbar war das etwas was mir fehlte und so konnte ich genau das von ihnen lernen. Ich musste also lernen, sehr genau auf ihre Signale zu achten, sie zu respektieren und mich auch mal zurück zu nehmen, denn sie zeigten mir deutlich Grenzen auf.
Es war also nötig für eine gegenseitige Kommunikation auch zuzuhören was mir das Pferd gerade mitteilt und nicht nur zu sagen was ich möchte. Weiterhin musste ich mit meinen Antworten immer sehr klar sein, damit sie sich sicher sein konnten, wie diese lautet. Es ist also erst einmal eine Schule für mich gewesen und weniger für das jeweilige Pferd.
Nun gibt es auch sehr unterschiedliche Pferde. Es gibt welche, die sind eher zurückhaltend uns gegenüber verhalten und müssen dann entsprechend motiviert werden. Aber es gibt auch welche, die sehr genau wissen wollen, woran sie sind und sehr aktiv sein können. Dazu würde ich mal Deinen Buben zählen, so wie Du ihn beschreibst.
Bist Du also unklar in dem was Du sagst oder wie Du es sagst, sieht er schon einen Grund da noch mal nachzufragen. Er kann dabei offenbar sehr deutlich werden und das ist bei so einem Kaliber für dich nicht ganz ungefährlich. Schon alleine deswegen nicht, weil er noch nicht weiß, wie verletzlich Du wirklich bist. Er misst das ja mit seinen Maßstäben und die sind ganz sicher nicht angemessen für dich.
Insofern kannst Du das auch nicht einfach so ignorieren, wenn er mal nach dir schnappt oder gar keilt. Spätestens da solltest Du ganz klar sein, wie Du das beantworten möchtest. In einem abgetrennten Raum hinter einer Absperrung kannst Du das üben und er wird dir ganz sicher auch gut zuhören, doch sobald sich die Bedingungen für ihn ändern und er wieder dichter an dich ran kommst, wird sich zeigen, wie deutlich Du deinen Standpunkt hast klären können.
Im NHS lernst Du neben der Körpersprache auch Grenzen zu setzen und das musst Du dann auch tun, ob Du nun willst oder nicht, denn sonst ist das "Spiel" zu Gunsten des Pferdes ausgegangen und Du hast deine Position verloren. Da Du aber nicht bis in letzter Konsequenz dich durchsetzen möchtest, so habe ich das verstanden als Du meintest, dass "schlagen" für dich keine Option sei, würde ich meinen, dass dies nicht der richtige Weg für dich ist, denn da weichst Du nicht vor dem Pferd zurück und gibst deine Position auf. Ganz im Gegenteil, Du gehst sehr selbstbewusst auf das Tier zu und forderst deinen Raum ein. Aber das wirst Du ja dann auf dem Kurs sicher sehr schnell sehen können.
Beim CT git es jedoch keine positive Strafe sondern eine negative Bestrafung. Wir fügen also nicht immer mehr Druck hinzu, bis das Pferd dem nachgibt sondern wir nehmen den Druck völlig raus und wenden uns ab, wenn zu starker "Gegenwind" aufkommt. Die Unterschiede bei der Belohnung wurden ja weiter oben schon genannt und sind ebenfalls völlig gegensätzlich. Insofern dürfte es auch nicht verwunderlich sein, wenn das Tier bei Anwendung beider Umgangsformen zunächst völlig verwirrt ist und selbst erst einmal wieder Klarheit darüber finden muss, was gerade angesagt ist. Wieder ist von elementarer Bedeutung wie klar hier getrennt wird. Pferde erlangen Sicherheit durch Klarheit und Beständigkeit.
Also kläre erst einmal was Du genau möchtest und dann kannst Du dich mit den Fragen beschäftigen, wie Du das schaffen kannst. Dazu wäre vielleicht auch nicht ganz unwichtig dich selbst einzuschätzen. Passt das zu dem Umgang oder eher nicht. Denn das kann ich dir schon mal ganz sicher sagen, die Pferde können wir nicht täuschen, denn sie lesen in unserer Körpersprache und die wird von innen her bestimmt. Wer also eher ängstlich und schüchtern ist braucht ihnen nicht zu erzählen er sei dominant. Das nehmen sie dann ganz sicher nicht ernst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es am besten ist, sich so zu geben wie man auch ist, das wird von diesen Tieren am besten verstanden. Und keine Sorge, sie respektieren einen auch ohne Dominanz.