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NHS und Clickertraining?

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Izar
*

NHS und Clickertraining?
« am: 24. Januar 2014, 11:40:27 »
Hallo zusammen,

bei vielen von euch habe ich gelesen, dass es Erfahrungen aus dem Natural HorsemenShip gibt. Bislang habe ich hier keine weiteren Erfahrungen- werde aber morgen einen "Trockenkurs"- also ohne Pferd besuchen.

Der Grund? Einige von euch haben gelsen, dass ich mit meinem Bub das Clickern begonnen habe. Auch halte ich grundsätzlich viel von positiver Bestätigung- ABER entweder ich verstehe es nicht- oder wir entwickeln uns in eine falsche Richtung.

Mein großer ist nun RICHTIG frech. War er schon vorher ein Raufbold- ist er jetzt ein Fiesling. Er beißt böse nach mir, wenn ich keinen Clicker in der Hand habe. Er droht zu schlagen, wenn es kein Futter gibt. Ohne Abgrenzung kann ich mich nur unter großer Vorsicht in seiner Nähe bewegen. (Bei einem Pferd mit 1,78m Stockmaß ist das nicht lustig!)

Vorher hat er hier und da einen ordentlichen Rüffel (nein ich schlage nicht, aber wenn es sein muss gibt es einen klaps!) bekommen und war einigermaßen artig.

Somit ist das miteinander derzeit sehr anstrengend. Er tut alles- für Futter. Ohne Futter zeigt er pure Aggression.

Nun ist mein Plan, mich richtung NHS umzusehen, um sein eh schon sehr dominantes Verhalten ein wenig in den Griff zu bekommen. Gerne würde ich ihn daher jedoch mit NHS in seine Schranken weisen- und ihm weiterhin mit dem Clicker zeigen, was richtig prima ist.

Meint ihr, dass diese beiden - sehr unterschiedlichen Wege- dennoch miteinander zu vereinbaren sind?

Viele Grüße,

eine etwas ratlose Annika mit ihrem großen Frechdachs...
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Ehemaliges Mitglied 616
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Re: NHS und Clickertraining?
« Antwort #1 am: 24. Januar 2014, 11:59:27 »
Ich sehe im Clickertraining durchaus den richtigen Weg, um aus einem "frechen" und "herausforderndem" Pferd einen umgänglichen Partner zu machen.
Meiner hat nach allem und jedem geschnappt was in seinen Einzugsbereich kam, hat sich an Leuten geschubbert und über den Haufen gerannt. Mit Clickertraining konnte ich ihm sehr schnell erklären, dass ich das alles nicht soooo toll finde, dafür neben mir stehen, mich nicht anknabbern und über den Haufen rennen aber so richtig richtig toll finde.

Sehr wichtig ist grade am Anfang die Konsequenz, also keine Leckerlis ohne vorherigen Click und eindeutig sein im eigenen Verhalten. "Höflichkeit" immer wieder üben, in jeder Situation im Umgang, dann wird das was!
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Annabelle
*

Re: NHS und Clickertraining?
« Antwort #2 am: 24. Januar 2014, 11:59:58 »
Bist du sicher das es hier um "Dominanz" geht und nicht doch vielleicht um "Missverständnisse" auf beiden Seiten?
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Luke
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Re: NHS und Clickertraining?
« Antwort #3 am: 24. Januar 2014, 12:08:44 »
Schwierig, denn beim Clickern  setzten wir ja das Nichtbeachten/in Ruhe lassen als Strafe ein um dem Pferd zu zeigen das wir die Situation jetzt grade ganz blöd finden.

Beim NHS wird in Ruhe gelassen werden ja als Lob eingesetzt.

Viele Clicker Anfänger Pferde werden erst einmal rüpelig. Sie betreten ja auch eine neue Lern- und Umgangswelt , sie müssen erst einmal verstehen das es nix für nix gibt. Das der Futterbeutel dir alleine gehört.

Und ehrlich beißt Luke mich richtig bekommt er auch hin und wieder reflexartig einen auf die Nase. Das geht so schnell darüber denke ich in dem Moment nicht nach.

Aber beißt er mich und ich erwische ihn nicht sofort reflexartig bringt es danach auch nichts mehr.

