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Positive Bestärkung vs Gesundheit

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Re:Positive Bestärkung vs Gesundheit
« Antwort #15 am: 12. Juni 2012, 13:02:25 »
Was ist mit PSSM oder RER? Wenn die Muskelwerte so schlecht waren?
Ich "kenne" (aus dem Netz) einen Fall, wo erst alles mögliche andere versucht wurde, weil der Verlauf sehr untypisch war, am Ende war's doch RER.
Muss nicht immer dem typischen Krankheitsbild entsprechen.
LG, Inga

Entwendy - Das Pferdestehlmagazin.
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Re:Positive Bestärkung vs Gesundheit
« Antwort #16 am: 12. Juni 2012, 14:52:09 »
Das kann schon sein. Erwähnt hat das keiner, weder die 2 behandelnden TÄ, noch Osteo und Hufpflegerin.
Heute wars wieder da, in abgeschwächter Form natürlich, er ging etwas klamm. Nachdem er gestern 4 Stunden auf der Matschkoppel stand (ohne Futter) und nicht aufs Gras kam - es regnete zwischendurch immer mal kurz, war aber warm. Bin mal gespannt wie es morgen ist, denn heute ist wieder nur Matschkoppel wahrscheinlich (und das obwohl der Boden knochentrocken ist  >:()
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Mannimen
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Re:Positive Bestärkung vs Gesundheit
« Antwort #17 am: 12. Juni 2012, 16:02:55 »
Nur noch mal kurz zur Ausgangsfrage zurück.

Es ist ja nicht so, dass CT ausschließlich nur JA zu allem Erwünschten sagt. Es sagt genau so auch NEIN zu Unerwünschtem.

Was es jedoch sehr deutlich macht, ist das Pferd etwas sagen zu lassen bevor man darauf antwortet. Das bedeutet natürlich auch, dass schon mal mehr Aktivität und Mitteilung gefördert wird. Das ist zum Beispiel genau der Grund, warum meine Frau das eben nicht möchte. Bei ihr hat das Pferd still zu stehen, abzuwarten, bis sie ihm sagt, was er zu tun hat und dann nur das zu tun was sie von ihm verlangt. Punkt. Dafür braucht sie dann ausschließlich die negative Verstärkung und positive Bestrafung, weil der absolute Gehorsam im Vordergrund steht. Ihr Pferd bekommt kein Mitspracherecht und darf auch nicht selbst irgend etwas entscheiden. Es hat zu gehorchen solange Frauchen was von ihm will und erst auf der Weide darf er wieder das tun, was er gerne möchte. So wird sie auch immer erst dann etwas von ihm erfahren, wenn er es nicht mehr verbergen kann oder sich dagegen zur Wehr setzt. Und dann wird es verdammt schwierig raus zu finden, ob es ein Dominanzproblem ist oder gar eine gesundheitliche Ursache hat. Letzteres hat ihm und ihr nun schon bald zwei Jahre eine Auszeit eingebracht. :confused:

Natürlich habe ich bei der positiven Verstärkung auch die Möglichkeit einer negativen Bestrafung. Ich entziehe meinem Pferd z. B. die Aufmerksamkeit oder wende mich gar ab von ihm. Das kann ich jedoch nicht an der Straße mehr tun. Da sollten diese Grundregeln schon so gefestigt sein, dass die kleinste Andeutung bereits verstanden und beachtet wird. Ich muss also nicht mehr zum Vollzug der Strafe kommen. Und ich habe die Möglichkeit das gewünschte Verhalten immer zu belohnen und damit weiter zu fördern. Das steht bei der negativen Verstärkung völlig außen vor, weil ja schon das Wegnehmen des Druckes die Belohnung ist. Insofern strebt dort das Pferd nur nach seiner Ruhe während es bei der positiven Verstärkung nach mehr Beachtung strebt. Es möchte belohnt werden. 8)

Antares wusste z. B. dass es an jeder Weggabelung immer ein Leckerchen gab, wenn er dort anhielt und stehen blieb. Was macht dieses Pferd also? Es läuft schnell zur nächsten Weggabelung, um dort erneut anzuhalten und ein Leckerli einzuheimsen! Das käme bei negativer Verstärkung überhaupt nicht in Betracht. Vielmehr müsste das Pferd dabei bis zur nächsten Weggabelung getrieben und dort dann auch angehalten werden. Es kennt also nur bestimmte Befehle, die ohne wenn und aber auszuführen sind, wenn Strafe vermieden werden will. In unserem Falle müsste das gezeigte Verhalten hingegen unter Signalkontrolle gestellt werden, damit es auch abrufbar wird. Also ich stelle eine Belohnung in Aussicht, wenn auf das gezeigte Signal die richtige Antwort folgt. Wird die falsche Antwort gegeben, bleibt die Belohnung aus, was Frust hervorruft, jedoch zum Nachdenken anregt, um doch noch die richtige Antwort zu geben. Das kann natürlich etwas Zeit in Anspruch nehmen und die ist an der Straße nicht vorhanden. Also muss ich das so gut zuvor üben, dass mein Signal auch sofort verstanden und angenommen werden kann. Wenn nicht habe ich das zu wenig geübt und dann bleibt mir oftmals nur noch Druck aufzubauen, um Schlimmeres zu verhindern. :nick:

