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Das Problem mit der Steigerei - unerwünschtes Verhalten

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Pupspony
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Hallöchen :)
Ich hab da ein klitze großes Problem mit meiner Ponydame. Vielleicht wirds jetzt ein bisschen länger, aber ich hoffe der ein oder andere kann mir vielleicht damit helfen.
Vor mehr als einem halben Jahr haben wir angefangen zu clickern. Das lief wirklich super. Fee hat rasend schnell gelernt. Auch ihre Bettelei war im Griff, zumindest hat sie nur Sachen angeboten die mich nicht gestört haben, meistens Kopf senken. Auch ihre Gier auf Leckerchen und Futter hat sich gebessert. Sie erwischt zwar manchmal meinen Finger, aber dann quiekt sie laut (ja richtig, sie quiekt, ich stöhne meistens nur :lol:) und lässt sofort wieder los.
So vor ca. 2 1/2 Monaten oder so hat sie mal das Steigen angeboten. Die Situation war eigentlich entspannt, ich hab noch vom Steigen geredet und sie hats gemacht (eigentlich weil sie rückwärts nicht mag). Ich dachte naiv wie ich bin, dass ich das auf ein Signal konditionieren kann, sodass wir das unter Kontrolle haben (sie hat das voher in 5 Jahren noch NIEMALs gemacht, steigen war nie eine Option für sie). So dann hat sie sich das Anfang nicht mehr getraut und das bei meiner Reitbeteiligung aber angeboten. Dann auch wieder bei mir (ich habe das insgesamt aber nur max 7 mal bestärkt mit click und dann auch nur das für ruhiges steigen, nicht für laufen auf zwei beinen). So nach dem also max 7ten click ist das entartet. NAch ca 15 minuten clickern ist sie nur noch senkrecht (wirklich hoch) gestiegen, sodass ich das Training dann einmal abgebrochen habe, nachdem sie nicht aufgehört hat. Schließlich steigt sie nicht nur, sondern sie rennt mir auf den Hinterbeinen hinterher. Allerdings hat sie dabei keinen aggressiven Ausdruck, sondern eher  ":keks: :keks:??????" Dann hab ich das Clickertraining unterbrochen und erstmal gar nicht mehr geclickt in zwei Wochen oder etwas länger und mich dann langsam rangetastet ausserhalb der Halle. Das war toll. Dann wurde das Pony zum Boxenknast verdonnert.
Und ich hab angefangen mit Kopfsachen. Eigentlich ist unser Kompromiss, wenn du nicht mehr kannst, dann geh. Und das hat vor der Steigerei einwandfrei geklappt, sie ging wenn sie nicht mehr wollte (und das hat lang gedauert bzw solange bis ihre Frustrationstoleranz erreicht war ... sehr niedrig, aber eigtl ist  das training darauf abgestimmt).
Dann hat sie in der Box maaal angefangen das Gewicht auf die Hinterhand zu verlagern. Das hab ich mit NEIN kommentiert und was andres geclickt, damit hat sie nach 2 mal aufgehört.

Jetzt hatte ich sie während der Boxenzeit ca 3-4 Wochen allein (ohne die RB). Und war ständig zum Führen in der Halle. Da war mir schon sehr mulmig zu mute. Schließlich sind ihre Hufe hart.
Aber sie hat sich in den ganzen Tagen nervigem Schritt nicht zum steigen bringen lassen, im Gegenteil wir haben das hinlegen gelernt! Wenn sie mal aufmüpfig wurde, habe ich zwei drei schritte gefürt und dann Kopfsenken geclickert.
So, nun macht meine RB sie wieder öfter, weil ich einfach keine Zeit habe. Sie clickt auch mal, gibt aber so leckerchen (auch wenn ich schon 10mal gesagt habe, kein leckerchen ohne click und auch nicht für jeden S*****). Am Donnerstag oder so (MI war die RB da) hab ich dann mit ihr draußen Matratzegehen geübt. Da ist sie einmal gestiegen, aber eher so "Waaas auf die Matratze?" Ich hab das ignoriert und sie trotzdem draufgehen lassen, fand sie dann auch cool.
Heute in der Halle habe ich mit dem Podest gearbeitet. Sie hat sich einmal ganz draufgestellt  :click: bzw Jackpot ^^. Allerdings ist sie beim zweiten mal versuchen einfach gestiegen und auf dem Podest gelandet (war super unangenehm für sie, weil ihre Hinterbeine keinen Platz hatten, ist hinten dann hängen geblieben). Ich hab dann sofort abgebrochen. So gibts nix.