« Letzte Änderung: 24. Januar 2014, 12:16:54 von Luke »
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Re: NHS und Clickertraining?
« Antwort #4 am: 24. Januar 2014, 12:16:17 »
Also ich habe auch gelesen, dass einige Pferde, die es vorher eben ganz anders kannten (also derart, dass Eigeninitiative eher deutlich unterwünscht ist und ggf. sogar zu Sanktionen führt), dann zu Anfang des Clickerns tatsächlich erst einmal extrem in die andere Richtung schwenken. Denn endlich dürfen sie ja was tun, endlich lohnt sich eigenes Tun, und das kann dann eben auch solche Formen annehmen. Es wird schlicht geguckt, was geht.

Allerdings gibt es da wohl keinen anderen Weg, als es durchzustehen, will man das Clickern nicht aufgeben. Dabei finde ich BarockTrackis Hinweise aber sehr wichtig. Das geht nur über extreme Konsequenz. Dann geht dieses "Überborden" auch wieder zurück, da das Pferd durch die Konsequenz natürlich auch Sicherheit/ Leitplanken bekommt und doch merkt, dass man die Leckerlies nicht einfach so aus dem Menschlein rausschütteln kann.

Aber: Momentan ist natürlich auch Winter. Ich weiß nicht, wie bei Euch die Haltung ist, aber mein Stütchen ist angesichts eingeschränkter Bewegungsmöglichkeiten und rationierten Heus zur Zeit auch deutlich rüpeliger und fordernder, verbeißt sich gerade wieder gerne in meine Leckerlietasche und schnappt auch mal :roll:  Sie ist einfach nicht zufrieden. Während der Koppelsaison ist sie indes die Höflichkeit in Person.

Ich kann mir vorstellen, dass hier also zwei Faktoren zusammen kommen.

:hug: Schön ist das aber natürlich gar nicht. Ich würde da auch ordentlich ins Grübeln geraten. Es nimmt bei Euch ja auch schon gefährliche Ausmaße an. Leider sind Clickertrainer ja so rar gesät, denn im Grunde würde ich Dir schon gerne dazu raten, mal einen entsprechenden Trainer drauf gucken zu lassen.

« Letzte Änderung: 24. Januar 2014, 12:29:22 von Samtnase »
“In the middle of difficulty lies opportunity”
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Re: NHS und Clickertraining?
« Antwort #5 am: 24. Januar 2014, 12:43:37 »
Zitat
Gerne würde ich ihn daher jedoch mit NHS in seine Schranken weisen- und ihm weiterhin mit dem Clicker zeigen, was richtig prima ist.

das ist für manche Leute ein gangbarer Weg - weil sie durch NHS lernen, sich recht klar auszudrücken und dafür die nötige Anleitung bekommen. NHS ist, soweit ich das verstehe, in den ersten Stufen eine reine Menschenschule.

Da Du schreibst dass er vorher schon rüpelig war, denke ich dass es unter Umständen auch genau hieran gehapert hat - an der eigenen Vorstellung, wie eine klare Kommunikation und Körpersprache mit dem Pferd aussehen und funktionieren kann.
Solange man sich in einem "normalem" Reitpferdeumfeld bewegt, wird man auch nur sehr selten an diese kritischen Punkte kommen, da sie meistens vermieden oder umgangen werden. Grenzen werden oft nur dann als fehlend erkannt, wenn die Grenzüberschreitung passiert (der übliche Rüffel).

Beim Clickertraining werden aus Sicht des Pferdes scheinbar alle Grenzen und Regeln ausser Kraft gesetzt, die bisher - eben meist halbherzig - bestanden haben.

Dazu kommt (und das ist ein immens wichtiger Faktor) dass die Menschen auf einmal relativ unsicher werden in ihrem Verhalten.
"ich möchte jetzt mit Clickertraining arbeiten, weil mir der Gedanke der positiven verstärkung gefällt. Ich möchte mein Pferd nicht schlagen/reglementieren müssen. Ich freue mich wenn mein Pferd hochmotiviert ist"

Das ist direkt gefolgt von

"was tue ich denn jetzt, wenn mein Pferd aufmüpfig ist, ich möchte es ja nicht schlagen/reglementieren/zurechtweisen? Ich warte bis etwas Gutes kommt was ich belohnen möchte, denn ich möchte ja jetzt alles über freies Formen erarbeiten".


was wiederum in einem jetzt wirklich verunsicherten Auftreten und Umgang resultiert, der für das Pferd jetzt überhaupt nicht mehr nachvollziehbar ist. Und wo man vorher noch recht zuversichtlich "NEIN" sagen konnte, stehen jetzt alle Türen offen.

