Ich bin mir nicht sicher ob er unterfordert ist oder nicht, habe aber eigentlich nicht das Gefühl dass er unterfordert ist. Er darf selbst mitdenken, selbst ausprobieren und er langweilg sich bei den Trainingseinheiten auf keinen Fall. Zu Beginn jeder Trainingseinheit ist er ähnlich wie ein Border Collie, da setzt er auch sofort sein Spielgesicht auf wenn er merkt jetzt gehts an Freiarbeit, ZL, Bodenarbeit usw. Er nimmt da den Kopf etwas tiefer, macht kadenziertere Tritte, geht meist im Trab neben mir, legt die Ohren etwas zurück und animiert mich dazu, etwas "flottes" mit ihm zu machen. In dieser Phase ist es recht schwierig ihn z.B. ruhig stehen zu lassen, da will er seine Energie erst mal los werden und mir zeigen was er drauf hat. Da machen wir gern Dinge wie zb Rückwärts-Trab-Halt-Rückwärts usw. Achte aber trotzdem darauf dass er versucht sich zu entspannen zwischendurch. Gestern war er auch total motiviert und super gelaunt. Da lag eine Stange am Boden und ich bin mal mit ihm hin gelaufen und sind genau über der Stange stehen geblieben, sodass die Stange unter seinem Bauch war. Bin dann seitlich von ihm gestanden und er hat mir sofort angeboten seitlich über diese Stange drüber zu gehen. Das kannte er zuvor nicht, habe das bestärkt und das dann auf Kommando mittels Hüft- und Schutlertarget gemacht, hat super geklappt, diese neue Übung hatte er innerhalb 3 Minuten drauf und hat ihm total Spaß gemacht. Es gibt oft so Situationen wo er einen neuen Gegenstand entdeckt, neue Bewegungsmuster entdeckt usw, das darf er alles und wird auch bestärkt, von daher glaube ich nicht dass er unterfordert ist weil wir oft neues machen, viel Abwechslung rein bringen. Wenn ich in einer Trainignseinheit den Schwerunkt nur auf 1-2 Dinge setzen würde dann ist ihm das zu langweilig, sodass er diese Übungen dann einfach gar nicht mehr macht. Daher hatten wir bessere Erfolge in einer Einheit an 4-5 Dingen zu arbeiten, die Einheit dafür aber "kurz und knackig" zu halten, natürlich mit Pausen dazwischen.
Weil die Frage kam ob ich hauptsächlich ruhige Arbeit mit ihm mache - nein so ist es nicht. Ich achte schon auch drauf dass er ruhige Sachen macht wie zb ganz langsam gehen mit gesenktem Kopf, Matten-Arbeit, allgemein Entspannung usw. Das taugt ihm aber nicht so, er ist mehr der Bewegungs-Typ. In der Freiarbeit machen wir auch viel mit Stangen und Cavaletti, zb springen wir gemeinsam über 2-3 Cavalettis drüber, laufen einfach mal durch die Halle, da beginnt er auch vor Freude zu buckeln, bleibt aber immer bei mir und aufmerksam. In jeder Trainingseinheit gibts mal ruhigere Übungen und Übungen wo es um Bewegung geht.
Lusitanos sind grundsätzlich sehr ausgeglichene Pferde mit genug Temperament aber jederzeit "beim Menschen" und kontrollierbar. Ein Lusitano der an der Hand fast durchdreht und unterm Sattel total triebig ist würd ich eher als unterfordert bzw falsch trainiert sehen. Mein Pferd spielt auf der Koppel auch sehr viel mit den anderen, aber er ist sicher keiner der wild herum rennt und überschüssige Energien hat. Bei der Arbeit ist er super konzentriert, zeigt Temperament wenn ich es fordere aber bliebt genau so cool und gelassen. Dürfte also rein Zufall sein dass in diesem Stall gleich ein paar Lusitanos stehen, die du als unausgeglichen bezeichnen würdest. Ich kenne schon sehr viele Lusitanos und habe bisher nur einen erlebt der an der Hand etwas unkontrollierbar war, das war aber eindeutig die Schuld vom Besitzer.
(sorry musste den Beitrag auf 2 mal aufteilen weil er zu lang war)