Dann durfte sie in die Anlage für 3 h. (Langsam wieder steigern) Weil ich das nicht so stehen lassen wollte und in aller Ruhe clickern wollte, hab ich sie in der Anlage gerufen und sie kam direkt in vollem Tempo (stechtrab) angerast. Wir haben ca 10 minuten völlig entspannt und ohne Angst (meinerseits ^^) geclickt. Ganz brav wirklich. Dann hab ich das signal zum Beinekreuzen gegeben, sie hats so halbherzig gemacht und wollte nicht mehr. Also hab ich einfach gewartet was kommt. Und dann kam das schlimmste steigen überhaupt. Sie kam nämlich direkt ohne Vorwarnung auf mich zugeschossen (naja so schnell wie das auf zwei beinen geht). Ich musste natürlich ausweichen und hab den Rückzug angetreten (hatte ja keinen Strick dabei, nichtmal ein Halfter zum runterziehn). Sie kam mir nach und ist hinter mir gestiegen. bis ich vom sand runter war, dann stand sie neben mir "mama, warum rennst du denn weg?", ich weiß dass sie es nicht so böse meint, aber ich weiß auch nicht was sie damit sagen will. Und mir ist es zu gefährlich stehen zu bleiben und sie zu ignorieren, dann kommt sie nämlich auf den Arm, wirklich.

Und jetzt? Ich dachte eigentlich, sie hätte es so langsam wieder vergessen. Meine RB hat sie jetzt die letzten tage wieder gemacht. Das ist der einzige unterschied. Dass sie überdreht ist wegen ihrer Boxenhaft verstehe ich.
Allerdings wurde sie noch nie gefährlich (okey, früher war sie ein Durchgänger, aber das ist lange her).
Insgesamt war sie heute zum kotzen  :dagegen:. Sie hat ständig rumgestänkert, in den Strick gebissen (sie liebt die "nimms mit"-Übung, aber nach zwei drei mal ohne belohnung lässt sies eigtl wieder), war wieder super gierig.

Was meint ihr worans liegen kann? Rossig ist sie nicht.
Wie krieg ich diese Steigerei wieder raus, damit mein Pony keine Gefahr für mich darstellt?
Die Lösung kann ja nicht sein, nie mehr auf Sand zu clickern  :lol:
[Ich weiß, dass das ein selbstgemachtes Problem ist, ich schäme mich!]
Wäre um Tips sehr dankbar ;)
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Mannimen
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Re:Das Problem mit der Steigerei - unerwünschtes Verhalten
« Antwort #1 am: 24. Juli 2012, 19:57:36 »
Hallo Katharina,

bei Antares war das so ähnlich, wie Du es von deiner Stute beschreibst. Er wurde beim Steigen auch immer aufdringlicher und kam dann sogar direkt auf mich zu gelaufen. Dabei paddelte er noch so wild mit den Vorderbeinen umher (eines meist gestreckt zur Decke und das andere dann in meine Richtung nach unten). Da bin ich ihm natürlich auch ausgewichen und habe das sofort beendet, ihn also links liegen lassen und mich aus seiner Reichweite entfernt, dabei den Rücken zugekehrt und ihm keine Beachtung mehr geschenkt.

Beim nächsten mal habe ich immer versucht, ihm zuvor zu kommen und mich schon zurückzuziehen, wenn ich seine Energie zum Steigen bereits wahrnehmen konnte. Das kommt ja nicht aus heiterem Himmel, sondern baut sich etwas auf (schließlich erfordert das auch viel Kraft). Das führte dann dazu, dass er sich immer unsicherer wurde, mit dem was ich wohl wollte und er mir das Steigen nur noch sehr zögerlich und zurückhaltend anbot. Wenn ich das dann annahm und ihn nicht weiter dazu animiert habe, ging es auch ruhig und entspannt ab.

Dabei kam mir aber auch der Gedanke, dass es durchaus eine Übersprungshandlung von ihm gewesen sein könnte, die aus Frust (weil er nicht genau wusste, was ich wollte) oder völligem Übermut (wenn er nicht wusste wohin mit seiner Kraft) entstand. Bei Frust geht dem oftmals ein Aufstampfen mit dem Huf voraus, was für mich inzwischen schon das letzte Zeichen ist, es ihm unverzüglich leichter zu machen. Und bei Übermut, steigert er sich ja langsam da rein, sodass ich immer rechtzeitig abbrechen oder in gezielte Bahnen lenken kann. Da geht er dann vorne und hinten hoch und die Hufe fliegen alle samt durch die Luft. So viel Adrenalin im Blut muss dann auch erst mal raus.