Verständlich dass ein Pferd wie Deins, das sowieso schon immer "guckt, was geht" jetzt ein wenig über die Stränge schlägt und "Grenzüberschreitungen finden" zu seiner neuen Lieblingsbeschäftigung macht.

Das ist alles nicht persönlich gemeint, sondern sind nur Erfahrungswerte, die ich hier in den Raum stelle. Ohne Dich im Umgang mit deinem Pferd gesehen zu haben sind das nur Spekulationen.



Was ich tun würde:
Das Clickertraining aktuell nur in geschütztem Raum (sogenannter "protective Kontakt") machen und ausschliesslich an Höflichkeit arbeiten. Dazu gibt es hier im Bereich Fütterung und Erziehung ein paar Themen.
In der restlichen Zeit würde ich in sehr eng gestecktem Freiraum für das Pferd arbeiten und notfalls meinen Raum verteidigen, wenn Du Dich mit ihm in einem freien Raum bewegst. Damit für ihn diese Grenze "das ist mein Raum" klar und offensichtlich bleibt.

Und dann würde ich versuchen einen Clickertrainer zu finden, der mit dem Pferd arbeiten kann und ihm die Grundlagen der Höflichkeit (und Dir ) erkären kann.
Denn oft kann sich der Clickeranfänger nicht vorstellen, wie schnell und wie schnell hintereinander man bestärken muss, damit das Pferd nicht gleich wieder in das Fehlverhalten fällt und sich erstmal ein Verständnis und dann eine Gewohnheit bilden kann.
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Re: NHS und Clickertraining?
« Antwort #6 am: 24. Januar 2014, 13:07:02 »
Nur man meine kurze Meinung dazu.
Ich bin überzeugt vom Clickertraining, und WILL auch nur mehr clickern im Umgang mit Tieren - nur mal zu klarstellung  :cheese:

Dunja, unsere Hafidame war immer schon neugierig, frech, aber gutmütig und ist durchs clickern zu höchstleistungen motiviert gewesen. Überforderung und unmut hat sie aber in steigen, beißen und treten geäußert. Und das wirklich aggressiv gegen den Menschen.
Logischerweie waren wir schon recht eingeschüchtert dadurch. Sie ist zwar "nur" ein hafi, also nicht groß, aber dafür dick, kräftig mit stabilen Hufen und Riesenschädel  :cheese:
Wir haben dann mit NH gearbeitet, weil man beim Clickern nix hat mit dem ich mich Schützen kann wenn sie herumtritt.
Es war echt harte arbeit, bis sie gelernt hat, dass sie beim longieren nicht den Menschen in der Mitte überrennen kann - anfangs sind wir ausgewichen. Da dann stehen zu bleiben und sich mit der Peitsche zu verteidigen war echt hart. Aber wir mussten da durch.
Jetzt ist sie wieder brav, weil alles klar ist. Sie wird nicht richtig geclickert, aber es wird alles kleinschrittig erklärt, Druck wird vermieden so gut es geht (longieren klappt zum Beispiel fast nur mit Stimme und Körpersprach) Und für gute leistungen gibts Leckerchens und da sie es liebt gekrault zu werden auch Kratzen als Belohnung.
Treten tut sie garnicht mehr, wenn sie ihren Unmut äußen mag, dann schnappt sie und legt die Ohren an. Das ist uns dann je nach Situation dann egal oder wir hören auf sie.. Steigen gibts auch garnimmer an der Hand, Führen klappt ohne abdrängen und Buckeln tut sie halt beim Reiten oder longieren wenn sie übermotiviert ist  :cheer:

Sie ist auch eine, die von anderne gehhändelt werden muss, deswegen werden eben Proteste ihrersets mal ignoriert - zumindest, dass sie keinen Erfolg hat (Wenn sie beim Satteln sich wehrt, sattel ich sie z.b. trotzdem, steig aber nicht auf oder so - so als hätte ich das eh vor gehabt..)

ich bin nach wie vor der Meinung, dass jemand erfahrenes wie Heike, Alex oder die anderen "Profis" hier, das Problem positiv mit Clickertraining in den Griff bekommen haben. Ich hab die Trainerfähigkeiten nicht, und ich hab auch keinen Clickertrainer so nahe, dass er mal ein Monat mit ihr arbeitet...
Liebe Grüße!
Seelenpferde hat jemand einmal Pferde wie dich genannt- Pferde, die es nur einmal geben wird im Leben, die man begleiten darf und die einen auf andere Wege führen.
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Mannimen
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Re: NHS und Clickertraining?
« Antwort #7 am: 24. Januar 2014, 17:29:13 »
Hallo und herzlich  :willk2:

Ich kann mich den anderen Meinungen und Erfahrungen eigentlich nur noch anschließen. Ein paar grundsätzliche Fragen würde ich mir jedoch noch stellen.

