Clickerforum

Clickertraining im Alltag => Clickertraining allgemein => Thema gestartet von: Chrisiii am 21. März 2013, 21:03:42

Titel: Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: Chrisiii am 21. März 2013, 21:03:42
Hallo liebes Forum!

Bevor ich mein Problem beschreibe, erzähl ich euch kurz allgemein über die Arbeitsweise und mein Pferd. Mein Pferd ist ein 6 jähriger Lusitano, seit Juni bei mir, wie ich ihn bekommen habe war er noch roh, hab ihn von Beginn an mit Clickertraining ausgebildet. Er ist total auf mich fixiert, ist eher wie ein Hund als ein Pferd *ggg* Wir machen sämtliche Dinge vom Boden aus (ZL, Freiarbeit, Langzügel usw) und geritten wird er auch einmal pro Woche. An der Longe (nach Longenkurs Babette Teschen) läuft er auch schon sehr gut, links ist seine schlechte Seite, auf der er nicht so gerne geht. Bei der Freiarbeit klappt es echt schon gut. Er kommt im Trab auf mich zu wenn ich ihn rufe, läuft mir in allen Gangarten nach, Rückwärts, Seitwärts, Zirkeln, Richtungswechsel, Distanz vergrößern/verkleinern funktioniert alles schon sehr gut. Wenn ich mit ihm arbeite mache ich zwischendurch immer wieder Pausen (entweder wir schlendern gemeinsam quer durch die Halle oder er wird am ganzen Körper gekrault oder gestreichelt) und ich mache die Einheiten auch nicht zu lang, achte also darauf dass ich ihn nicht überfordere.

So, nun zu meinem Problem:
Ich kann wie oben beschrieben super mit ihm arbeiten in Freiarbeit... da ist er super motiviert und konzentriert, arbeitet toll mit, denkt selbstständig mit, darf eigene Sachen ausprobieren usw. Während wir zb gemeinsam im Trab durch die Halle laufen oder er um mich einen Zirkel macht dreht er sich plötzlich weg und rennt in vollem Tempo davon. Er rennt dann ans andere Ende der Halle und bleibt dort stehen. Wenn ich versuche ihn zu rufen (normal kommt er dann im Trab zu mir) bleibt er genau dort stehen, beachtet mich nicht. Wenn ich ihn ebenfalls ignoriere bleibt er ewig lang dort stehen... wenn ich auf ihn zugehe, ihn anspreche usw dann rennt er wieder vollgas davon und stellt sich aufs andere Ende der Halle. Dort beginnt das ganze wieder von vorne. Wenn ich dann mal ganz aus der Halle raus gehe und 15 min später wieder zurück komme steht er immer noch an der selben Stelle und beachtet mich nicht. Einfangen kann ich ihn nur, wenn ich ihn zum stehen bringe so wie ich es bei natural horsemanship gelernt habe.. sprich weg absperren wenn er davon rennen will bis er steht und sich einfangen lässt. Dort bekommt er wieder C+B wenn er ruhig neben mir steht, sich angreifen lässt usw. Kann ihn auch mit der Gerte und Strick überall berühren, absolut kein Problem. Kaum will ich wieder mit ihm los gehen beginnt das Spiel wieder von vorne, rennt davon usw. Wenn ich ihn an den Strick hänge macht er das ganze erst mal auch mit Strick, da ist er so wahnsinnig schnell im davon rennen dass ich keine Chance hätte ihn zu halten.
Nachdem ich ihn wieder eingefangen habe, hab ich ihn dann eine Zeit lang am Strick neben mir stehen lassen, hab ihn "runterkommen" lassen, überall berührt und gekrault... Dann wollte ich einfach ganz normal wie immer mit ihm am Strick los gehen, eben ganz normal führen. Da zögert er total, will nicht hinter mir her geben (normal geht er problemlos auf meiner höhe mit durchhängendem Strick). Es wirkt so als würde er wieder jeden Moment ausnützen wollen um davon zu laufen. Ich brauche dann vorne eine Gerte um ihn vom los laufen nach vorne zu hindern und hinten eine Gerte um ihn vorwärts zu bekommen. Würde ich ihn nicht so "führen" würd er entweder nach vorne weglaufen oder stehen bleiben und dann in die andere Richtung rennen.

