Clickerforum

Clickertraining in der Theorie => Bücher, Videos und interessante Links => Thema gestartet von: Shotlandpony am 19. November 2018, 16:25:01

Titel: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: Shotlandpony am 19. November 2018, 16:25:01
... in der aktuellen Ausgabe angekündigt. Weiß da wer, aus wessen Feder die stammen wird? Man darf gespannt sein, alldieweil CAVALLO vom Grundsatz her ja arg NHS-lastig ist ...

Gruß
Katja
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: SaBo am 30. November 2018, 13:05:31
Das ist in Zusammenarbeit mit Babette Teschen.
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: Shotlandpony am 04. Januar 2019, 08:59:25
So, Teil 1 der Clickerserie gelesen … soweit wohl alles ganz richtig (mal abgesehen davon, dass ich weder „kann jeder leicht lernen“ für eine realitätsnahe Aussage halte noch klassische Leckerli als „prima geeignet“ bezeichnen würde. Muss natürlich allerdings auch nicht O-Ton der Babette sein …
Stellt sich nur die Frage, was denn der durchschnittliche „Cavallo“-Leser damit anfangen kann. Oder ob ihn das animiert, komplett neue Wege zu gehen, die die nähere Umgebung aller Wahrscheinlichkeit im besten Fall neutral, eher aber vermutlich abschätzig bewerten wird.
„Cavallo“ ist ja nun kein Magazin mit einer bestimmten Grundphilosophie wie z.B. „Natural Horse“, „Feine Hilfen“ (die ich auch abonniert habe) oder „Dressurstudien“ und „Piaffe“ (von denen ich mir ab an und an mal ein Heft gönne, wenn ich das Hauptthema interessant finde), sondern eher ein „Kessel Buntes“. Wenn überhaupt eine Grundtendenz, dann Horsemanship-Lastigkeit.
Respekt und dem Druck weichen werden jedenfalls mit schöner Regelmäßigkeit als unglaublich wichtig genannt, an den Artikeln sind mehr Experten mit Horsemanship-Hintergrund beteiligt als z.B. mit Ausrichtung „klassisches Reiten“, Orientierung am natürlichen Verhalten nach aktuellen Erkenntnissen, ganz zu schweigen positiver Verstärkung.

Was mir bei solchen „Kurzfassungen“ genau wie bei vielem Kursen eigentlich immer fehlt, ist so eine Art Einführung – Grundphilosophie, auf welcher (wissenschaftlichen? Empirischen?) Grundlage tun wir, was wir tun sollen, was sind Risiken und Nebenwirkungen und was kann an Tollem dabei rauskommen, wenn wir uns (sehr intensiv!) damit beschäftigen.
Z.B. ist besteht auch „Natural Horsemanship“ in der reinen Lehre ja eigentlich auch nicht aus robusten Seilschleudern, Knotenhalfter um die Ohren hauen, Stickschwenken und Pferd wegschicken/ auf Abstand halten (als was es sich dann meist in der Ausführung darstellt), sondern aus einem logischen System, das dann (und auch wohl nur dann) zu guten und auch für`s Pferd annehmbaren Ergebnissen führt, wenn man sich damit theoretisch beschäftigt, Trockenübungen macht, Mühe gibt, das Pferd „zu lesen“, viel Geduld mitbringt usw. (ob man die dahinter stehende Grundeinstellung persönlich für sich und sein Pferd gut heißt, ist dann natürlich noch eine andere Sache).
Also, wenn ich jetzt mal so täte, als hätte ich an Clickertraining noch nie einen Gedanken verschwendet – ich glaube nicht, dass es mir nach solchen Artikeln erstrebenswert schiene … Platt gesagt: Pferd auf Matte gehen und an Fliegenklatschen stupsen lassen – Äh?? Was hat man davon???