Als ich in dieser Situation war, musste ich mir zunächst einmal darüber klar werden, wie ich künftig mit meinem Pferd kommunizieren möchte. In den vielen Jahren zuvor hatte ich nur dieses Dominanzding eingetrichtert bekommen, welches naturgemäß immer mit Druck zu tun hatte. Das funktionierte auch ziemlich gut nur dieser Umgang machte mir auf Dauer keine Freude mehr, weil ich einfach kaum mehr Rückmeldungen vom Pferd bekam. Ich verlor die Lust so ziemlich an allem was damit zu tun hatte. Dann wandte ich mich den Pferden zu, die weiterhin laut waren und sehr deutlich klar stellten, dass sie so einen Umgang nicht wollen und sich entsprechend zur Wehr setzten. Sie faszinierten mich irgendwie, denn sie waren sehr klar darin, ihre Meinung zu vertreten. Offenbar war das etwas was mir fehlte und so konnte ich genau das von ihnen lernen. Ich musste also lernen, sehr genau auf ihre Signale zu achten, sie zu respektieren und mich auch mal zurück zu nehmen, denn sie zeigten mir deutlich Grenzen auf.

Es war also nötig für eine gegenseitige Kommunikation auch zuzuhören was mir das Pferd gerade mitteilt und nicht nur zu sagen was ich möchte. Weiterhin musste ich mit meinen Antworten immer sehr klar sein, damit sie sich sicher sein konnten, wie diese lautet. Es ist also erst einmal eine Schule für mich gewesen und weniger für das jeweilige Pferd.

Nun gibt es auch sehr unterschiedliche Pferde. Es gibt welche, die sind eher zurückhaltend uns gegenüber verhalten und müssen dann entsprechend motiviert werden. Aber es gibt auch welche, die sehr genau wissen wollen, woran sie sind und sehr aktiv sein können. Dazu würde ich mal Deinen Buben zählen, so wie Du ihn beschreibst.

Bist Du also unklar in dem was Du sagst oder wie Du es sagst, sieht er schon einen Grund da noch mal nachzufragen. Er kann dabei offenbar sehr deutlich werden und das ist bei so einem Kaliber für dich nicht ganz ungefährlich. Schon alleine deswegen nicht, weil er noch nicht weiß, wie verletzlich Du wirklich bist. Er misst das ja mit seinen Maßstäben und die sind ganz sicher nicht angemessen für dich. :neinnein:

Insofern kannst Du das auch nicht einfach so ignorieren, wenn er mal nach dir schnappt oder gar keilt. Spätestens da solltest Du ganz klar sein, wie Du das beantworten möchtest. In einem abgetrennten Raum hinter einer Absperrung kannst Du das üben und er wird dir ganz sicher auch gut zuhören, doch sobald sich die Bedingungen für ihn ändern und er wieder dichter an dich ran kommst, wird sich zeigen, wie deutlich Du deinen Standpunkt hast klären können.

Im NHS lernst Du neben der Körpersprache auch Grenzen zu setzen und das musst Du dann auch tun, ob Du nun willst oder nicht, denn sonst ist das "Spiel" zu Gunsten des Pferdes ausgegangen und Du hast deine Position verloren. Da Du aber nicht bis in letzter Konsequenz dich durchsetzen möchtest, so habe ich das verstanden als Du meintest, dass "schlagen" für dich keine Option sei, würde ich meinen, dass dies nicht der richtige Weg für dich ist, denn da weichst Du nicht vor dem Pferd zurück und gibst deine Position auf. Ganz im Gegenteil, Du gehst sehr selbstbewusst auf das Tier zu und forderst deinen Raum ein. Aber das wirst Du ja dann auf dem Kurs sicher sehr schnell sehen können.

