Anmerkung: Dieses Thema ist im Vorstellungsbereich entstanden zur Frage "In wie weit sind Pferde durch Futter bestechlich bzw. manipulierbar", also wie weit würden die Pferde über ihre eigenen Bedürfnisse hinaus gehen, wie wird das mit dem Futter im Falle eines Neins gehandhabt etc.
Sabine: um ehrlich zu sein, wird Nio grade eher nicht geclickert. Die Hufgeschichte macht Regine nach allen Regeln der Kunst, weil es ihr Projekt ist und das auch Zeit hat (einigermaßen Abrieb, da fasst täglich ca. 2 Km auf Teer unterwegs). Ich wäre mit der Präzision, Plan und Disziplin überfordert, habe ich mittlerweile festgestellt.
Zungenclick und Futter kommen bei mir natürlich zum Einsatz und kein "Druck" im Sinne von eskalierend - schon aus dem Grunde, weil das bei Nio gar keine gute Idee ist. Bestenfalls sagt er "nö", schlechteren Fall wehrt er ab. Grundeinstellung ist "Fight", nicht "Flight" - was ich Hinblick auf mutiges Reitpferd bestimmt noch seeehr schätzen werde.
Wir haben uns grade in der Anfangszeit (seit Juni 2020 ist er bei uns als Jährling aus halbwilder Haltung/ Weideprojekt) gegenseitig teilweise ganz schön gegenseitig angegruselt. Ich bin Pferde, die im Zweifel deutlich sagen "du gehst weg!!!" nicht gewöhnt, sondern mehr die distanzlos-verspielt-freundliche Variante, und war teilweise sehr, sehr unsouverän. Auch ein mutiges Jungpferd braucht da doch was anderes.
Da meine Baustelle also eher persönlicher Art (Angst vor Kontrollverlust) war, haben wir die beackert und sind seit 3 Monaten hauptsächlich "unterwegs", mit kleinen Schritten Strecke gesteigert und uns diverse "Schikanen" erobert, die abends im Dorf so anfallen (Gullideckel, Aco-Schienen, Steigungen auf Teer und Schotter rauf und runter, Springbrunnen, Leute mit Hunden, Radfahrer, Autos mit Licht, "Verladeübungen" im tunnelartigen Eingang des Ärztezentrums, Mähroboter, ballspielende Kinder, Feuerkörbe, Pferde auf anderen Koppeln usw.), sind jetzt bis zu 45 Minuten zu zweit allein unterwegs, meistens ziemlich entspannt zusammen und haben uns wirklich gut kennengelernt.
Unterwegs braucht er auch nicht wirklich Futter, kriegt er hauptsächlich, wenn er in kniffeligeren Situationen mich direkt ansieht oder bei Verkehr im Stehen.
Geholfen hat eine Trainingseinheit "draußen" mit einer sehr vielseitigen und jungpferderfahrenen Trainerin und sicher auch für mich selber Übungen der "Trust Technique", die ich mit Gismo, dem älteren Exi mache und erstaunlicherweise bei mir wirklich einen Schalter umgelegt haben.
Mit leichten Berührungen "Druck als Information" und sofortigen CB auf Reaktion geht es bei Nio sehr gut, er ist durchaus kooperativ, sehr lernwillig und will definitiv die Welt erobern.
Meine beiden Exis nehmen Kekse zwar durchaus gerne, wenn gereicht (bzw. bei Gismo immer noch bestens falls "vor die Füße gelegt"), tun dafür aber nix, was sie nicht sowieso tun würden. Es sind halt keine durch lange Selektion auf Fügsamkeit und Kooperation bis zur Leidensgrenze domestizierte "Nutztiere", sondern alter keltischer Urponyadel.
Gelernt habe ich jedenfalls, genau zu schauen, was wirklich "sein muss" und für was man sich Zeit lassen kann, weil weder für Gesundheit noch zwingendes Handling usw. sofort erforderlich.
Macht man sich selber Druck, weil man meint, dass irgendetwas sofort "sein muss"? Oder fühlt man sich von anderen genötigt, die sagen "waaaas, geht immer noch nicht???"
Und dass neben Technik mindestens so entscheidend die eigene Haltung, Ausstrahlung, Souveränität sind. Und man sich auch eingestehen muss, vor was genau man Angst hat, um dann Wege zu finden, da raus zu kommen.
Könnte mir daher auch vorstellen, dass euer "Hufproblem" ein sekundäres ist, dass sich irgendwann relativ einfach lösen lässt, aber es insgesamt noch an grundlegendem beiderseitigen Vertrauen fehlt - das sich nicht mehr bessert, wenn häufig was schiefgeht als klappt. So war es bei uns jedenfalls.
LG
Katja