Also mein Rat wäre, klarer in deiner Ausdruckweise zu werden und das auch mit der RB gleichermaßen abzustimmen. Die Übungen eher wieder leichter  und das Pferd damit auch erfolgreich zu machen. Es muss also nicht so viel Energie aufbringen und erst lange steigen, um zu zeigen, was es kann. Die Übungen sollten auch nicht zu lange andauern, weil sich die Pferde da schnell reinsteigern können. Ziel muss es sein, Frust und Überforderung zu vermeiden. Dann wird auch das Steigen geringer werden.
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Ehemaliges Mitglied 22
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Re:Das Problem mit der Steigerei - unerwünschtes Verhalten
« Antwort #2 am: 24. Juli 2012, 20:21:29 »
Hallo Katharina,

ich würde versuchen möglichst Verhalten zu clicken, dass nicht vereinbar ist mit allem was an Steigen erinnert. Also alles, was ruhig ist und am Boden. Kopfsenken, vielleicht Ballspielen (wenn das nicht zu unruhig macht), Targettraining. Überhaupt könnte ein Trainingsplan für Fee sinnvoll sein. Denn es ist ja durchaus zu fragen, warum Fee welche Übung eigentlich können sollte. Was bringt Beine kreuzen? Soll daraus Schulterherein werden? Das kannst Du besser anders trainieren. Was soll das Podest? Einfach nur zum Spaß? Oder zur Gymnastizierung? Die Hinterhand kannst Du durch Übungen zum Rückenheben auch trainieren. Oder aus dem kontrollierten Rückwärts antraben üben. So lange Rückwärts allerdings mit Steigen verbunden ist, würde ich das auch erstmal sparen. Insgesamt also mehr solides Training und wenn das wieder klappt, kannst Du ja auch wieder Spaßsachen clickern.
Steigen halte ich für absolut unnötig als Übung und gehört in Hände von Profis. Vor allem, wozu dient es? Was hilft es dem Pferd? Dass es beeindruckend aussieht ist mir klar. Aber ich würde es echt lassen.

Viel Geduld und Ruhe wünsche ich Dir und Fee!

Grüße
Steffi
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Pupspony
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Re:Das Problem mit der Steigerei - unerwünschtes Verhalten
« Antwort #3 am: 24. Juli 2012, 20:43:37 »
Hey,
Erstmal danke für die ausführlichen Antworten!
Also die Sachen die zum Steigen führen, sind Sachen die sonst gut klappen. Beine kreuzen ist eine eigenständige Übung. Im stehen soll das ihr Körpergefühl schulen. Das halten des Vorderbeins in der Diagonalen fällt noch schwer, im Gehen kann sie das ganz toll. Sie kennt die Übung und hat's vorher auch einmal gezeigt. Das Podest dient zu Zwecken der Gymnastik. Sie muss dabei auch körperlich tätig werden.
Rückwärts hab ich heute am Anfang sogar geübt, immer halten und zurückgehen, das klappte toll.

Ich finde es aber ein wenig beruhigend, dass es auch jemanden gibt, der das mit seinem Pferd hatte.
Also Fee zuckt kurz und dann ist Sie schon oben und paddelt auch wundertoll -augenroll-

Das ich das überhaupt geclickt hab war super dumm. Das weiß ich jetzt auch! Aber Spaßübungen und solides Training hängen für mich zusammen. Ich arbeite sowohl an Seitengängen, Biegung, hinterhandwendungen usw. Aber auch an Sachen wie Kopfschütteln und Teppich ausrollen. oder mal einfach entspanntes stehen.

Ich bleibe erstmal beim zurückziehen, zumindest versuche ich das!
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Mannimen
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Re:Das Problem mit der Steigerei - unerwünschtes Verhalten
« Antwort #4 am: 25. Juli 2012, 01:14:06 »
Ja,

time out ist eine sehr wirksame aber auch frustrierende Methode dem Pferd zu zeigen, dass dieses Verhalten gerade nicht so erwünscht ist. Es muss aber genauso promt erfolgen wie ein Lob, damit es von dem Tier auch richtig zugeordnet werden kann.

