Clickerforum

Clickertraining im Alltag => Reiten => Thema gestartet von: Mannimen am 09. Oktober 2012, 09:24:07

Titel: Seitengänge und ihr Nutzen für die Ausbildung
Beitrag von: Mannimen am 09. Oktober 2012, 09:24:07
Zu dieser Frage habe ich eine nette Arbeit gefunden, die ich gerne mit euch teilen möchte.

Dabei erscheint der Titel jedoch etwas unglücklich gewählt, da hier die Meinungen weit auseinander gehen.

Schenkelweichen und Seitengänge (http://www.evaweber.ch/attachments/File/schenkelweichen_und_seitengaenge_vt.pdf)

Allerdings wird im Text dann doch deutlich warum Vorhandwendung, Schenkelweichen und später auch Traversalen kaum bis gar keinen gymnastizierenden Wert haben und daher auch nicht lange praktiziert werden sollten, ganz im Gegenteil zum Schulterherein usw.

Eine Dehnung ist sinngemäß eine Verlängerung. Wird der Rücken dabei angehoben kann das der Logik nach nur ein Aufspannen sein. Klar, dass nach soviel Anspannung das Tier sich gerne wieder entspannen möchte und so leichter in eine Dehnungshaltung findet.

Aber eine Aufwölbung kann diese Dehnung meiner Ansicht nach nicht bewirken, denn dazu wird ein Heben durch Druck von unten erforderlich. Ein Heben durch seitlichen Zug ist also nur ein Aufspannen, wie z. B. über das Nackenband oder eben der Rückenmuskaltur. Damit läuft das Tier aber mit Spannung im Rücken, die sich zwar wechselseitig immer wieder löst.

Ich kann auch nicht nachvollziehen, wieso das leichter sein soll, wenn dem Tier zuvor durch eine Gehorsamsübung (Schenkelweichen) das Biegen im Rücken verboten wird. Es weicht ja naturgemäß dem Schenkel aus und biegt sich so um ihn rum. Wieso soll es das erst einmal nicht tun, wenn das doch das gewünschte Ziel ist. Dem kann ich einfach nicht folgen und schließe mich den einhelligen Meinungen der Altmeister an.

Erst die spätere Traversale lässt erkennen, warum die FN auf diese doch sehr spektakulär wirkende Gangart hin arbeitet und somit Wert auf das Schenkelweichen und damit auf den Schenkelgehorsam legt. Es geht da meiner Ansicht nach weniger um die Gymnastizierung des Pferdes als um den Showeffekt. :meinung:

edit: Titel geändert, Gruß Muriel
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: penelope am 09. Oktober 2012, 14:16:02
Danke, schöner Link.

Nur steht in dem Text so ziemlich das genaue Gegenteil von dem, was du da in deiner Zusammenfassung wiedergibst  :roll:
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 09. Oktober 2012, 14:38:00
Da kannst Du mal sehen, wie unterschiedlich doch die jeweilige Wahrnehmung ist. :pfeif:
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: noothe am 09. Oktober 2012, 15:19:25
Ich hab den Artikel auch nicht so verstanden, eher dass das Schenkelweichen noch eine rückenlösende Übung sein kann(und eine Übung um den inneren Schenkel zu erklären) für Pferde, die eben Defizite in der Ausbildung haben. Da steht nirgendwo das die Biegung verboten wird, nur dass sie vernachlässigt wird - und wenn sie doch da ist wäre es ja eh ein anderer Seitengang  ;) Die anderen Übungen stehen und fallen mit der Qualität der Ausführung, besser kurz und mit Fokus auf das korrekte Untertreten des Hinterbeins - statt über längere Phasen und schluderig.
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 09. Oktober 2012, 16:51:14
Es ist richtig, dass da nicht steht, dass es verboten ist sich zu biegen. Das ergibt sich jedoch durch den Schenkelgehorsam, der bei dieser Übung antrainiert wird. Das Pferd soll dem treibenden inneren Schenkel zwar nachgeben aber eben nicht biegen (bei dieser Übung), denn das verhindert ja der äußere Schenkel, der verwahrend dagegen wirkt. Ergo: Pferd soll sich eben nicht biegen, auch wenn es dies gerne tun möchte, um dem Druck des inneren Schenkels auszuweichen. Es geht insofern auch nicht um das Ausweichen sondern um den Schenkelgehorsam. So lernt das Pferd den inneren Schenkel als treibende Hilfe und den äußeren als verwahrende Hilfe kennen. Es wird zum sogenannten "Schenkelgänger" erzogen (auch das steht da so nicht). Das ergibt sich wiederum durch die damit verbundene Aufspannung des Rückens, die sein Schwingen eher behindert statt fördert. Nur ein losgelassener Rücken kann auch schwingen, womit sich der Rückengänger wiederum auszeichnet.

Die zitierte lösende Wirkung ist eine Folge der Überdehnung durch diese Gangart. Bei einer Biegung wäre sie weniger stark, da der Weg der Hinterbeine kürzer ist. Insofern fehlt mir diese etwas sanftere Form, das aus dem Zirkel zu entwickeln und ein vermehrtes Untertreten unter den Schwerpunkt zu fördern, als ein treten daran vorbei auf gerader Linie. Daher auch der Schluss auf die weniger gymnastizierende Wirkung. Die Schulterfreiheit ergibt sich aus der Balance und wird gefördert durch vermehrte Lastaufnahme mit der Hinterhand, weil dadurch eine Entlastung der Vorhand entsteht. Wird also am Schwerpunkt vorbei getreten, kann auch keine Last aufgenommen werden. Es ist insofern falsch, dass diese Übung eine Schulterfreiheit bewirkt.

Der Argumentation, dass das SW für schlecht ausgebildete Pferde eine hilfreiche Übung sein soll, kann ich nicht so ganz folgen. Wäre es da nicht angesagt, die Ausbildung zu verbessern? ???
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Bettina am 09. Oktober 2012, 17:01:43
 :confused:
Ich hab den Artikel noch nicht gelesen, aber dass es zu einem Schenkelgänger führt, wenn das Pferd über Schenkelweichen den treibenden und den verwahrenden Schenkel kennenlernt, kommt mir arg weit hergeholt vor?

Manni, woher kommt eigentlich dein "Kampf gegen das schenkelweichen"? Wenn du nichts davon hältst, dann steht es dir ja frei, es nicht zu machen. :nixweiss:
(Wenn es dir natürlich um das grundlegende Verständnis für irgendwas geht, hab ich nichts gesagt... so wirkt es nur nicht. ;) )
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 09. Oktober 2012, 17:29:39
Ja Bettina,

es geht mir um das Verständnis dazu. Es muss ja auch Gründe haben, warum die Meinungen hier so weit auseinander gehen. Und wenn ich mir das so aus der Distanz betrachte, wundert es mich schon, wieso die Erfahrungen der Altmeister da einfach so von der FN unter den Tisch gekehrt werden, als müsse man das "Rad" neu erfinden.

Warum wird so viel Wert darauf gelegt, dass die Pferde heute so steif präsentiert werden? Wieso wird deren Rücken so massiv aufgespannt? Ich kann nicht verstehen, warum das ursprüngliche Aufwölben jetzt eher zu einer Abwertung führt. Es wird in der Ausbildung darauf geachtet, dass eben nicht so viel gebogen wird. Was macht das für einen Sinn, wenn doch Biegung letztlich erforderlich ist?

Für mich wirft das jede Menge Fragen auf. Leider kann mir das auch kein Mensch wirklich erklären. Ich höre immer nur, das muss so, weil es in den Richtlinien so steht. Und wieso muss es so? Wieso muss das Pferd erst einem geradeaus gehen lernen, bevor es auf gebogenen Linien dann gerade gerichtet wird? Und wieso muss es erst gerade seitwärts gehen können, bevor es dann gebogen gehen soll?

Ich finde das alles sehr widersprüchlich und fand bis dato noch keine plausible Erklärung dafür. :les:
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: penelope am 09. Oktober 2012, 18:05:26
Allerdings wird im Text dann doch deutlich warum Vorhandwendung, Schenkelweichen und später auch Traversalen kaum bis gar keinen gymnastizierenden Wert haben und daher auch nicht lange praktiziert werden sollten, ganz im Gegenteil zum Schulterherein usw.

Wo in dem Text werden Vorhandwendungen überhaupt erwähnt?
Wo steht, dass Traversalen keinen/kaum gymnasitschen Nutzen haben?

In dem Fazit steht klar, dass Schulterherein den höheren gymnastischen Nutzen halt als Schenkelweichen, letzteres aber gerade für Pferde am Anfang der Ausbildung bzw noch eher steife Pferde sehr nützlich sein kann.

Klar kannst du deine Meinung haben Manni - nur im Text stehts nicht so wie du das wiedergibst.
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 09. Oktober 2012, 18:17:39

Wo in dem Text werden Vorhandwendungen überhaupt erwähnt?
Wo steht, dass Traversalen keinen/kaum gymnasitschen Nutzen haben?


Auf Seite 5 "Die Übung hat wie die Vorhandwendung gehorsambildende, aber wenig gymnastizierende Funktion."
Auf Seite 13 "Wie bei allen anderen Übungen sehe ich auch in einer Traversale nichts Vorteilhaftes, ..."
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: noothe am 09. Oktober 2012, 20:03:06
Naja, man muss schon den ganzen Satz nehmen  ;)

Zitat
Wie bei allen anderen Übungen sehe ich auch in einer Traversale nichts
Vorteilhaftes, wenn das Hinterbein nicht zum Schwerpunkt greift oder gar davon wegschiebt.

Er sagt also, dass die Übung nur etwas bringt, wenn das Hinterbein korrekt tritt - nicht dass die Traversale an sich nix bringt.

Auch das andere Zitat muss man im Zusammenhang lesen, denn im nächsten Satz steht

Zitat
Allerdings kann das Schenkelweichen im Wechsel
zwischen den Seitengängen biegungsverbessernd wirken, da die Pferde ungezwungener gehen
können. Dadurch ist es möglich, Spannungen wegzureiten, die durch starkes Versammeln
entstanden sind.
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Luke am 09. Oktober 2012, 21:26:42


Für mich wirft das jede Menge Fragen auf. Leider kann mir das auch kein Mensch wirklich erklären. Ich höre immer nur, das muss so, weil es in den Richtlinien so steht. Und wieso muss es so? Wieso muss das Pferd erst einem geradeaus gehen lernen, bevor es auf gebogenen Linien dann gerade gerichtet wird? Und wieso muss es erst gerade seitwärts gehen können, bevor es dann gebogen gehen soll?