Mal schauen, wie dann die beiden anderen Teile sind …

Gruß
Katja
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 1184 am 07. Februar 2019, 21:54:32
Gibt es schon weitere Beiträge in der Cavallo? Sind diese lesenswert oder eher nicht? Ich bin Schwabe, da überlegt man sich gut, ob man eine Zeitschrift wirklich kauft oder nicht 🤭
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: francelaura am 08. Februar 2019, 22:40:12
Ja, in der Cavallo 2/2019 findet sich Teil 2 mit Anleitungen zu praktischen Übungen.

U. a. "Die Nullposition lernen" (womit ruhiges Stehen gemeint ist): man soll sich mit genügend Abstand zum Pferd hinstellen und es aus den Augenwinkeln beobachten. Herumhampeln ignorieren und abwarten bis es still steht - dann C+B. Anschliessend wieder abwarten bis es still steht und C+B.
Glücklich jene, bei denen es mit dieser Anleitung funzt! ;)

Beschrieben wird auch das Gewöhnen an's Einsprühen, an den Wasserschlauch und an's Abgespritzt werden, Medical Training und das Annähern an Angst einflössende Gegenstände.

Und als Spielideen Teppich ausrollen und Apportieren.

Der Artikel ist eigentlich viel zu kurz, um die vorgestellten Übungen in der nötigen Ausführlichkeit zu beschreiben.

Es wird der Begriff Kommando verwendet anstelle von Signal.


In der Cavallo 3/2019 folgt Teil 3 - Clickern für Könner: Gymnastizierendes Training am Boden, an der Hand, an der Longe und Freiarbeit.
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 1184 am 09. Februar 2019, 09:22:40
Danke für die Info. So wie ich das sehe, ist es also ein Auszug aus dem Clickerkurs von wege-zum-pferd.de. Da ich den schon in und auswendig kenne, kann ich mir die Cavallo sparen  :dops:
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: Shotlandpony am 11. Februar 2019, 14:07:14
Definitiv. Es ist halt -klar aufgrund der Kürze - sehr oberflächlich. Mal sehen, ob Teil 3 noch ein "oh, auh ne gute Idee!" bringt, aber ich glaube, eher nicht.
In einer der vorigen Ausgaben war auch in dem Stil ein Artikel zum Buch "Freiarbeit mal klassisch" - da dürfte auch kaum jemand nur aufgrund des Cavallo-Artikels echte Erfolgserlebnisse haben. So kurze Dinger können allenfalls Anregungen sein, sich mit einem Thema, das man noch gar nicht auf dem Zettel hatte, intensiver zu beschäftigen

Gruß
Katja
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: Muriel am 16. Februar 2019, 14:02:15
Es ist nicht nur oberflächlich, außer dass da "clicken und füttern Sie" drin steht, hat das überhaupt nichts mit Clickertraining zu tun. Schade, aber eigentlich habe ich von der Cavallo auch nichts anderes erwartet.  :P

"einfach ins Schulterherein geclickt"
am besten mit Zaum mit Zügel üben... Volte laufen... am Ende der Volte geradeaus laufen und das Pferd dran hindern hereinzukommen, den ersten Schritt Schulterherein CLICKEN ! Yeah, wir haben Clickertraining. Not.

Ist sehr schade, weil nun wieder alle sagen "ach ja, das ist ja eh das was ich mache, und wenn ich am Ende clicke und füttere, ist es jetzt Clickertraining."
 :P