Beim CT git es jedoch keine positive Strafe sondern eine negative Bestrafung. Wir fügen also nicht immer mehr Druck hinzu, bis das Pferd dem nachgibt sondern wir nehmen den Druck völlig raus und wenden uns ab, wenn zu starker "Gegenwind" aufkommt. Die Unterschiede bei der Belohnung wurden ja weiter oben schon genannt und sind ebenfalls völlig gegensätzlich. Insofern dürfte es auch nicht verwunderlich sein, wenn das Tier bei Anwendung beider Umgangsformen zunächst völlig verwirrt ist und selbst erst einmal wieder Klarheit darüber finden muss, was gerade angesagt ist. Wieder ist von elementarer Bedeutung wie klar hier getrennt wird. Pferde erlangen Sicherheit durch Klarheit und Beständigkeit.

Also kläre erst einmal was Du genau möchtest und dann kannst Du dich mit den Fragen beschäftigen, wie Du das schaffen kannst. Dazu wäre vielleicht auch nicht ganz unwichtig dich selbst einzuschätzen. Passt das zu dem Umgang oder eher nicht. Denn das kann ich dir schon mal ganz sicher sagen, die Pferde können wir nicht täuschen, denn sie lesen in unserer Körpersprache und die wird von innen her bestimmt. Wer also eher ängstlich und schüchtern ist braucht ihnen nicht zu erzählen er sei dominant. Das nehmen sie dann ganz sicher nicht ernst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es am besten ist, sich so zu geben wie man auch ist, das wird von diesen Tieren am besten verstanden. Und keine Sorge, sie respektieren einen auch ohne Dominanz. ;)

« Letzte Änderung: 24. Januar 2014, 17:36:51 von Mannimen »
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Ehemaliges Mitglied 747
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Re: NHS und Clickertraining?
« Antwort #8 am: 25. Januar 2014, 00:01:37 »

Ich habe an der Stelle auch mal eine Frage bzw. einen Gedanken der mich hinsichtlich dieses Themas momentan beschäftigt.

Und zwar geht es darum, wie zuverlässig abrufbar ein bestimmtes Verhalten/Reaktion beim Pferd ist.

Ich schätze die Arbeit mit dem Clicker und die positiven Begleiterscheinungen die das Training mit sich bringt sehr. Es gibt allerdings auch einen pragmatischen Teil in mir, der es für wichtig hält, dass gewisse Dinge eigentlich immer verfügbar sind (soweit das im Rahmen mit eigenständig denkenden Lebewesen eben möglich ist  ;))

Der Clicker basiert ja auf der freiwilligen Mitarbeit des Pferdes. Bedeutet im Umkehrschluss, dass es immer auch die Entscheidungsfreiheit hat "Nein" zu sagen.
Was ist also nun, wenn ich mit dem Pferd am Straßenübergang stehe und der Sicherheit wegen ein paar Schritte Rückwärts mit dem vereinbarten Zeichen anfrage und das Pferd aber entscheidet "Nö, gerade nicht."
Dann sind meine Optionen hinsichtlich positiver Verstärkung doch ausgeschöpft oder?

Fange ich mit der Hand an "manuell" zurück zu schieben, bin ich bei der negativen Verstärkung. Also etwas Unangenehmes (Druck) hört auf, sobald die gewünschte Reaktion gezeigt wird...wie beim NHS üblich. Aber die paar Schritte Rückwärts bekomme ich mit hoher Wahrscheinlichkeit...

Ich frage mich, in wie weit die eine Methode die andere ausschließt, und ob bzw. wie strikt man seine Entscheidung für das Eine oder das Andere treffen muss?


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Re: NHS und Clickertraining?
« Antwort #9 am: 25. Januar 2014, 00:14:28 »
Alexandra Kurland hat da gerne einen Satz parat:
"Safety always comes first".


Also, Sicherheit immer zuerst.


