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Hinter der Senkrechte

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Ehemaliges Mitglied 28
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Hinter der Senkrechte
« am: 14. Februar 2012, 17:33:03 »
Gibt es irgendwas woran ich merken kann, dass das Pferd, das ich reite hinter der Senkrechte ist? Ich mein wenn sich ein Pferd stark verkriecht, merk ich das schon, aber wenn es nur so knapp hinter die Senkrechte kommt.
Jemand hat mal zu mir gesagt, wenn man das Genickstück des Zaums nicht mehr sieht. Aber ehrlich damit kann ich nichts anfangen.
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penelope
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Re:Hinter der Senkrechte
« Antwort #1 am: 14. Februar 2012, 19:23:40 »
Wenn das Pferd ZU weich in der Hand wird und wenn Dinge wie Zügel aus der Hand kauen lassen und Überstreichen nicht mehr flüssig funktionieren.
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Ehemaliges Mitglied 28
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Re:Hinter der Senkrechte
« Antwort #2 am: 14. Februar 2012, 19:30:48 »
Aber auch ein Pferd hinter der Senkrechte kann die Zügel aus der Hand kauen, aber halt nicht mit der Vorwärtstendenz, sondern eher abwärts. War das jetzt verständlich? Oder lieg ich das falsch?
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Ehemaliges Mitglied 28
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Re:Hinter der Senkrechte
« Antwort #3 am: 14. Februar 2012, 19:43:31 »
Und wieso geht ein Pferd hinter die Senkrechte, wenn man mit der Hand nicht rückwärts wirkt und auch keine harte Hand hat?
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Ehemaliges Mitglied 22
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Re:Hinter der Senkrechte
« Antwort #4 am: 14. Februar 2012, 19:47:16 »
Hallo Nathalie,

ich versuche immer auf den sogenannten "falschen Knick" zu achten. Das kann bei anderen Pferden meist besser sehen als beim eigenen, aber mit etwas Übung siehst Du dann auch beim Reiten, ob bei Deinem Pferd das Genick der höchste Punkt ist und so soll es ja sein.

Grüße
Steffi
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Ehemaliges Mitglied 28
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Re:Hinter der Senkrechte
« Antwort #5 am: 14. Februar 2012, 19:50:39 »
Es bei anderen Pferden also vom Boden aus zu sehen, fällt mir nicht schwer. Aber wenn ich selber reite, tu ich mir voll schwer damit :roll:
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Re:Hinter der Senkrechte
« Antwort #6 am: 14. Februar 2012, 19:50:49 »
Und wieso geht ein Pferd hinter die Senkrechte, wenn man mit der Hand nicht rückwärts wirkt und auch keine harte Hand hat?

Weil es sich so helfen kann, den Reiter zu tragen, wenn es im Brustbereich ("Rumpfheber") nicht genügend Kraft hat. Es spannt damit das nackenband etwas mehr, aber das Brustbein fällt dabei nach unten durch.
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Ehemaliges Mitglied 28
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Re:Hinter der Senkrechte
« Antwort #7 am: 14. Februar 2012, 19:52:46 »
@muriel: Aha, so das hab ich gar nicht gewusst. Mir wurde zwar schon mal gesagt, dass es vorkommen kann, wenn das Pferd noch zu wenig Kraft hat, aber warum leider nicht.
Was kann man dagegen tun- welche muskelkräftigende Arbeit?
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penelope
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Re:Hinter der Senkrechte
« Antwort #8 am: 14. Februar 2012, 20:09:21 »
Aber auch ein Pferd hinter der Senkrechte kann die Zügel aus der Hand kauen, aber halt nicht mit der Vorwärtstendenz, sondern eher abwärts. War das jetzt verständlich? Oder lieg ich das falsch?