"Führen Sie Signale ein. Richten Sie zum Beispiel die Longierpeitsche auf seine Schulter, heißt das, es soll nicht auf seine Schulter fallen". Äh ja, schön, und wie lernt das Pferd, das nicht zu tun?
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: Shotlandpony am 26. Februar 2019, 12:28:38
Realistisch gesehen dürfte genau diese Vorstellung aber auch das sein, was bei 99,9 % der Pferdemenschen maximal umgesetzt werden würde/ könnte. Wenn sie denn überhaupt Interesse am Einsatz von Futterlob haben und nicht der festen Überzeugung sind, dass die althergebrachten Druckmethoden im Grunde ok sind (weil „natural“) und nur über die Umsetzung diskutiert werden könnte.
Diese sehr intensive Beschäftigung mit positiver Verstärkung, wie sie viele Forumsmitglieder praktizieren, teilweise wohl auch mit bewusstem Verzicht auf viel von dem, was anderen am Hobby Pferd wichtig ist, würde, behaupte ich mal, die allermeisten intellektuell und/ oder in der praktischen Umsetzung überfordern. Richtiges Clickern ist eben weder einfach noch schnell zu lernen – jedenfalls nicht, wenn man die (nur) positive Verstärkung zu mehr als konkreten Aktionen (wie Zirkuslektionen, Behandlungstraining) nutzen möchte.
Wer das will, ist meist ziemlich allein auf weiter Flur und hat noch Glück, wenn ihn andere Einsteller/ Trainer/ Bekannte usw. mit freundlicher Toleranz oder wohlwollendem Interesse begegnen statt mit „die spinnt ja total“. Das gehört zu den Dingen, die wirklich, wirklich gewollt werden müssen, „against all odds“ sozusagen. Hinterhergetragen wird`s einem nicht.
Für mich ist die „reine Lehre“  auch nicht wirklich 100 % alltagstauglich. Die beiden von „Wege zum Pferd“ (in der „Originalfassung“, nicht in der der von „Cavallo“) beschäftigen sich ja auch mit eben dieser alltagstauglichem Anwendung von positiver Verstärkung auf eine für mich sehr ansprechende Weise.
Auch wenn sich den Puristen dabei gewaltig die Haare sträuben, könnte ich mir vorstellen, dass ein hinsichtlich der wissenschaftlichen Hintergründe gut erklärtes und an der Praxis orientiertes Konzept „Wie integriere ich Markersignal und Futterlob in mein (konventionelles) Training“ einen erheblich größeren Kreis an Pferdefreunden gewinnen könnte.

Gruß
Katja
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: Muriel am 26. Februar 2019, 12:37:31
Ja, ich weiß dass es in der großen weiten Welt von Akzeptanz noch weit entfernt ist. Aber tut man dem Clickertraining wirklich einen Dienst, wenn man es doch "so normal wie möglich" sein lässt?

Als ich damals angefangen habe, mich dafür zu interessieren, habe ich natürlich auch so begonnen. Verhalten erzeugen, Click und Futter. Und natürlich war Mirko damit motivierter, etwas zu tun. Und richtig verstanden, warum das kein Clickertraining ist, habe ich erst, als ich Alexandras Buch gelesen hatte und verstanden hatte (ansatzweise), wie groß die Wichtigkeit ist, dem Pferd eigene Entscheidungen zuzugestehen. Und ich denke, dass heute so viele Menschen auf einem anderen, suchenden Weg sind, die genau das wollen. Und die lesen so einen Artikel und denken "ach, das ist dann doch nix anderes als sonst, nur mit Futter (und den unschönen Nebenwirkungen von Futter)".

Allerdings gebe ich zu, dass ich die vorherigen Teile nicht gelesen habe - vielleicht hat sie jemand rumliegen und könnte sie mir zukommen lassen? *liebschau*

Ich denke, nur wenn wir die wirklichen Möglichkeiten von Clickertraining zeigen, werden mehr Menschen fragen "wie geht das?" Und eben nicht, wenn man nur das, was man immer gemacht hat, ein wenig "aufzuckert".
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: Sanhestar am 26. Februar 2019, 18:35:24
Ich denke, nur wenn wir die wirklichen Möglichkeiten von Clickertraining zeigen, werden mehr Menschen fragen "wie geht das?" Und eben nicht, wenn man nur das, was man immer gemacht hat, ein wenig "aufzuckert".

