Hi,
(sollte jemandem ein passenderer Titel einfallen: bitte um Vorschläge).
Eines meiner Lieblingsbücher ist ja "Handbuch Pferdebeurteilung" von Michael Schäfer. Darin geht er von 4 Urpferdetypen aus, die - meistens gemischt - auch in unseren modernen Pferden noch drinnen sind und die sich - außer durch Äußerlichkeiten - auch durch ihr Verhalten, u. a. ausgehend vom ursprünglichen Lebensraum unterscheiden.
Ich hatte ja immer nur mit eher Südpferden und Ponies zu tun, nie mit sowas wie Urkaltblütern. Bis Lele kam. Ich gestehe es ungern, aber trotz zwei Besichtigungen, bevor ich sie holte, bemerkte ich die deutlich gespaltene Kruppe erst, nachdem sie bei mir eingezogen war (ich hatte mich in ein süßes Kopfbild von ihr verliebt, und ich war total baff, als ich dieses bereits verkaufte Pony dann woanders angeboten fand. Es war tatsächlich dasselbe Pferd, da ich die Vorbesitzer anrief und sie mir bestätigten, daß sie das Pony dorthin verkauft hatten, wo ich sie kaufte).
Naja, und irgendwie habe ich jetzt zwei ziemliche Extreme: Kala, typisches Steppenpferd inkl. ständiger Vorsicht (und ohne Winterfell
), die immer noch auf der Hut vor Leoparden ist und Lele, Urkaltblut (in Miniaturform). Mitsamt Training lösen sich die Unterschiede nicht auf. Ich hab'mit Kala nie wirklich Antirempeltraining gemacht, war nie Thema. Mit Lele habe ich extrem viel daran gearbeitet (siehe auch unser Video Rückschritte). Aber wenn man nicht gezielt etwas sagt, spielt sie trotzdem gerne Panzer (speziell wenn sie unbeobachtet ist).
Oder die Sache mit dem Türvorhang: Im Spätherbst wurden vor meinen beiden Stalltüren Plastikstreifen montiert (die 30 cm breiten). Nachdem ich 2 Tage später für 3 Tage wegfuhr, habe ich die Streifen bei der einen Tür wieder demontiert, da Kala sich absolut nicht durchtraute und ich nicht riskieren wollte, daß sie während meiner Abwesenheit weder säuft noch frißt.
Es lief nun so ab, daß Lele, zumindest wenn ich es beobachten konnte, NUR MEHR den Ausgang MIT Streifen benutzte - woraufhin Kala fluchtartig den Stall durch den anderen Ausgang verließ. Sie benutzte ihn auch extrem oft und m. E. mit maximaler Lärmentwicklung, und ich hatte den Eindruck, daß sie es lustig fand, wenn Kala flüchtete.
Danach habe ich Streifen für Streifen - jeweils mit 2-3 Tagen dazwischen - wieder aufgehängt. Schon der 1. Streifen, der die Türöffnung nicht wirklich verengte, wurde mißtrauisch beäugt, und sie war sehr flott bei der Türdurchquerung. Ich dachte tatsächlich, daß ich es vergessen könnte, die Tür jemals komplett zuzuhängen. Es hat gottseidank geklappt, und mittlerweile ist es ihr egal, ob die Streifen über ihren Rücken flutschen. Sie geht ruhig und gelassen durch.
Auch im Vorgarten ist Kala mitsamt viel Gewöhnung speziell in der Dämmerung sehr mißtrauisch, wenn sich draußen was bewegt oder ein neues Werbeplakat montiert ist. Falls Lele diesbezügliche Unterschiede auffallen, zeigt sie es nicht.
Kala ist auch um einiges reaktiver als Nu (Vollblüterin) es war, die vermutlich mehr Ponyblut (und gutes Winterfell) hatte.
Klar kann auch Lele mal erschrecken, und bei Dingen, die sie gut kennt, ist Kala ultracool (Planengeschüttel). Aber die unterschiedlichen Wesenszüge sind doch sehr deutlich und mir erst dadurch, daß ich mit diesen Extremen konfrontiert bin, bewußt geworden.
Mir ist auch stärker bewußt, daß ich mit manchen Pferden manche Dinge so gut wie nicht üben muß, da sie sowieso funktionieren, und daß bei anderen Pferden diese Dinge nur dann funktionieren, wenn ich sie oft übe. Mit anderen Dingen ist es genau umgekehrt.
Außerdem achte ich vermehrt auf körperliche Unterschiede, wobei auch zu bemerken ist, daß bestimmte Übungen bestimmten Pferden (auch nach Körperbau, aber natürlich nicht nur) deutlich leichter fallen.
Wie sieht es mit euren diesbezüglichen Erfahrungen aus?
Viele Grüße
Carola
PS natürlich verkörpern meine Pferde die Typen nicht rein, aber m. E. doch mit jeweils sehr starkem Anteil