Hallo Esther,
Du hast es weiter oben schon 'mal beschrieben, glaube ich, dass es tatsächlich von Pferd zu Pferd unterschiedlich sein kann, was als "Druck" empfunden wird. Ich glaube, dass es sogar noch tückischer ist, da es sicherlich auch in Abhängigkeit von faktoren, wie Müdigkeit, Fitness, Hunger z.b. abhängen kann. Am Beispiel deines Pferdes, scheint Fressen die Priorität zu haben. Ihn von der Weide zu holen "bedroht" scheinbar sein Wohlbefinden und die damit verbundene Sicherung seiner Fitness. Das mag weit hergeholt klingen, aber ich galube, dass es wichtig ist, zu versuchen die Motivationslage des Pferdes ein bißchen einzuschätzen. da irrt man sicherlich oft genug oder es ist nur eine Annäherung, aber je nach Motivation wird eben auch Druck unterschiedlich empfunden werden.
Alex, Du hast es ja schon beschrieben, dass z.b. eine Dopaminausschüttung von statten gehen kann, alleine beim Betreten der positiv besetzten Trainingsumgebung. Ich glaube schon, dass das z.b. unmittelbare Auswirkungen auf die Frustrationstoleranz haben kann.
Außerdem finde ich den Aspekt des selbstverstärkenden Verhaltens zu wenig beachtet. Esther, Du beschreibst, dass Dein Pferd das Schultertarget frei geformt erlernt hat. Damit ist ja noch keine Aussage darüber getroffen, welche Auswirkung die Übung selber auf Capitan hat. Könnte ja sein, dass er die Übung besonders schätzt, weil er mit wenig "Aufwand" ein positives Feedback von Dir erhält. Ich nenn jetzt 'mal ein Beispiel aus der Dressur: für fliegende Galoppwechsel müsste er ungleich mehr Anstrengung und Konzentration erbringen, egal auf welchem Wege er die Übung erlernt hätte. Ich denke, dass dann auch die Ausführung anders anmutet.
Es ist also nicht einfach die An- oder Abwesenheit von Druck, sondern die gesamte hormonelle und psychische Motivationslage miteinzubeziehen, die wir von außen oft genug nicht ausreichend abschätzen können. Lernerfahrungen, Intelligenz, körperliche Kompetenzen 'mal gar nicht mitgerechnet...
Meine Stute z.b. reagiert auf manche Form körperlicher Beeinflussung, z.b. Treiben meinerseits beim Reiten mitnichten so gestresst, wie auf bestimmte Umgebungsfaktoren, z.b. Geritten werden ohne die Herde in der Nähe zu wissen.
Außerdem glaube ich, dass es Unterschiede gibt, ob ein Pferd eine Übung neu erlernt oder ob sie abgerufen wird. Die jeweils eingesetzte Energie des Menschen wird sich unterschiedlich auswirken.
Da das alles so derartig komplex ist, glaube ich, dass es letztlich einfacher ist, sich fürs Training mit positiver Verstärkung zu entscheiden. Oder eben in Kauf zu nehmen, dass ein Pferd mit einer bestimmten Art von Druck auskommen kann/muss. Da gibt es sicherlich auch Unterschiede zwischen Cross-Over Pferden und rein durchs CT ausgebildete.
Spannende Diskussion!
Grüße
Steffi