Allerdings kann ich solche Sachen natürlich auch so aufbauen, dass sie nicht zwangsläufig mit unangenehmen Druck verbunden sind.
Wenn ich zb mich einer Strasse nähere, wo ich weiss, dass es zwingend notwendig ist, dass ich Genau dann, wenn ich es brauche, das Signal zum Halten gebe und das dann sicher sitzen muss, fange ich rechtzeitig damit an.
Ich frage also nicht 1 Meter vor der magischen Linie des No-Return an zu fragen ob es genehm ist zu halten, und wenn das Pferd nicht reagiert, gibt es Druck, weil es anhalten muss -
ich frage dann evtl 10 Meter vorher: Kannst Du anhalten? :keks: 5 Meter weiter: Kannst du anhalten? :keks:
an der "magischen Linie": Kannst du anhalten? "klar kann ich" :keks:

Genauso baue ich das mit dem Losgehen auf. Wenn das pferd das Losgehen über diverse Signale kennt, und das Gertensignal davon eins ist, und das über positives Erleben erarbeitet wurde, sehe ich überhaupt kein Problem darin, das dann auch einmal nachdrücklicher einzusetzen, wenn die Reaktion nicht prompt erfolgt.
Das wird mein pferd sicher nicht umbringen, der nachfolgende LKW schon.  ;)


Ist mein Pferd weder strassensicher noch LKW-fest, hat es noch große Probleme mit der Umgebung und kann sich nur unter Androhnung von Strafe auf mich und mein Anliegen, sich in bestimmte Richtungen zu bewegen oder zu verharren, konzentrieren, gehört es noch nicht in eine solche Situation.
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Re: NHS und Clickertraining?
« Antwort #10 am: 25. Januar 2014, 01:34:11 »

Vielen Dank für die Erklärung  erst mal :)

Straßen- und verkehrssicher ist sie. Sogar eines der sichersten/routiniertesten Pferde mit denen ich je zu tun hatte. Und Halten klappt auf Zeichen tatsächlich auch sehr zuverlässig, es ist wirklich das Rückwärts das öfter unbeantworetet bleibt. Das Beispiel mit der gefährlichen Situation ist vll. auch schlecht gewählt, weil es natürlich so ein bisschen Ausnahmecharakter hat...

Mein Gedanke dahinter ist eher, dass ich manchmal das Gefühl bekomme, sehr stark von ihrer Laune abhängig zu sein.
Anderes Beispiel: Hüfttarget. Sie hat Tage, wo sie auf das Zeichen sofort reagiert und ganz eifrig anbietet. Und dann hat sie Tage, wo sie seeeeehr zögerlich reagiert oder eben auch gar nicht. Da ich das Target nun aber zum Beispiel auch gerne benutze um sie zur Seite zu drehen, wenn ein anderes Pferd vorbei muss, ist das der Punkt, wo ich auf die Frage mit der Zuverlässigkeit komme.
Alternative um die Hinterhand auf die Seite zu bekommen, wäre ja dann auch wieder Druck, weil's eben zuverlässig funktioniert.
Und das macht es für mich mit der Clickerarbeit manchmal schwierig, weil mir bei zweckmäßigen Alltagssituationen hin und wieder die Verbindlichkeit fehlt.  ???


Das mit den mehreren Signalen für eine Sache ist auf jeden Fall ein guter Anreiz.  :)
Die Möglichkeit Druck positiv zu besetzen mit dem Clicker kenne ich auch. Habe allerdings auch gehört, dass sich positive und negative Verstärkung parallel angewandt irgendwann gegenseitig abschwächen....?
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Re: NHS und Clickertraining?
« Antwort #11 am: 25. Januar 2014, 08:10:15 »
Das Pferd hat beim CT zwar immer die Wahl, aber Sachen, die es gerne macht, wird es in den meisten Fällen auch machen wenn ich es danach frage. Von daher würde ich die Sachen, die mir so wichtig sind, fürs Pferd besonders toll machen ;)
Also erstmal in Situationen wo es grade total egal ist, wo das Pferd steht (wo du dir also selber noch keinen Druck machst!), am Rückwärts bzw Hüfttarget arbeiten und wenns Pferd an dem Tag so gar keine Lust hat, schon für Gewichtsverlagerungen ganz furchtbar doll belohnen, was Anderes machen und es an nem anderen Tag wieder versuchen.

Die Erfahrung die ich dahingehend gemacht habe, Übungen die aufeinmal gehen MUSSTEN, die hab ich viel zu oft in der "es-muss-jetzt-gehen"-Situation abgefragt und war dann gefrustet, habs über Druck versucht zu lösen usw und nun krieg ich die gewünschte Reaktion noch viel seltener als vorher (das dürfte wohl unter "vergiftetes Signal" fallen)

Gibt aber auch Situationen, wo ich mit "Druck" arbeite, was aber trotzdem keine negative Verstärkung ist. Wie zB wenn mein Pferd etwas mit der Hinterhand rumschwenken soll um Platz zu machen, oder auch nen Schritt rückwärts damit ich vorbeikomme. Da mach ich Druck gebe ich das Signal, und er machts dann eigentlich auch immer (weil es vielbestärkte - positiv bestärkte! - Übungen sind), außer er kann grade nicht (zB Schmerzen).