Ich finde das alles sehr widersprüchlich und fand bis dato noch keine plausible Erklärung dafür. :les:

Ich bin retorisch eigendlich eine Niete aber ich versuche es kurz.

Du bist entweder Rechts oder Linkshänder oder?

Versuch mal verkehrt herum aufs Pferd aufzusteigen  oder mit der "falschen Hand" zu schreiben und du wirst merken es fällt dir schwer.

So geht es dem Pferd auch. Zusätzlich kommt beim Pferd noch hinzu das es eigendlich nicht zum Reittier geboren wurde und erst mal mit Last laufen lernen muß.

 Also muß es erst mal grade aus laufen lernen.

Bei den biegungen kommt dann hinzu das es entweder rechts oder linkshänder ist. Den meisten Pferden fällt die eine Seite viel leichter als die andere und das müssen sie erst mal lernen.

 Beim graderichten machen wir also nichts anderes als dem Pferd beizubringen Beidhändig zu sein. Das heißt auf dich bezogen du könntest von beiden Seiten gleich gut aufsteigen und mit beiden händen auch gleich gut schreiben und so weiter. Warum macht man das? Damit das Pferd uns gut und ausballanciert auch in Wendungen tragen kann ohne das es ausr dem Gleichgewicht kommt. Von Natur aus kann es das nämlich nicht. Braucht es auch nicht da es dort  ohne Gewicht gradeaus läuft.

Der Sinn des ganzen ist halt das das Pferd Gymnasiziert wird und zwar auf beiden Seiten, so also auch auf beiden Seiten gleich bemuskelt wird. Würde man nur eine Seite arbeiten (weils dem Pferd auf der einen Seite leichter fällt) würde es natürlich auch ungleichgewichtig Muskeln aufbauen und man würde die Schiefe unterstützen. Logisch oder? Wenn du immer nur ein Bein strechen würdest, weil du das mit dem Bein gut kannst oder ständig auf einem Bein hüpfen würdest, würdest du an dem Bein an Muskeln zunehmen, am anderen nicht.

Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 10. Oktober 2012, 01:20:21
Ja Luke,

das ist mir schon klar (übrigens sehr schön erklärt :keks:).

Was ich nicht verstanden habe, ist im übertragenen Sinne dann: wieso muss ich einen Linkshänder (Mensch) zwingen alles rechts zu machen? Warum kann ich nicht annehmen und fördern, was er mir von Natur aus anbietet? ???

Also wenn sich mein Pferd leicht biegen lässt, so wie Antares mir das halt schon immer angeboten hatte (auf beiden Seiten), verstehe ich nicht, wenn die Trainer dennoch verlangen, dass er das nicht so viel macht, sondern erst einmal schnurgerade geht. :roll:

Wenn er auf beiden Seiten gleich gut bemuskelt werden soll, dann brauche ich doch nur darauf zu achten, dass ich ihn nicht zu einseitig trainiere aber ich muss doch nicht verhindern, dass er gebogen geht, wenn das sogar das Ziel ist. Vielmehr sollte ich froh darüber sein, dass ihm das so leicht fällt und er es mir sogar von sich aus anbietet. Aber NEIN, die Trainer haben etwas dagegen, meinen er würde zu instabil und so weiter. :confused:
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 10. Oktober 2012, 01:32:54
Naja, man muss schon den ganzen Satz nehmen  ;)

Zitat
Wie bei allen anderen Übungen sehe ich auch in einer Traversale nichts
Vorteilhaftes, wenn das Hinterbein nicht zum Schwerpunkt greift oder gar davon wegschiebt.

Er sagt also, dass die Übung nur etwas bringt, wenn das Hinterbein korrekt tritt - nicht dass die Traversale an sich nix bringt.


Das könnte so verstanden werden, wenn unklar ist, dass bei einer Traversale eben am Schwerpunkt vorbei getreten wird. Bei dieser Gangart kreuzen die Beine und können somit nicht unter den Schwerpunkt treten. Das Hinterbein greift also in dieser Gangart nicht zum Schwerpunkt und kann somit auch keine vermehrte Last aufnehmen und diese von dort wegschieben. Es handelt sich daher nach Auffassung der Altmeister um eine unsinnige Lektion, weil eben nicht gymnastizierend.

Weiter gedacht, ist sie sogar eher schädigend, denn die Kraft muss ja dennoch irgendwie aufgebracht und abgetragen werden. Wenn das also nicht durch die Hinterhand geschieht, dann wohl logischer weise über die Vorhand oder doch mit einer Verspannung im Rücken über beide. Letzteres erscheint wahrscheinlicher, weil die Vorhand bei weitem nicht so stark ist und diese Kraft aufbringen kann. Damit wäre dann der Rückschluss zur Verspannung im Rücken auch klar (selbst wenn es so nicht dort geschrieben steht).

Und genau das lässt sich auch erkennen, wenn man die Pferde in dieser Gangart gehen sieht. Sie wirken eher versteift und nicht gelöst im Rücken. Der Schwung von dem immer gerne gesprochen wird, kommt dabei mehr aus den Beinen und weniger aus dem Rücken (Unterschied zwischen Schenkelgänger und Rückengänger). Das wird auch beim Aussitzen sehr deutlich spürbar (auf kurzrückigen Pferden mehr, da dann auch noch härter).
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Muriel am 10. Oktober 2012, 08:18:51
Was ich nicht verstanden habe, ist im übertragenen Sinne dann: wieso muss ich einen Linkshänder (Mensch) zwingen alles rechts zu machen? Warum kann ich nicht annehmen und fördern, was er mir von Natur aus anbietet? ???

Also wenn sich mein Pferd leicht biegen lässt, so wie Antares mir das halt schon immer angeboten hatte (auf beiden Seiten), verstehe ich nicht, wenn die Trainer dennoch verlangen, dass er das nicht so viel macht, sondern erst einmal schnurgerade geht. :roll:

Wenn er auf beiden Seiten gleich gut bemuskelt werden soll, dann brauche ich doch nur darauf zu achten, dass ich ihn nicht zu einseitig trainiere aber ich muss doch nicht verhindern, dass er gebogen geht, wenn das sogar das Ziel ist. Vielmehr sollte ich froh darüber sein, dass ihm das so leicht fällt und er es mir sogar von sich aus anbietet. Aber NEIN, die Trainer haben etwas dagegen, meinen er würde zu instabil und so weiter. :confused:

Ganz möglicherweise haben die Trainer da ausnahmsweise mal recht  :cheese: Denn man möchte dass die Kraftentfaltung des Hinterbeins in gerader Linie nach vorne durchgeht und nicht zwischendrin abbricht. Im klassischen Sinne geht die Kraft vom Hinterbein aus nach vorne zum Maul, über den Zügel zur Hand, und wieder zurück - damit hast Du im Idealfall den gleichseitigen Hinterfuss in deiner Hand.
Dazu braucht es auch nicht zwangsläufig eine zu feste Anlehnung oder Kraft, was wiederum auf dem Ausbildungsweg beruht.
Wenn das Pferd zu biegsam ist, geht die Kraft nach vorne verloren, der Bogen lässt sich nur schwer spannen und das Pferd schwurbelt mit einem herum - biegsam, aber verbogen. Deshalb nutzt man die Seitengänge zum Geraderichten, denn dies bedeutet nichts anderes als dass die Kraft von hinten bis vorne durchgeht und genutzt werden kann.
Auch die Flexionen usw machen nur Sinn, wenn das Pferd dadurch "gerader" wird und damit gearbeitet wird, um evtl Hindernisse "vorne" (Maul/Genick/Hals/Schultern) zu beseitigen, damit ich wiederum eine bessere Geraderichtung erreiche. Wenn ich mein Pferd immer nur verbiege und es in Seitengängen dahinkrebsen lasse, geht mir irgendwann der Rücken verloren (gut zu sehen bei vielen "akademisch" gerittenen Pferden).
Ich muss irgendwann zur Schwungentfaltung kommen, und die bekomme ich über das Schulterherein im Trab, wenn es vernünftig geritten wird. Oder den Travers.

Zum Schenkelweichen (ich hab den Artikel nur ganz grob überflogen, kann also zum Inhalt nix sagen) : Das hat seine Berechtigung um bestimmte Partien zu dehnen (Rücken/Lende/ISG) und kann dazu auch ganz gezielt eingesetzt werden, wenn das PFerd da Probleme hat. Insofern ist es eben eine Dehnübung und kein nutzloses Etwas. Schulterherein setzt jedoch in dehnender und kräftigender Weise an der Muskelkette der Hinterhandvorschieber ein, baut mir Kraft und Schwung auf und hilft beim Geraderichten.
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: penelope am 10. Oktober 2012, 08:33:01
Lektionen sind eben kein Selbstzweck.
Ich reite bestimmte Lektionen immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, ein Pferd beweglich zu machen UND zu kräftigen.

Wenn bei einem Pferd die Beweglichkeit schon da ist, bzw evtl auch im Übermaß, dann sollte ich den Schwerpunkt meiner Arbeit eben eher auf die Kräftigung legen.

Wie in allem: Die Dosis macht das Gift. Zuviel pure Kraft kann auch Steif machen, zuviel Beweglichkeit mache eher instabiel. Und die Goldene Mitte dazwischen zu finden ist die Kunst.

Von daher finde ich so pauschale Diskussionen über das für und wieder von Schenkelweichen der Schulterherein, drei oder vier Hufschlägen ... auch sehr ermüdent. Schlussendlich gibts eh nur eine Lösung: so wie das individuelle Pferd das in der jeweiligen Situation braucht.
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Luke am 10. Oktober 2012, 09:21:07


Was ich nicht verstanden habe, ist im übertragenen Sinne dann: wieso muss ich einen Linkshänder (Mensch) zwingen alles rechts zu machen? Warum kann ich nicht annehmen und fördern, was er mir von Natur aus anbietet? ???

Also wenn sich mein Pferd leicht biegen lässt, so wie Antares mir das halt schon immer angeboten hatte (auf beiden Seiten), verstehe ich nicht, wenn die Trainer dennoch verlangen, dass er das nicht so viel macht, sondern erst einmal schnurgerade geht. :roll:

Wenn er auf beiden Seiten gleich gut bemuskelt werden soll, dann brauche ich doch nur darauf zu achten, dass ich ihn nicht zu einseitig trainiere aber ich muss doch nicht verhindern, dass er gebogen geht, wenn das sogar das Ziel ist. Vielmehr sollte ich froh darüber sein, dass ihm das so leicht fällt und er es mir sogar von sich aus anbietet. Aber NEIN, die Trainer haben etwas dagegen, meinen er würde zu instabil und so weiter. :confused:

Hast du deine Trainer mal danach gefragt, ich frage meiner Löcher in den Bauch wenn ich was nicht verstanden habe.