« Letzte Änderung: 12. Juni 2012, 16:09:30 von Mannimen »
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Re:Positive Bestärkung vs Gesundheit
« Antwort #18 am: 12. Juni 2012, 17:32:55 »
Hallo

das klingt alles sehr logisch so wie du es beschreibst :) Ich hatte es ja schon instinktiv immer vermieden, überhaupt in eine Situation zu kommen, wo er stehen MUSS, weil ich wusste, dass es noch nicht zuverlässig abrufbar ist. Viele haben mich immer ermutigt, es doch zu tun, weil ich ja sonst nie mal rauskomme  :roll: aber ich denke, wenn spazieren gehen dann von Anfang an mit negativem Stress verbunden wird, dann möchte das Pferd ja bald gar nicht mehr spazieren gehen.
Als "Strafe" die Aufmerksamkeit wegzunehmen, find ich einleuchtend. Hab ich sogar tatsächlich schon in unserer Anfangszeit, wo alles schiefging, erfolgreich angewandt und so das Scharren bei Langeweile komplett abgewöhnt :cheese:
Könnte ich durchaus auch wieder bei der Freiarbeit benutzen..wenn ich denn mal wieder was ohne Strick mit ihm arbeite.
Was ich mich nur frag: die Arbeit beginnt ja bei dem Moment, wo ich das Pferd hol. Nun hängt er aber nunmal am Strick bis wir einen eingezäunten Bereich erreicht haben. Da kann es vorkommen, dass er ganz woanders hin zerrt, zB zum Heu oder auch zur Koppel. Also nicht nur andeutet, sondern mich mit seiner ganzen Kraft hinterherzieht. Kanns jetzt eigentlich meist im Ansatz ersticken durch genaues Beobachten, muss dann halt schnell genug nochmal das Vorwärts-Signal geben, abrupt abwenden oder irgendwas Anderes abfragen, dann lässt ers meist. Aber halt nicht immer - und da bleibt mir halt nur, richtig deutlich am Strick zu rucken, was ich ganz gern vermeiden würde. Wir haben monatelang eigentlich nur das Mitgehen geübt mit dem Clicker, daran liegts nicht. Sondern eben daran, dass er sich mitteilt. Und wenn er der Meinung ist, dass mit mir spielen grad nicht so toll ist, wie seine Alternative, dann setzt er das auch durch, wenn ich nicht grob werde. Ihn einfach gehen lassen ist halt nicht wirklich ne Option, weil wegen kein eingezäuntes Gelände und halt auch weil er nicht anfangen kann, sich am Siloballen zu bedienen  ;)
Meine Ideen dazu wären, einerseits ihn zu belohnen, wenn er mitkommt, obwohl er mir gezeigt hat, dass er gern woanders hin möchte, andererseits ihn "auszutricksen". zB wenn ich links von ihm bin, er sich nach rechts dreht und gehen will, mitzugehen und eine komplette Volte zu laufen bis man wieder da ist, wo man vorher war. Was denkt ihr darüber, oder habt ihr noch andere, bessere Ideen?

liebe Grüße
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Mannimen
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Re:Positive Bestärkung vs Gesundheit
« Antwort #19 am: 12. Juni 2012, 18:46:00 »
Immer wieder zurück zur Ausgangsposition ist eine sehr verbreitete und auch bewehrte Methode, zielt jedoch wieder auf den Gehorsam ab, dort zu bleiben, bis etwas anderes angesagt ist.

Ich habe mir angewöhnt als aller Erstes mir überhaupt das Interesse des Pferdes zu holen, sich auf mich zu konzentrieren. Das beginnt bereits auf der Weide, wo es völlig frei und ohne negative Folgen entscheiden kann, ob es mir folgen möchte. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen aber so nach und nach immer etwas mehr, bis es zu mir gelaufen kommt und mich bis zum Tor begleitet ohne an einem Strick zu hängen.

Am Tor angekommen müssen wir eine Vereinbarung treffen, dass außerhalb dieses Tores dann mit mir alles weitere abgesprochen und vorher immer erst mal gefragt wird. Wir gehen dann also nicht einfach weiter sondern von dort an gebe ich die Richtung vor und begrenze seinen Freiraum.

Natürlich möchte ich dabei auch nicht in den Seilen hängen und abgeschleppt werden. Das habe ich mit ihm auf der Weide ja auch nicht getan. Also möchte ich gefragt werden, wenn es wo anders lang gehen soll oder was auch immer. Anfangs musste ich dann auch ständig anhalten und mit ihm darüber diskutieren. Dabei begrenze ich seinen Aktionsradius z. B. in dem ich den Strick so kurz habe, dass er mit der Nase nicht bis zum Boden kommt und zuvor in diese Begrenzung selbst hinein geht und somit Widerstand spürt. Diesen erhalte ich aber nicht aufrecht, weil ich das auf Dauer nicht durchhalten könnte, sondern gebe sofort wieder nach. Hält er inne und überlegt kurz wird er sofort dafür belohnt. Wichtig ist dabei eine klare Trennung zum Widerstand, damit ich nicht den belohne, sondern das ablassen von dieser Idee im Gras abzutauchen. :confused:

Zieht er dennoch zum Grün, halte ich nicht dagegen sondern versuche diese Bewegungsenergie aufzunehmen und umzuleiten. Ich treibe also etwas nach (leichter Druck in der Schenkellage, so wie beim reiten auch) und führe ihn dabei durch etwas Stellung weg vom Grün. Meist hält er dann schnell wieder an, weil er merkt, dass er sich vom Grün entfernt. Nun nutze ich wieder diese Gedenkminute, um ihn darin zu bestärken bevor er wieder auf sein ursprüngliches Vorhaben zurück kommt usw. ;)

Ganz besonders schwierig wird es in der Stallgasse, wenn dort die Heuballen im Weg stehen und wir daran vorbei müssen. Da ist er klar im Vorteil und ich habe kaum eine Chance zu verhindern, dass er davon nascht. Dort versuche ich möglichst zügig vorbei zu kommen und lenke seine Aufmerksamkeit voll auf mich, wenn möglich. Dabei kann eine Möhre oder ein Apfel durchaus reizvoller sein als trockenes Heu, welches er dort ohnehin immer zur Verfügung hat. Ist er jedoch hungrig, dann habe ich nirgends eine Chance und muss ihn erst einmal fressen lassen, wenn ich keinen Druck aufbauen möchte. Das hatte ich leider sehr oft, wenn ich ihn vom Sandpadock holte und er dort nichts mehr zu fressen hatte. Dann wurde ich gnadenlos zum Grün gezogen. Das habe ich mir auch nicht mehr angetan und bin gleich mit etwas Heu zu ihm gegangen und habe ihn erst einmal fressen lassen bevor ich ihn überhaupt gefragt habe ob er etwas mit mir machen möchte. Die Grundbedürfnisse müssen einfach erst befriedigt sein, bevor ich da mehr erwarten darf. :nick:

Inzwischen werde ich von ihm gefragt, wenn er andere Vorschläge hat als ich. Da wird dann erst einmal kurz angehalten und der Kopf in die gewünschte Richtung gehalten. Danach schaut er wieder zu mir und dreht den Kopf erneut dort hin. Wenn ich dann immer noch nicht verstanden habe, dann stupst er mit dem Kopf in diese Richtung und setzt einen ersten Fuß dort hin. Wenn dann immer noch nichts von mir kommt, nimmt er das als Zustimmung und geht los oder nutz schamlos aus, wenn ich gerade gepennt habe. Ich muss also ständig aufmerksam sein, was er mir zu sagen hat. Auch beim Reiten kommen von ihm Anfragen zur gewünschten Richtung oder Gangart. Da geht man dann seitlich in die gewünschte Richtung und wartet auf meine Reaktion oder man bietet kurz die gewünschte Gangart an, kommt danach aber gleich wieder zurück. Dann kann ich entscheiden ob wir das machen oder nicht und es entsprechend bestätigen. Und je mehr Bestätigung er bekommt um so öfter wird auch höflich gefragt. Das kann sehr anstrengend werden, denn er hat ganz andere Vorstellungen davon wo und wie wir unterwegs sind. Da müssen dann auch bestimmte Dinge zuvor geklärt sein. Wir gehen auf kein Feld, um dort zu fressen und wir rennen auch über keine Straße etc. Da werden grundsätzlich Stopps eingelegt und diese entsprechend belohnt. Lieber einmal mehr anhalten als einmal zu weit laufen. Einmal blieb er jedoch mitten auf der Straße stehen und wollte dafür belohnt werden. Da kam dann doch ein NEIN und die Schenkel ran. Sorry aber das geht leider nicht. :P

« Letzte Änderung: 12. Juni 2012, 19:07:16 von Mannimen »
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Re:Positive Bestärkung vs Gesundheit
« Antwort #20 am: 12. Juni 2012, 20:37:54 »
Hallo

hm also ich meine das mit dem umdrehen um wieder an die Ausgangsposition zu kommen jetzt nicht so, dass er dort bleiben soll, sondern auch vielmehr als umlenken der Energie (inklusive der Hoffnung, dass es dann mit dem Schwung gleich weiter geht wo ich hinwollte). Mit der Stellung ihn in ne andere Richtung bringen ist bei ihm schier unmöglich, wenn er grad seinen Kopf durchsetzt, dann reagiert er auf jeden kleinsten Widerstand mit extremer Kraft dagegen. Sieht richtig so aus, als hätte man ihm das mal so beigebracht. D.h. wenn ich ihn auf die Art umlenken will, arbeite ich nur gegen ihn. Wenn ich aber mit ihm drehe und aus diesem "Schwung" heraus noch weiter drehe, dann gibts keinen Kampf, aber nachher ein verdutztes Pferd  :lol:
Wenn er zB ins Gras abtauchen will, muss ich den Strick schon nach oben ziehen, bevor er überhaupt auf Zug ist - dann kommt der Kopf auch wieder am durchhängenden Strick hoch. Warte ich aber, bis der Strick gespannt ist, dann zieht er gnadenlos dagegen, auch wenn ich nur versuche, dagegen zu halten - d.h. ich bekomm gar nicht erst die Chance, nachzugeben.