Interessant, dass Du das gerade heute schreibst. Denn Hannah Branigan hat gerade das Vorwort zu ihrem Buch "Awesome Obedience" veröffentlicht (podcast), wo sie genau das gleiche anspricht: mehr Dinge zu zeigen, die mit Clickertraining möglich sind, einen ganz anderen Trainingsschwerpunkt legen und nicht nur das alte, druckbasierte Konzept - sie bezieht sich hier auf Obedience - clickertauglich nachmachen.
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: Muriel am 26. Februar 2019, 18:40:32
 :cheese:  das freut mich das auch andere das so sehen.  :cheer:
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: Shotlandpony am 01. März 2019, 11:36:48
Spannenende Frage ... wissen die alten Hasen besser als ich: wie kann man Menschen dazu gewinnen, "richtig" zu clickern (gibt`s hier eigentlich irgendwo ein Thread "Wie bin ICH zum clickern gekommen" ???)? . Ich beschäftige mich mit dem Thema seit nunmehr fast 5 Jahren, habe festgestellt, dass es mir ganz neue Welten eröffnet hat, dass ich aber weder willens noch in der Lage bin, wirklich 100 % "nur so" mit meinen Pferden umzugehen. Die wenigen anderen Clickerer, die ich in dieser ja nun nicht grade kurzen Zeit kennen gelernt habe, waren alle im Zusammenhang mit Kursen zum Thema oder hier übers Forum. Anfangs hatte ich natürlich auch das übliche Sendungsbewusstsein, dass einen überkommt, wenn man was ganz tolles entdeckt hat. Ich allerdings konnte niemanden auch nur ansatzweise überzeugen, sich mit Clickern näher zu beschäftigen. Auf unseren Zirkuskursen waren zwar etliche immer schwer beeindruckt, was meine Shettis alles können und vielleicht haben sich auch einige mit Futterlob an sich angefreundet, aber mehr bestimmt nicht. Und ich habe noch nicht mal ansatzweise vom völligen Verzicht auf Druck oder "Mach`s trotzdem" geredet. Das kann natürlich auch an meiner suboptimalen Überzeugungskraft liegen. Aber wie gesagt, ich treffe nie "zufällig" auf andere Clickerer, egal ob privat, auf Kursen, Messen, Breitensportturnier, was auch immer, wo grundsätzlich pferdefreundliche Menschen rumlaufen. Von daher vermute ich, dass es sich auch nur um einen sehr kleinen Personenkreis handelt. Horsemanship in allen möglichen Spielarten gibt`s ja dagegen allüberall.
Von daher scheint es mir mit eher pragmatischer Veranlagung gar nicht so verkehrt, Leuten grundsätzlich erst mal Vorteile von Futterlob und Markersignal aufzuzeigen und Infos zum Lernverhalten und Timing zu geben in der Hoffnung, dass der eine oder die andere dann doch "mehr" will. Für die jeweiligen Pferde also "lieber Spatz in der Hand als Taube auf dem Dach".
Werfen Leute aus heiterem Himmel jahre - bis jahrzehntelange Gewohnheiten im Umgang mit Pferden über Bord und machen alles ja nun wirklich sehr, sehr anders? Kann ich mir nicht so recht vorstellen ...
Soll man sagen: "wenn ihr´s nicht gleich komplett und vollständig und richtig macht, lasst es besser bleiben"?
Also Frage an die Runde: habt ihr schon wen überzeugt? Wie ist es gelungen? Trefft ihr auf eine nennenswerte Zahl anderer "richtige" Clickerer, ohne sie gesucht zu haben?

Gruß
Katja
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: Muriel am 01. März 2019, 12:17:40
Das ist eine tolle Frage und definitiv einen eigenen Thread wert  :nick:  magst du ihn eröffnen? Ich hab gerade wenig Zeit.  :dops: :dops: :keks:
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: Sanhestar am 01. März 2019, 13:47:53

Werfen Leute aus heiterem Himmel jahre - bis jahrzehntelange Gewohnheiten im Umgang mit Pferden über Bord und machen alles ja nun wirklich sehr, sehr anders? Kann ich mir nicht so recht vorstellen ...

ja, ich habe das in der Tat so gemacht - lass' mal rechnen, etwas über 35 Jahre über den Haufen geworfen. Mal Vier bei den Ponies. Mal 6 oder 8  bei den Ziegen (alle werden positiv bestärkt, aber nicht alle regelmässig trainiert). Bei den Ziegen wäre ich bei den Scheuen mit einem Mix aus Methoden niemals so weit gekommen wie ich es jetzt bin (s. Freddie's Tagebuch). Ich bin in solchen Dingen aber auch extrem. Entweder ganz oder garnicht.