Also Pony macht ja viel Zirkuszeugs und so und ist eigendlich sehr biegsam, aber er biegt sich so wie er es möchte.

Da er nicht mal in der Halle langsam Galloppieren konnte ohne zu rennen  hatten wir erst mal daran gearbeitet und das hieß grade aus und sehr große Zirkel. Durch das rennen hat er versucht ins Gleichgewicht zu kommen.  Nachdem er das geschafft hatte wurde auf dem Zirkel geübt und es war richtig schwer für ihn. Er fiel immer wieder auf die Innere Schulter und da mußte er im Zirkel gradegerichtet werden.

Er bog sich zwar aber halt nicht richtig. Der Gallopp war bei ihm auch echt schwer zu sitzen in der Zeit ich wurde richtig aus dem Sattel geworfen und wußte nicht wie ich aussitzen sollte ohne zu klemmen.

An der Hand übte ich dann mit ihm biegungen und Schulterrein wo ich drauf achtete das er hinten auch gut untertritt (das brauchte auch ein bisschen Zeit)

Wenn wir jetzt auf dem Zirkel reiten und er wieder nach innen kippt erinnere ich ihn mit dem Wort biegen daran das er auf seine Hinterbeine achten soll und schwupp richtet er sich wieder grade.

Das schöne ist bei ihm kann man es richtig fühlen, sobald er nicht mehr richtig läuft wird man geworfen und man hat das Pony in den Zügeln hängen, sobald er wieder grade ist ist er butterweich und  man hat eine Verbindung zum Maul.

Noch mal anders verdeutlicht das Pferd soll nicht wie ein Motorrad um die Kurve abbiegen sondern dabei grade bleiben wie ein Auto und dafür sind Seitengänge hilfreich.
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 10. Oktober 2012, 09:22:42
Wie in allem: Die Dosis macht das Gift. Zuviel pure Kraft kann auch Steif machen, zuviel Beweglichkeit mache eher instabiel. Und die Goldene Mitte dazwischen zu finden ist die Kunst.

 :nick:
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 10. Oktober 2012, 09:39:12
Hast du deine Trainer mal danach gefragt, ich frage meiner Löcher in den Bauch wenn ich was nicht verstanden habe.

Oh ja,

und nur sehr wenige haben sich dem standhaft gestellt. Die meisten haben mir entweder ein Buch zum Lesen gegeben oder auf Richtlinien verwiesen, die ja ihren Sinn haben. Doch diesen Sinn konnten sie mir eben nicht vermitteln. Es hieß immer nur, Du musst das so und so machen aber nicht warum. :roll:

Diejenigen, die sich die Zeit genommen haben und auf meine Fragen eingegangen sind haben das aber auch nicht lange durchgehalten. Das muss dann wohl an mir liegen, dass ich so "begriffstutzig" bin. :tuete:

Mir wurde dazu dann das Bild von dem Spannungsbogen vermittelt aber mir konnte nicht erklärt werden, wie dieser Spannungsbogen eine weiche Durchlässigkeit bewirken soll. Mir ist auch nicht klar, wie die Schubkraft über die Anlehnung durch meine Hand und meinen Körper wieder zurückgeführt werden soll ohne dabei Widerstand zu erzeugen. Schließlich wollen wir ja auch ein weiches Pferdemaul. Doch weich und hart sind nun einmal zwei totale Gegensätze. Klar kann ich etwas Hartes mit einem weichen Kissen abfangen aber so leite ich es nicht weiter. :confused:
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 10. Oktober 2012, 10:25:57
Ganz möglicherweise haben die Trainer da ausnahmsweise mal recht  :cheese: Denn man möchte dass die Kraftentfaltung des Hinterbeins in gerader Linie nach vorne durchgeht und nicht zwischendrin abbricht. Im klassischen Sinne geht die Kraft vom Hinterbein aus nach vorne zum Maul, über den Zügel zur Hand, und wieder zurück - damit hast Du im Idealfall den gleichseitigen Hinterfuss in deiner Hand.
Dazu braucht es auch nicht zwangsläufig eine zu feste Anlehnung oder Kraft, was wiederum auf dem Ausbildungsweg beruht.
Wenn das Pferd zu biegsam ist, geht die Kraft nach vorne verloren, der Bogen lässt sich nur schwer spannen und das Pferd schwurbelt mit einem herum - biegsam, aber verbogen. Deshalb nutzt man die Seitengänge zum Geraderichten, denn dies bedeutet nichts anderes als dass die Kraft von hinten bis vorne durchgeht und genutzt werden kann.
Auch die Flexionen usw machen nur Sinn, wenn das Pferd dadurch "gerader" wird und damit gearbeitet wird, um evtl Hindernisse "vorne" (Maul/Genick/Hals/Schultern) zu beseitigen, damit ich wiederum eine bessere Geraderichtung erreiche. Wenn ich mein Pferd immer nur verbiege und es in Seitengängen dahinkrebsen lasse, geht mir irgendwann der Rücken verloren (gut zu sehen bei vielen "akademisch" gerittenen Pferden).
Ich muss irgendwann zur Schwungentfaltung kommen, und die bekomme ich über das Schulterherein im Trab, wenn es vernünftig geritten wird. Oder den Travers.

Genau diese Zusammenhänge sind mir völlig unverständlich. :rotw:

Wieso muss die Schubkraft ins Maul gehen und nicht in den Boden?

Nach meinem Verständnis sollte es auch möglich sein ohne diese Anlehnung im Maul reiten zu können, d. h. auch ohne Zügel usw. Doch dies wäre im klassischen Sinne völlig unmöglich, da dann kein Spannungsbogen aufgebaut werden kann.

Wozu brauche ich also nun diesen Spannungsbogen? Ich muss doch nur dafür sorgen, dass die Kraft den Motors (Hinterhand) auf den Boden in die gewünschte Richtung übertragen wird! *mal ganz banal ausgedrückt*

Meiner Ansicht nach dient dieser Spannungsbogen nur zur Stabilisierung des Rückens und soll somit dessen Tragfähigkeit verbessern, wie bei einer vorgespannten Brücke. Mit der Bewegung in welche Richtung auch immer hat das absolut nichts zu tun. *statischer und dynamischer Kräfteverlauf*

ich mache mir diese Gedanken seit dem ich mal ein Pferd reiten durfte, was im Rücken butterweich war. Da habe ich gesessen wie in einer Senfte und die Gänge dieses Pferdes waren einfach nur traumhaft. Leider hatte ich dieses Erlebnis nie wieder und musste mit mehr oder weniger harten Rücken vorlieb nehmen. Ich begann an diesem Spannungsbogen zu zweifeln und das bestätigt sich immer mehr, je tiefer ich in diese Materie vordringe.

Insofern teile ich nicht die Ansicht, dass ein "akademisch" ausgebildetes Pferd seinen Rücken verloren hat. Es hat vielmehr gelernt ihn nicht unter Spannung festzuhalten und kann den Reiter durch Aufwölben von unten her tragen. Dabei ist natürlich sehr viel mehr Bewegung im Rücken, was ihn instabil erscheinen lässt, doch das macht ihn nicht weniger tragfähig. Ganz im Gegenteil, denn je mehr Energie für diese Vorspannung benötigt wird, um so weniger verbleibt für die weitere Kraftentfaltung. Es dürfte für das Tier auch angenehmer sein, wenn die Last im Rücken mehr getragen und weniger geworfen wird. Ein fester Rücken lässt den Reiter hüpfen und nachgiebig durchschwingender Rücken verliert den Kontakt nicht. Pferd und Reiter können leichter zu einer Einheit verschmelzen.

Doch wie komme ich nun dort hin? Tendenziell neigt das Pferd ja dazu sich im Rücken fest zu machen, wenn dieser belastet wird und das ist leichter wenn er gerade ist als wenn er gebogen wird. Durch die Biegung kann ich dem also entgegen wirken. Natürlich muss ich zuvor auch die Bauchmuskulatur usw. aufgebaut haben, da die Last sonst nicht abgefangen werden kann und voll auf die Wirbelsäule wirkt. Schnell wird klar, warum der Weg über den Spannungsbogen der einfachere ist für Mensch und Tier.

Für ist das also eine Frage des Zieles. Was möchte ich erreichen? Einen gut schwingenden und tragfähigen Rücken meines Pferdes. Das wäre auch das klassische Ziel und soll über die Herstellung des Spannungsbogens ebenso erreichbar sein. Das kann ich jedoch überhaupt nicht erkennen. Die so vorgespannten Pferde laufen fast alle annähernd gleich und strotzen nur so vor Stabilität, während die über Biegung ausgebildeten eher instabil wirken und weniger spektakulär daher laufen.

Und was ist nun besser für das Pferd? Die meisten Sportpferde werden schon nach wenigen Jahren wieder ausrangiert, während die "Gummitiere" bis ins hohe Alter auch noch kraftvolle Lektionen problemlos gehen können. Das macht mich weiter stutzig, ob dieses Verbiegen so falsch sein soll, wie die Trainer immer behaupten. Sicher ist hier auch das jeweilige Maß entscheidend, denn zuviel oder zu wenig ist niemals gut.

Also, wieviel Spannungsbogen und wieviel Biegung sind bei welchem Pferd notwendig, um hier die goldene Mitte zu finden? Woran erkenne ich, wann ich zuviel Spannung im Rücken erzeugt und wann ich ihn zu viel gebogen habe?
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: penelope am 10. Oktober 2012, 10:48:47

Woran erkenne ich, wann ich zuviel Spannung im Rücken erzeugt und wann ich ihn zu viel gebogen habe?

Sorry, aber da bleibt nur, mal ganz frei den alten Goethe zu zitieren:
Wenn ihr es nicht erfühlt, ihr werdets nicht erjagen können.

Das Gefühl, was zuviel oder zu wenig, gute oder schlechte Spannung im Pferd ist, erlangt man nie und nimmer durch theoretische Diskussionen. Das gibt's nur auf dem Pferd.  ;)

(und um das auf dem Pferd zu kriegen, kanns sehr sinnvoll sein, sich einfach mal auf einen Trainer eizulassen und zu FÜHLEN, bevor man alles in Grund und Boden quatscht)
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Noryel am 10. Oktober 2012, 10:52:00

Woran erkenne ich, wann ich zuviel Spannung im Rücken erzeugt und wann ich ihn zu viel gebogen habe?

Sorry, aber da bleibt nur, mal ganz frei den alten Goethe zu zitieren:
Wenn ihr es nicht erfühlt, ihr werdets nicht erjagen können.