In Notsituationen setz ich etwas aber auch mit allen Mitteln durch, wenn es um die Gesundheit geht (die meines Pferdes, von mir, anderer Pferde, Menschen..). Aber so Situationen wie an der Straße zB die kann ich zumindest verhindern, ich MUSS nicht an eine Straße (kann halt auch am Hof bleiben) - die vermeide ich dann halt so lange, bis ich bei den "Trockenübungen" sagen kann, mein Pferd reagiert sehr zuverlässig auf dieses Signal und ich kann ruhigen Gewissens an eine Straße.
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Re: NHS und Clickertraining?
« Antwort #12 am: 25. Januar 2014, 09:10:02 »
Ich hoffe es ist OK, wenn ich als Nicht-Pferdetrainer hier auch was zu schreibe  :rotw:

Ich habe den Eindruck, dass hier Clickertraining mit 'das Pferd kann eigentlich machen was es will' gleichgesetzt wird. Als erstes gebe ich zu Bedenken, dass das Pferd auch bei Ausbildung mit negativer Belohnung (das scheint mir am ehesten mit NHS gleichzusetzen zu sein) oder auch positiver Strafe Entscheidungsfreiheit hat. Ich kann auf das Pferd eindreschen wie ich will, das heisst noch lange nicht, dass es das tut, was ich will. Vermutlich meint Mensch, er hätte die Kontrolle weil er noch aktiv ist, aber de-facto hat er es nicht (wie ich hier häufig bei der Verladeproblematik lese).

Der zweite Punkt ist das Vermengen von Training und trainiertem Verhalten. Ja, im Training akzeptiere ich, dass das Tier Fehler macht versuche aber, die Fehlerrate durch geeigneten Aufbau gering zu halten (und das ist der große Unterschied zu konventionellem Training, in dem ich den Aufbau so mache, dass das Tier Fehler macht um es dann bestrafen zu können). Das Ziel muss aber sein, das Verhalten unter Signalkontrolle zu bekommen. Und das heisst, dass da Verhalten verlässlich abrufbar ist. Der Weg dahin ist beim Clickertraining ein anderer als bei positiver Strafe, das Ziel mus aber das gleiche sein.

Joerg
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Re: NHS und Clickertraining?
« Antwort #13 am: 25. Januar 2014, 09:39:39 »
Schön zusammengefasst Joerg :uschreib:

Und mal davon abgesehen darf mein Pferd auch nicht immer und überall machen was sie will - daraus ergibt sich wieder dass ich mit ihr regelmäßig Sachen trainieren muss, auf die ich eigentlich keine Lust hätte. Anhalten unter Signalkontrolle z.B., oder noch beliebter - nach dem Anhalten Stehen bleiben und Warten :kicher:

Wobei ich es auch immer arg einseitig find nur das Straßenthema als Beispiel zu nehmen, das kann man nämlich oft vermeiden. Viel nerviger und gefährlicher find ich es z.B. wenn alle Pferde sich mit durch den Paddockzaun drängeln wollen - das ist aber wieder den meisten Besitzrn in ihrer Abwesenheit egal.

Auf jeden Fall geht es immer um Signalkontrolle - meine Stute würd bei wildem NHS-Strickgewedel vor Schreck wohl erst recht auf die Straße hüpfen.
LG Tine
Krümel, Alkmene & Mucki

Ab und zu ist es gut, in unserem Streben nach Glück innezuhalten und einfach glücklich zu sein. ~ Guillaume Apollinaire
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penelope
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Re: NHS und Clickertraining?
« Antwort #14 am: 25. Januar 2014, 11:11:40 »
NHS ist ja nicht immer gleich wildes Strickwedel - Clickertraining ist ja auch nicht immer ängstliches Leckerlie-Vollstopfen  ;)

Ich denke schon, dass man sich auch als Clickerer bei guten NHS Leuten Sachen in Richtung Körpersprache, Focus, Energiearbeit abschauen kann.
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