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Clicker ich zuviel und bin zu "anspruchslos"? - Hab ich mein Pferd verzogen?

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Mir ging die letzten Tage eine Frage durch den Kopf, ob ich das gerade überhaupt so richtig mache. :shy:

Wir sind ja vor rund einem Jahr in einen neuen Stall umgezogen. Nach dem Umzug ging vieles, was früher kein Problem war, auf einmal nicht mehr: Angebunden werden zum Beispiel. Also mach ich das aktuell nicht und clicke ruhiges Stehen, wann immer nötig und so oft wie nötig. Aktuell teilweise im Sekundentakt. Sobald das nicht mehr kommt, läuft er bspw. davon. Gestern sogar einfach vorwärts, obwohl da jemand stand und rempelte denjenigen komplett über den Haufen... Das ist ja so gar nicht Sinn der Sache. Und ja, ich weiß beim Clicken wäre es sinnvoll das Management so zu betreiben, dass ich noch so weit bin, wie es für ihn noch stressfrei möglich ist. Also innerhalb seiner Komfort-Zone.
Das ist nur einfach schwierig, weil die Komfortzone ist an manchen Tagen so gering und ich hab das Gefühl, wenn ich immer darin bleibe, wird es auch nie besser.

Ein weiterer Punkt ist, mein Pony hat früher bei  Stress viel geschnappt. Egal wen. Stress kann auch bedeuten, man kommt ihm zu nahe, will ihn unbedacht am Hals streicheln o.ä. Daher hab ich das auch viel geclickt. Aber irgendwie hat sich das mittlerweile so entwickelt, dass ich ihn kaum noch berühre, ohne zu clicken. "Er steht still, wen ich das und das mache? Click."

Ich hab Angst, sobald ich das nicht mehr mache, fängt es wieder von vorne an. Siehe gestern. Ich hab einmal zu spät geklickt, schon "panzert" er los und latscht über Leute.

Das sollte doch nicht sein. Ich weiß nicht, was ich hier tun soll...

« Letzte Änderung: 10. November 2021, 11:24:42 von SaBo »
Viele Grüße und bleibt gesund!

Sarah
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Für mich klingt das danach, dass er immer noch sehr viel Stress hat und deswegen nicht wirklich anders kann. Durch hochfrequentes Clicken kannst du ihn "bei dir" behalten, aber für mehr reicht es eben nicht. So ist es im Alltag mit der Krümeline auch oft. Wenn sie entspannt in ihrer Routine ist, verclickern wir dafür manchmal überhaupt nur 2-3 Futterstücke...

Die Frage wäre also wohl, was kannst du tun, dass er das nicht so braucht und 2., ob es überhaupt schlimm ist. Denn was wäre sonst die Alternative?
LG Tine
Krümel, Alkmene & Mucki

Ab und zu ist es gut, in unserem Streben nach Glück innezuhalten und einfach glücklich zu sein. ~ Guillaume Apollinaire
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Kannst du in der Anbindesituation evtl einfach einen Arm voll Heu anbieten? Ohne Klicks, für Dauermampf. Dann könnte sich der Kopf besser entspannen.

Beste Grüße,
Dörte.
Lieber breit grinsen als schmal denken!  (B.Berckhan)
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Ich trau mich dass nur zu sagen, weil ich schon seit einiger Zeit massiv ( und höchst nötige) Selbstreflexion zu dem Thema betreibe:

Wie entspannt bist du denn in diesen Situationen?
Körperlich, geistig, emotional?
Was wäre wichtig für dich, um entspannter zu bleiben und wo hört deine Komfortzone auf?

Ich erinnere mich nur zu gut, dass meine Komfortzone mit Nio Anfang Mai schon überschritten war, wenn wir 10 Meter vorm Koppeltor entfernt waren. Mit allem was dazu gehört, Herzrasen, trockener Hals, Quietschstimme, Kopfkino, was alles passieren könnte usw.
Und dann bin ich in den Streß-Füttermodus verfallen.

Ging also einige Monate bei mir überhaupt nicht um Pferdetraining, sondern darum, mich wieder in eine Verfassung zu bringen, in der ich einem (jungen) Pferd eine einigermaßen verlässliche Partnerin sein kann.