Wenn ich ihn am nächsten Tag wieder von der Koppel hole und mit ihm arbeite ist er wieder ganz normal, motiviert, hängt total an mir und verhält sich so als wär nie was gewesen..... Ich kann mir sein Verhalten nicht erklären. Das war jetzt schon 3 mal so und ich habe ihm ja nichts getan, habe nichts während der Einheit verändert usw.

Habt ihr eine Idee wieso er sich so verhält bzw was ich in diesen Momenten tun kann? Habe schon alles probiert.. von ewig lang ignorieren, raus gehen, warten bis er von selbst kommt (er kommt nicht von selbst...), jedes Ohren-drehen in meine Richtung geclickt usw. Würde mich freuen wenn wir gemeinsam auf eine Lösung kommen ;-) Wenn ihr euch das nicht bildlich vorstellen könnt dann kann ich mal versuchen das zu filmen wenn wieder diese Situation ist.

Lg. Chrisiii
Titel: Re:Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: Chrisiii am 22. März 2013, 09:06:55
Hat niemand Ideen? :(
Titel: Re:Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: Annabelle am 22. März 2013, 09:29:07
Ich finde das schreit nach einem Video.
Titel: Re:Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 55 am 22. März 2013, 10:09:46
*gg* Ich bin ja auch für das Video
Titel: Re:Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: solera am 22. März 2013, 10:44:03
hellsehen ist ja erst in arbeit... aber ich hätte das gefühl, dass der einen overload im kopf hat. ich glaub, dein problem ist nicht das davonstauben, sondern was auch immer davor kommt.

du beschreibst im prinzip das selbe verhalten, dass mein pony an den tag legt, wenn er einen clicker hört - ab und weg. und ich brauch selbst mit allen tricks, die ich so kenne 20-30min um ihn wieder "anleinen" zu können. das erste mal hat er das überhaupt in vollmontur gemacht mit rutschenden zügeln, damit muttern'S nervenkitzel da gleich ein bisserl intensiver wird... so ein bisschen adrenalin kann die echt noch brauchen. das ist reproduzierbar auf einen knackfrosch... jetzt ist nur die 1.000.000$-frage: was ist bei cadilaque der auslöser? das kann reichen von einem geräusch, das du machst (sind wir nicht alle ein bisschen touretti's bei der arbeit mit dem pferd? :cheese: ) über zu viel input auf 1x bis zu einer zu raschen befehlsfolge... oder auch nur "erinnerungsschmerz", für den du den auslöser gefunden hast. könntest du an irgendwas denken, das die 3 "abfahrer" gemeinsam hatten?
Titel: Re:Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: Volker am 22. März 2013, 11:33:02
Mein Pferd stellt sich auch manchmal an eine Ecke der Halle und ist schwer von dort wegzukriegen. Allerdings fällt das insgesamt nicht so stark aus, wie du es beschreibst. Es tritt bei uns immer dann auf, wenn es irgendein Thema in der Herde gibt. Mein Pferd ist sehr sensibel auf alles, was in seiner Herde abgeht und von dem besagten Eck aus, kann er auf die anderen Pferde sehen.

Wohin schaut denn dein Pferd, wenn es dort steht? Und passiert das immer erst nach einer gewissen Zeit des Trainings? Macht er das immer aus dem Trab heraus? Sieht er gestresst aus dabei, oder ist es vielleicht sogar ein Spiel, dass er mit dir spielen will? Meiner prescht manchmal von mir weg, weil er einen Wettlauf anzetteln will - das kann durchaus unangenehm werden, wenn ich am anderen Ende des Seils hänge ;)
Titel: Re:Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: Mannimen am 22. März 2013, 11:48:32
Da möchte ich mich mal Solera anschließen und denke da ähnlich drüber.

