Ach, ja schon mein Thema ....
Das erste Halbjahr 2023 war leider hinsichtlich Pferden das schrecklichste meines Lebens, mit lauter Dingen, die doch eigentlich "nur anderen" passieren. Gismo musste bei der zweiten Fernbetäubungsaktion wegen wegen äußerst übler Hufentzündung eingeschläfert werden, Shetti Nemo, den ich ja seit 4 Jahren hatte, weil ihn sonst keiner wollte, ebenfalls wegen chronischer Rehe. Unerfreuliche Begegnungen mit Veterinäramt (wegen Einsatz von Betäubungsgewehr dabei). Kurz nach Gismos Tod bekam Nio dann Rehe. Körperlich wohl EMS, direkter Auslöser, vermute ich aber, der Verlust seines Bruders. Er musste dann ein paar Wochen in Stallhaft, was er unglaublich gut mutgemacht hab, und darf seit letzter Woche wieder mit den anderen im Paddock leben.
Ich sperre alles quasi weg in ein virtuelles Zimmer, dessen Tür ich eigentlich nie wieder öffnen möchte, aber zum Glück wird es jetzt langsam besser.
Habe aber auch inzwischen so einige Ansichten und Einschätzungen geändert, nicht zuletzt meiner "Trainerfähigkeiten".
Mit der Erkenntnis, dass bei allen von denen meiner Ponys (insgesamt 13), mit denen es richtig "gut" war bzw. ist, das Verhältnis von BE-Ziehung zu ER-Ziehung 80 zu 20 war/ist - mindestens. Bei denen beiden, bei denen es schiefging- ehrlich gesagt keine Ahnung, ob da wirklich "Training" in welcher Form auch immer uns weitergebracht hätte ...
Oder ob ein anderer Mensch mit mehr "technischer" Trainerfähigkeit oder souveränerer Persönlichkeit mehr erreicht hätte ...
Aber zum Thema:
1. Mustang Makeover - das kann eigentlich nur jeder, der Pferde als Persönlichkeiten schätzt und nicht als Nutztiere, nur genauso verurteilen wie alle anderen Praktiken, junge Pferde in kürzester Zeit nutzbar zu machen, auch junge Warmblüter für Auktionen, 3-jährige Hengste zur Leistungsprüfung, Rennpferde mit Kinderarbeit usw.
"Vorführfertig" für was auch immer in kürzester Zeit kann man wohl kaum ein Pferd mit nur "netten" Methoden bekommen.
Mit einem hungrigen Tier zu clickern, dürfte im Sinne von "Positiv heisst gut" auch nicht wirklich positiv sein. Aber wenn dadurch (oder durch eine andere Methode) etwas lebenswichtiges erreicht werden kann, heiligt wohl der Zweck das Mittel.
2. "Wildpferde" - kann man nicht über einen Kamm sperren, da gibt es genauso eine Spannbreite von Charakteren wie bei domestizierten Pferden. Bei den Vertretern entsprechender Rassen (Mustang, Exmoor, Konik, Dülmener ...), von denen ich näheres mitbekommen haben, waren sowohl äußerst unerschrockene und menschenfreundliche dabei, die auch mit Veranstaltungen und durch-die-Gegend-reisen kein Problem haben als auch solche, für die alles in Richtung "Zivilisation" und Menschen mehr oder weniger bedenklich ist.
3. Positive Verstärkung durch Futter: für meine beiden (die allerdings ja auch nie gehungert haben) war bzw. ist vom Menschen überreichtes Futter ganz sicher nicht das wichtigste. Für Futter hat keiner Sicherheit oder Leben riskiert (wenn die Bedrohung aus Pferdesicht eine solche war). Bei mir gibt´s allerdings ja nicht wirklich dolles - pro Click ein paar winzige Vollwertpellets. Nur Nio ist ja auch im eigentlichen Sinne "trainierbar" und da hatte ich immer schon das Gefühl, dass die Geste zählt. "Verstärkung" des "ja, das was richtig!" mehr als Belohnung im eigentlichen Sinne.
Die Beziehungsebene scheint mir auch hier viel entscheidender zu sein. Ich lobe immer auch emotional, freudig, mit Stimme.
Er ist ja durchaus ein interessiertes und motiviertes Pony, nur halt mit einer gewissen Grundskepsis, die da sagt "erst mal in Ruhe prüfen". Druck, Streß, in Aufregung versetzen bringt gar nichts, in Ruhe erklären und Zeit zum durchdenken lassen fast alles.