Wenn ich es mir heute noch einmal vor Augen führe, dann gab es auch bei uns eine Verbindung zum Rückwärtsimpuls. Dabei musste ich auch nicht zwingend den Weg nach vorne versprerren. Es reichte durchaus, wenn ich das seitlich neben dem Pferd signalisierte, durch eine Rückwärtstendenz. Und es war an dieser Position kein bisschen ungefährlicher für mich, weil Antares sich beim Aufrichten auch gleichzeitig zu mir drehen konnte.

Insofern habe ich genau das getan, was Steffi beschrieben hat. Ich habe Ruhe und Kopf tief bestärkt. Antares ging dann langsam Schritt für Schritt mit dem Kopf unterhalb des Buggelenk rückwärts. Das kam auch seiner körperlichen Beeinträchtigung (kissing spines am Widerrist) sehr entgegen und verursachte so weniger Schmerzen. Insofern könnte es auch sein, dass sein Steigen eine durch Schmerzen ausgelöste Gegenreaktion gewesen ist. Er hat es so nicht mehr gemacht. Vielmehr entwickelt sich künftig das Steigen mehr aus einem gezielten Umlenken seiner überschäumenden Energie und nicht mehr so unmittelbar aus Frust oder gar Schmerz.
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Tuti912
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Re:Das Problem mit der Steigerei - unerwünschtes Verhalten
« Antwort #5 am: 25. Juli 2012, 07:12:11 »
Und das hat vor der Steigerei einwandfrei geklappt, sie ging wenn sie nicht mehr wollte (und das hat lang gedauert bzw solange bis ihre Frustrationstoleranz erreicht war ... sehr niedrig, aber eigtl ist  das training darauf abgestimmt).

Hallo,

wollte fragen, wie lange das "lang gedauert" ist? Denn leider neigt man dazu bei extrovertierten Pferden, wie deiner Fee (auch ich bei meiner Tamina) immer weiter ohne Pausen zu klickern, weil das Pferd so viel anbietet. Das Pferd selbst steigert sich so rein, ist aber in Wirklichkeit überfordert, was das Pferd in diesem Moment selbst nicht merkt. Man hat also als Pferdebesitzer die Aufgabe, das übermotivierte Pferd zu bremsen. Was dein Pony macht, klingt für mich so, als ist sie (wie die Border Collies) ziemlich aufgedreht und bietet das an, um Leckerlies zu bekommen, oder? Ich mache es mit Tamina immer so, ich klickere eine Übung und dann ist Pause, in der ich sie an ihren Lieblingsstellen kraule oder wir einfach eine Zeit entspannt rumstehen. Dann kann sie sich gar nicht erst so aufheizen, als wenn du viel auf einmal klickst.


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Mannimen
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Re:Das Problem mit der Steigerei - unerwünschtes Verhalten
« Antwort #6 am: 25. Juli 2012, 07:46:50 »
Nach einer Schweizer Studie kann sich ein Pferd durchschnittlich 12 sec am Stück konzentrieren. Clickertrainig erfordert sehr viel Konzentration und daher sind auch ganz viele Pausen dabei nötig, damit das Pferd nicht überfordert wird und zu Übersprungshandlungen neigt.

« Letzte Änderung: 25. Juli 2012, 07:49:50 von Mannimen »
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Luke
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Re:Das Problem mit der Steigerei - unerwünschtes Verhalten
« Antwort #7 am: 25. Juli 2012, 11:48:35 »
Du solltest ihr Übungen zu Boden beibringen wie Legen, Kompliment und das Steigen völlig ignorieren. Normaler weise bringt man einem Pferd erst das steigen bei wenn es zuverlässig runter geht und man das jederzeit abrufen kann. Wenn man dann dem Pferd das steigen beibringt, hört man mit einer Übung zu Boden auf.
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Mannimen
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Re:Das Problem mit der Steigerei - unerwünschtes Verhalten
« Antwort #8 am: 25. Juli 2012, 12:15:08 »
Das habe ich von einer unserer Trainerinnen auch immer gehört. Alle Übungen vom Boden weg (Podest, Spanischen Schritt, Steigen und Springen etc.) heben das Selbstbewusstsein der Pferde. Und die Übungen zum Boden hin (Kopf senken, Kompliment und Hinlegen etc.) senken das Selbstbewusstsein. Auch das Rückwärtsrichten wird gerne als Bestrafung genommen, weil es das Tier zurück weist.