Der einzige Bereich, wo es regelmässig einen Rückfall gibt, ist bei den Hunden in Sinne von verbalem Tadel anstelle gewünschtes Verhalten bestärken, weil mir für's Bellen im Rudel einfach nichts einfällt.

Wenn ich es mich mehr trauen würde, würde ich mit meiner dementen SchwieMu auch viel mehr TAGTeach machen - da habe ich Hemmungen.

Missionieren: ja, schon in der Anfangszeit. Jetzt überlege ich sehr genau, auf welche Diskussionen ich mich einlasse.
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: hyxc am 01. März 2019, 14:36:35
Die meisten - glaube ich (ich jedenfalls nicht) - haben CT oder auch nur Futterlob konsequent von jetzt auf nachher 100 Prozent in alle Aspekte des Zusammenseins mit dem Pferd übernommen. Ich bin über Tricktraining eingestiegen und habe dem CT nach und nach mehr Raum gegeben (Bodenarbeit, Zirkuslektionen, Reiten, medical Training, Verladen), bis es irgendwann nix mehr ohne CT gab. Ich finde es einen guten Weg, andere über Tricktraining anzufixen. Ob jemand dann noch mehr Leidenschaft entwickelt, kann man nicht beeinflussen, denke ich.
Problematisch finde ich die Variante "Wir haben ein Problem und lösen es mal eben mit CT." Das ist auf irgendeine weise meistens unfair für das Pferd. Schlimmstenfalls haben Mensch und Pferd keine Ahnung von CT und produzieren nur Chaos.

"Fremde" Clickerer habe ich noch selten in "freier Wildbahn" getroffen. Und die, die ich getroffen habe, waren meilenweit von "Hardcore-Clickerern" entfernt . Ich bin aber auch nicht sicher, ob man mir den Clickerer ansehen würde? Den Leckerlifütterer auf jeden Fall, aber schließlich benutze ich den Knackfrosch kaum, so dass es auch nicht gut hörbar ist mit dem Zungenclick. Hat die TÄ gestern auch nicht gemerkt, obwohl sie direkt neben mir stand .
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: clickeresel am 02. März 2019, 07:34:15
Clickertraining ist für mich nicht nur eine Trainingsmethode, sondern eine Frage der Einstellung und inneren Haltung. Die lassen sich bekanntlich nur schwer verändern. Deshalb ist es wohl so schwer, andere davon zu überzeugen. Ist mir bisher auch nicht gelungen, ich Zweifel auch an meiner Überzeugungskraft  :lol:
Ich höre und sehe andere generell wenig ihre Pferde loben. Sie sind einfach gar nicht darauf aus, zu erkennen, was das Pferd alles schon gut macht. Da kann ja so eine Einführung in das  Clickertraining ( auch wenn es aus unserer Sicht hier nicht ganz richtig dargestellt ist) zumindest die Idee vermitteln, den Blickwinkel zu ändern. Das wäre auch schon eine Veränderung, Verbesserung.
Mich hat ja mein Pferd überzeugt  :cheese: auch wenn ich ganz und gar kein nur Clickermensch bin. Aber es hat sehr geholfen und mittlerweile sind  :click: fester Bestandteil unserer Kommunikation. So würde ich es mal sagen.
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: Buschpony am 02. März 2019, 09:36:34
Ich habe aus Neugierde mit dem Klickern angefangen, um meinem unkomplizierten Hund Sachen beizubringen. Da Kiebitz sehr schnell lernte, war ich bald durch mit dem, was mir wichtig war, und habe wieder aufgehört zu klickern... Um wieder anzufangen, als sich ausreichend Leidensdruck aufbaute. Der kam mit dem nächsten Hund; der braucht nicht nur eine Trainingsmethode für normale "Kommandos", sondern Verhaltenstherapie. Damit bin ich dann voll ins Klickern eingestiegen - bei Hunden. Mit den Pferden kam ernsthaftes Klickern erst, als die entsprechenden Pferde mir zeigten, daß herkömmliches Training für sie nicht geeignet ist; auch hier war eher Verhaltenstherapie angesagt, als Trick- oder Manövertraining.
Von daher kann ich sehr gut nachvollziehen, daß viele Menschen wenig Zugang zum Klickern finden. Ihre Tiere sind einfach nett und unkompliziert, sie verzeihen Grobheiten und "funktionieren" trotzdem. Da geht mensch halt den Weg des geringsten Widerstandes und tut, was die Umwelt auch tut...