Du hast ihn seit Juni letzten Jahres und er ist 6 Jahre alt. Zuvor kannte er nur negative Verstärkung aus dem NH und jetzt hat er die positive Verstärkung durch das CT kennen gelernt. Wenn ich so lese, was er in dieser kurzen Zeit schon alles mit dir gemacht hat, dann finde ich das sehr viel. Beruhen diese Dinge dann mehr auf negativer oder auf positiver Verstärkung und wie kann er das unterscheiden? Ich finde diese Durchmischung immer sehr schwierig und Antares zeigt mir dann auch sehr deutlich, dass er damit gerade überfordert ist. Er geht dann auch zu Übersprungshandlungen über, fängt an zu schnappen oder auch davon zu rennen. Im alten Stall hat er sich dann gerne vor einen Spiegel gestellt und konnte sich ewig selbst darin anstarren oder mich durch den Spiegel beobachten. Das war dann spannender als alles andere für ihn. Im neuen Stall sind andere Pferde nun spannender, die laustark begrüßt werden müssen und wo er am liebsten hinrennen möchte. Da bin ich dann schlichtweg Luft. :roll:

Gehe ich in solchen Momenten zu negativer Verstärkung über, fängt er an zu bocken und in meine Richtung zu keilen. Lasse ich ihn in Ruhe, brauche ich sehr viel Geduld, bis er wieder sich mir zuwendet. Und versuche ich irgend etwas positiv zu bestärken und zu belohnen, rückt er mir mega auf die Pelle und wird extrem aufdringlich, sodass ich mir wieder etwas mehr Distanz ausbitten muss und schon rennt er erneut weg. :confused:

Das kommt mir dann so vor, als wollte er mir sagen: "Was willst Du von mir? Ich will das aber nicht!"

Echt schwierig
Manni
Titel: Re:Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: penelope am 22. März 2013, 12:04:03
Bei einem noch recht jungen Lusitano würde ich auch immer die Möglichkeit bedenken, dass sich diese Pferde auch sehr leicht unterfordert fühlen können.

Das sind ja oft echte "Arbeitstiere" und ich könnte mir vorstellen, dass so einer mit hauptsächlich ruhiger Arbeit (so würde ich jetzt dein erstes Posting interpretieren, weis natürlich nicht, ob ich da richtig liege) nicht ausgelastet ist und sich daher Frust aufbaut.
Titel: Re:Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 55 am 22. März 2013, 12:08:27
Ich finde gegen das überfordert sein spricht einfach das Chrisiii gewissenhaft arbeitet und eben auch Pausen macht, etc.

Puppe hat so "Aussetzer" öfters wenn es kalt ist und sie übermütig ist.. Aber da merkt man schon sehr deutlich dass es eine Spielaufforderung ist - manchmal steigert sie sich dann nur so rein dass sie nen Adrenalinkick kriegt und abdreht.. Aber da erstarrt sie nicht sondern prescht nur mehr herum  :roll: Kam zum Glück schon 2 Jahre nicht mehr vor.
Titel: Re:Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: solera am 22. März 2013, 12:16:49
Ich finde gegen das überfordert sein spricht einfach das Chrisiii gewissenhaft arbeitet und eben auch Pausen macht, etc.
das bewahrt einem vorm border collie syndrom, aber nicht davor trotzdem massiv druck auszuüben... weil auch der futterstress vom clicker zb kann so einen overload im kopf erzeugen oder einfach ein "1x noch" und das war dann das eine mal zu viel. und es gibt schlichtweg niemanden, dem das nicht ab und zu mal passiert, dass er sich verschätzt beim arbeitspensum und dann remütig sagt "das hätt ich jetzt lieber sein lassen sollen" - ist wohl auch die eindrucksvollste lektion, die einem das pferd beibringen kann.