An sich kommuniziert/fragt meiner genau wie deiner. Also richtig so mit Kopf in die Richtung, zur Not anstupsen wenn ich gar nicht guck usw. Hat er schon gelernt, dass ich das verstehe - allerdings komm ich nicht immer mit meinem Alternativvorschlag durch. Es ist schon explizit kein "Nein" auf seine Frage sondern ein "komm wir machen stattdessen das" - aber es gibt so 1,2 Ausnahmen, wo er bisher keinen meiner Vorschläge angenommen hat. Wobei die sich in Luft auflösen könnten, wenn ich endlich einen geeigneten Stall für ihn finde (denn das ist hauptsächlich dann ein Problem, wenn er an dem Tag noch nicht mit seinen Kumpels draußen war und wir nun neben der Koppel stehen  ;)) Am Heu vorbeigehen ist zB mittlerweile immer machbar, evtl mit Diskussion, aber die Aussicht auf Möhrenschnipsel ist dann doch verlockender  :lol:
Das mit den Grundbedürfnissen kenn ich gut - seit ich darauf mal geachtet habe und seine Zeichen verstehen gelernt habe, klappts oft viel besser. Weil oft ist einfach nur eine volle Blase oder großer Durst/Hunger das Problem.

Wie hast du das auf der Weide gemacht? Hast du da nicht irgendwann auch das Interesse der anderen Pferde auf dich gezogen weil du Futter dabei hattest? Könnte ja doch in Rangeleien ausarten. Bzw bei mir wärs so, dass dann zwar der Rest der Herde da wäre, meiner aber nicht, da er so gar nix zu melden hat. Habs so nie genau ausprobiert wie weit er mitkäme..aber zumindest kommt er meist am durchhängenden Strick mit, wenn er anfangs ein Leckerchen bekam (das ich nur dafür gebe, dass er auch einen Schritt auf mich zukommt). Wäre mal ein Experiment wert, wenn ich grad viel Zeit hab und das Wetter etwas angenehmer als momentan  :cheese:

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Re:Positive Bestärkung vs Gesundheit
« Antwort #21 am: 12. Juni 2012, 23:47:16 »
Wie hast du das auf der Weide gemacht? Hast du da nicht irgendwann auch das Interesse der anderen Pferde auf dich gezogen weil du Futter dabei hattest? Könnte ja doch in Rangeleien ausarten. Bzw bei mir wärs so, dass dann zwar der Rest der Herde da wäre, meiner aber nicht, da er so gar nix zu melden hat. Habs so nie genau ausprobiert wie weit er mitkäme..aber zumindest kommt er meist am durchhängenden Strick mit, wenn er anfangs ein Leckerchen bekam (das ich nur dafür gebe, dass er auch einen Schritt auf mich zukommt). Wäre mal ein Experiment wert, wenn ich grad viel Zeit hab und das Wetter etwas angenehmer als momentan  :cheese:

Oh ja,

das ist oftmals ein riesen Problem mit dem Futterneid. Daher habe ich es mir angewöhnt nur noch außerhalb der Weide zu füttern.

Auf der Weide selbst sehe ich mich als Gast in der "Pferdewohnung" und nehme mich entsprechend zurück. Bei der ersten Annäherung mit einem neuen Pferd setze ich mich irgendwo an den Rand auf der Weide. Ich befinde mich schon in der Wohnung. Zuvor habe ich mir das von draußen angesehen und versucht die grobe Struktur der Herde zu erkennen, damit ich weiß, wer vor wem steht und wer wem besser aus dem Weg gehen sollte.

Meist dauert es überhaupt nicht lange, bis ein Pferd nach dem anderen mal so rein zufällig etwas näher kommt, um zu sehen wer oder was sich da in ihrem Raum befindet, denn der oder das war vorher noch nicht da. Kommt dann endlich das Pferd meiner Wahl, erwidere ich diese Aufmerksamkeit, die mir da gerade geschenkt wird und wenn das ok ist, nähere ich mich auch etwas mehr an. Wenn nicht, nehme ich genau so viel Abstand, dass es wieder ok für das Tier ist.

Doch damit ist es ja nicht getan, denn schon bald wäre das wieder langweilig und das Pferd würde zu seiner Herde abdriften. Also gehe ich nunmehr um das Pferd rum, um mein Interesse an ihm weiter zu bekunden. Dabei darf ich jedoch nicht zu nahe kommen, damit es mir nicht ausweicht, also nur so weit, wie es bei mir bleibt.

Im nächsten Schritt, versuche ich es schon etwas mehr zu beeinflussen und überschreite hier und da mal geringfügig diese Grenze, sodass ich eine Reaktion auf meine Bewegungen erhalte. Wir beginnen mit einander zu spielen. Dabei kann es natürlich schnell passieren, dass das Tier einfach ausbricht und im Gras versinkt. Ich denke dass dies nur eine Übersprungshandlung ist und nicht wirklich mit Hunger zu tun hat. Also gilt mir nach wie vor noch die ungeteilte Aufmerksamkeit auch wenn es nicht so aussieht. :cheer:

Bei Antares gab es dann auch sehr schnell mal eine klare Absage an mich, wenn ihm das zu viel wurde und er hob ein Hinterbein an in meine Richtung. Das sollte ich dann unbedingt ernst nehmen und respektieren, denn einmal habe ich das nicht getan und sofort wurde ausgekeilt, zum Glück auch nur als nächste Warnstufe, denn wenn er mich hätte treffen wollen, hätte es auch gekonnt. Das wäre eine seine leichtesten Übungen.