Bei mir in Hunde- und Reitschule wird mit allen geklickert. Da frage ich gar nicht nach Einverständnis oder so.  :cheese: Die Leute kommen ja zu mir und zahlen Geld, also tun sie auch erst einmal, was ich ihnen an Übungen sage, auch wenn das so Seltsamkeiten wie Markerworte sind...  :lol: Bei den allermeisten merkt man dann mit der Zeit eine Veränderung der Grundeinstellung zum Tier bzw des Umgangs: vom machtbetonten Umgang zu immer mehr Rücksichtnahme und Freundlichkeit. Die meisten Leute wollen ja reiten oder einen Hund haben, weil sie die Tiere gerne haben - EIGENTLICH wollen sie ja gar nicht draufhauen, es ist nur der gesellschaftliche Konsens, daß man das mit Tieren zu tun habe. Da sind sie dann oftmals regelrecht erleichtert, das nicht tun zu müssen!
Daß viele dann im Laufe der Zeit nicht mehr klickern, ist mir ziemlich egal, solange ihre Tiere sie verstehen und umgekehrt. Sie haben aber Verständnis entwickelt und hoffentlich Empathie, so daß ein Zusammenleben auch ohne Klicker angenehm für alle Beteiligten ist.

Beste Grüße,
Dörte.

Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: eboja am 02. März 2019, 09:37:57
Ich muss sagen, dass ich tatsächlich öfter, als ich denken würde, zumindest ein "erkennendes Nicken" ernte, wenn ich vom Clickern reden, es also mehr Leute kennen, als ich gedacht hätte. Es kommt sogar ab und zu mal vor, dass jemand mir sagt, dass sie (bis jetzt nur weibliche Personen) auch clickert - wie das dann im Detail aussieht, weiß ich nicht. Zumindest bei einer Person nehme ich aber an, dass es nur als "Zugemüse" fungiert.

Vor ein paar Tagen hatte ich eine Bekannte am Stall zu Besuch, die sich zum Einen den Stall anschauen wollte, zum Anderen das Schimmelchen kennenlernen. Wir waren in der Halle, ich habe ein bisschen was mit Carinjo gemacht und sie fand das alles schon spannend und lustig (Carinjo ist einfach ein Clown manchmal). Als ich dann aufräumen wollte, kam mir die spontane Idee, ihr einfach den Leckerlibeutel zu geben und sie was mit Carinjo machen zu lassen (was mit ihm auch "gefahrlos" geht - geht natürlich nicht mit jedem Pferd). Ich habe auch nicht viel erklärt, sondern sie einfach mal machen lassen, und nur ab und zu auf Nachfrage oder wenn ich ein "Problem" gesehen habe ("nach jedem Click gibt es einen Keks, egal, was Du da gerade geclickt hast") was dazu gesagt.
Ob ich sie damit "anfixen" konnte, weiß ich nicht, das war in dem Moment auch überhaupt nicht mein Ziel, sondern nur, dass die beiden da nicht wie bestellt und nicht abgeholt rumstehen müssen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es auf so eine sehr entspannte Weise ganz gut geht. Sie war jedenfalls sehr begeistert  :cheer: :dops:.
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: Snoopy am 02. März 2019, 14:27:32
Ich hab tatsächlich 2 Clickerer in freier Wildbahn getroffen :lol:. Einmal die Mutter von meinem Freund, wodurch ich überhaupt erst aufs Clickern aufmerksam geworden bin. Als sie das erklärt hat, fand ich das direkt total logisch und hab mich quasi in den Hintern gebissen, dass ich nicht von selbst drauf gekommen bin, dass man das auch mit Pferden machen kann. Also die Prinzipien der positiven Verstärkung kannte ich schon (Pawlow hab ich schon in der Schule kennen gelernt und im Studium hatte ich auch ein Semester Psychologie, wo das nochmal aufgegriffen wurde), was mich aber davon abgehalten hat, das sofort umzusetzen, war das Futter, weil ich von früher wusste, dass Gismo extrem futterorientiert ist.
Die zweite Clickerin hab ich auf einem Kurs getroffen, weiß aber nicht mehr, wie wir herausgefunden haben, dass wir beide clickern :juck:.