Das Gefühl, was zuviel oder zu wenig, gute oder schlechte Spannung im Pferd ist, erlangt man nie und nimmer durch theoretische Diskussionen. Das gibt's nur auf dem Pferd.  ;)

(und um das auf dem Pferd zu kriegen, kanns sehr sinnvoll sein, sich einfach mal auf einen Trainer eizulassen und zu FÜHLEN, bevor man alles in Grund und Boden quatscht)

 :uschreib:
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 10. Oktober 2012, 12:04:24

Das Gefühl, was zuviel oder zu wenig, gute oder schlechte Spannung im Pferd ist, erlangt man nie und nimmer durch theoretische Diskussionen. Das gibt's nur auf dem Pferd.  ;)

(und um das auf dem Pferd zu kriegen, kanns sehr sinnvoll sein, sich einfach mal auf einen Trainer eizulassen und zu FÜHLEN, bevor man alles in Grund und Boden quatscht)

Wenn es das nur auf dem Pferd gibt, wäre mir das zu spät, denn das ist ja das Endziel und nicht der Anfang.

Sorry für das Gelaber. :tuete:
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Luke am 10. Oktober 2012, 12:08:43


Genau diese Zusammenhänge sind mir völlig unverständlich. :rotw:

Wieso muss die Schubkraft ins Maul gehen und nicht in den Boden?

Nach meinem Verständnis sollte es auch möglich sein ohne diese Anlehnung im Maul reiten zu können, d. h. auch ohne Zügel usw. Doch dies wäre im klassischen Sinne völlig unmöglich, da dann kein Spannungsbogen aufgebaut werden kann.

Doch das ist möglich und zwar dann wenn das Pferd gelernt hat sich selbst zu tragen, nur da muß es erst mal hinkommen.

Wozu brauche ich also nun diesen Spannungsbogen? Ich muss doch nur dafür sorgen, dass die Kraft den Motors (Hinterhand) auf den Boden in die gewünschte Richtung übertragen wird! *mal ganz banal ausgedrückt*

Meiner Ansicht nach dient dieser Spannungsbogen nur zur Stabilisierung des Rückens und soll somit dessen Tragfähigkeit verbessern, wie bei einer vorgespannten Brücke. Mit der Bewegung in welche Richtung auch immer hat das absolut nichts zu tun. *statischer und dynamischer Kräfteverlauf*

In den jetzigen Dressurstudien wird das schön erklärt


ich mache mir diese Gedanken seit dem ich mal ein Pferd reiten durfte, was im Rücken butterweich war. Da habe ich gesessen wie in einer Senfte und die Gänge dieses Pferdes waren einfach nur traumhaft. Leider hatte ich dieses Erlebnis nie wieder und musste mit mehr oder weniger harten Rücken vorlieb nehmen. Ich begann an diesem Spannungsbogen zu zweifeln und das bestätigt sich immer mehr, je tiefer ich in diese Materie vordringe.

Insofern teile ich nicht die Ansicht, dass ein "akademisch" ausgebildetes Pferd seinen Rücken verloren hat. Es hat vielmehr gelernt ihn nicht unter Spannung festzuhalten und kann den Reiter durch Aufwölben von unten her tragen. Dabei ist natürlich sehr viel mehr Bewegung im Rücken, was ihn instabil erscheinen lässt, doch das macht ihn nicht weniger tragfähig. Ganz im Gegenteil, denn je mehr Energie für diese Vorspannung benötigt wird, um so weniger verbleibt für die weitere Kraftentfaltung. Es dürfte für das Tier auch angenehmer sein, wenn die Last im Rücken mehr getragen und weniger geworfen wird. Ein fester Rücken lässt den Reiter hüpfen und nachgiebig durchschwingender Rücken verliert den Kontakt nicht. Pferd und Reiter können leichter zu einer Einheit verschmelzen.

Doch wie komme ich nun dort hin? Tendenziell neigt das Pferd ja dazu sich im Rücken fest zu machen, wenn dieser belastet wird und das ist leichter wenn er gerade ist als wenn er gebogen wird.

Das Pferd macht sich fest im Rücken wenn es etwas unangenehmes loswerden will.


Durch die Biegung kann ich dem also entgegen wirken. Natürlich muss ich zuvor auch die Bauchmuskulatur usw. aufgebaut haben, da die Last sonst nicht abgefangen werden kann und voll auf die Wirbelsäule wirkt. Schnell wird klar, warum der Weg über den Spannungsbogen der einfachere ist für Mensch und Tier.

Für ist das also eine Frage des Zieles. Was möchte ich erreichen? Einen gut schwingenden und tragfähigen Rücken meines Pferdes. Das wäre auch das klassische Ziel und soll über die Herstellung des Spannungsbogens ebenso erreichbar sein. Das kann ich jedoch überhaupt nicht erkennen. Die so vorgespannten Pferde laufen fast alle annähernd gleich und strotzen nur so vor Stabilität, während die über Biegung ausgebildeten eher instabil wirken und weniger spektakulär daher laufen.

Und was ist nun besser für das Pferd? Die meisten Sportpferde werden schon nach wenigen Jahren wieder ausrangiert, während die "Gummitiere" bis ins hohe Alter auch noch kraftvolle Lektionen problemlos gehen können. Das macht mich weiter stutzig, ob dieses Verbiegen so falsch sein soll, wie die Trainer immer behaupten. Sicher ist hier auch das jeweilige Maß entscheidend, denn zuviel oder zu wenig ist niemals gut.

Also, wieviel Spannungsbogen und wieviel Biegung sind bei welchem Pferd notwendig, um hier die goldene Mitte zu finden? Woran erkenne ich, wann ich zuviel Spannung im Rücken erzeugt und wann ich ihn zu viel gebogen habe?

Ich verstehe das ganze nicht, bei einer reellen biegung richtet sich das Pferd grade.

Um sich grade zu richten und das gewicht von der Vorhand zu nehmen muß das Pferd mehr Last von hinten aufnehmen und vermehrt untertreten richtig?

 Um den Rücken dann noch aufwölben zu können  muß das Pferd von hinten an den Zügel geritten werden (es schiebt sich dabei zusammen wie eine Gerte die man an eine Wand drückt) nimmt es den Zügel an und geht durchs genick wölbt sich der Rücken automatisch auf.

(Die an die Wand gerückte Gerte formt einen Bogen nach oben) Legt sich das Pferd auf den Zügel, also hält sich dort fest, hält es auch seinen Rücken fest, der kann dann nicht mehr mitschwingen. Das kann man fühlen.

Genauso wenn das Pferd von hinten nicht nachkommt und nicht genug untertritt, auch dann schiebt es sich (Bildlich) nicht zusammen und der Rücken kann sich nicht richtig aufwölben.

Hebt sich das Pferd vorne aus dem Zügel kann man sich ja auch Bildlich vorstellen was mit dem Rücken passiert.




Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Luke am 10. Oktober 2012, 12:16:25

Das Gefühl, was zuviel oder zu wenig, gute oder schlechte Spannung im Pferd ist, erlangt man nie und nimmer durch theoretische Diskussionen. Das gibt's nur auf dem Pferd.  ;)

(und um das auf dem Pferd zu kriegen, kanns sehr sinnvoll sein, sich einfach mal auf einen Trainer eizulassen und zu FÜHLEN, bevor man alles in Grund und Boden quatscht)

Wenn es das nur auf dem Pferd gibt, wäre mir das zu spät, denn das ist ja das Endziel und nicht der Anfang.

Sorry für das Gelaber. :tuete:




Wieso ist das das Endziel?   Das das Pferd den Rücken aufwölbt und am Zügel geht ist einer der Dinge das es zu anfang lernen sollte. Wir sind grade bei E und es geht erst weiter wenn das Pony locker am Zügel geht ohne sich ständig draufzulegen oder zu verspannen. Er lernt halt zu laufen und dafür haben wir viel Zeit gebraucht.

Wir konnten uns auch genug Zeit dafür nehmen denn er wird ja nie ein Tunier gehen, sondern die Dressur ist rein für ihn und sein Körperliches wohl.
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Noryel am 10. Oktober 2012, 12:22:05
Theorie ist ja alles schön und gut und auch wichtig, aber ohne Praxis wirst nie das Gefühl dafür bekommen!
Und ich würd auch nicht gleich jeden Trainer verteufeln und dagegen reden, weil er vielleicht mal andere Meinung ist als du. Sondern ihm schon mal zuhören und evt auch glauben was er sagt. Denn man glaube es kaum, es gibt auch gute Trainer (wobei ich ja nicht beurteilen kann, welchen du da hattest)!  ;)
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: okapi am 10. Oktober 2012, 12:58:21
Ich sage es gerne wieder, dass es grundsätzlich nicht das Ziel des sogenannten "FN-Reitens" ist, ein spanniges Pferd zu haben. Da soll es genauso lernen, unter den Schwerunkt zu treten und den Rücken aufzuwölben. Wie so häufig liegt es aber an der Umsetzung. Ein spannig vorgestelltes Pferd kann nun mal trotzdem äußerlich in die gewünschte Form gepresst werden und dabei auch noch spektakulär die Beine schmeißen. Das ist es, was gerne gesehen wird und was sich nun mal auch verkauft. Dann wird das so weiter gelehrt oder nachgemacht, hauptsache Kopf unten und Lampen austreten.
Da sind wir uns doch einig, dass das mit korrektem Reiten nichts zu tun, egal wie sich die Reitweise nun betitelt. Man kann nun mal nicht von heute auf morgen ein ganzes System und eine Anschauung umkrempeln. Das sich in den oberen Reihen was tut, sieht man mE an den Olympiaergebnissen (abgesehen von Frau Cornelissen). Ein Paradebeispiel ist für mich Uta Gräf.
Ich finde auch, dass viele akademisch gerittenen Pferde ohne Rücken laufen. Ich habe aber im Laufe verschiedener Diskussionen andernorts festgestellt, dass unterschiedliche Menschen nun mal jeweils andere Idealvorstellungen haben und man da einfach nicht auf einen Nenner kommt. Sollen sie doch machen, wenn sie's schön finden ;) Mein Zielbild ist das nicht.
Wie immer führen viele Wege nach Rom. Man kann doch auf verschiedene Arten ein Pferd korrekt ausbilden und das geht sogar mit der pösen "FN-Reitweise". Das hängt ja von der Qualität des Ausbilders ab, nicht vom Titel, den er trägt.