Und es kann bei zu viel des Guten auch dazu kommen, dass er total übermütig wird und rum bockt, steigt und wild umher brettert. Da kann ich dann nicht mehr so mithalten und nehme mir sofort eine Auszeit, also wende mich ab. Das muss sein, denn sonst eskaliert die Sache und ich bin nicht so robust wie er. Also möchte ich gerne wieder zurück zu den sanfteren Tönen auch wenn es durchaus mal richtig zur Sache gehen kann. Antares tobt sich dann meist erst einmal richtig aus, schnaubt wie ein Dinosaurier und steht dann erwartungsvoll vor mir, zu jeder "Schandtat" bereit. In diesen Momenten muss ich sehr vorsichtig sein, denn dann zündet er schon bei der kleinsten falschen Bewegung und startet komplett neu durch. :o

Jetzt mache ich nur noch Vorschläge, die ihn wieder runter bringen und senke meinen Kopf, mache mich klein, bücke mich nach vorne usw. Er macht es mir nach und das hoch erhobene Haupt kommt wieder neugierig zu mir runter. Wenn ich ihn dann frage, ob er mich begleiten möchte, weicht er mir meist nicht mehr von der Pelle und so gehen wir dann ganz gemütlich neben einander auf der Weide spazieren.

Natürlich nehmen auch andere Pferde gerne mal an solchen Spielchen teil, besonders wenn Antares richtig Musik macht. Da donnert dann auch schon mal die ganze Herde die Weide hoch und wieder runter. Ist echt nichts für schwache Nerven, wenn die ganze Meute ungebremst auf einen zu galoppiert. :lol:

Was alles aus so ödem Rumgedöse oder endlosem Vollgestopfe werden kann, selbst wenn man keine Leckerlies dabei hat, nicht wahr?

Gäste machen halt gerne Party! :cheese:
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Re:Positive Bestärkung vs Gesundheit
« Antwort #22 am: 13. Juni 2012, 08:59:54 »
Hallo

das liest sich sehr interessant! Mir fällt da grade auf, dass ich dieses Spiel unbewusst vor Kurzem mit ihm gespielt hab, allerdings als er auf dem Reitplatz stand - und an sich wollte ich, dass seine Aufmerksamkeit weg von einem Grashalm, rüber zu mir kommt. Ich war ganz schön baff als er anfing, zu steigen und rumzurasen und habs dann beendet, weil ich das so gar nicht einordnen konnte (und ich selber hatte keine einzige schnelle Bewegung gemacht und war auch innerlich recht ruhig). Es schien nicht bösartig - aber SO wollte ich halt auch nicht spielen. Hab ihn schlussendich am Strick geholt und hatte ganz schön Mühe, ihn wieder runter zu kriegen.
Aber stimmt - ich hatte die ganze Aufmerksamkeit von ihm, hatte ja wunderbar geklappt  :lol:

Ich kenn das Gefühl, wenn die ganze Herde auf dich zugerast kommt..Adrenalin pur  :cheese: noch toller das Gefühl, wenn dein Pferd schon neben dir steht, die ganze Herde von hinten auf euch zugaloppiert und an euch vorbeirast, und dein Pferd bleibt ganz ruhig bei dir, statt sich anzuschließen  :D

Na ich werd mal sehen, wie das so klappt mit uns auf der Weide - wenn ich denn mal wieder die Gelegenheit dazu bekomme. Diese Woche müssen sie alle auf der Matschkoppel rumstehen weil es ja geregnet hat  :roll:

liebe Grüße
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Re:Positive Bestärkung vs Gesundheit
« Antwort #23 am: 13. Juni 2012, 10:18:40 »
Hallo

hm also ich meine das mit dem umdrehen um wieder an die Ausgangsposition zu kommen jetzt nicht so, dass er dort bleiben soll, sondern auch vielmehr als umlenken der Energie (inklusive der Hoffnung, dass es dann mit dem Schwung gleich weiter geht wo ich hinwollte). Mit der Stellung ihn in ne andere Richtung bringen ist bei ihm schier unmöglich, wenn er grad seinen Kopf durchsetzt, dann reagiert er auf jeden kleinsten Widerstand mit extremer Kraft dagegen. Sieht richtig so aus, als hätte man ihm das mal so beigebracht. D.h. wenn ich ihn auf die Art umlenken will, arbeite ich nur gegen ihn.

