Bei Moonreise
Mir war es immer sehr wichtig, dass mein Pferd freiwillig und gerne mitkommt. War das nicht so, habe ich alle notwendigen Dinge halt auf der Weide erledigt und dort sehr viel Zeit mit ihm gemeinsam verbracht. Ich wurde dann oftmals schon von weitem begrüßt wenn ich kam und er blieb dann auch länger bei mir oder folgte mir auf Schritt und Tritt. So kamen wir dann auch zum Tor und erst dort bekam er sein Halfter angelegt, denn dann verlassen wir seine Welt und gehen in meine.
Die Ausflüge mit mir in meiner Welt müssen ihm offenbar auch sehr gefallen haben, denn er kam immer öfter und schneller zum Tor, wurde teilweise schon ungeduldig und drängelig. Da mussten wir dann auch mal wieder etwas mehr Ruhe und Abstand rein bringen.
So haben wir auch Zeichen vereinbart, und ich wurde von anderen Leuten am Stall milde belächelt, dass ich ihm schon von weiten zurief und ihm zugewunken habe. Aber als er sich dann in Bewegung setzte und bis zum Tor kam, wo ich auf ihn wartete, wurden die Gesichter dieser Leute immer länger.
Oftmals brachte Antares auch gleich andere Pferde mit und so wurde ich dann schon mal gefragt, ob ich nicht mein Pferd rufen könnte, damit die Leute nicht so weit zu ihren Pferden laufen müssten.
Aber es gibt auch Tage, wo er es bei den anderen Pferden oder gerade beim Fressen dann vorzog dort zu bleiben. Das habe ich auch akzeptiert und bin später wieder gekommen, um ihn erneut zu fragen. Wieder stieß das auf völliges Misverständnis bei den anderen Leuten. Aber die Hauptsache ist doch, dass ich mich mit meinem Pferd verstehe. Er muss nicht mit mir gehen, wenn er nicht mag. Und ich sollte alles dafür tun, dass er es toll findet, mit mir zusammen zu sein. Dann wird sich ja zeigen, was ich an mir noch zu ändern habe, damit das dann auch was wird.
Eine Kette zu benutzen und meiner Forderung Nachdruck zu verleiehen wäre eher kontraproduktiv, wenn ich das dann nicht auch durchziehen könnte. Ich sollte mich zuvor jedoch fragen, welchen Umgang ich bevorzugen möchte, also was mein Ziel ist. Möchte ich, dass mir mein Pferd ohne wenn und aber gehorcht und alles tut, was ich gerade von ihm verlange, dann darf ich ihn nicht mitentscheiden lassen und muss das immer bis zur letzten Konsequenz durchziehen, ihn also unter Druck setzen, solange bis er nachgibt und dann den Druck sofort wieder wegnehmen (ist die gängigste Methode im Umgang mit Pferden). Möchte ich aber, dass mein Pferd von sich aus mir etwas anbietet usw. dann muss ich das auch erlauben, selbst wenn er mir den Rücken zudreht. Es ist seine Antwort auf meine Frage und ich kann mir dann überlegen, wie ich ihn mehr für mich begeistern kann oder warum er eben nicht zu begeistern ist.
Mit einem Pferd in einen Dialog zu gehen, bei dem es auch mitbestimmen darf, ist wohl die schwierigste Methode im Umgang mit Pferden, denn nicht immer passen deren Vorstellungen von etwas zu dem was möglich ist. Dann müssen wir es ihnen so erklären, dass sie es auch verstehen können oder mindestens akzeptieren. Wir laufen nicht einfach über die Straße usw. Da gibt es eine Menge Dinge zu lernen für so ein Tier. Viel eifacher ist es sich einen reinen Befehlsempfänger zu erziehen und ihm ständig zu sagen, was er zu tun oder zu lassen hat. Ein Pferd welches da gerne mal mitredet ist eben schon eine ganz andere Nummer und viel interessanter wie ich finde.