Sicher mag da auch was dran sein aber ich denke es hängt sehr von dem ab, wie es dem Tier vermittelt wird. Es sollte ein Rückwärtsrichten eben nicht als Strafe verstehen, sondern darin eine Energie verstärkende Übung erkennen. Ihm sollte die Hinterhand und die dort vorhandene Kraft dabei bewusster werden usw. Mein Pferd wird feierlich gelobt, wenn es z. B. mit gesenktem Kopf rückwärts geht. :click:

« Letzte Änderung: 25. Juli 2012, 12:16:49 von Mannimen »
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verena
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Re:Das Problem mit der Steigerei - unerwünschtes Verhalten
« Antwort #9 am: 25. Juli 2012, 15:08:34 »
Wir haben ca 10 minuten völlig entspannt und ohne Angst (meinerseits ^^) geclickt. Ganz brav wirklich. Dann hab ich das signal zum Beinekreuzen gegeben, sie hats so halbherzig gemacht und wollte nicht mehr. Also hab ich einfach gewartet was kommt. Und dann kam das schlimmste steigen überhaupt.
Du schreibst auch weiter oben, daß ihre Frustrationstoleranz eine recht niedrige ist und daß sie, wenn sie nicht mehr möchte, dann gehen kann, wenn ich das richtig verstanden habe. Ich würde wirklich sehr kurze Einheiten mit ihr machen, nur solange, solang Du merkst, sie ist noch voll motiviert dabei . In dieser Phase dann aufhören. Ich denke bei einem Pferd mit geringer Frustrationstoleranz ist dieses 'halbherzig' wahrscheinlich schon ein kleines Schrittchen zu viel gewesen. Noch etwas fällt mir ein (meine Gloa hatte und hat auch eher geringe Frustrationstoleranz), ich würde solchen Pferden eher immer sehr konkret Aufgaben vorgeben, diese auch sehr kleinschrittig aufbauen und eher oft belohnen. Freeshaping, also warten was sie anbieten, daß könnte sie evtl überfordern (meine Gloa fing dann immer zu zwicken  an zB.).
Ja und noch etwas, was ich von Alex Kurland gelernt habe und auch schon bei Gloa erfolgreich eingesetzt habe: um die Frustrationsschwelle in so einer Situation wie Du sie oben beschreibst (halbherzig und wollte dann nicht mehr) wieder rasch weiter rauf zu setzen, könntest Du eine ganz einfache Übung, wie zB. Handtarget oder wenn Du eine Pylone zur Hand hast, Pylonentarget dazwischenstreuen, um ihr wieder ein Erfolgserlebnis zu verschaffen, bevor sie sich dann andere Dinge überlegt.
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Luke
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Re:Das Problem mit der Steigerei - unerwünschtes Verhalten
« Antwort #10 am: 25. Juli 2012, 18:03:07 »
Das habe ich von einer unserer Trainerinnen auch immer gehört. Alle Übungen vom Boden weg (Podest, Spanischen Schritt, Steigen und Springen etc.) heben das Selbstbewusstsein der Pferde. Und die Übungen zum Boden hin (Kopf senken, Kompliment und Hinlegen etc.) senken das Selbstbewusstsein. Auch das Rückwärtsrichten wird gerne als Bestrafung genommen, weil es das Tier zurück weist.

Sicher mag da auch was dran sein aber ich denke es hängt sehr von dem ab, wie es dem Tier vermittelt wird. Es sollte ein Rückwärtsrichten eben nicht als Strafe verstehen, sondern darin eine Energie verstärkende Übung erkennen. Ihm sollte die Hinterhand und die dort vorhandene Kraft dabei bewusster werden usw. Mein Pferd wird feierlich gelobt, wenn es z. B. mit gesenktem Kopf rückwärts geht. :click:

Meiner findet sich auch in den Situationen super toll und ist eifrig dabei. Es gibt keine Übung oder Lektion die ich als Strafe einsetze. Ich will auch das er begeistert rückwährts geht und das egal wo ich stehe und von wo ich ihn schicke, es gibt Situationen da wird man das mal brauchen, grade wenn man so ein verrücktes Pony hat wie ich (Hat Bach gesehen ist reigelaufen.. bergab.. keine möglichkeit zu wenden.Ich bin abgestiegen und habe ihn rückwährts den Berg hoch wieder hochgeschickt, ohne an ihm zerren zu müssen. Er muß mir in so Situationen vertrauen das ich es schon richtig mache, nach hinten sehen kann er ja nicht)

Eine Zeit lang hatte Luke auch eine Lieblingslektion : Spanischer gruß und das in unpassenden Momenten. Also mußte ich das umkehren und habe ihm die Lektion Bein anwinkeln beigebracht. Nach einer weile fand er die noch toller, und jetzt winkelt er halt immer sein Bein an wenn er unbedingt Möhrchen will. Damit schadet er niemanden.