Gruß
Katja
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Vielen Dank für die Anregungen!  :cheer:

Ich mach einfach mal der Reihe nach:

@Tine: Ja, das ist auf jeden Fall stressbedingt. Ich erhöhe die Clickanzahl, bzw. reduziere die Anforderung bei tendenziell "anspruchsvollen" Sachen. Und den Anspruch bestimmt er, sprich durch seine aktuellen Sorgen im (mittlerweile nicht mehr ganz so) neuen Stall ist es für ihn einfach schwierig, ruhig zu bleiben. Daher clicke ich generell viel ruhiges Stehen. Das würde mich per se auch nicht stören. Es ist vielmehr, dass ich irgendwie dazu übergegangen bin, alles zu clicken. Also das ist jetzt ein bisschen übertrieben, aber ich fühle mich gerade, als ob ich sogar das streicheln clicken würde. Und ganz so übertrieben ist es nicht mal :shy: Wie gesagt, ich clicke, wenn er beim Halsstreicheln nicht beißt, weil er das früher durchaus schon gemacht hat :shy: Und mir ist sogar aufgefallen, dass mir oft ein click über die Lippen geht, wenn ich ihn gerade am Bauch gekrault habe und er das sichtlich genossen habe. Sprich, ich clicke gerade eigentlich annähernd jede Interaktion mit ihm.

Und das fühlt sich irgendwie falsch an. :juck: Es geht nicht alleine ums Stehenbleiben. Wobei es da gestern einfach aufgefallen ist: "Es kommt nach 2 Sekunden kein Click? Alles klar, ich gehe. *Rumms*"

Aber ja. Was wäre die Alternative. Ihm den Stress nehmen... nur wie?

@Dörte: Das wäre auf jeden Fall eine denkbare Option. Nur das obige Problem würde es vermutlich nicht lösen..

@Katja: Ich denke, damit liegst du auch gar nicht so daneben. Sagen wir mal so: Unsere gemeinsame bald 10-jährige Vergangenheit hat mich natürlich auch geprägt. Diverse blaue Flecken haben mir gezeigt: Wenn es meinem Pony zu blöd wird, kann es beißen. Und manchmal wurde es ihm schon zu blöd, wenn man ihm zu nahe kommt. Ich bin also immer ein bisschen auf Hab-Acht, wenn ich nicht ganz alleine mit ihm bin. Sobald also andere Menschen nahe an ihm dran sind, bin ich immer darauf bedacht, ihn "ruhig" zu halten. ("Hoffentlich macht er nichts, was den anderen verletzen könnte"). Ich strahle damit sicherlich auch ein bisschen Stress aus.
Vielen Dank für die Anregung, ich werde mal bewusster darauf achten, wie ich in dem Moment drauf bin.
Viele Grüße und bleibt gesund!

Sarah
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Ich versteh das total. Mir geht es grad mit Alkmene so, dass ich ganz viele meiner Handlungsmuster im Stall hinterfragen und unterbrechen muss :shy: Weil sie ganz anders ist als Krümel, weil sie vieles davon gar nicht braucht oder nicht kann.

Persönlich finde ich es voll ok, sich für jede Berührung beim Pferd zu bedanken, wenn das Pferd das eher nicht so mag. Wenn ein ausbleibender Click zum Zusammenbruch des Verhaltens führt, dann ist das in erster Linie mal ein Hinweis drauf, für wie viel "Dauer" das Verhalten überhaupt gezeigt werden kann, egal ob das 2 Sekunden oder 10 Minuten sind. Das kann man, wenn es einem bewusst geworden ist, ja auch als Trainingskriterium nehmen und drauf aufbauen zb.
LG Tine
Krümel, Alkmene & Mucki

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Danke, Tine. Dann muss ich das vielleicht einfach nochmal verstärkt üben.

Auch das clicken für Berührung ist an sich für mich kein Problem. Mir ist es nur in dem Zug aufgefallen, dass ich es zwischenzeitlich wirklich sehr viel mache.

Und erschrocken habe ich mich darüber, dass mein Pferd einfach über Menschen läuft. In dem Moment war er schon angespannt, aber ich hab es nicht so extrem empfunden, dass er panikartig davon marschiert. Das ist ja aber generell so seine Taktik. Einfach weg, egal wie. Und zwar nach vorne. Das ist beim Tierarzt ja auch immer wieder ein Problem. Und ich weiß nicht, ob ich das je trainiert bekomme. Das ist halt seine Notlösung. Klar, da muss ich die jeweiligen Situationen lösen, dass er generell mehr entspannt etc.

