Das Thema beschäftigt mich schon eine Weile, ich konnte es nur nicht so klar formulieren. Kann ich jetzt immer noch nicht, aber ich glaube, dass der Unterschied Reaktion vs Aktion das Kernthema ist.
Ohne Clickertraining arbeite ich mit einem reaktiven Pferd. Die meisten Arbeitsweisen beruhen auf der Tatsache, dass der Mensch durch seine Körpersprache einen Hinweis an das Pferd gibt, und das Pferd diesen aufnimmt und entsprechend reagiert. Die normale Conclusio ist, wenn es nicht funktioniert, macht der Mensch etwas verkehrt. Sobald der Mensch etwas richtig macht, reagiert das Pferd auch richtig.
Beispiel in der Bodenarbeit zb die Arbeit nach Solinski, wo ich als Mensch in einer bestimmten, wirkungsvollen Position gehe (zb treibende Position auf Höhe der Hinterhand), und durch meine Schulterdrehnung das Pferd lenken kann.
Beispiel Reiten, wo ich mit meiner Sitzeinwirkung das Pferd lenke. Wenn ich es richtig mache, sollte das Pferd folgerichtig reagieren. Guter Reitunterricht hilft dem Reiter, störungsfrei zu sitzen und dennoch die Einwirkung so zu gestalten, dass das Pferd besser gehen kann.
Beim Clickertraining komme ich über kurz oder lang zu einem aktiven Pferd. Also ein Pferd, das mir Dinge anbietet, ohne das ich vorher eine Aktion gegeben habe oder eine Anfrage gestellt habe. Das Pferd wird "Operant", es tut etwas, was ja auch absolut gewünscht ist. Der Nebeneffekt der Sache ist, dass es sich nun bewusst gegen unsere körpersprachlichen Ausdrücke entscheiden kann, was dann wie Ungehorsam anmuten kann.
Ebenso kann ich ein Pferd, das bisher körpersprachliche Vorschläge ignoriert, weil es weiss dass es das kann, übers Clickertraining in den "Gehorsam" bringen, indem ich seine Reaktionen auf meine Bewegung bestärke und es lernt, hinzuhören, weil es sich lohnt.
Herkömmliche Korrekturvorschläge bei Fehlverhalten basieren meist auf dem reaktiven System:
Du musst nur alles richtig machen, und dann macht das Pferd auch alles richtig.
Haben wir aber nun ein aktives Pferd, wird das so nicht funktionieren, da das aktive Pferd nun auch wesentlich mehr hinterfragt.
Hintergrund meiner Gedanken dazu ist natürlich mein Fjordpferd Jack. Er hat sicher eine normal reaktive Vergangenheit, und seitdem er das aktive Verhalten kennengelernt hat, bevorzugt er dieses sehr deutlich. Was das Erarbeiten von reaktivem Verhalten (zb "normales" Longieren) sehr erschwert. Ebenfalls beim Reiten ist er deutlich ignorant, was das Heranbringen von normaler Körpersprachlicher Einwirkung angeht. Da kann ich nur mittels Clickertraining sein Hinhören und seinen Willen zur Mitarbeit bestärken.
Mich würde interessieren, wie Eure Erfahrungen hiermit sind. Hat das Clickertraining Auswirkungen auf die Reaktivität Eurer Pferde? Verlagert sich die Aktion der Pferde? Was fordern sie von Euch? Wie geht Ihr damit um?