 Steigen kann aber richtig gefährlich werden drum würde ich es erst dem Pferd beibringen wenn er alle Lektionen kann wo er mir gegenüber Vertrauen  (Vertrauens-willen) zeigt. Auch würde ich aus dem Steigen eine Levade machen und nur noch   Clickern wenn es in die Richtung geht . Es liest sich nämlich so als würde Pferd glauben: um so höher um so besser um so mehr Keks.

« Letzte Änderung: 25. Juli 2012, 18:12:43 von Luke »
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Re:Das Problem mit der Steigerei - unerwünschtes Verhalten
« Antwort #11 am: 20. März 2013, 20:59:40 »
Auch wenn mein Problem ein klein bisschen anders ist, passt es doch ganz gut in dieses Thema, denke ich.

Vorab: Ich habe Steigen nie bestärkt.

Bis letztes Jahr hatte Malika auch keinerlei Tendenzen dazu. Dann kam so eine Phase über den Winter, da ist sie öfter mal "in die Luft" gegangen. Konnte aber nicht so genau zuordnen warum, es ist in den verschiedensten Situationen passiert. Einmal beim Spazierengehen an einer Gruselstelle. Einmal beim Führen auf dem Platz, als ich gerade eigentlich nix von ihr wollte, war das Pferd neben mir plötzlich weg und in der Luft :augenreib: Einmal auch, als wir an der Aufstiegshilfe stehen geübt habenund sie dann von dieser wieder weg sollte. *dagegen* Dann hat es sich wieder gelegt, ich habe auch nur noch meditatives Laufen auf dem Platz gemacht.

Und so wie bei der letzten Situation fing es nun wieder an - Steigen aus Frust. Vor zwei Wochen habe ich sie rausgeholt, nachdem wir eine Woche nichts gemacht hatten und wir hatten eine schöne Clickereinheit mit lauter Sachen, die sie konnte (war der Tag auf dem Video, was ich letztens eingestellt habe). Zum Ende hin fing sie an zu brummeln, als ihre Lieblingsübungen (neue Übungen) kamen. Als ich sie dann vom Platz auf die Weide bringen wollte, hat sie mich überholt und mir quasi den Weg abgeschnitten. Ich wollte sie dann eine Volte um mich rum gehen lassen und da stand sie dann. Fand sie wohl doof, dass ich doch weiter Richtung Weide gehen will.

Nun hat sie vorgestern wieder zwei oder dreimal in der Luft gestanden und ich war echt hilflos. :-[
Wir sind mit Kappzaum auf den Platz und irgendwie meinte sie, an lockerer Leine in Stellung (das fiel ihr früher schwer, wir haben dann WWYLM-artig angefangen und ich denke, sie fand das für sich knifflig und umso tapferer kam sie sich dann vor, als ich Ansätze bestärkt habe) um mich herum zu kreiseln und das ganz toll zu finden und in einer Tour "höhöhö" zu machen. Als ich das ignoriert und weiter geradeaus gelaufen bin, stand sie . Ich hab mich dann erstmal in Sicherheit gebracht, sie nach der Landung von mir weggeschickt, um erstmal runterzufahren. 

Diese Situation hatten wir dann nochmal bzw. war es kurz davor: ich habe gemerkt, sie steigert (welche eine Wortwahl :P) sich gerade wieder in was rein, hört nicht mehr zu und leiert ihr Ding ab. Also habe ich sie stehen lassen - sie war ganz verdattert, stand mit gespitzen Ohren und Fragezeichen überm Kopf mitten auf dem Reitplatz und hat mich angestarrt.

