Soll ich es einfach lassen "unterwegs" sowas zu versuchen und vorher in gewohnter Umgebung prubieren? Ändert sich das Ignorieren? Sie wollte wirklich gar nix versuchen, schaute sich immer um und war auf der Hut...obwohl das eigentlich auch gewohntes Gelände ist...
Selbst gewohntes Gelände ist veränderlich und birgt vermeidliche Gefahren für so ein scheues "Rehlein".
Wenn Dein Hoppa sich da mehr für all diese Dinge interessiert als für Dich, dann zeugt das von Verantwortungsbewusstsein, würde ich meinen. Sie passt eben auf, dass euch da nichts passiert. Und da kann, aus der Sicht eines Beutetieres, schon jede Sekunde entscheidend sein über Leben und Tot. Insofern ignoriert sie dich nicht sondern möchte dich rechtzeitig warnen, wenn Du mich fragst. Es ist also völlig klar, dass sie sich in dieser Situation nicht von einem Handtarget ablenken lassen möchte. Zumindest sehe ich das so.
Es liegt also nun an Dir, ihr dieses Gefühl der Sicherheit für euch beide zu bieten. Sie muss also erst einmal erkennen, dass Du alles im Überblick hast und sie rechtzeitig warnen würdest, wenn Gefahr droht. Sieht sie jedoch den kleinen Vogel im raschelnden Laub vor dir, wird sie vermutlich denken, dass sie besser auf euch aufpassen kann. "Und der Baumstamm dort, lag gestern auch noch nicht da! Hast Du das bemerkt? Dahinter könnte sich ein Raubtier versteckt haben und auf der Lauer liegen. Geh hin und sieh bitte nach, damit ich mich wieder sicher fühlen kann usw."
Ich habe mir angewöhnt unsere gemeinsamen Spaziergänge als Erkundungstouren zu gestalten. Wann immer es etwas gab, dass die volle Aufmerksamkeit meines Pferdes auf sich lenkte, habe ich mich dieser Sache auch voll gewidmet, also erst einmal meine Blicke auch genau dort hin gelenkt. Damit signalisiere ich schon mal, dass ich es auch gesehen habe. Dann wende ich mich jedoch wieder meinem Pferd zu und erkläre ihm, dass ich dort keine Gefahr für uns sehe. Ich rede im ruhigen Ton auf ihn ein und bleibe dabei völlig entspannt, streiche ihm zur Not etwas den Hals ab usw. Glaubt er mir, wird er seine innere Anspannung wieder lösen, wenn nicht sage ich: Ok, dann lass uns nachsehen. Ich gehe also vor und lasse ihn stehen wo er sich noch sicher fühlt (dazu wird eine längere Leine benötigt). Dann wende ich mich ihm erneut wieder zu und frage wieder nach etwas mehr Entspannung, wie z. B. Kopfsenken usw. Lässt er sich darauf ein, wird er wie ein Held gelobt, wenn nicht, brauchen wir Geduld und viel Zeit. Aber ich trete nicht den Rückzug an solange es dafür keinen Grund gibt. Kann er sich dann doch noch überwinden und mir weiter folgen, wird er mit einer sehr hohen Frequenzrate überschwänglich belohnt. Erkenne ich jedoch, dass er mir jeden Moment ausbricht, muss ich mich sehr stark zurücknehmen und diesen Abstand respektieren. Aber eine Flucht werde ich nicht riskieren sondern nach Möglichkeit verhindern. Auf diese Weise hat er gelernt, dass er mir in solchen Situationen durchaus vertrauen kann und eine Flucht keine Option für mich ist.
Mit dem Handtarget habe ich das noch nicht geübt, weil die Aufmerksamkeit so auch nicht gegeben war und ich es zu dieser Zeit auch noch nicht kannte. Das müsste dann schon etwas sein, was er von der täglichen Arbeit her schon sehr gut kennt. Aber ob ihm das die Gewissheit gibt, dass ich Herr der Lage da draußen bin, wage ich mal zu bezweifeln. Davon musste ich zumindest alle Pferde mit denen ich alleine im Gelände war, erst einmal überzeugen. Und das gelang auch nicht immer. Da waren dann weitere Pferde, die da entsprechend gelassener mit umgehen konnten, schon mal sehr hilfreich. Aber ich wusste, dass ich nicht das vollste Vertrauen meines Pferdes genoss und habe natürlich weiter daran gearbeitet. Das betraf überwiegend Stuten, denn die haben ganz offensichtlich ein sehr viel größeres Sicherheitsbedürfnis als Hengste. Mit Undine habe ich mir im Gelände regelrechte Zweikämpfe geliefert aber das war schon sehr extrem bei ihr (traumatisch). Aber als sie mir dann ihr Vertrauen schenkte, war das all die ganze Arbeit wert. Jede Sekunde ein Genuss!
Antares kenne ich ja nun schon als Kleinkind und weiß genau, was den verunsichert. Da bin ich klar im Vorteil und kann diese Dinge sehr viel früher erkennen als er. So höre ich z. B. in der Ferne eine Kuh und weiß schon, dass unser Weg an einer Weide vorbeiführen wird, die mit diesen "Monstern" bestückt ist. Ich drehe aber nicht um, sondern bereite mich darauf mental vor. Als das erste Fleckvieh am Horizont erscheint, berichte ich Antares davon und zeige ihm, was ich entdeckt habe. Sieht er es auch, bleibt er wie angewurzelt stehen und ihm fallen fast die Augen raus. Aber ich rede weiter auf ihn ein und sage ihm, dass ich es längst gesehen habe und dass die ganz friedlich sind und was mir sonst alles dazu einfällt. Er lässt sich von mir zu texten und geht zögerlich weiter. Das gibt schon mal ein erstes Lob aber damit bin ich noch sparsam, denn ich muss mich steigern können, je näher wir kommen. Dann werden die Schritte immer kürzer und er braucht so in 100 m Abstand eine erste Pause. Die bekommt er dann und darf grasen, sofern er was findet. Dabei sorge ich dafür, dass er in die gewünschte Richtung weiter frisst (so habe ich das mit Undine auch gemacht, als wir den Hof verlassen haben). Schließlich erkennt er, dass er sehr nahe ist, für ihn fast zu nahe und jetzt gehe ich in die Offensive und auf das Monster zu, völlig unerschrocken und unbeeindruckt, während er hinter mir zurück bleiben darf. Die Kuh hebt kurz ihren Kopf starrt mich an und kaut dann weiter. "Siehst du, sage ich, die ist doch völlig harmlos und die anderen auch." Antares schnaubt kurz ab und traut sich einen Schritt näher zu kommen. Nun ist er der große Held und wird gelobt gestreichelt und gefüttert. Der Kuh ist das zu blöd und sie wandert zu ihren Artgenossen. Jetzt habe ich zehn Punkte bei ihm sammeln können und der Rückweg ging schon sehr viel leichter dort vorbei. Da hätte mir dann vermutlich auch ein Handtarget helfen können. Aber entscheidend ist, was ich für eine Botschaft aussende und wie die bei meinem Pferd ankommt. Ein Handtarget alleine wird nicht so überzeugend sein, denke ich.