Ich weiß nicht, ob es an der Rasse liegt. Bzw. am Charakter und ich das einfach nicht ändern kann. Ich denke dann nur oft an die Warmblüter oder Araber meiner Freunde und denke, für die käme es teilweise gar nicht in den Sinn, Menschen so wegzudrücken. Die sind da irgendwie vorsichtiger, rücksichtsvoller...wie auch immer. Die können auch irgendwie besser stillstehen. Die haben dann so eine Geduld, wenn ihr Mensch sich einfach unterhält. Dann stehen sie einfach daneben und dösen vor sich hin... davon kann ich nur träumen. Ich muss spätestens alle 2 Sekunden +- clicken, sonst ist absolut nichts mit Stillstehen.
Viele Grüße und bleibt gesund!

Sarah
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Er ist eben ein Fjord... Ein bisschen liegt dies Reaktionsmuster ganz sicher an der Rasse oder am Charakter. Aber das ist eben das, was Du berücksichtigen und womit Du rechnen und umgehen musst, der Ausgangspunkt sozusagen. Und gar nicht zu ändern - das ist sicher nicht so. Er wird lernen müssen, damit umzugehen. Es lässt sich sicher abmildern und in andere Bahnen lenken. Aber es ist der Punkt, auf dem immer Aufmerksamkeit liegen muss (wie bei Arabern auf ganz anderen Punkten übrigens...).

Bei Deinem Beispiel, dass Du ihn clickst, wenn er sich den Hals streicheln lässt, würde ich aber Dein Gefühl, dass sich das falsch anfühlt, teilen. An sich finde ich es wie Tine auch ok, sich für Berührenlassen beim Pferd zu bedanken, aber bei dieser Interaktion mit Gabor würde ich es tatsächlich nicht tun.

Du machst es ja, weil er beim Halsstreicheln auch schon mal gebissen hat. Das ist erstmal auch ein Ausweg, aber es kann dann nicht für immer dabei bleiben, jede Berührung des Halses zu clicken und zu belohnen. Es ginge ja darum, genauer hin zu schauen, warum er das denn macht, und an den Ursachen zu arbeiten. Die können sehr vielfältig sein; entsprechend kann ein Arbeiten daran sehr unterschiedlich aussehen. Aber ihn nur immer zu clicken, wenn Du seinen Hals streichelst, scheint mir in der Tat nicht so die Lösung.

Insofern - wenn Du das Gefühl hast, etwas fühlt sich falsch an, trau doch diesem Gefühl erstmal! Dann kannst Du anfangen zu gucken, warum es sich falsch anfühlt, was eigentlich da genau passiert zwischen Euch, was Dein Anteil daran ist (da hat Katja sicher recht mit ihrem Hinweis!), was aus der offenbar stressigen Außensituation kommt; und was denn helfen würde, alle das abzumildern und allmählich zu verändern.
Ich glaube, da einfach immer weiter zu clicken, führt dann eben dazu, dass er das erwartet und sich absetzt, wenn das ausbleibt, genau wie Du es schilderst.
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Zitat
@Dörte: Das wäre auf jeden Fall eine denkbare Option. Nur das obige Problem würde es vermutlich nicht lösen..
Bei Hufbearbeitungen habe immer wieder erlebt, daß gestreßte, nicht-stehen-könnende Pferde sehr schön runterfahren konnten, wenn sie Heu zu fressen bekamen. Auch Klickerpferde, die eigentlich Klicks für irgendwelche Aktionen und Taten erwarteten.
Läßt das Pferd Spannung los, kann auch der zugehörige Mensch entspannen und beide Parteien bekommen Freiraum für Anderes...
Ist für Leute, die gerne und viel trainieren, manchmal echt schwierig, das Pferd einfach mampfen zu lassen und sich selbst rauszuhalten ;) aber evtl trotzdem einen Versuch wert?

Beste Grüße,
Dörte.
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Beim Winzi gibt es mittlerweile auch einiges an Keksen ohne Click, einfach weil ich die Gesamtsituation positiv unterstützen möchte und kein bestimmtes Verhalten oder Position von ihm. Auch gerade beim putzen, was ihn gerne mal zum zappeln veranlasst(e), hat uns das - neben dem Bescheid sagen von ihm, dass er einen Keks benötigt - sehr geholfen.  :nick:

Und wenn ihr bisher eine hohe Clickrate habt, dann gibt es natürlich auch eine gewisse Erwartungshaltung seinerseits, die zu Frust führen kann, wenn der Click ausbleibt. Einfach auch, weil es nicht verständlich für Gabor ist, dass auf einmal etwas anderes zu gelten scheint. Eine gewisse Flexibilität bei der Spanne zwischen zwei Clicks kann da sinnvoll sein, wobei du da natürlich schauen musst, wo seine Grenze ist.
Gewinke von Sonja
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