Und ja, vieles muss man nun mal erfühlen und sich auch mal auf andere Ansätze auslassen und ausprobieren. Man entwickelt dann schon ein Gefühl dafür, was dem Pferd gut tut und was nicht. Ich habe ja akademischen RU, möchte aber nicht, dass mein Pferd am Ende wie eines von BB aussieht (weil das nicht mein Zielbild ist). Es gibt da einige Punkte, die ich kritisch sehe. Aber ich bin offen für die Vorschläge meiner RL und denke, ich muss den Weg erstmal selbst einige Zeit gehen, bevor ich den komlett verurteile (solange es dem Pferd nicht schadet natürlich). Man macht nun mal Fehler (und darf das auch) und lernt idealerweise daraus, es wird nicht gleich von Anfang an alles perfekt laufen.
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Bettina am 10. Oktober 2012, 15:54:50
(https://dl.dropbox.com/u/29756313/Smileys/goodpost.gif)
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 10. Oktober 2012, 21:54:52
Wieso ist das das Endziel?

Für mich ist es das Ziel mein Pferd vom Boden aus so zu trainieren, dass es mich auf seinem Rücken tragen kann, bevor ich diesen mit meinem Gewicht belaste. Ich werde also nicht einen zu schwachen Rücken aufspannen wollen, wenn ich mit meiner Masse dort drauf sitze. Das ist für mich unlogisch, denn nicht ich hebe mich dort an, sondern das Pferd muss mein Gewicht dort anheben und tragen können. Daher ist das mein Endziel der Bodenarbeit.
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 10. Oktober 2012, 22:06:30
Denn man glaube es kaum, es gibt auch gute Trainer

Sicher gibt es die und sie können bestimmt auch unterschiedlichen Ansprüchen gerecht werden.

Mir ist es jedoch zu wenig, einfach nur blind ihren Anweisungen zu folgen, denn damit habe ich inzwischen über die Jahre viel zu oft "Schiffbruch" erlitten. Mein heutiger Anspruch ist, das erst einmal zu verstehen, was sie mir vermitteln wollen, bevor ich es so ausführen werde. Und das gelingt nur sehr wenigen. Die beste Lehrmeister, die ich bislang hatte und immer noch habe, sind die Pferde selbst. Sie sagen völlig unmissverständlich was sie doof finden und was toll ist. Dummer weise passt genau das oftmals nicht zu dem was die Trainer dazu sagen. Aber es gibt auch da welche, die das erkennen und dann korrigieren. Die musst Du aber erst einmal finden. :lupe:
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 10. Oktober 2012, 22:48:17
Es gibt da einige Punkte, die ich kritisch sehe. Aber ich bin offen für die Vorschläge meiner RL und denke, ich muss den Weg erstmal selbst einige Zeit gehen, bevor ich den komlett verurteile (solange es dem Pferd nicht schadet natürlich). Man macht nun mal Fehler (und darf das auch) und lernt idealerweise daraus, es wird nicht gleich von Anfang an alles perfekt laufen.

Und warum müssen diese Fehler ständig wiederholt werden, bis sie auch der Letzte selbst erfahren hat? Ist es nicht die Aufgabe der Trainer genau das zu verhindern?

Natürlich bin auch ich diesen und jenen Weg eine Zeit lang gegangen, bis ich mir meine eigene Meinung darüber gebildet habe und anfing bestimmte Dinge zu verurteilen. Ich habe zwar dadurch auch etwas gelernt aber die Leittragenden waren doch die Pferde an denen ich all das erst einmal ausprobiert habe. Warum konnte das nicht von Anfang an verhindert werden? Es muss ja nicht gleich alles perfekt laufen aber es wäre schon mal sehr hilfreich, wenn es nicht erst in diese und dann jene Richtung läuft, bis der Mensch endlich seinen Weg gefunden hat. Mir tun die Pferde heute noch Leid, was die alles über sich haben ergehen lassen müssen, bevor überhaupt irgend etwas mal einigermaßen rund lief. Das waren doch die reinsten Versuchskaninchen. :-[

Klar, hätte ich mir das auch einfacher machen können und sie zur Ausbildung in die Hände eines Profis geben. Dann bekomme ich ein fertiges Reitpferd zurück und muss nur noch lernen, wie es zu benutzen ist. Doch das wollte ich halt nicht. Ich wollte von Anfang an all diese Dinge erst einmal selbst erlernen und dann meinem Pferd beibringen. Doch dazu muss ich auch verstehen, was ich das wie tue und damit bewirke. Das was ich dann so gelernt habe, hat weder mir noch meinem Pferd gefallen und meine Zweifel, ob das so überhaupt in meinem und seinem Sinne ist, wurden immer größer. :-\

Er hat sich z. B. heftig gegen das Ausbinden gewehrt und somit habe ich das dann auch abgelehnt usw. All diese Dinge hätte ich ja nie erfahren, wenn ich ihn einfach nur weggegeben hätte. Die vielen Unterrichtsstunden haben mich auch ein Vermögen gekostet und das hätte ich sehr viel preiswerter haben können, wenn ich ihn nur in Beritt gegeben hätte. Und das Ergebnis ist mehr als unbefriedigend, denn das arme Tier musste heute dies und morgen dies erlernen. Es gab keinen roten Faden, weil die Richtung schon immer unklarer wurde. Dann bekam ich nur zu hören, dass ich mich einfach nur durchsetzen müsse, damit mein Pferd endlich das tut, was ich von ihm verlange. Aber ich habe gezögert, wenn er NEIN gesagt hat und nach anderen Wegen gesucht, ihm das zu erklären. Dabei bekam ich auch immer neue Anregungen usw.

Klar, dass die Trainer da am Ende des Tages verzweifeln und das Handtuch werfen. Sie hätten meinem Pferd schon den nötigen Druck gemacht, bis er so läuft, wie sie das haben wollen. Der hätte am Ende vermutlich genau ihren Vorstellungen entsprochen. Nur war das nicht kompatibel mit meinen Vorstellungen. Ich wollte mein Pferd nicht zwingen etwas zu tun, was es nicht tun möchte. Vielmehr habe ich das gefördert, was es von sich aus angeboten hat und das dann in die gewünschte Bahn meiner Vorstellung gelenkt. Für die Trainer war das ein unhaltbarer Zustand. Schon allein die ständigen Belohnungen waren ihnen ein Greul. Es gibt erst nach getaner Arbeit etwas und nicht ständig zwischen durch. Nein, bei mir gibt es das sehr wohl, ob es ihnen nun passt oder nicht. In den Ställen wo ich bislang gewesen bin und Unterricht genommen habe, war Clickern auch ein Tabu. Das ging gar nicht. Insofern musste ich schon froh sein, wenn hier und da mal ein Leckerlie toleriert worden ist. Daher hat das bei mir auch gedauert, bis ich überhaupt so weit war.

Und jetzt habe ich für mich beschlossen, dass ich mich eben nicht mehr auf ein junges Pferd setzen und ihm zur Last fallen werde. Vielmehr mache ich mit ihm Bodenarbeit, bis es so weit ist, dass es mich auch tragen kann. Das dauert Jahre und es ist mir völlig egal. Selbst wenn ich nicht mehr aufsteigen dürfte, hätte ich damit kein Problem. Die Trainer allerdings schon, denn so wissen sie nicht, was sie mir da noch beibringen könnten. Wie gut, dass ich unterdessen Susanne getroffen habe. Der fällt immer noch was ein und dazu darf ich auch am Boden bleiben und mein Pferd soviel loben wie ich mag. Schade, dass sie nur einmal im Monat Zeit für uns hat. :ft:
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Bettina am 10. Oktober 2012, 22:55:41
 :lostthread: ;)
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 10. Oktober 2012, 22:57:19
Wieso? Lassen sich Seitengänge nur reiten?

Aber wenn Du meinst. ???

Sie dienen meiner Ansicht nach der Gymnastizierung und somit zur Kräftigung und Erzielung der Tragfähigkeit, gerade auch vom Boden aus, bevor es im Sattel dann weiter geht.
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Bettina am 10. Oktober 2012, 23:01:12
Nein, man kann Seitengänge in allen erdenklichen Varianten machen.

Aber dann lass uns doch auch über Seitengänge schreiben ... in deinem letzten Beitrag geht es nämlich in der Hauptsache um schlechte Trainer usw. ... ;)
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: noothe am 10. Oktober 2012, 23:02:22
Definitiv nicht, aber in deinem letzten Post ging es überhaupt nicht mehr um Seitengänge  :nixweiss:

Auf jeden Fall fand ich es nett, in dem kurzen Artikel mal verschiedene Aussagen zusammengefasst zu sehen (weil ich vermutlich nie im Leben die Zeit dafür habe das alles zu lesen) - und ich glaube alles hat seine Berechtigung wenn es im passenden Moment angewandt wird, und "richtig" gemacht - wobei richtig ein sich ständig verbessernder Prozess ist, es gibt weder Pferde noch Reiter/Trainer/was auch immer, die von Natur aus alles können.

Edit: ups, überschnitten...
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 10. Oktober 2012, 23:22:44
Mann, drücke ich mich so schlecht aus?

Es geht doch nicht um schlechte Trainer, sondern um unterschiedliche Auffassungen darüber. Ich wollte erklären, warum ich mir so ein "Endziel" gesetzt habe und dass ich auch diesen und jenen Weg eine Zeit lang schon gegangen bin, bis ich zu den Erkenntnissen von heute gekommen bin. Damit war ich damals auch nicht viel besser. Als Hintergrundinformation dachte ich, wäre das vielleicht ganz gut zu wissen.

Dann wird auch klar, warum ich ebenso wie die Altmeister nur die Seitengänge für gymnastizierend halte, bei den Last mit der Hinterhand aufgenommen wird. Dies geschieht dann in Biegung und nicht gerade mit seitlich kreuzenden Beinen. Und nun möchte ich gerne wissen, warum an dem Schwerpunkt vorbeitreten auch die Tragfähigkeit des Rückens fördern soll? Mein erklärtes Ziel habe ich in dem letzten Post beschrieben! Kann ich das mit SW so erreichen oder doch eher mit SH?

Aber ich mag nicht mehr darüber debattieren, weil es offenbar nur falsch verstanden wird und die User anscheinend auch nervt.
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Muriel am 10. Oktober 2012, 23:36:17
Wieso ist das das Endziel?