Ganz genauso war das zu Beginn mit Jack. Und ich hatte von vornherein immer zwei Pferde an der Hand, zb wenn ich sie zur Koppel gebracht habe. Er hat einfach nicht zugehört, auf kleine Zeichen schon gar nicht, und wenn irgendwas kam das ihm nicht passte, hat er volle Kanne :dagegen: gemacht.
Nach einer Woche habe ich dann erstmal auf kleine Zeichen verzichtet und die Gerte zur Hilfe genommen, um ihn wenigstens irgendwie dirigieren und begrenzen zu können. Aber das war ja nun nicht in meinem eigentlichen Sinne, aber was nutzt es wenn das Pferd absolut auf nichts hinhört außer man setzt deutliche Grenzen?
deshalb habe ich ihn dann doch recht schnell angeclickert, obwohl seine Futtergier das wirklich erschwert hat und ab dem Moment, wo die Futteroption ins Spiel kam, meine Tochter die nächsten Monate gar nichts mehr mit ihm machen konnte, weil er direkt noch rüpeliger wurde und nun anfing gezielt zu schnappen. Er hatte schon vorher permanent alles mit dem Maul abgewehrt, aber in der Freiarbeit war das bis dahin noch nicht.

Aber ohne Clickern hätte ich nicht gewusst wie ich das Pferd hätte erziehen sollen, weil man bei so einem Pferd die Druckschwelle so hoch setzen muss, dass es erheblich über meiner Wohlfühlschwelle lag.
Da bin ich also über Monate zweigleisig gefahren - soviel Grenzen setzen wie nötig und soviel "leise" Anfrage wie möglich.
Ich gebe zu dass das ein harter Weg war für uns beide und Jack mich dazu gebracht hat, fast mit dem Clickern aufzuhören, aber ich hatte echt keine andere Idee für ihn, also bin ich drangeblieben und es hat sich gelohnt. Aber es hat 9 Monate gedauert, bis man mit ihm wirklich so arbeiten konnte, dass ich sagen konnte: Jetzt denkt er wirklich darüber nach was er tun kann, um einen Click zu bekommen.
Und als er das Ganze dann wirklich begriffen hatte kam noch die Phase bis er tatsächlich darauf vertrauen konnte, dass das mit dem Clickertraining ein Versprechen ist. Und seitdem er das wirklich "drin" hat, ist er ganz anders und superfein. (außer er hat doll Grashunger :kicher: aber nunja, wir wollen mal nicht zu viel erwarten)

Sobald er also anfing zuzuhören habe ich mit ihm angefangen über den Strick eben eine feinere Kommunikation aufzubauen und darüber ein Halt-Signal zu etablieren. Wenn ich mit beiden spazierengegangen bin (was ich nur selten gemacht habe, weil es eben zu anstrengend war) hab ich eigentlich nur "losgehen - :click:  - Anhalten - :click: " geübt, um die Aufmerksamkeit bei mir zu behalten.
Wollte er Gras fressen habe ich den Strick begrenzt und jedes Nachgeben oder "sich einfügen in die Grenze" wieder bestärkt.
Bei so einem Pferd ist das echt ein Geduldsspiel, aber man lernt sehr viel dabei.  :roll: Vor allem Geduld....

die Strickkommunikation über die Stricktechnik von Alexandra Kurland hat uns da am meisten geholfen.

Wenn ich mich jetzt einer Strasse nähere, dann gehe ich so vor, dass ich zb 30 Meter vorher beginne, die Übung "Anhalten" zu machen. Dann bin ich noch nicht im Druck, es auf den Punkt haben zu müssen, und kann schon die Aufmerksamkeit des Pferdes auf mich und die Übung lenken. Je nachdem reicht einmal, damit ich weiss dass es zuverlässig klappt. Anfangs haben wir uns mit vier bis fünf mal Anhalten langsam immer näher zur Strasse bewegt. Dann hab ich die volle Aufmerksamkeit (und nur das Problem, dass dann das "zügig rübergehen" nicht so hoch im Kurs ist)  Das muss ich dann wieder erstmal einfordern, bzw kann das eben auch separat üben.

Mit Jack habe ich über Monate eigentlich nur "Losgehen" "Anhalten" und "Kopfsenken" geübt, neben der Höflichkeit, die immer im Vordergrund stand.
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Re:Positive Bestärkung vs Gesundheit
« Antwort #24 am: 10. Juli 2012, 00:29:33 »
So ähnlich haben wir es auch gemacht. Gehen halten rückwährts für alles Click und zwischendurch übe ich das immer noch mit ihm. An der Straße bin ich grundsätzlich abgestiegen, hab Stop Straße gesagt und habe gewartet er mußte dann auch etwas zurück treten und leicht schräg hinter mir stehen, egal ob was kam oder nicht.  Ich bin die die guckt ob alles in Ordnung ist und ich sage dann wo es lang geht. Und Grasen ist dann nicht erlaubt.  Egal was er dazu meinte. Kinder lässt man ja auch nicht laufen sondern setzt ein paar grenzen. Gewartet wurde an Straße immer erst. Beim losgehen dann angetrabt, danach dann Click . Nach ein paar Wochen blieb er schon stehen wenn ich nur Straße gesagt habe.