Ne, da liegst du richtig. Daher meinte ich ja auch, dass es dann nicht mehr FLÜSSIG klappt  ;)

So ein nach unten stoßen beim Zügel aus der Hand kauen und nur abwärts, aber nicht vorwärts dehnen, ist immer ein schlechtes Zeichen.
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Ehemaliges Mitglied 28
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Re:Hinter der Senkrechte
« Antwort #9 am: 14. Februar 2012, 20:10:40 »
Ok, jetzt versteh ich dich ;)
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Re:Hinter der Senkrechte
« Antwort #10 am: 14. Februar 2012, 20:38:36 »
@muriel: Aha, so das hab ich gar nicht gewusst. Mir wurde zwar schon mal gesagt, dass es vorkommen kann, wenn das Pferd noch zu wenig Kraft hat, aber warum leider nicht.
Was kann man dagegen tun- welche muskelkräftigende Arbeit?
Puh, das ist mit das schwerste (finde ich). Mirko hat das auch immer gemacht, sich eng gemacht - hat mir nie gefallen aber ich wusste auch keinen Rat.
Bei Baucher bzw Kerbrech hab ich dann eine Übung gefunden, die ich konsequent über Wochen und Wochen gemacht habe. Danach war es ihm erstmals möglich, eine richtige Dehnungshaltung einzunehmen, weil ein Pferd dafür genau diese Muskeln braucht.

Die Rumpfhebermuskeln halten den Rumpf zwischen den Schulterblättern. Ansatzpunkte sind Widerrist (also Dornfortsätze der BWS) und innere Schulterblattfläche und die Rippen. Weiter beteiligt sind die Brustmuskeln (Pectoralii) die unten am Brustbein zwischen den Vorderbeinen verlaufen. Dann gehören noch ein paar Muskel dazu (M. Subclavius und die Mm. Scalenii, die zb vom 1. Brustwirbel zum 6./. HW ziehen und den Hals wölben).

Alle diese Muskeln tragen das Pferd im Stand, aber sie tun das nicht unbedingt in der Bewegung. Das müssen sie erst üben und dafür braucht es Training in der Mukkibude.
Deshalb hebt Baucher / Ph. Karl den Hals und fordert vom Pferd ihn zu tragen. Damit ist gemeint dass das Pferd diese Haltespannung in die Rumpfhaltung im Brustkorb übernimmt. Das ist der erste Schritt. Die ganzen Abkau- und Dehnungsübungen trainieren schon diese Muskeln, wenn es richtig herum gemacht wird. Und hier ist auch schon das größte Problem und der Grund, warum ich die Übung an sich eigentlich so nicht in die Öffentlichkeit schreiben möchte. Denn wenn hier verkehrt gearbeitet wird erreicht man genau das Gegenteil und der Brustkorb wird mehr nach unten fallen und der Rücken durchgedrückt.
Wenn man es also auf diese Art tun möchte, muss man in der Lage sein, über die Zügelhilfen den Hals so zu heben, dass das Pferd dabei entspannt bleibt und nicht in die falsche Richtung anspannt (U-Förmig), sondern im Heben das Nackenband spannt und den Rücken anhebt.
Aus diesem Heben des Halses kann man nun das Pferd in die Bewegung nach vorne entlassen und dabei den Zügel ganz nach vorne geben.
Mit dem Clicker kann man genau und präzise den Moment bestärken, in dem das Pferd dabei den Rumpf noch hebt, bevor es in die Bewegung geht.
Also quasi wenn es daran denkt, den ersten Schritt zu machen.

Ich habe viel Zeit im Stehen und "denken an Anreiten" verbracht.... Nach einiger Zeit habe ich dann natürlich auch Schritt gehen lassen, aber das Hauptthema war anhalten, heben, ins Vorwärts entlassen. Aus dem Stand in den Schritt, später in den Trab, und dann in den Galopp (aus dem Stand).
Das habe ich über ca 6 Wochen gemacht, und danach war alles anders als jemals zuvor.