Für mich ist es das Ziel mein Pferd vom Boden aus so zu trainieren, dass es mich auf seinem Rücken tragen kann, bevor ich diesen mit meinem Gewicht belaste. Ich werde also nicht einen zu schwachen Rücken aufspannen wollen, wenn ich mit meiner Masse dort drauf sitze. Das ist für mich unlogisch, denn nicht ich hebe mich dort an, sondern das Pferd muss mein Gewicht dort anheben und tragen können. Daher ist das mein Endziel der Bodenarbeit.

zunächst mal kann man einen Muskel nur mit der Arbeit trainieren, für die er auch bestimmt ist. dh wenn Dein Endziel ist, dass Dein Pferd Dein Gewicht anheben und tragen kann, musst Du es auch mit Deinem Gewicht belasten. Das kann die Bodenarbeit schon mal nicht leisten, irgendwann musst Du drauf sitzen - oder deine Ziele neu formulieren.  ;)

WAs ich nicht verstehe (und nein, ich habe den Artikel immer noch nicht gelesen - auch aus dem Grund weil er mir zu sehr á là Cravallo ist "Herr soundso sagt dieses, und Herr Soundso sagt Jenes, und Frau soundso meint dazu dieses..." - das ist zwar eine nette Gegenüberstellung, aber irgendwie nicht so nutzbringend, finde ich.  :meinung: ) - also wenn Du doch für Dich nun genau weisst und gelernt hast, das Schenkelweichen total abzulehnen ist, wieso Du jetzt genau das wieder in Frage stellst und dann soll bitte einer von uns dich überzeugen - aber wovon denn?
Deine Meinung steht doch schon fest.

Zitat
Und nun möchte ich gerne wissen, warum an dem Schwerpunkt vorbeitreten auch die Tragfähigkeit des Rückens fördern soll? Mein erklärtes Ziel habe ich in dem letzten Post beschrieben! Kann ich das mit SW so erreichen oder doch eher mit SH?
Antwort: Nein, das kannst du mit SW nicht erreichen.

Dann nimmst Du für dich auch an, dass es den schwingenden Rücken gibt und den festgespannten. Mag sein. Aber es gibt ja immer noch - wenn auch sehr selten - den richtig arbeitenden Rücken. Und der braucht einen Spannungsbogen, und der schwingt von hinten nach vorne oben, indem die richtigen Muskeln zusammenarbeiten.
Ein - so wie ich das sehe - schwingender Rücken "wie eine Sänfte" schwingt nur auf und ab, indem seine Masse zwischen den "Pfeilern" Vorhand und  Hüften wie eine Seilbrücke nach oben und unten schwingt. Das ist ein Rücken, wie ich ihn auf keinen Fall haben wollen würde, weil der eben nicht tragfähig ist. Er ist beweglich, aber dabei wird er zu sehr belastet und dafür ist ein Pferderücken meiner Ansicht nach nicht gemacht.
Wenn das SH (und die anderen klassischen Seitengänge) richtig gelehrt und ausgeführt werden, hilft das den Rücken von hinten nach vorne anzuheben. Das ist ein gut arbeitender Rücken, der Schwungentwicklung auch fördert und durchlässt - und dieser nimmt den Reiter auch mit in der Bewegung und schleudert ihn nicht heraus oder prellt ihn gar hoch.

Aber das ist eben schwer, und bei Antares Gebäude noch viel schwerer. Das braucht das richtge Maß an Dehnung und Schwungentfaltung und Vorwärts, ohne zu eilen.
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: okapi am 11. Oktober 2012, 00:11:13
Es gibt da einige Punkte, die ich kritisch sehe. Aber ich bin offen für die Vorschläge meiner RL und denke, ich muss den Weg erstmal selbst einige Zeit gehen, bevor ich den komlett verurteile (solange es dem Pferd nicht schadet natürlich). Man macht nun mal Fehler (und darf das auch) und lernt idealerweise daraus, es wird nicht gleich von Anfang an alles perfekt laufen.

Und warum müssen diese Fehler ständig wiederholt werden, bis sie auch der Letzte selbst erfahren hat? Ist es nicht die Aufgabe der Trainer genau das zu verhindern?



Sorry, wenn ich nochmal unseitengängig darauf zurückkomme.
Ja, warum? Weil das menschlich ist. Und weil der beste Trainer der Welt nicht verhindern kann, dass man Fehler macht. Selbst wenn er jeden Tag neben einem steht und sagt, was man machen soll ;) Manche Dinge lernt man auch nur, wenn man sie selbst erfühlt. Reiten lernt man am Ende nur durch reiten.
Für deine schlechten Erfahrungen mit diversen Trainern kann ja die Welt nichts. Manche haben Glück und landen von Anfang an bei einem super RL und andere eben nicht. Deswegen sind nicht alle Trainer unfähig. Manchmal kann man neues Erkenntnisse mitnehmen, wenn man ohne Vorbehalte durch's leben geht und sich eben auch mal auf andere Wege begibt.

Und jetzt halte ich die Klappe  :btt:
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 11. Oktober 2012, 02:28:59
zunächst mal kann man einen Muskel nur mit der Arbeit trainieren, für die er auch bestimmt ist. dh wenn Dein Endziel ist, dass Dein Pferd Dein Gewicht anheben und tragen kann, musst Du es auch mit Deinem Gewicht belasten. Das kann die Bodenarbeit schon mal nicht leisten, irgendwann musst Du drauf sitzen - oder deine Ziele neu formulieren.  ;)

Das sehen weit aus erfahrenere Menschen als ich eben nicht so und ich glaube ihnen noch, bis ich vom Gegenteil überzeugt bin.

Selbst im Fitnessstudio (für Menschen) wird niemals nicht die volle Last zum trainieren aufgelegt. Am effektivsten sind ganz viele Einheiten mit kleinen Gewichten, um die jeweiligen Muskeln aufzubauen. Und der Pferderücken selbst hat schon ganz ordentlich Gewicht. Da hat das Pferd gut zu tun, wenn es den nur anheben und nicht durchhängen lassen soll. Was habe ich dann da drauf zu suchen?

Zitat
WAs ich nicht verstehe (und nein, ich habe den Artikel immer noch nicht gelesen - auch aus dem Grund weil er mir zu sehr á là Cravallo ist "Herr soundso sagt dieses, und Herr Soundso sagt Jenes, und Frau soundso meint dazu dieses..." - das ist zwar eine nette Gegenüberstellung, aber irgendwie nicht so nutzbringend, finde ich.  :meinung: ) - also wenn Du doch für Dich nun genau weisst und gelernt hast, das Schenkelweichen total abzulehnen ist, wieso Du jetzt genau das wieder in Frage stellst und dann soll bitte einer von uns dich überzeugen - aber wovon denn?
Deine Meinung steht doch schon fest.

Meinungen können sich ja auch ändern. Die Gegenüberstellung verschiedener Meinungen mit entsprechender Begründung kann z. B. dies bewirken.

So ist beim SW der dehnende Effekt ja durchaus ein nicht ganz unwesentlicher, denn durch Anspannung verkürzte Muskeln müssen auch wieder gedehnt werden. Da wäre dann gut zu wissen, welche Muskeln sich überhaupt durch die Auflast des Reiters anspannen und somit auch verkürzen. Sind es die, die durch das SW dann wieder gedehnt werden?

Zitat
Aber es gibt ja immer noch - wenn auch sehr selten - den richtig arbeitenden Rücken. Und der braucht einen Spannungsbogen, und der schwingt von hinten nach vorne oben, indem die richtigen Muskeln zusammenarbeiten.

Davon habe ich bislang noch kein Bild im Kopf, da ich das noch nicht gesehen habe. Ich kenne eher genau die Schwingungen im Rücken, die Du für dich ablehnst. Wie muss ich mir diesen Rücken, den Du meinst, vorstellen? Ich kenne nur die festgezurrten harten "Bretter" und das lockere Auf- und Abschwingen. Aber eine schwingende Welle von hinten nach vorne habe ich da noch nicht gesehen. Hättest Du davon ein Filmchen oder so?
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: penelope am 11. Oktober 2012, 07:26:35
Ein super gutes Beispiel für ein km Rücken korrekt schwingendes Pferd wäre etwa Damon Hill (aber der wird dir garantiert nicht gefallen, Manfred)

Deine Theorie zu den vielen Wiederholungen mit leichten Gewichten hast du im Forum schon ganz oft gepostet, richtiger wird sie dadurch nicht (und wenn du Heike und mir nicht glaubst: Branderup schreibt ebenfalls das Gegenteil  ;))

Du kannst auch deine Erfahrungen mit Antares nicht auf die Allgemeinheit übertragen. Dein Pferd hat kissing spines. Das ist leider eine sehr schwere Krankheit, die ein Pferd massiv beeinflusst. Das normale gesunde Pferd wird sich in vielen Situationen anders verhalten, als dein Antares. Von daher ist es ja gut, dass ihr euren Sonderweg gefunden habt  und ich wünsche euch darauf alles gute. Nur lass doch bitte auch gelten, dass sehr viele Leute eben andere Erfahrungen mit ihren Pferden machen.
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Sisu am 11. Oktober 2012, 07:46:10
Selbst im Fitnessstudio (für Menschen) wird niemals nicht die volle Last zum trainieren aufgelegt. Am effektivsten sind ganz viele Einheiten mit kleinen Gewichten, um die jeweiligen Muskeln aufzubauen.
Da will ich nur kurz widersprechen, denn das Gegenteil ist der Fall. Um Masse aufzubauen wird mit sehr hohen Gewichten und sehr wenigen Wiederholungen gearbeitet, wobei der Muskel an seine Grenze gebracht werden soll. (Das kann ich so nur bestätigen - zwei richtige Liegestütze, nach denen ich platt war, haben 1000x mehr gebracht als 20-30 "leichte" mit abgestützten Knien)

Zum eigentlichen Thema kann ich leider nicht so viel beitragen :rotw:
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Luke am 11. Oktober 2012, 08:51:08
Andere Frage weil ich noch nicht dahinter gekommen bin. Wird Antares denn überhaubt geritten, ist er angeritten?
Reitest du noch ein anderes Pferd auf dem du dich weiterbildest wenn du Antares nicht reitest?
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: noothe am 11. Oktober 2012, 09:01:47
Nee Antares wird aktuell nicht geritten, wegen Kissing Spines. Daher auch die Frage wie man den Rücken wieder so gut es geht aufs Reitergewicht vorbereiten kann, und wie am effektivsten. Das ist glaub ich die eigentliche Frage.
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 11. Oktober 2012, 09:20:02
Andere Frage weil ich noch nicht dahinter gekommen bin. Wird Antares denn überhaubt geritten, ist er angeritten?
Reitest du noch ein anderes Pferd auf dem du dich weiterbildest wenn du Antares nicht reitest?

Ich habe mein Tagebuch ja wieder löschen lassen, wo Antworten auf all diese Fragen standen, doch der Weg war und ist einfach zu speziell, als dass ihn andere Menschen mit anderen Erfahrungen haben gelten lassen können, was nun jedoch von mir im Umkehrschluss erwartet wird. Das ging dann sogar soweit, dass mir beruflich deswegen Aufträge wieder entzogen wurden und das war dann echt existensbedrohend für mich. Somit bin ich halt vorsichtiger geworden aus diesen Erfahrungen heraus, die ich so durch diese öffentliche Präsentation im Netz gemacht habe.

