Ich möchte das Thema mal wieder aufgreifen, wobei es auch vermutlich zu jedem anderen Reit-Thema gepasst hätte.
Vielleicht sind hier ein paar Menschen, die mir helfen, meine gefühlt völlige Ahnungslosigkeit aufzulösen. Ich schreibe hier in diesem Thread, weil ich jetzt jahrelang Reitunterricht in Légèreté hatte und aufgrund des Stallwechsels auch in Kontakt mit - ich sag mal - "FN-Reiterei" kam.
Vorweg möchte ich betonen, dass mehr oder weniger das einzige Ziel bei meiner Reiterei ist, dass mein Pony Spaß dran hat, die Gelenke geschont werden und er gesund wird und bleibt. Dass ich ihm nicht schade und er vielleicht sogar körperlich davon profitiert.
Aber ich bin ein wenig verzweifelt, weil ich das Gefühl habe, dass ich schlicht zu doof bin, dieses Ziel zu erreichen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Kann mir jemand erklären,
wie das mehr oder weniger zu erreichen ist?
Mir ist klar, dass das nicht so ohne weiteres geht. Aber: Soweit ich das korrekte Reiten verstanden habe, geht es doch rein physiologisch darum:
Damit ein Pferd einen Reiter im Rücken tragen kann, sind folgende Punkte ideal:
- Das Pferdebecken kippt ab, so dass die Hinterhand mehr Last aufnimmt. Ich Vergleiche das ein wenig mit Kniebeugen beim Menschen. Also die Hinterhand soll "unter den Schwerpunkt" treten.
- Die Bauchmuskulatur arbeitet dabei aktiv mit. Die Bauchmuskeln sind die Gegenspieler zum Rückenmuskel und müssen daher auch gestärkt werden. Und, das eine geht mit dem anderen einher: Wenn das Becken abkippt und die Hinterhand mehr untertritt, dann muss zwangsläufig auch der Bauch mitarbeiten
- Als Folge dieser Elemente spannt das Pferd das Nackenband "an", es soll natürlich nicht verspannt sein, aber von hinten bis nach vorne soll eine Grundspannung gehen
- Die Folge davon Wiederrum ist das gerundete Genick mit einer Nasenlinie die fast senkrecht verläuft. Das Genick (Atlas- und noch ein Wirbel) sind dabei der höchste Punkt
Soweit so gut. Hab ich hier einen Fehler oder fehlt etwas elementares?
Und jetzt zum Wie. Wie gesagt, ich hatte jahrelang Légèreté-Unterricht. Da hieß es "Bein ohne Hand, Hand ohne Bein". Was das konkret bedeutet, hab ich erst jetzt erfahren, nachdem ich beim "FN-Reiten" quasi Dauertreiben sollte.
Ganz konkret am Trab: Ich sollte bei jedem Einsitzen mit beiden Beinen treiben. Als würde ich in die Hocke gehen, die Waden leicht nach oben ziehen. Auf dem Zirkel dabei das innere Bein stärker - aber generell immer.
Beim Légèreté hab ich quasi gar nie getrieben. Ich weiß gar nicht. War das falsch?
Da hieß es zwar auch, dass er schwungvoll laufen soll, aber das ging meist von alleine. Da hab ich noch mehr den Fokus darauf gelegt, das Genick zu runden. Hier sollte ich also die äußere Hand stehen lassen und mit der inneren Hand Impulse nach oben geben. So lange (klassische negative Verstärkung), bis der Kopf in der richtigen Position ist.
Beim Légèreté haben wir sehr früh mit Seitengängen angefangen. Schulterherein auf der gebogenen Linie zum Lockern, SH auf der geraden Linie zum Kräftigen (letzteres war in unserem Stadium noch nicht so relevant). Travers und Traversale kamen auch schon dazu. Ich bin daher davon ausgegangen - und das klingt in meinen Ohren auch irgendwie logisch - dass das Übungen sind, die eben die entsprechenden Muskelgruppen aktivieren und mit mehr Übung, kommt mehr Kraft, kommt korrektes Gehen. Ich stell mir das ein bisschen wie Kraftsport beim Menschen vor.
Bspw. bei Kniebeugen mit Langhantel kann man korrekt auch vielleicht erst eine ausführen. Aber man muss es trotzdem machen um die entsprechende Muskulatur überhaupt anzusprechen und irgendwann gehen mehr Wiederholungen und ein höheres Gewicht.
Beim "FN-Reiten" war jetzt das Ziel ebenfalls, dass mein Pferd "an den Zügel ran tritt". Das wie gesagt mit Trab auf dem Zirkel. Dabei auch die äußere Hand stehen lassen und mit der inneren Hand "abspielen". Bis er nachgibt.
Das Dauertreiben ist hier gefühlt das Non-Plus-Ultra, weil man dem Pferd ja eben sagen muss, dass es den Bauch anspannen soll und damit den Rücken heben muss.
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Es tut mir leid, falls ich hier schrecklich verwirrend geschrieben habe. Vielleicht kann mir hier jemand weiterhelfen. Sei es durch Tipps für YouTube, Bücher o.ä. oder mit theoretischem Fachwissen. Ich bin einfach völlig ratlos und hab überhaupt keine Ahnung, wie ich weitermachen soll.
Ich weiß, das hat mit Clickertraining nicht viel zu tun. Wenn ich könnte, würde ich Reiten auch gern rein positiv. Aber ich trau mich da nicht ran. Wie ihr seht, scheitert es bei mir ja schon an den Grundlagen
Manchmal denke ich, dass ich das Reiten einfach komplett lassen soll. Aber ich hab wirklich den ehrlichen Eindruck, dass es meinem Pony Spaß macht. Und ich hab auch das Gefühl, ein korrekt gerittenes Pferd sieht "schöner" aus. Also hat eine schöne Muskulatur und einen korrekten Rücken. Außerdem hab ich auch den Eindruck, dass sportliche Pferde länger gesund bleiben... also das Reiten ganz sein zu lassen, fühlt sich auch nicht richtig an.
Ich weiß, hier reiten gar nicht so viele. Aber ich finde das schöne hier am Forum, dass jeder nur das Beste für sein Pferd will und außerdem haben hier alle so viel Ahnung und Erfahrung. Daher wage ich diese Frage einfach mal und hoffe, ihr zerreißt mich nicht