bei pferden wird häufig viel zu wenig wert gelegt auf die sozialisierung, also das prägen auf umweltreize während der sensiblen phase (beim hund ist das heutzutage gang und gäbe).
nie lernen tiere besser, stressfreier und nachhaltiger als während dieser zeit.
die lernphasen beim pferd sind folgendermaßen gegliedert (wobei es sich nicht um rein chronologische abläufe handelt, sondern phasen auch ineinander greifen können):
beim nestflüchter pferd ist die eigentliche prägephase sehr kurz im vergleich zu anderen tieren, wie hund oder katze. die prägephase kann wenige stunden bis tage andauern. auf grund dieser kurzen zeitspanne ist es mmn. nicht sinnvoll, die eigentliche prägephase zum training zu nutzen, weil einem durch die zeitliche begrenztheit ohnehin limits gesetzt sind. außerdem sind diese ersten stunden sehr wichtig für die prägung auf die mutter und die familie/artgenossen, in die das fohlen hineingeboren wird. von techniken a la imprinting (die meist eher flooding sind und keine echte prägung, die genetisch fixiert ist und durch schlüsselreize indiziert wird) würde ich daher absehen, um das tier nicht fehlzuprägen oder verhaltensstörungen zu riskieren.
in den folgenden wochen nach der geburt findet die größte sensorische entwickung statt.
ist das tier in dieser phase zu wenigen umweltreizen ausgesetzt, zb. durch langes boxenstehen, was gerade bei sehr früh im jahr geborenen pferden ein thema ist, oder durch eine sehr eintönige, monotone, reizarme umgebung (vgl. paddock/koppel mit steppe in der wildnis), kann die sensorische entwicklung darunter leiden und beeinträchtigt sein.
in dieser zeit lernt das fohlen verhaltensstrategien, indem es verhalten von der mutter abschaut bzw. aus den konsequenzen des eigenen verhaltens auf umweltreize schlüsse zieht, wie in diesem video hier schön zu sehen ist:
http://www.youtube.com/watch?v=rLlZ8WFi9MEmit etwa einem monat kommt das fohlen in die sozialsierungsphase, in der es den sozialen kontakt zu artgenossen lernt und ein gesundes sozialverhalten entwickelt.
ab c.a. vier monaten wird es schließlich allmählich immer selbstständiger.
da pferde in menschenhand selten so vielen unterschiedlichen umweltreizen ausgesetzt sind, wie es in der natur der fall ist (unterschiedlichen bodenbeschaffenheiten beispielsweise) bzw. an das spätere reitpferd andere ansprüche gestellt werden, als es bei wildpferden der fall ist, macht es sinn, das pferd von klein auf mit unterschiedlichsten reizen und faktoren vertraut zu machen. das ganze natürlich wohldosiert und abgestimmt, um das tier nicht zu überfordern.
während der ersten wochen und monate können dinge so spielerisch und stressfrei erlernt werden (die stresstoleranz ist in diesem alter viel höher als während späterer phasen), die später oft jahrelangen trainings erfordern.