Ja, ich habe natürlich mich weitergebildet mit anderen Pferden und schöpfe mit meinen Erfahrungen nicht nur aus Antares. Er ist ein Sonderfall und damit auch nicht vergleichbar. Von mir wurde er komplett ausgebildet und auch eingeritten. Durch seine Erkrankung (KS) reite ich ihn nun nicht mehr. Allerdings habe ich es Lisa erlaubt, denn er ist kräftig genug diese zierliche Person zu tragen. Ob sie es inzwischen schon gemacht hat, weiß ich nicht, denn ich kommen momentan auch nicht mehr zu ihm, wegen beruflicher Lasten. Und ich reite auch kein anderes Pferd mehr, weil es mir momentan nichts bringt.

...

Was mich auch sehr verwundert ist die Tatsache, dass ich ganz offensichtlich immer mit den falschen Leuten zu tun bekomme. Ob es nun die Trainer im Umgang mit den Pferden sind oder die im Fitnessstudio. Da wird mir was vermittelt und wenn ich es so weiter gebe, wird dem sofort widersprochen. Das ist doch nicht auf meinen Mist gewachsen! Klar respektiere ich auch die Erfahrungen anderer Menschen und ihre Wege aber wieso um alles in der Welt wird das bei mir nicht getan? Ich habe mit vielen kleinen Reprisen meinen Körper so aufbauen können das er widerstandsfähig genug geworden ist, bestimmte Beschwerden zu überwinden und das war nicht mit zwei schweren Übungen zu erreichen, sondern elend lange Arbeit. Vielleicht kann das auch mal widerspruchslos so stehen gelassen werden. :schwitz2:
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 11. Oktober 2012, 09:20:27
Nee Antares wird aktuell nicht geritten, wegen Kissing Spines. Daher auch die Frage wie man den Rücken wieder so gut es geht aufs Reitergewicht vorbereiten kann, und wie am effektivsten. Das ist glaub ich die eigentliche Frage.

Richtig Tine!

Danke
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Muriel am 11. Oktober 2012, 09:48:34
Was mich auch sehr verwundert ist die Tatsache, dass ich ganz offensichtlich immer mit den falschen Leuten zu tun bekomme. Ob es nun die Trainer im Umgang mit den Pferden sind oder die im Fitnessstudio. Da wird mir was vermittelt und wenn ich es so weiter gebe, wird dem sofort widersprochen. Das ist doch nicht auf meinen Mist gewachsen! Klar respektiere ich auch die Erfahrungen anderer Menschen und ihre Wege aber wieso um alles in der Welt wird das bei mir nicht getan? Ich habe mit vielen kleinen Reprisen meinen Körper so aufbauen können das er widerstandsfähig genug geworden ist, bestimmte Beschwerden zu überwinden und das war nicht mit zwei schweren Übungen zu erreichen, sondern elend lange Arbeit. Vielleicht kann das auch mal widerspruchslos so stehen gelassen werden. :schwitz2:

Nichts für ungut, aber ich verstehe Deine Themen (also dieses hier zb) oft so, dass Du alles und jeden in Frage stellst, um Dich damit auseinanderzusetzen. dahingegen stellst Du Behauptungen auf, die Du als eigene Erfahrungen oder "Hab ich so gelesen/gelernt" in den Raum wirfst und wunderst Dich wiederum, wenn jemand wieder etwas sagt, was Deinen Erfahrungen offensichtlich widersprichst.
Das finde ich als Diskussionsgrundlage sehr schwierig. In diesem Thema im Speziellen wollte ich gerade fragen, was eigentlich das Thema ist, aber Tine hat das ja dankeswerterweise schon beantwortet.

Wenn das hier also eher um "wie trainiere ich mein Kissing Spines Pferd wieder so auf, dass es auch einen schweren Reiter tragen kann, und sind Seitengänge da hilfreich?" geht, können wir das Thema gerne umbenennen. Das schafft vielleicht ein paar Mißverständnisse aus dem Weg.

Aber ich kann natürlich nicht garantieren, dass Du nicht trotzdem "Gegenwind" bekommst, denn abhängig von jedem eigenen Weg und von den Lehrern und Pferden, die uns begegnen und die uns prägen, hat jeder seine eigenen Erfahrungen, Weisheiten und Wahrheiten.
Und man kommt ja nur weiter, wenn man "das hat der aber so gesagt" auch in der Realität überprüfen kann.

Ich zb schätze alle meine Lehrer sehr und bin ihnen für alles sehr dankbar, was ich bis hier her gelernt habe. Aber ich kann mich trotzdem mit vielen Aussagen nicht anfreunden oder kritisiere manche Vorgehensweisen, weil ich selbst andere Erfahrungen gemacht habe.
Und deshalb möchte ich Dich ermuntern (und ich weiss dass das schwierig ist) immer weiter zu suchen, aber wenn du einen Lehrer gefunden hast, dem Du vertraust (und das ist ja Susanne, wie ich das verstehe) dem Weg auch einfach mal zu folgen, auch wenn du manches nicht verstehst.

Wegen Rücken: Nein, leider kann ich Dir da keinen Film bieten. Das würde wohl größeren technischen Aufwand erfordern. Auch diese Erkenntnis über den gut schwingenden Rücken entstammt eben der stetigen Auseinandersetzung mit der Ausbildung und Förderung und den biomechanischen Zusammenhängen. Und manches muss man eben erst erfühlen, bevor man es begreifen kann. Ich erinnere mich an einige "AHA-Momente", die eine völlig neue Tür in die Zukunft geöffnet haben. Auf einmal taten sich Erkenntnisse über Zusammenhänge auf. Weil ich es gefühlt hatte. Und den Moment verstanden.
Und irgendwann hab ich dann auch verstanden, warum man ein Pferd selbst bis in die hohe Schule ausgebildet haben muss, um es zu "können" (nein, ich habe das noch nicht) und bin sehr viel bescheidener geworden darüber zu reden, was wir alles können, denn ich weiss nun, wie unendlich groß das Wissen und Fühlen ist, das mir noch fehlt.
Alleine nur durch Theorie wird einem das nie und nimmer gelingen.
Und so platt die Sätze sein mögen, weil sie so gerne als "totschlagargument" gebraucht werden, muss ich sie hier doch anfügen:

"Reiten lernt man nur durch reiten"
"Richtig reiten reicht"

(Autoren dürfen gerne nachgereicht werden, ich weiss sie gerade nicht).

Aber auch: "Reiten ist ganz einfach, solange man nichts davon versteht".

Seufz. Es bleibt einem nichts weiter übrig als sich stetig zu bemühen, und das betrifft uns alle. Insofern möchte Dir hier niemand was Böses, sondern alle möchten stets zur weiteren Erkenntnisfindung beitragen. Wollen wir hoffen dass das auch weiterhin möglich ist.

Amen.  :cheese:
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 23 am 11. Oktober 2012, 09:54:13
In dem Buch meine RL steht was ganz schönes:ö

Niemand würde auf die Idee kommen, dass er perfekt Tennis spielen kann, nur weil er viele Bücher darüber gelesen hat. Da ist es ganz normal, das ganz viel Praxis sein muss, das man irgendwann gut spielt udn selbst dann würd noch keiner auf die Idee kommen sich mit Boris Becker messen zu wollen.
Beim reiten will jeder im gleich auf Weltniveau sein, der vielleicht zwei bis dreimal die Woche ein Pferd reitet (oder gar keins..).

Wie soll das gehen?

Ich schließ mich voll und ganz Heike an "reiten lernt man nur durch reiten"...   :nick:
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 11. Oktober 2012, 10:56:49
Und ich schließe mich da Heike auch an. :cheer:

Das war ja nicht die Frage (siehe Tine).

Ich wollte für mich Klarheit darüber finden, wie und warum Seitengänge so wichtig sind und was dabei eher auch nachteilig sein kann.

Vermutlich muss ich dann weniger von meinen Erkenntnissen dazu sagen und mir nur anhören, wie andere es sehen. Das könnte dann vielleicht solche Widersprüche vermeiden.

Jeder macht ja seine eigenen Erfahrungen damit und die müssen ja nicht alle gleich sein.

Wer jedoch viel fragt bekommt auch viele Antworten und dann muss ich halt selbst sehen, was ich damit mache.

Wenn ich also mal dann dieses Thema zusammenfassen kann, nehme ich also zur Kenntnis, dass andere Menschen die Tragfähigkeit des Rückens eben nicht vom Boden erarbeiten können sondern der Ansicht sind, dass dies nur dadurch erreicht werden kann, wenn man ihn entsprechend belastet, also drauf reitet. Das möchte ich jedoch meinem Pferd nicht zumuten und muss nun für mich entscheiden, ob ich weiter daran glaube, dass es auch ohne reiten geht oder ob ich dann auf das Reiten ganz verzichten muss.

Ich habe Solinski z. B. so verstanden, dass er die Tragfähigkeit des Rückens grundsätzlich vom Boden erarbeitet, bevor er sich in den Sattel setzt. Auch BB habe ich so verstanden, doch das wurde ja gerade dementiert. Also habe ich wieder einmal etwas falsch verstanden.

Nun sind meine Zweifel noch größer geworden aber genau das kenne ich ja schon und musste dann selbst rumexperimentieren. :confused:
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Muriel am 11. Oktober 2012, 11:12:23
Zitat
Wenn ich also mal dann dieses Thema zusammenfassen kann, nehme ich also zur Kenntnis, dass andere Menschen die Tragfähigkeit des Rückens eben nicht vom Boden erarbeiten können sondern der Ansicht sind, dass dies nur dadurch erreicht werden kann, wenn man ihn entsprechend belastet, also drauf reitet. Das möchte ich jedoch meinem Pferd nicht zumuten und muss nun für mich entscheiden, ob ich weiter daran glaube, dass es auch ohne reiten geht oder ob ich dann auf das Reiten ganz verzichten muss
Nö.  :cheese:

ich bin da ganz bei Solinski und all den anderen, die das vom Boden aus vorbereiten und unterstützen. Das Tragen des Reiters an sich kann ich aber nur durch Tragen des Reiters erarbeiten. Einem Pferd, das dabei schon gelernt hat den Rücken aufzuwölben, sich in der Vorhand zu heben, das Nackenband zu spannen und die Bauchmuskulatur zu benutzen, geht dabei natürlich mit einer wesentlich besseren Voraussetzung an das Tragen des Reitergewichtes als eines, das hiervon noch überhaupt keine Vorstellung hat.