Hole ich ihn von der Weide kommt er ja schon angesaust, ich hole ihn raus und nehme ihm mitlerweile seine Fressbremse danach schon ab. Stürzt er sich danach dann ins Gras (kommt immer mal vor) dann forder ich ihn erst mit Worten auf, reagiert er nicht, ruckel ich an seinem Stick und vorder ihn noch mal auf und meistens reagiert er dann weil er weiß das ich das nicht lustig finde. Wenn nicht was ab und an vorkommt, packe ich in am Halfter und zieh ihn hoch  und geh mit ihm stramm weiter und beachte ihn gar nicht mehr bis wir angekommen sind. Ansonsten machen wir oft Haltespielchen und er könnte was ergattern. Seine Entscheidung wie er reagiert. Mitkommen muß er ja so und so. Meistens findet er spielchen Unterwegs doch interessanter.

Beim Freilauf (Freiheitsdressur sie sind meistens zu zweit, er und sein Kumpel) haben wir sie am Anfang immer wieder reingeholt in die Mitte es gab belohnung und dann gings weiter. Heute bekommen sie meistens erst am ende der Arbeit etwas.  Unsere gehen alle Tempis, kennen auf den Hufschlag, ganze Bahn, Zirkel, Kehrt und durch die Bahn wechseln aufs Wort. Bei den Tempis sind sie sich nicht immer einig der große ist oft nicht so willig wie Luke und natürlich * zwingen* wir sie dann, weil bewegung muß ja sein. Auch in der Reitstunde müssen sie mitarbeiten und können nicht sagen: Du heute nicht. Aber durch das Lob und die Belohnungen die Winken könnten finden sie Spaß an der Arbeit.
Bei dem Freilauf gibt es eine ausnahme, man merkt schon ziemlich am Anfang wie sie drauf sind und an manchen Tagen möchten sie nur rennen, buckeln und toben. Dann lassen wir sie so wie sie wollen. Bewegen tun sie sich dann ja auch. Bei den letzten aktionen  kam Luke dann immer öfter auf mich zugedonnert, blieb kurz vor mir stehen und rannte dann weiter. Es sieht jedesmal so aus als würde er mich auffordern mitzumachen. Besonders wenn ich dolle lachen muß  und rufe wie super er ist , kommt er immer wieder angerannt.  Wenn ich ihm dann ein Möhrchen gebe, buckelt er danach und macht einen auf Hengst, trötet, hebt den Schweif und schmeißt seine Stummelbeinchen so hoch er nur kann, ist zum knutschen.
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Re:Positive Bestärkung vs Gesundheit
« Antwort #25 am: 10. Juli 2012, 08:19:06 »
Da bin ich also über Monate zweigleisig gefahren - soviel Grenzen setzen wie nötig und soviel "leise" Anfrage wie möglich.

Schon krass,

aber so ähnlich war es bei mir mit Undine auch. Und das Gute daran ist, dass die Pferde im Grunde ihrer Natur ganz genau so sind. Sie setzen sehr deutliche Grenzen, können aber auch so fein und subtil sein, dass wir es kaum mitbekommen. 8)
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Re:Positive Bestärkung vs Gesundheit
« Antwort #26 am: 15. Juli 2012, 21:24:44 »
Hallo

ich meld mich mal wieder zu diesem Thema.
Ich glaub, ich muss bei meinem auch noch ne ganze Weile zweigleisig fahren, bis die Motivation den Büffel wirklich in den Hintergrund gedrängt hat.
Immerhin hab ich was gefunden, was in einigen Momenten echt gut hilft, die Aufmerksamkeit wieder zu bekommen und somit auch sicherzustellen, dass er nicht gleich irgendwohin spaziert mit mir dranhängen. Fausttarget - hatte vorher gar kein Target installiert (nur zum Konditionieren benutzt), und er liebt es. So sehr, dass er, wenn er anderen Pferden hinterherguckt oder mit dem Gras liebäugelt und sogar schon manchmal bei Angst dann doch bei mir andockt und dann auch gleich wieder zuhört und mitspielt  :dops:
Hilft auch ganz gut in Situationen wo er eigentlich lieber woanders hin gehen möchte..dem Fausttarget hinterhergehen ist dann auch ganz nett  :cheese:
So hab ich nun schon wieder ne ganze Reihe Situationen entschärft, wo ich nicht krampfhaft gegen den Büffel in ihm ankommen muss. Gibt aber auch immer noch welche, wo ich keine Chance hab (deswegen humpel ich seit Tagen...Pferd macht Ausfallschritt auf Menschenfuß..obwohl ich die letzten 10 Minuten klarmachen wollte, dass es TOLL ist, von mir wegzugehen wenn ich auf die Schulter zeig, und ich es NICHT toll finde, wenn man stattdessen auf mich zugeht und mich umnietet  :roll:)
Ich hab aber immer noch die Hoffnung, dass ich den gesamten Büffel loswerde ohne böse werden zu müssen. Immerhin hatte sich herausgestellt, dass er mich dauernd so umgenietet hatte um mir klarzumachen, dass es grade wehtut, sich nach rechts stellen zu lassen.. bin da manchmal noch etwas schwer von Begriff  :pfeif:

liebe Grüße
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Re:Positive Bestärkung vs Gesundheit
« Antwort #27 am: 15. Juli 2012, 21:45:48 »
Stahlkappenschuhe können extrem sinnvoll sein.  :cheese: und das was Du schreibst erinnert mich sehr stark an Jack, so wie er zu Beginn war...
Er brauchte lange bis er "der Sache Clickertraining" vertrauen konnte und lernte zuzuhören, weil er merkte dass ihm auch zugehört wird...
hat aber fast ein Jahr gedauert.
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Re:Positive Bestärkung vs Gesundheit
« Antwort #28 am: 16. Juli 2012, 01:24:17 »
Hallo zusammen,

an dieser Stelle möchte ich euch gerne von einem sehr schönen Erlebnis berichten, welches mich tief berührt hat.