Und bezüglich andere überzeugen hab ich leider auch schlechte Erfahrungen gemacht. Also ich hab nie versucht, jemanden zu missionieren, aber ich hab schon begeistert vom Clickertraining erzählt und war schon das ein oder andere Mal enttäuscht, wenn das Gegenüber nicht auch sofort verstanden hatte, dass das doch die viel bessere Methode ist (wie bei mir am Anfang). Nichtsdestotrotz konnte ich dadurch zumindest eine Reiterfreundin so weit neugierig machen, dass sie dann gefragt hat, ob ich ihr das nicht mal zeigen könnte. Gesagt, getan, aber leider hat sie das letztenendes nciht so weit überzeugt, dass sie das auch dauerhaft anwenden wollte, obwohl sie nach unserer Einheit durchaus positive Effekte festgestellt hat. Höflichkeit, bevor es ein Leckerlie gibt, hat sie aber wohl beibehalten. Aus dem Beispiel hab ich auf jeden Fall gelernt, die Leute sich erstmal mit der Theorie auseinandersetzen zu lassen, damit sie wissen, worauf sie sich einlassen. Als dann nämlich eine Bekannte von meiner Freundin das dann auch Mal ausprobieren wollte, weil sie Probleme mit ihrem Jungpferd hatte, hab ich ihr erstmal 2 Bücher empfohlen. Keine Ahnung, ob sie die gelesen hat, jedenfalls hab ich seit dem nichts mehr von ihr gehört.

Am jetzigen Stall hatte ich ja auch die Hoffnung, ich könnte vielleicht den ein oder anderen durchs Training überzeugen. Anfangs waren auch noch alle interessiert, zumindest zuzugucken, wirklich gefragt, was ich da wieso mache, hat aber praktisch keiner. Und da mein Pony ja gerne die Ohren anlegt beim Training und ich das Übergewicht nicht dauerhaft in den Griff bekomme und vieles ja nciht wie richtiges arbeiten aussieht (wo wir wieder beim Punkt wären, das ja keiner mal nachfragt, wieso ich welche Übungen mache), haben das mittlerweile alle wieder als Spielerei abgestempelt und sehen daher auch nur noch unsere Defizite :roll:.
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: Shotlandpony am 05. März 2019, 08:14:19
Hui, paar Tage nicht geguckt, schon hat es sich verselbständigt ;). Bin jetzt aber damit - hüstel - überfordert, einen eigenen Thread draus zu machen .... Heike, wenn du mal Zeit hast? Eilt ja nicht so ...
Ich erkenne mich hier jedenfalls in fast jedem Beitrag wieder, beruhigt doch ungemein!

LG
Katja
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: Muriel am 05. März 2019, 09:35:46
Ach, ich glaub wir lassen es einfach hier  :)
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: Shotlandpony am 06. März 2019, 07:51:25
Auch gut - gänzlich am Thema vorbei ist es ja nicht ;).