Aber dennoch, diese Muskeln sind alles bewegungsmuskeln. Setze ich nun auf ein PFerd, das ich - sagen wir mal 1 Jahr lang vom Boden aus sorgfältig auf den Reiter vorbereitet habe, einen Menschen drauf, wird dieses Pferd genau wie ein weniger gut gearbeitetes Pferd nach fünf Minuten erschöpft sein, weil die Muskeln genau diese Aufgabe noch nicht leisten können. Aaaber es wird weniger stark "einbrechen", vielleicht weniger Muskelkater haben, und die ungewohnte Belastung schneller wegstecken. Und mit zunehmender Übung wird es die bisher gewonnenen Bewegungsmuster aus der Bodenarbeit schneller auf das Tragen des Reiters einstimmen können und sich damit leichter tun.

Aber das war hier ja überhaupt noch nicht Thema, deshalb hat auch noch keiner so ausführlich dazu geschrieben. bzw ich wollte gestern, hatte aber keine Zeit. Insofern, nicht gleich annehmen, dass das hier keiner macht, oder verurteilt, oder keiner eine Ahnung hat....  ;)
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Muriel am 11. Oktober 2012, 11:14:14
Zitat
Das möchte ich jedoch meinem Pferd nicht zumuten und muss nun für mich entscheiden, ob ich weiter daran glaube, dass es auch ohne reiten geht oder ob ich dann auf das Reiten ganz verzichten muss.

*Manfred freundlich noch mal die Palette mit den ganzen vielen bunten Farben anreicht und schwarz und weiss in die ecke wirft*
 ;)
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 11. Oktober 2012, 11:33:34
Na ja,

von meiner Rot-Grün-Schwäche mal abgesehen gibt es da auch noch mehr Farben. ;)

Wie ist das denn mit dem Aufbau der Muskulatur?

Nach meinem Verständnis und Wissenstand, braucht es dafür einen Stoffwechsel über vermehrte Durchblutung, die wiederum durch Anspannung und Entspannung bewirkt wird. Wie groß diese Kräfte dafür sein müssen, hat sich mir noch nicht so ganz erschlossen, nur dass es dieser Aktivität bedarf.

Ich gehe also davon aus, dass sich die Muskulatur durchaus aktiv an den jeweiligen Bewegungen beteiligt und somit auch dieser Stoffwechsel stattfinden wird, selbst wenn die Last gering ist.

Also mal angenommen ich laufe viel, ruhig und gleichmäßig. Dann werden meinen Beine und deren Muskel also ordentlich aktiviert auch über einen längeren Zeitraum. Es stellt sich danach Muskelkater ein. Was wäre nun anders, wenn ich schneller und kräftiger laufen würde? Vermutlich könnte ich dann nicht so lange durchhalten und wäre viel früher ermüdet, sprich die Muskeln machen schlapp. Auch dann stellt sich Muskelkater ein. So oder so habe ich bestimmte Grenzen erreicht und der Muskel reagiert darauf, um dies zu kompensieren. Möchte ich also die Last nicht erhöhen, dann muss ich wohl die Dauer verlängern, um diese Grenzen auch nachhaltig zu verschieben bzw. zu erweitern. So zumindest habe ich das bislang verstanden.

Und das würde im übertragenden Sinne bedeuten, dass ich sehr wohl diese Muskulatur vom Boden aus aufbauen könnte, wenn es mir gelingt sie entsprechend zu aktivieren. :juck:
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Muriel am 11. Oktober 2012, 11:51:59
Das "Problem" ist, es gibt ja nicht nur einfach "Muskulatur". Es gibt kurze und lange Fasern und Muskelformen, die Kraft verrichten können, andere wiederum sind auf Ausdauer ausgerichtet. Je nach Zuchttyp haben die Pferde in den verschiedenen Muskeln mehr Ausdauer- oder mehr Kraftfasern. Das Umtrainieren davon ist möglich und dauert seine Zeit - deshalb kann eine reelle Versammlung eben auch erst nach Jahren kleinschrittiger Aufbauarbeit erfolgen, weil die Muskulatur eben je nachdem so lange braucht, um das leisten zu können.

ich kann also nicht einfach einen Muskel "trainieren" und dann kann er "alles".

Meine Ausbilderin (Physio) hat ein nettes Beispiel gebracht: In einer Konferenz über Muskelarbeit wurden zwei Männer auf das Podium geholt. Der eine - ein Bodybuilder, mit wohlgeformten Muskeln, der andere - ein Bauarbeiter von der Strasse. Der Bauarbeiter konnte die gestellte Aufgabe mit Leichtigkeit vollbringen, der Bodybuilder machte nach kurzer Zeit schlapp. Weil er diese geforderte Bewegung nicht trainiert hatte.
Und schau Dir ein Distanzpferd an im Vergleich zu einem Barockpferd. Das sind nicht nur andere Typen Pferd, sondern sie haben ganz andre Muskeln. Ein Grund auch, warum ein Vielseitigkeitspferd nie so elegant und spektakulär in der Dressuraufgabe gehen wird wie ein reines Dressurpferd - denn seine Muskeln sind auf Laufen und Springen, auf Ausdauer und Kraft trainiert.

ich arbeite Mirko ja auch hauptsächlich vom Boden aus und er hat einen hübschen Rücken. Dazu mache ich sehr viel Rückwärts - Angaloppieren, ein wenig Seitengänge im Schritt und Trab. Dennoch, solange ich nicht regelmässig reite ist dieser Rücken auch nicht für regelmässiges Reiten gekräftigt. Das merke ich immer, wenn ich vor lauter Begeisterung zuviel mache - dann ist er überfordert.
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Luke am 11. Oktober 2012, 12:10:30
Sehr schön Heike

ein ganz einfaches Beispiel noch. Ich kann 2 Stunden mit Luke in den Wald gehen,klettern, viel Traben, Gallopp und wir kommen entspannt und nicht verschwitzt nach Hause. Das macht er ganz locker und ich auch   :cheese:

30 Min Reitstunde und wir sind  beide verschwitzt und merken das wir richtig was gemacht haben.
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: penelope am 11. Oktober 2012, 12:12:40
Kennst du noch die Trimm-Dich-Pfade, die man in den 70er und 80er Jahren in jeden zweiten Wald gebaut hat?
Da steckte die Annahme hinter, dass man einen Waldlauf macht, dabei die Kondition trainiert und zwischendurch Kraftübungen macht.

Diese Pfade werden gar nicht mehr gebaut. Nicht nur, weil das aus der Mode gekommen ist, sondern auch, weil man mittlerweile weiß, dass solch ein Training höchst ineffizient ist.

Man kann entweder auf Kraft oder auf Kondition trainieren (mal sehr vereinfacht gesagt). Viele kleine Widerholungen bringen Kondition, aber kaum Kraft.

Das meint natürlich nicht, dass man sich nur zwischen den beiden extremen muskelbepacktes Dressurpferd und Windhundartiges Distanzpferd entscheiden kann. Nur muss ich entscheiden, was ich an welchem Tag und in welchem Maß trainieren möchte. Beispielsweise den einen Tag kurz und knackig kräftigende Dressurübungen und den nächsten Tag ein langer Ausritt für die Kondition. Einmal um das Stoppelfeld jagen bringt beispielsweise für die Kondition parktisch nichts, durch stundenlange aber halbherziges Dressurreiten wird das Pferd nur sehr unbefriedigend an Kraft gewinnen.
Titel: Re:Seitengänge und ihr Nutzen für die Ausbildung
Beitrag von: Muriel am 11. Oktober 2012, 12:15:01
ich hab das Thema mal umbenannt.  :nick: So ist es ein wenig offener gefasst.
Titel: Re:Seitengänge und ihr Nutzen für die Ausbildung
Beitrag von: Muriel am 11. Oktober 2012, 12:40:31
Und einen Gedanken, den ich noch zum Schenkelweichen loswerden wollte:

Beim Schenkelweichen lernt das Pferd, einen Hinterfuss nicht nach vorne, sondern nach vorne innen zu setzen. Aus Clickersicht ist das also eine gute Sache, weil hier das "Bein Richtung Schwerpunkt" (auch wenn es eben nicht "exakt unter den schwerpunkt ist" ) als isoliertes Kriterium geübt werden kann, ohne dass das Pferd gleich mit Biegung und Schulter und Aufrichtung usw überfordert ist. Es ist also nicht einfach nur "lernt dem schenkel zu weichen", sondern es lernt, das Bein zu setzen. Was für mich eine ganz andere Bedeutung bekommt im Sinne des Bewusstseins für die Bewegung.

Daran kann ich wiederum andere Sachen üben, wie das Geradehalten der Schultern (bevor es an die Biegung geht) usw.

Mir hat diese Betrachtungsweise sehr geholfen, mich mit dem "bösen, nutzlosen" Schenkelweichen auszusöhnen, denn zu der Zeit, als ich begonnen habe mich damit zu beschäftigen, wurde das reihum von allen Barokkis verteufelt und für sinnlos erklärt, und ich habe das natürlich brav übernommen und immer so weitergegeben. Haben ja schlaue Leute gesagt.  :nick: :nick:  ;)
Titel: Re:Seitengänge wieso und warum?
Beitrag von: Mannimen am 11. Oktober 2012, 12:52:57
Meine Ausbilderin (Physio) hat ein nettes Beispiel gebracht: In einer Konferenz über Muskelarbeit wurden zwei Männer auf das Podium geholt. Der eine - ein Bodybuilder, mit wohlgeformten Muskeln, der andere - ein Bauarbeiter von der Strasse. Der Bauarbeiter konnte die gestellte Aufgabe mit Leichtigkeit vollbringen, der Bodybuilder machte nach kurzer Zeit schlapp. Weil er diese geforderte Bewegung nicht trainiert hatte.

Wäre das auch so zu sehen, bei einem Traber z. B., der niemals galoppieren durfte, aber dennoch wie ein Hochleistungssportler völlig durchtrainiert ist. Nicht, dass er diese Gangart nicht gehen könnte (ist ja eine Grundgangart) aber diese nicht effektiv gehen kann, weil nicht entsprechend trainiert (so ausgeführt)?
Titel: Re:Seitengänge und ihr Nutzen für die Ausbildung
Beitrag von: Muriel am 11. Oktober 2012, 12:55:26
jup. Und wenn du mal Traberbesitzer (und manche Ausbilder) fragst, werden sie Dir sagen können dass das Dressurtraining eines Trabers eine besondere Herausforderung darstellt. Da spielen wiederum nicht nur Muskeln hinein, sondern auch das ganze Exterieur, was auf maximalen Abschub ausgerichtet ist.