penelope's einwurf find ich auch interessant! das aber find ich gerade bei so arbeitsrassen sehr gefährlich, weil sobald ich da mit dem pensum rauf fahre, bin ich ruck zuck in der nähe des border collie syndroms ABER der einwurf macht in dem zusammenhang auch sinn.
Titel: Re:Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 55 am 22. März 2013, 12:22:15
Klar, sind durchaus Einwände und treffen sicher öfters zu.. Aber fällt halt für mich unter Fehler die man dann auch gleich selbst merkt.. Weil ich merke ja wenn ich jetzt zu viel verlangt habe oder das Pferd gestresst ist und deshalb mal 'abdreht'. :nixweiss:
Titel: Re:Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: tara am 22. März 2013, 12:41:03
Bei einem noch recht jungen Lusitano würde ich auch immer die Möglichkeit bedenken, dass sich diese Pferde auch sehr leicht unterfordert fühlen können.

Zitat
Ich finde gegen das überfordert sein spricht einfach das Chrisiii gewissenhaft arbeitet und eben auch Pausen macht, etc.

ich denke auch eher an Unterforderung, gemischt mit abwehrreaktion. Mein Senior hatte das früher. Da hatte er so Phasen, wo ich ihn kaum von der Koppel holen konnte. Manchmal habe ich bei seinem Wegspritzen aber ein deutliches Spielgesicht gesehen. Echt schwierig, das einzuordnen.
Titel: Re:Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: solera am 22. März 2013, 12:53:50
Klar, sind durchaus Einwände und treffen sicher öfters zu.. Aber fällt halt für mich unter Fehler die man dann auch gleich selbst merkt.. Weil ich merke ja wenn ich jetzt zu viel verlangt habe oder das Pferd gestresst ist und deshalb mal 'abdreht'. :nixweiss:
jein... das würd ich so nicht sagen... natürlich merkt man, dass jetzt irgendwas schief gegangen ist, aber wie lang man braucht um festzustellen WAS es war, DAS bedarf manchmal einiger wiederholungen. ich mein du wohnst doch mit dem pony in einem großen stall. sieh dich um wie oft die leute wirklich selbst mitkriegen, WAS da jetzt falsch war - ich würd meinen, nicht sooo schnell. das fängt ja schon beim erkennen von stress an. ich mein, wenn das reaktionen sind wie "aus der levade ins knien umfallen lassen nur um sich den hilfen zu entziehen" - dann ist das einfach zu erkennen, dass das stress ist, aber bei "zur salzsäule erstarren" sehen das schon deutlich weniger leute, weil "steht er eben". und dann da noch sehen WAS - gerade wenn man in der 1. reihe steht/ sitzt ist das, betriebsblindheit sei dank, nicht immer so einfach. ich halt jetzt chrissiii nicht deswegen für unreflektiert, aber das passiert auch den besten trainern ab und zu, dass sie dastehen mit einem "o-o"... es wird mit erfahrung nur weniger häufig.
Titel: Re:Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 55 am 22. März 2013, 12:59:06
Hm stimmt, aus dem Blickwinkel hab' ich es tatsächlich noch nicht betrachtet. :cheese:
Titel: Re:Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: Mannimen am 22. März 2013, 13:41:37
Hmm,

wir haben ja in unserem alten Stall auch einige Lusitanos rumlaufen und auf mich machen die eher einen völlig unausgeglichenen Eindruck, müssen ständig in Bewegung sein und neigen zu hektischen Reaktionen. Einer von denen rennt den ganzen Tag hin und her. Dann schmeißen sie auch immer so die Beine usw. :nixweiss:

Aber wenn es denn an die Arbeit gehen soll, sind sie nicht wirklich mit Eifer bei der Sache sondern auch wieder geistig ganz wo anders. Unterm Sattel z. B. ist davon dann urplötzlich nichts mehr zu sehen und sie trotten völlig emotionslos vor sich hin. Es müssen ja nicht alle so drauf sein aber ich kenne auch nur diese und das finde ich extrem anstrengend. Ich möchte mein Pferd bei der Arbeit nicht ständig antreiben müssen und an der Hand oder im Freilauf nicht mehr bremsen können. Da stimmt für mich was nicht. :nixweiss:
Titel: Re:Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: solera am 22. März 2013, 14:13:12
manni, ich glaub, dass das zufall ist bei euch im stall und nicht unbedingt representativ für die rasse des lusitanos... ;) ich kenn die wiederum als immer gefallsüchtige pferde mit zwar durchaus temperament, aber sicher nicht triebig unterm sattel oder hysterisch an der hand.
Titel: Re:Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: Chrisiii am 22. März 2013, 17:55:50
Danke schon mal für eure Antworten! Ich fasse hier mal die "Hauptaussagen" zusammen, um dann auf jede noch antworten zu können (sonst verlier ich den Überblick *gg*)

Was hatten Abfahrer gemeinsam?
Was macht er wenn er in der Ecke steht?
Immer erst nach gewissen Zeit im Training?
Wettlauf anzetteln?
Kannte zuerst nur negative Verstärkung – zu viel in der kurzen Zeit gelernt
Durchmischung im Training?
Pferd unterfordert?
Mache ich hauptsächlich ruhige Arbeit?
Spielgesicht
Lusitano unausgeglichen?


Habe heut bisschen über die ganze Sache nachgedacht, was die 3 "Abfahrer" gemeinsam hatten war, dass es schon recht spät war, ich war alleine im Stall. Und nachdem er davon gerannt ist hab ich mich etwas geärgert, aber das waren in diesen Momenten eben nun mal meien Gefühle und Gefühle kann man nicht unterdrücken - heißt aber nicht, dass ich das dem Pferd nach dem ersten mal davon rennen bewusst gezeigt habe.

Wenn er in der Ecke bzw am Ende der Halle steht, dann steht er mit dem Kopf richtung Wand und steht da einfach. Ich hab das Gefühl, dass er mich hin und wieder anschielt um zu sehen was ich tue, aber er schaut mich nicht so an dass ich merken würde dass er mich ansieht ;-)

Dieses Verhalten tritt erst auf, nachdem wir schon etwas gemacht haben, also vom ersten Moment an macht er das nicht, da ist er noch zu sehr Border-Collie-mäßig und will alles tun um mir zu gefallen, da muss ich ihn oft bremsen aber gleichzeitig auch fordern. Würd aber nicht meinen dass das erst nach beispielsweise 20 min passiert.

Ich denke nicht dass er damit einen Wettlauf anzetteln will, das sieht nämlich bei ihm anders aus. Wenn er mit mir rennen will dann läuft er zuerst einen Kreis um mich herum, läuft dann gerade aus aber bleibt immer in meiner Nähe um mich zu animieren mit zu laufen.

Ich denke nicht dass er zu viel in der kurzen Zeit gelernt hat, er kannte ja die Basics der Freiarbeit schon bevor ich ihn gekauft habe. Seine Vorbesitzer macht mit ihren Pferden international Freiheitsdressur-Shows und hat mit ihren 5 Lusitanos eine "Showgruppe" gegründet und da die Basics erarbeitet, wie zb hinter ihr her laufen, stehen auf Kommando und Rückwärts. Ich habe das etwas erweitert auf Zirkel in allen Gangarten, Handwechsel, Rückwärts auf mich zu und Seitwärts auf mich zu. ZL-mäßig kann er auch noch nicht mega viel, Kompiment, Anfang span. Schritt, Lachen, Ballspielen und noch ein paar Kleinigkeiten. Würd aber nicht meinen dass er jetzt viel zu viel gelernt hat in der Zeit. Ich reite ihn ja nicht viel und mache hauptsächlich Arbeit vom Boden aus, 6 mal die Woche wird er bewegt.

