Ich find das ein interessantes Thema und ich kann wohl leider auch ausführlich mitreden.
Ich hab die letzten Tage auch unter dem Aspekt "Lebensqualität" mein Pferd beobachtet. Und ich bin mir ganz sicher, wir sollten unser Bestes geben, allen Bedürfnissen gerecht zu werden, ohne Frage. Aber ich glaube nicht, dass ein Pferd sich Gedanken drüber macht, obs ihm jetzt schlecht oder gut geht, da wo es ist und ob es dem Pferd in der Diätgruppe vielleicht noch schlechter geht. Ich bin überzeugt, die leben da, wo sie sind, relativ neutral, solange es nicht am Lebensnotwendigen fehlt.
Aber vielleicht hab ich auch nur ein generell zufriedenes Pferd und kann mich damit glücklich schätzen.
Aus Stall eins bin ich aus persönlichen Gründen weg, ich habs da einfach aufgrund der Leute nimmer ausgehalten. Rückblickend gings Paula da stalltechnisch mittelmäßig gut. (Dass ich da noch weit weg von gutem Reiten war, steht auf einem anderen Blatt, und dass zu der Zeit ihr Rücken aufgrund meiner Unwissenheit kaputtging, weil ich nicht gecheckt hab, dass der Sattel ne Katastrophe ist und dass sie gesundheitlich zwischendurch nicht so gut beieinander war, kommt dazu, lag aber nicht am Stall.)
Gefehlt haben Unterstände auf den Koppeln, die standen komplett ohne Bäume/Hütten draußen, auch im Sommer mittags bei 35°C. Das tut mir im Nachhinein leid, aber irgendwie war es halt normal, kannte es nicht anders.
In Stall 2 gabs auch keine Hütten, was mir nicht weiter auffiel, sonst wars da ganz okay. Bis die SBs sich trennten, sie aber nichts mehr auf die Reihe bekam, Paula wirklich halbröhrbeinhoch im Schlamm stand, der auch noch Misthaufensuppe enthielt, von morgens 5 bis abends 5 (Winter), ohne Wasser und Futter. Ich hab der SB anfangs noch Zeit gegeben, sich zu berappeln. Als das aber einfach nicht passierte, bin ich weg.
Stall Nr. 3 war haltungstechnisch ne Katastrophe, damals aber trotzdem eine sehr gute Option, alles wäre in dem Fall besser gewesen. Paula fühlte sich pudelwohl, ich merkte ihr richtig an, wie sie die gut eingestreute Box genoss. Noch nie hat sie sich in einer Box gewälzt, da 3x hintereinander.
Aber es gab nur stundenweise Koppelgang (im Winter 2 Stunden, im Sommer 3-4), aber dafür ohne Schlamm, da guter Boden und Hanglage. Die Boxen waren hochvergittert, aber Paula hatte immerhin ein Upgrade mit Außenfenster.
Dass sie dort wirklich unglücklich war, kann ich auch heute nicht sagen. Es war halt, wie es war. Sicherlich wäre sie lieber länger auf der Koppel geblieben, freiwillig kam sie selten, sie musste immer geholt werden. Aber rebelliert hat sie nie. Und miesepetrig im Eck stand sie auch nie. Trotzdem ist der Stall eine Katastrophe, aus Pferdesicht. Die Menschen haben alles. Tolles Dressurviereck, Halle, beheizte Sattelkammer, 2 Toiletten...
Das Hofgelände ist komplett gepflastert, man kann sauber zum Pferd und kommt sauber wieder heim...
Aber am Heu wurde gespart, ich hab immer nachgefüttert, heimlich...
Mir war bewusst, dass der Stall bewegungstechnisch ein Graus ist und habe in 3 Jahren weniger als 10 Stehtage gehabt. Wirklich täglich hab ich Paula bespaßt und bewegt.
Als ich dann schwanger war, war mir klar, dass ich dieses tägliche Pensum nicht mehr schaffen werde und mir wurde klar, dass der Stall nicht länger tragbar ist. Durch Zufall fand ich Stall Nr. 4, der schon lange besteht, ich aber einfach nichts davon wusste. Sonst wär ich wohl nie in Stall 2 und 3 gelandet.
Paula hat jetzt täglich ganztags Koppel, im Winter mit Matsch, aber höchstens huftief und wenn sie mag, kann sie trocken stehen. Das Gras im Sommer reicht nicht, weil der Stall überbelegt ist. Ein Minuspunkt, der durch 365 Tage Heu ad lib auf der Koppel ausgeglichen wird. Damit ist das für mich okay.
Nachts steht sie in einer Strohbox, die immer gut gemistet und großzügig eingestreut ist, Heu gibts abends auch ausreichend viel (im Vergleich zu früher reichlich; obwohl ich gern dazu neige, mir einzubilden, dass ausgerechnet mein Pferd zu kurz kommt
, füttere ich nur ganz selten mal eine Hand nach).
Ich finde Offen-/Aktivställe toll, bezweifle aber, ob Paula sich da wohlfühlen würde.
Ich würde es probieren, gäbe es ein gutes Konzept in erreichbarer Nähe, aber ich finde es nicht schlimm, dass es kein solches Angebot gibt. Sie ist eher Einzelgänger, ist futterneidig (wobei das viiiel besser ist, im neuen Stall, weil sie vielleicht keinen Hunger mehr hat?) und hat gern ihre Ruhe. Kann sein, dass ich sie falsch einschätze, aber ich empfinde es für sie optimal, dass sie tagsüber ihre gemischte Herde und nachts ihre Ruhe in ihren eigenen 4 Wänden hat.
Ich denke, für Paulas Lebensqualität am entscheidensten war mein Umdenken. Von negativer Verstärkung zu positiver und weg von der Reiterei, wie ich sie früher gelernt hab (Pferde eng, wer nicht spurte, bekam nen Schlaufzügel...
)... Ich glaube wirklich, die Ställe waren zu jederzeit Nebensache.
Auch wenn sie zumindest in Stall Nr 3 nicht mehr zurückgehen wollen würde, unterstelle ich ihr.
Ich möchte die Haltungsbedingungen in keinster Weise runterspielen, für mich ist es (inzwischen) oberstes Gebot, dass es dem Pferd an nichts fehlt.
Aber ich reagiere wirklich auch genervt, wenn ich Stimmen im Stall höre, die sich über Kleinigkeiten beschweren, als wären es Katastrophen.
Aber da wurde ich sicher geprägt, durch die vielen Dinge, die in allen anderen Ställen normal sind und hier ein No-Go sind.
Ich empfinde unseren Stall (abgesehen von fehlenden Toiletten und Halle, aber das ist MENSCHEN-Luxus und den Pferden egal) als perfekt (genug).