Manfred: Hattest Du auch Probleme mit dem blosen anfassen des Beines?
Ja, das ging nur bis zum Sprunggelenk, danach wurde sofort gekickt.
Ich war zu dieser Zeit ja noch NH-mäßig unterwegs und so musste er einfach da durch. Ich fasste wann immer sich mir die Gelegenheit bot, einfach wieder dort kurz an. Ziemlich doof, wenn ich mir das heute so überlege, denn damit musste er ständig auf der Hut sein, wann ich ihn damit wieder überraschen würde. Er konnte sich nur darin sicher sein, dass ich ihn damit nicht in Ruhe lasse bis ich mein Ziel erreicht habe.
Zum Glück besann ich mich bald eines Besseren und habe ihn nicht weiter damit desensibilisiert. Vielmehr war mir wichtig, dass er sich sicher sein konnte, wann ich danach fragen würde. Also das Ritual am Putzplatz, hatte immer einen ganz bestimmten Verlauf. Er wusste also sehr bald, wann seine hufe dran waren und begann langsam dem vorzugreifen, erst durch ausweichen und als das nur dazu führte, dass ich mir unendlich viel Zeit nahm und warten konnte, bis er stehen blieb, winkelte er das jeweilige Bein schon mal zaghaft an, was heldenhaft von mir belohnt wurde. Völlig verdutzt nahm er seine Belohnung entgegen und siehe da, die Intervalle verkürzten sich mit der Zeit. Als er dann schon immer den nächsten Huf von selbst anhob, bestärkte ich diese richtige Aktion zwar noch aber ging dann immer mehr dazu über, dass ich die Rehenfolge veränderte, um ihn mehr auf das jeweilige Signal achten zu lassen. Das war dann ein leichtes Zupfen am Kötenzopf. Und als er das spitz bekommen hatte, hob er den Huf schon an, wenn die Hand am Röhrbein hinab zum Kötenzopf glitt. Er wusste also wieder was kam usw.
Das meine ich mit Sicherheit:
- eine bestimmte Abfolge von Handlungen
- immer gleiche Hilfengebung
- Unterstützung bei der Balance
Ich habe ihn auch die Hilfsmittel zuvor gezeigt. So durfte er immer erst an dem Hufkratzer schnuppern. Da wusste er dann schon, was auf dem Plan stand und begann leicht zu tänzeln. Als er jedoch dann realisiert hat, dass das gar nicht so schlimm ist und sogar auch noch belohnt wird, löste das Beschnuppern schon die Vorfreude auf das Leckerlie aus, denn seine Nase ging danach zur Bauchtasche und er blieb ruhig stehen. So gelang es dann auch aus der Angst vor einem Schmerz die Lust auf ein Leckerlie zu erzeugen. Mir wurde zwar nachgesagt, dass das Bestechung sei. Doch ganz ehrlich, das ist mir tausend mal lieber als ein panisches Pferd oder eines was so abgestumpft wurde, dass es keinerlei Regungen mehr zeigt. Ich möchte mir den Dialog mit meinem Pferd erhalten und wenn es nur darum geht, ob es ein Leckerlie gibt oder nicht.
PS.
Kürzlich war wieder einmal Wurmkur angesagt und das ist auch bei ihm leider immer noch sehr negativ besetzt. Ich zeigte ihm also die Spritze und der Kopf sauste weit nach oben. Da er dort ja nicht ewig bleiben konnte, wartete ich geduldig ab, bis er wieder runter kam und dafür gab es dann
.
Nun hielt ich die Spritze weiter weg und es gab wieder C/B, sobald er sich in diese Richtung bewegte. Das haben ich dann so lange weiter positiv verstärkt, bis ich ihn damit an die Nase stupsen konnte. Dann nahm ich meinen Finger und führte ihn an seine Maulspalte, die ging auf und es gab wieder
. Danach wiederholte ich das mit der Spritze, die noch verschlossen war und als das Maul erneut sich öffnete nahm ich sie wieder weg und es gab C/B. Dann öffnete ich sie und wiederholte diesen Vorgang immer wieder, bis ich sie weit genug einführen konnte und etwas von der Paste absetzen. Nun war der erste Jacpott fällig. Ich musste das noch zweimal wiederholen und dann war alles drin und es gab ein Schippchen Hafer hinterher. Während er das in sich rein stopfte, wurde er ausgiebig und viel gekrault, sodass er meine Freude darüber auch spüren konnte. Stolz wie Osker lief er dann neben mir her, als wir zurück zur Weide gingen.
So ungefähr musst Du dir das auch mit der Hufbearbeitung vorstellen. Das ist das Ziel und Bild im Kopf, was wir uns wünschen und auch bekommen werden, wenn wir uns sicher sind, dass wir das schaffen können.