Ich vermische keine Trainingsmethoden, also versuche rein nach der positiven Verstärkung zu arbeiten. In manchen Situationen lässt es sich nicht vermeiden und da will ich dass er die Umgangsform auch kennt, zb das weichen wenn ich die Hand auf einen Körperteil lege. Im Alltag muss das Stallpersonal auch mit ihm klar kommen, er muss stehen bleiben wenn er einem Impuls am Strick bekommt, muss weiter gehen wenn er getrieben wird und muss weichen wenn er beim Ausmisten im Weg steht. Aber allgemein im Training vermische ich die Methoden nicht, bzw versuche bzw bemühe ich mich sehr stark das nicht zu tun. Habe nur in meinem ersten Post erwähnt dass ich die negativ-verstärken Methode angewendet habe weil ich in diesem Moment keine andere Lösung gefunden habe, irgendwie musste ich ihn ja einfangen um ihn wieder in den Stall zu bringen...

Titel: Re:Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: Chrisiii am 22. März 2013, 17:56:22
Ich bin mir nicht sicher ob er unterfordert ist oder nicht, habe aber eigentlich nicht das Gefühl dass er unterfordert ist. Er darf selbst mitdenken, selbst ausprobieren und er langweilg sich bei den Trainingseinheiten auf keinen Fall. Zu Beginn jeder Trainingseinheit ist er ähnlich wie ein Border Collie, da setzt er auch sofort sein Spielgesicht auf wenn er merkt jetzt gehts an Freiarbeit, ZL, Bodenarbeit usw. Er nimmt da den Kopf etwas tiefer, macht kadenziertere Tritte, geht meist im Trab neben mir, legt die Ohren etwas zurück und animiert mich dazu, etwas "flottes" mit ihm zu machen. In dieser Phase ist es recht schwierig ihn z.B. ruhig stehen zu lassen, da will er seine Energie erst mal los werden und mir zeigen was er drauf hat. Da machen wir gern Dinge wie zb Rückwärts-Trab-Halt-Rückwärts usw. Achte aber trotzdem darauf dass er versucht sich zu entspannen zwischendurch. Gestern war er auch total motiviert und super gelaunt. Da lag eine Stange am Boden und ich bin mal mit ihm hin gelaufen und sind genau über der Stange stehen geblieben, sodass die Stange unter seinem Bauch war. Bin dann seitlich von ihm gestanden und er hat mir sofort angeboten seitlich über diese Stange drüber zu gehen. Das kannte er zuvor nicht, habe das bestärkt und das dann auf Kommando mittels Hüft- und Schutlertarget gemacht, hat super geklappt, diese neue Übung hatte er innerhalb 3 Minuten drauf und hat ihm total Spaß gemacht. Es gibt oft so Situationen wo er einen neuen Gegenstand entdeckt, neue Bewegungsmuster entdeckt usw, das darf er alles und wird auch bestärkt, von daher glaube ich nicht dass er unterfordert ist weil wir oft neues machen, viel Abwechslung rein bringen. Wenn ich in einer Trainignseinheit den Schwerunkt nur auf 1-2 Dinge setzen würde dann ist ihm das zu langweilig, sodass er diese Übungen dann einfach gar nicht mehr macht. Daher hatten wir bessere Erfolge in einer Einheit an 4-5 Dingen zu arbeiten, die Einheit dafür aber "kurz und knackig" zu halten, natürlich mit Pausen dazwischen.

Weil die Frage kam ob ich hauptsächlich ruhige Arbeit mit ihm mache - nein so ist es nicht. Ich achte schon auch drauf dass er ruhige Sachen macht wie zb ganz langsam gehen mit gesenktem Kopf, Matten-Arbeit, allgemein Entspannung usw. Das taugt ihm aber nicht so, er ist mehr der Bewegungs-Typ. In der Freiarbeit machen wir auch viel mit Stangen und Cavaletti, zb springen wir gemeinsam über 2-3 Cavalettis drüber, laufen einfach mal durch die Halle, da beginnt er auch vor Freude zu buckeln, bleibt aber immer bei mir und aufmerksam. In jeder Trainingseinheit gibts mal ruhigere Übungen und Übungen wo es um Bewegung geht.