Es gibt sicher auch Menschen, die einfach nach dem Motto „Öfter mal was Neues“ sich auf ebensolches stürzen und ganz plötzlich alles ganz anders machen.
Überwiegend wird es allerdings wohl zwei Motivationslagen geben, die einen dazu bringen können, nicht nur ein bisschen hier und ein bisschen da zu ändern, sondern etwas langwährendes gegen etwas ganz anderes einzutauschen – egal ob das Job, Partner oder eine Trainingsmethode ist:

1.)   Etwas ist so Sch …, dass was anderes her muss, weil es so wie bisher einfach nicht mehr weitergeht
2.)   „Boah, ist das toll, das will ich auch!!“ – vielleicht verbunden mit „Viiiel besser als das Alte – also weg damit!“, vielleicht aber auch erst mal nur ergänzend

Es wird beim Clickern wohl ähnlich sein wie beim Horsemanship. Die wenigen Leute, die ich (zumindest etwas) näher kennengelernt habe und die auch wirklich dabeigeblieben und sich richtig reingekniet haben, darunter zwei Trainerinnen, waren mit ihren Pferden am Ende ihrer Möglichkeiten und sind mit allen herkömmlichen Methoden gescheitert, oft dann eben auch richtig dramatisch und gefährlich. Auch beim NHS muss man sich ja intensiv damit beschäftigen, auch mit der Theorie, und einen langen Atem haben, wenn man das erreichen will, was so manch einer auf Messen vorführt. Mit Knotenhalfter, Stick und Strick kaufen und damit rumschlenkern ist es nicht getan. Deutlich mehr Leute als beim Clickern werden das ausprobieren, weil es ja auch viel mehr angeboten wird, aber nur wenige wirklich nach der „reinen Lehre“ dauerhaft betreiben.
Beim Clickern ist es ja noch schwieriger, weil es so wenige TrainerInnen gibt, dass nur ein kleiner Teil der Interessierten wirklich welche im Nahbereich hat, die regelmäßig zur Verfügung stehen. Und dann muss es ja auch noch von der Wellenlänge her passen. Beim NHS gibt`s zumindest eine größere Auswahl – wie auch immer die Qualität dann ist.

„Boah, will ich auch!“ ist dann natürlich die erfreulichere Variante und das sind dann sicher oft Tricks und Zirkuslektionen und Co. So war´s bei mir. „Anfixen, wie die andere Katja so passend schrieb ;). Und wenn man dann merkt, was man selber mit seinem Roß alles hinkriegen kann, wenn das wirklich „positiv“ motiviert und engagiert ist und nicht nur Druck weicht und zum Ausdruck bringt „du hast Recht und ich hab meine Ruhe“, macht das dann vielleicht Lust auf mehr.
Alles andere ist dann eher Zufall, denke ich, dafür sind die meisten V+-Sachen zu unspektakulär.
Ich kann mich z.B. nur an zwei Messeerlebnisse mit „Clickern“ erinnern (außer Ninas Agility, die ich ja schon als „Aktive“ betrachtet und gewürdigt habe), beide schon länger zurückliegend. Bei Natalie Penquitt dachte ich „Ganz nett, aber so viel beim Reiten füttern muss ja echt nicht sein!“, bei Sady haben meine Freundin und ich den tieferen Sinn überhaupt nicht verstanden und sind dann irgendwann gegangen, weil zu langweilig. Ist wohl auch unmöglich, Reiz und Möglichkeiten von V+ auf 15 oder 30 Minuten Messevorführung oder Vortrag auch nur ansatzweise aufzuzeigen.

Und ein großer Teil der Menschen und Pferden leben vermutlich tatsächlich in einer sehr  guten bis zumindest erträglichen Beziehung mehr oder weniger gemütlich vor sich hin und haben kein Bedürfnis, in irgendeiner Hinsicht „mehr“ oder anderes zu wollen. Davon kenne ich ne Menge – viele sehr nett und die meisten wirklich bemüht, alles für ihr Pferd zu tun. Aber gemütlich Reiten oder Spazierengehen oder bisschen Bodenarbeit und Tüdeln reicht dann halt auch.

LG
Katja
Titel: Re: Clickerserie in "Cavallo" ab Dezember 2018
Beitrag von: Muriel am 06. März 2019, 09:35:38
Ich hab doch mal noch ein neues Thema dazu aufgemacht. Hier gehts lang (https://www.clickerforum.info/index.php?topic=7095.new#new) (für Mitglieder)