wenn man das nicht über die Hand nach Baucher machen möchte, bietet Alexandra Kurland dazu auch einen Weg (der dauert länger, m.E.) und zwar über das tiefe Kopfsenken. Ist der Kopf ganz tief gesenkt, also die Nase vor den Vorderhufen, heben sich die Schulterblätter und zwar gleichmäßig. In dieser Haltung kann das pferd sich nicht auf eine Schulter stützen, sondern es balanciert den Rumpf aus über die vier Säulen (Beine) - Schultern und Hüfte richten sich gerade aus.
Aus diesem tiefen Kopfsenken (und nur aus diesem) kann man nun schrittweise antreten lassen (mit tiefem Kopf) - auch hier kommt es wieder nur auf den ersten Bewegungsimpuls an.
Das also ein paar hundertmal machen und man wird eine Verbesserung feststellen.

Weiter fördert das Abwechseln von Arbeitshaltung und Dehnngshaltung bzw das Entlassen in die Dehnung mit gleichzeitigem Heben des Halses und Entlassen nach vorne diese Muskeln. Wenn das Pferd aber die richtige Dehnung noch nicht im Ansatz kann, wird auch das nur sehr schwer zu erarbeiten sein.

Das WWYLM im Schritt und besonders im Trab wiederum fördert ebenfalls diese Muskeln weil es auch hier um Selbsthaltung geht, die  - da ohne Stütze durch Zügel oder Strick - durch die Eigenbalance funktioniert und diese fördert.
"Everrything is everything else".

Gutes Schulterherein ganz korrekt und ultralangsam geritten fördert das ebenfalls. Genauso wie der "gezählte Schritt" von Racinet - hierbei reitet man den Schritt so langsam, dass man in jedem Moment jeden Schritt anhalten oder herauslassen kann. Eine lange Bahnseite kann dann auch mal 10 Minuten dauern... fördert ungemein die Balance und ist ebenfalls eine absolute Kraftübung, also nicht übertreiben...

Rückwärts - Anreiten und dabei in dehnungshaltung gehen lassen, dabei wieder einen Moment länger den Hals oben halten und dann nach vorne entlassen.

Im Grunde genommen eben durch alle Übungen, bei denen sich das Pferd im Schulterbereich/Widerrist anhebt.
Trab-Galoppübergänge, aber die müssen auch wieder richtig geritten sein. Tempiwechsel innerhalb der Gangarten... all dieses.
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Ehemaliges Mitglied 189
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Re:Hinter der Senkrechte
« Antwort #11 am: 14. Februar 2012, 20:55:46 »
Danke Heike für deine ausführliche Erklärung, sehr interessant .. das muss ich nächtes Mal mit meiner RL besprechen.
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Ehemaliges Mitglied 28
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Re:Hinter der Senkrechte
« Antwort #12 am: 14. Februar 2012, 21:10:22 »
Danke Heike für deine Ausführungen- da ist wirklich viel dabei-muss ich mir durch den Kopf gehen lassen :keks:
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Re:Hinter der Senkrechte
« Antwort #13 am: 14. Februar 2012, 21:14:03 »
hier gibt es übrigens eine wunderbare Übersicht der Muskeln... fürs bessere Verständnis.
http://www.tierphysiotherapie-bergheim.de/topo/index.htm
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Re:Hinter der Senkrechte
« Antwort #14 am: 14. Februar 2012, 22:07:26 »
Gibt es irgendwas woran ich merken kann, dass das Pferd, das ich reite hinter der Senkrechte ist? Ich mein wenn sich ein Pferd stark verkriecht, merk ich das schon, aber wenn es nur so knapp hinter die Senkrechte kommt.
auf die gefahr hin, haue zu kriegen ;-)
ich würde da nicht mit dem lineal dran gehen - wenn die nase minimal (!) hinter der senkrechten ist, das pferd aber vor`m bein und die hand sucht, finde ich das durchaus akzeptabel, wenn es zwischendurch mal etwas hinter die linie kommt. die kopfpositur ist ja nichts statisches, insofern kann es je nach momentaner bewegung schon mal passieren, dass die nase etwas kippt. sei das aus balance-, muskulären gründen oder weil der reiter gerade einen schas baut ;-)
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