Lusitanos sind grundsätzlich sehr ausgeglichene Pferde mit genug Temperament aber jederzeit "beim Menschen" und kontrollierbar. Ein Lusitano der an der Hand fast durchdreht und unterm Sattel total triebig ist würd ich eher als unterfordert bzw falsch trainiert sehen. Mein Pferd spielt auf der Koppel auch sehr viel mit den anderen, aber er ist sicher keiner der wild herum rennt und überschüssige Energien hat. Bei der Arbeit ist er super konzentriert, zeigt Temperament wenn ich es fordere aber bliebt genau so cool und gelassen. Dürfte also rein Zufall sein dass in diesem Stall gleich ein paar Lusitanos stehen, die du als unausgeglichen bezeichnen würdest. Ich kenne schon sehr viele Lusitanos und habe bisher nur einen erlebt der an der Hand etwas unkontrollierbar war, das war aber eindeutig die Schuld vom Besitzer.


(sorry musste den Beitrag auf 2 mal aufteilen weil er zu lang war)
Titel: Re:Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: Muriel am 22. März 2013, 18:15:56
hm, weisst du denn wie er bei den Vorbesitzern gearbeitet wurde? Kann es nicht sein, dass er in einer bestimmten Situation unsicher ist und du etwas tust (was du gar nicht merkst - irgendeine Handbewegung kann das sein) was ihm suggeriert dass es jetzt Ärger geben könnte?

Bei Jack hab ich ja Monate gebraucht (oder länger) um zu erkennen dass sein scheinbar aggressives Verhalten aus Unsicherheit entsprang. erst als er dem Prinzip Clickertraining wirklich vertraute, hat er sich vollständig gewandelt.
Seitdem erkenne ich Unsicherheiten bei Pferden sehr viel besser (oder erkläre mir Verhalten so) - im Zweifelsfall immer für den Angeklagten  ;)
Titel: Re:Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: Chrisiii am 22. März 2013, 20:49:00
Kann natürlich auch sein... nur wüsste im Moment nicht welche Bewegung da der Auslöser sein könnte :-/

Heut haben wir wieder eine tolle Trainingseinheit gehabt. Zuerst Langzügel im Schritt und Trab, dann wieder Freiarbeit + ZL. Hat uns beiden Spaß gemacht, sind viel gemeinsam gelaufen, er ist mir buckelnd im Galopp nachgelaufen, problemlos um mich herum gezirkelt, Haltparaden aus allen Gangarten, rückwärts von mir weg, rückwärts zu mir hin, Distanz zu mir vergrößern und wieder verkleinern usw... hat alles absolut problemlos funktioniert und auch absolut keine Anzeichen davon zu rennen oder Abwehr-Reaktionen.

Das schwierige ist, dass ich in dem Moment, wo das davon rennen zum ersten mal passiert, nicht damit rechne dass er das tut und daher auch nicht so genau auf meine Signale bzw die Umgebungssignale achten kann. Bei so Situationen wie heute würde ich eben nie daran denken dass er mir jederzeit davon laufen könnte. Und wenns dann soweit ist dass er davon läuft ist es schon zu spät um zu erkennen was der Grund ist. Will auch nicht permanent so extrem bewusst auf meinen Körper achten, weil ich dann innerlich viel angespannter bin und das ihn wieder verunsichern könnte. Ich müsst mir einfach jedes bei der Freiarbeit eine Kamera aufstellen *ggg*


Achja, muss euch noch kurz erzählen dass ich morgen eeeendlich nach 4 Monaten warten meinen Maßsattel bekomme *freu hüpf spring*
Titel: Re:Problem bei der Freiarbeit
Beitrag von: Berenike82 am 22. März 2013, 21:28:54
Ich hätte vom ersten Gefühl her geraten... antrainiertes Verhaltensmuster??
Vielleicht erinnert ihn die Situation an irgendwas Unangenehmes?
Ist natürlich schwierig sowas rauszufinden!
So lange hast du ihn ja auch noch nicht.