Habe grade eben (und schon weiß ich nicht mehr, wo genau … tsss) mal wieder den Satz von Bob Bailey „Wir arbeiten am Verhalten, nicht an der Beziehung“ gelesen. Wie ist der eigentlich genau gemeint bzw. in welchem Zusammenhang steht er?
Ist damit gemeint, dass „Beziehung“ grundsätzlich nicht wichtig ist, wenn ein Tier etwas lernen und ausführen soll? Bei Zootieren, Hühnern usw., denen der Mensch an sich am A… vorbei geht, vermutlich richtig, aber bei Hunden und Pferden, die über Jahrtausende auf Zusammenarbeit und Kommunikation mit Menschen selektiert wurden???
Oder meint er, dass man (in Trainingseinheiten?) eben nur am Verhalten werkelt, an der Beziehung aber wann anders?? Und wenn ja, wann und wie das?
Ich bin grade, bestärkt durch aktuellen intensiven Konsum von Marc-Lubetzki-Filmen (endlich mal ein Vorteil der langen dunklen Abende!), sehr mit Beobachtungen beschäftigt, wann im Zusammensein mit meinen Pferden der „intellektuelle“ Aspekt (Lernen, Trainieren, ausdrücklich erlerntes Verhalten zeigen) im Vordergrund steht und wann der Beziehungsaspekt. Sehr spannend. Ich glaube, ich werde in Zukunft doch manches etwas anders angehen.
Grade dieses recht technische „Verhalten statt Beziehung“ im Clickertraining ist ja ein häufiger Kritikpunkt von Pferdemenschen, die ausdrücklich nicht vom Rangordnung-Dominanz-Respekt- Ufer sind, sondern deren Philosophie am freundschaftlichen, partnerschaftlichen und sozialen Miteinander, Freude an gemeinsamer Bewegung („Bewegungsdialog“) und Aktivitäten ausgerichtet ist. Die vom Clickertraining dann zwar (im Gegensatz zur NHS-Fraktion, für die Futter aus der Hand grundsätzlich des Teufels ist) durchaus die wissenschaftlichen Hintergründe und Vorgehensweisen kennen und wissen, dass es funktioniert, teilweise auch einige Anwendungsgebiete sinnvoll finden und oft auch mit Futterlob an sich arbeiten, aber CT letztendlich doch für reine Konditionierung halten, die den Beziehungsaspekt mehr oder weniger komplett außer Acht lässt.
Es stellt sich natürlich die Frage, wie vielen wirklich guten „Clickerern“ sie denn etwas intensiver bei der Arbeit zugesehen und sich ausgetauscht haben (es gibt halt sehr wenige davon), aber ich kann auch nachvollziehen, wie sie zu dieser Einschätzung kommen. Ampelprinzip, Versuche und Sekunden zählen, akribisches Auseinanderdröseln kleinster Schritte, Trainingstagebuch, möglichst emotionsloses Vorgehen, Verzicht auf Stimmlob, Körpersprache usw. führen natürlich (so man`s wirklich kann) zu schnellen Erfolg und sichtbaren Ergebnissen, aber …. s.o.
Gruß
Katja