Ein zweites Mal stieg sie kurz darauf. Ich hatte schon angefangen, ruhiges Laufen und Kopfsenken zu clicken, aber selbst damit pushte sie sich total hoch. :-[

Als ich sie heute mit auf den Reitplatz nahm zum Longieren (am Halfter), war sie ganz entspannt, Nach dem ersten Click auf dem Reitplatz war sie das nicht mehr, da kam schon wieder das *höhöhö*-Brummeln, was sie eben immer macht, wenn sie was ganz toll findet (bisher nur auf dem Reitplatz). Beim Longieren selbst kam sie manchmal schon sehr... ich sag mal provozierend frontal auf mich zu und setzte kurz an, die Voderhufe abzuheben, nach einem scharfen "Nein" blieb sie dann aber aufm Boden.

Klar sind es Frühlingsgefühle, es kam die Tage ein neues Pferd zur Herde, langsam wirds den Damen auf dem matschigen Auslauf langweilig und ich bin das Bespaßungsprogramm. Aber ich mag keine tickende Zeitbombe neben mir haben, die wirklich von einem auf den anderen Moment senkrecht steht.
Problematisch ist halt, dass sie sich selbst mit ruhigen Übungen wie Kopfsenken so hochpusht, dass sie steht, sobald ich ihrer Meinung nach eine Sekunde zu spät geclickt habe. So machte es mir nämlich den Eindruck: "Guck, guck, guck!... Ich kaaaann das!... Wie, findest du das etwa nicht gut????  :grmpf: *wupp*".

Wie soll ich damit umgehen? :help:
Liebe Grüße
Isabell mit Malika & Mira
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Mannimen
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Re:Das Problem mit der Steigerei - unerwünschtes Verhalten
« Antwort #12 am: 21. März 2013, 08:24:28 »
Das ist schwer zu sagen Isabell. :juck:

Auch kann ich nur von meinen Erfahrungen damit sprechen. Momentan ist das bei Antares wieder einmal sehr schwierig, denn seine Steigis driften von Übermut zu Opposition ständig hin und her. Da hilft mir immer nur, mich wieder komplett zurück zu nehmen und ihn stehen zu lassen.

Sobald dies aber nicht möglich ist, habe ich ein riesen Problem mit so einem explosiven Tier an der Hand. Es ist also wichtig die angestaute Energie irgendwie zu kanalisieren und raus zu lassen. Allerdings sollte er nicht unaufgewärmt aus dem Stand durchstarten, was er zu gerne macht. Wie gehen nach Möglichkeit gesittet und gerade gerichtet an der Hand und wenn das nicht möglich ist verlange ich Biegung und leichte Seitengänge (Schulter vor bis herein usw.). Dann immer mal wieder anhalten, Kopf senken und rückwärts richten. Ich auchte auch darauf, dass ich nicht nur im Kreis mit ihm laufe sondern ganz viele Bahnfiguren und Handwechsel gehe, sodass auch sein Hirn schon mal gut zu tun hat und er insgesamt mit allem total beschäftigt ist (körperlich und geistig).

Ist er dann nicht mehr so steif und sehr viel gelöster, dann darf er frei laufen und nutzt das meist zum Wälzen und Toben. Dabei bleibe ich auf Abstand in der Mitte der Bahn und schicke ihn nur weg, wenn er mir zu nahe kommt. Ihn zusätzlich anzutreiben wäre kontra produktiv, weil er dann völlig am Rad dreht. Er rennt also schon von alleine. Zusätzlich könnte ich noch ein paar Freisprünge aufbauen usw. dann geht da von ganz alleine schon die Post ab und er bringt sich selber auf einen Level, mit dem ich danach ganz gut weiter arbeiten kann. Aber die Tüte Mücken lasse ich erst einmal raus, sonst muss ich nur mit einem zweibeinigen Pferd arbeiten und das finde ich auch nicht so prickelnd, ständig paddelnde Vorderhufe über meinem Kopf zu haben. Der Kerl hat sich dabei ja auch selbst nicht wirklich unter Kontrolle und springt zudem auf zwei Beinen im Kreis herum. Da habe ich dann erst den Bauch vor meiner Nase und zwei Steigis weiter ürplötzlich den Rücken. Dann fällt er mit dem Gewicht nach hinten, weil er zu hoch gestiegen ist (Vorderbeine zeigen zur Decke) und sofort springt er sich in der Luft drehend in meine Richtung. :shock:

Da muss ich mich einfach selbst in Sicherheit bringen, wenn der so arg rumtobt. Ihn aber bei solchen Aktionen an der Hand zu behalten ist völlig ausgeschlossen. Da hat er sich zu benehmen und wenn das nicht geht, gehe ich auf Abstand und lasse ihn alleine machen. Was raus muss, muss halt raus. Unsere Osteopathin hatte mich, als sie das auch gesehen hat, gefragt, wieviel Kraftfutter er bekommen würde und war total erstaunt, als ich ihr sagte, dass er nur Heu satt bekommt. Lediglich die Mineralien usw. mische ich ihm mit aufgeweichten Heupellets und einer Hand voll Hafer an. Das bekommt er auch nur, wenn ich mal da bin (zur Zeit einmal pro Woche). Ihn sticht also nicht der Hafer sondern er ist schlichtweg nicht ausgelastet. Und er freut sich total, wenn mit ihm etwas gemacht wird. Diese Freude möchte ich ihm aber auch nicht nehmen. Das ist wieder mal total schwierig hier ein gesundes Mittelmaß zu finden. Ich suche es auch noch. Und ich denke, dass nur regelmäßige Arbeit (täglich) hier etwas helfen kann. Dafür habe ich nun gesorgt und er wird wieder voll trainiert.

Leider birgt das auch Gefahren in sich, denn er bekommt dadurch immer mehr Kondition und wird ständig kräftiger. Somit wächst auch sein Bewegungsdrang und er kann dann noch weniger einfach nur rumstehen und dösen. Das ist eine Spirale, die auch unter Kontrolle behalten werden möchte. Insofern muss ich nun dafür sorgen, dass er immer gut zu tun bekommt. Am WE darf er wieder als Schulpferd in einem Kurs mitmachen usw. Aber bis dahin muss noch etwas Energie abgebaut werden. Zum Glück hat es wieder reichlich Neuschnee gegeben und er darf sich im Gelände mal so richtig auspowern. Das dauert bei ihm auch nicht so lange, denn er kann sich seine Kräfte noch nicht wirklich einteilen. Ich gehe also mal davon aus, dass er nach knapp 90 Min. schon am Ende sein wird. Und dann haben wir wieder ein ganz zahmes Lämmchen. :cheese:

« Letzte Änderung: 21. März 2013, 08:31:04 von Mannimen »
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Re:Das Problem mit der Steigerei - unerwünschtes Verhalten
« Antwort #13 am: 21. März 2013, 09:06:06 »
Sie ist ja noch arg jung, vielleicht würd ihr auch einfach ne kleine Pause von ein paar Wochen gut tun.
Dann hast du vielleicht auch wieder mehr den Kopf frei und ihr fangt dann wieder an zu arbeiten?

Skessa wird ganz arg pissig wenn sie sich überfordert und unsicher fühlt (neue clickerübungen etc.), muss aber nicht bei jedem so sein. Sie steigt dann zwar nicht, aber wird schon rabiat mit Kopfschlagen, Menschen umschupsen usw. 
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Re:Das Problem mit der Steigerei - unerwünschtes Verhalten
« Antwort #14 am: 21. März 2013, 10:41:42 »
Danke für eure Gedanken! :)

Steffi, die Sache ist ja, dass sie gerade wegen meiner Prüfungen ein paar Wochen Pause hatte und sie das mMn tut, weil sie so im "Yeah, wir machen wieder was, guck mal was ich alles kann"-nicht-mehr-zuhör-Modus ist und dann Frust bekommt, weil ich nicht jedes Muskelzucken clicke. :P Das ist in dem Moment auch eine Art Überforderung, denke ich, weil sie nicht mehr weiß, was ich eigentlich will und warum ich gerade das (was sie macht) nicht will.  :(
Vielleicht ist eine Pause trotzdem nicht schlecht. Aber aufgetreten ist es aktuell eben nur nach einer Pause.  :-\

Ich habe gestern auch lange noch hin und her überlegt und eigentlich blieb nur übrig, dass ich selbstbestärkende Übungen (was gerade sowas wie Beinekreuzen und FiS) erstmal weglasse. Vielleicht nur mit Objekten arbeite, also Pylone, Apportel usw., wo klar ist, was zu tun ist. Und vermehrt longiere oder anderweitig auf Abstand arbeite.

Doof nur, dass sie scheinbar grad nach jedem Click egal für was, ob Lieblingsübung oder nicht, mindestens 5cm wächst und denkt, sie kann jetzt die  :wherrschaft: an sich reißen.  :confused:
Liebe Grüße
Isabell mit Malika & Mira
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