Ich habe Susanne bei einem Kurs begleitet, wo sie den Teilnehmern etwas von ihrem Umgang mit Pferden zeigte. Dazu wurden zwei vom Wesen her sehr unterschiedliche Pferde auf einem eingezäunten Platz frei laufen gelassen. Es war hoher Betrieb am Hof und ständig kamen andere Leute mit anderen Pferden vorbei. Auch rief eine Stute recht laut nach ihnen, die auf der Weide in Sichtweite aufgeregt am Zaun hin und her lief, dann noch schreihende und umher rennende Kinder usw. Also alles was man nicht unbedingt bei der Arbeit mit Pferden gebrauchen kann, weil es Konzentration schier unmöglich macht. :confused:

Das eine dieser beiden Pferde ließ sich davon auch extrem aus der Ruhe bringen und steigerte sich da völlig rein. Es rannte aufgeregt am Zaun hin und her, startete dann auch schon mal durch und bretterte buckelnder Weise an uns Menschen vorbei, die wir auch mitten auf dem Platz standen. :o

Das andere Pferd jedoch war total ruhig und entspannt, den juckte das überhaupt nicht und der blieb sogar stehen, als er von dem gestressten Tier angestiegen und regelrecht angerempelt wurde, wie ein Fels in der Brandung. 8)

Wir Menschen sind den unter Andrenalin stehendem Tier natürlich immer ausgewichen und Susanne meinte nur, dass wir ihm einfach keine Aufmerksamkeit schenken sollten. Sie fing also an mit dem ruhigen Tier zu arbeiten, während der andere sich dann schon immer öfter hinwarf, um seinen Stress irgendwie los zu werden. Susanne nannte das "Stresswälzen".

Als er sich dann einigermaßen gefangen hatte, wechselte sie die Pferde und alle schenkten ihm nun die ganze Aufmerksamkeit. Natürlich traute sich keiner so recht an ihn ran (ich schon, habe mich aber dezent zurück gehalten). Dann machte sie ganz schnelle und sehr kräftige TTouches bei ihm und erklärte auch, wieso sie das im Vergleich zu dem anderen Pferd hier nun so intensiv machte. Sie wollte ihn mental einfach abholen wo er gerade war und das ist ihr dann auch gut gelungen. Zwar lief er noch einige Male wieder weg, kam jedoch auch schnell wieder zurück und blieb dann sogar stehen. Wir konnten sehen, wie er immer mehr in diese Berührungen hinein spürte, ja er wandte sich sogar zu ihr hin und fing an sie zu beschnuffeln und dabei wurden ihre Touches immer ruhiger und sanfter. Das Pferd genoss das sichtlich, der Kopf sank runter und die Augen fielen halb zu. Selbst die Pferde, die draußen weiterhin wieherten und vorbeigeführt wurden und die Kinder, die immer noch sehr viel Unruhe ausstrahlten waren nun völlig nebensächlich. Offenbar war die Zuwendung, die er in diesem Moment von Susanne bekam so positiv für ihn, dass sich seine Aufregung komplett legen konnte. 8)

Zwar war er immer noch nicht bereit für etwas Konzentration bei der Arbeit und durfte auch wieder gehen. Er fing dann an auf diesem Platz zu grasen und zeigte immer mehr Interesse an den dort umher stehenden Menschen. Während Susanne dann wieder mit dem anderen Pferd und ihren Kursteilnehmern weiter gemacht hat, kam er zu mir und wollte gerne meine Aufmerksamkeit für sich haben. Das ist ihm dann auch gelungen und ich ließ mich auf ihn ein. Nun durfte ich ihn Touchen und er stand wieder ruhig und entspannt da. Als ich dann von ihm weg gehen wollte, kam er mir hinterher und so liefen wir wie mit einem unsichtbaren Strick verbunden eine Runde um den Platz. Damit hatten wir dann auch die Aufmerksamkeit des gesamten Kurses und Susanne bat mich dazu zu kommen. Natürlich kam er auch mit und nun waren beide Pferde in diesen Kurs eingebunden. Und ich durfte dann weiterhin als Assistent mitmachen. :cheer:

Es war für alle Beteiligten sehr erstaunlich, wie schnell sich so eine positive Energie verstärkend auswirkt und negative Energie damit gesenkt werden kann. Man kennt ja eher den umgekehrten Weg, wo immer mehr Druck ausgeübt wird und den Tieren, die körperlich und seelisch ganz andere Probleme haben, einfach kein Raum gelassen wird, sich da selbst zu finden und vor allem zu erkennen, dass es anders noch viel schöner sein kann, ohne Anspannung völlig entspannt zu genießen, was da gerade so angeboten wird.

Das war einfach wunderbar. :-*

« Letzte Änderung: 16. Juli 2012, 07:36:02 von Mannimen »
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