Huhu
Beim Lesen fällt mir gerade auf, dass ich Stress in diesem Zusammenhang vielleicht noch genauer definieren sollte. Also wenn ich von Stress rede meine ich einfach insgesamt eine hohe Erregungslage, ganz egal ob durch Vorfreude oder Unbehagen. Darunter fällt auch sowas wie "uuuuunbedingt auf dem mega tollen Reitplatzboden wälzen wollen aber nicht können weil noch am Strick und überhaupt"
Bei uns aktuell ist "auf dem Reitplatz zum Zaun rennen und Wallache anrossen" meeeega gewünscht, aber ich kanns halt nicht zulassen, weil sonst immer eine der Parteien in den Zaun haut und das für alle nicht sinnvoll ist. Das für zu wüldestem Kopfschlagen und Buckeln
Hormone...
Und mit Übersprungshandlung meine ich Verhalten, das gezeigt wird, weil ein anderes (instinktives) Verhalten auf Grund der Situation nicht gezeigt werden kann. Wunschverhalten: Gras, zur Besi, Wälzen oder auch "nicht in den Matsch", Flucht o.ä. Wenn die Motivation, dieses Verhalten zu zeigen, sehr hoch ist - aber die Ausführung nicht möglich (weil z.B. am Strick gegengehalten wird, oder im Clickerfall auch gerne mit hochwertigem Futter "abgelenkt" wird), dann kommen solche Situationsunpassenden Verhalten bei raus. Bei der Krümeline Kopfschlagen, Wälzen, Vorderbeine komisch überkreuzen, bei manchen Pferden scharren oder dann halt eben auch Rempeln oder Beißen.
So wie du es ja auch beschrieben hast
Sowohl Stress als auch Übersprungshandlung sind dabei nicht wertend gemeint oder pauschal negativ.
Was als Gedanke hilft - um den Bogen zu Choice wieder zu spannen - ist zu sagen, ok, wie können wir die "Übersprungshandlung" durch ein trainiertes und operant/bewusst gezeigtes Verhalten ersetzen. Also in Mulis Wälzfall z.B.: Auf den Platz gehen, direkt zu Beginn Handtarget abfragen, Wälzen lassen. Oder aus dem Paddock raus, Handtarget, kurz Grasen lassen. Das überschreibt dann nach einer Weile dieses Hinundhergerissensein, weil das Pferd lernt, aha, wenn ich mich gern Wälzen möchte, dann ist das Handtarget ein sehr zielführender Weg das zu kommunizieren.
Dazu mag ich mal noch ein altes Video von uns einstellen, wo genau die aufgezählten Verhaltensweisen vorkommen (im Fall der Krümeline als Übersprungshandlung wegen negativem Stress weil der eigentlich Wunsch, zurück zur Herde zu 'fliehen' nicht möglich ist). Man sieht es im Video ein bisschen, wie sie verschiedene Targets anbietet (Handtarget, Pylone anstupsen), die meiste Zeit kann sie sich dafür aber nicht genug beherrschen.
https://youtu.be/ZKSMFItdKoIDie Choice-Komponente ist in diesem Fall ganz am Ende, als sie zu Sixtus-Andrea flieht die am Filmen ist - das war zu der Zeit mein ultimatives Abbruchkriterium, wenn sie sich aktiv von mir abwendet und eine andere Person "um Hilfe bittet". Das ist natürlich extrem spät und im Normalfall wäre ich vermutlich spätestens nach dem 1./2. starken Kopfschlenkern vorsichtig Richtung Ausgang, so lange es die Umgebung hergibt. Choice mal ganz stark in Anführungszeichen, weil ich natürlich in dem Setup 100000000 Signale übergangen habe.
Aber im Grunde ist z.B. auch ein Pferd, das immer unkontrolliert zu einem Gegenstand hin zieht (siehe Heike und Amadeus und die Wippe) in einem ähnlichen Zustand.
Irgendwie fällt es mir gerade nicht so leicht, weit genug auszuholen um alles zu formulieren, was ich sagen will
Aber ich geb mein bestes.
Edit: Link hinzugefügt, ohne macht's keine Sinn