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Das junge Pferd

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Das junge Pferd
« am: 28. Januar 2020, 12:29:57 »
Nachdem derzeit doch einige Jungpferde im Forum sind wollte ich fragen, wie ihr den Umgang und das Training so gestaltet? Worauf achtet ihr besonders, was ist schwierig?


Das Pferdekind ist drei Jahre alt und seit knapp einem Jahr bei uns. Wir haben uns dafür entschieden, sie von Beginn an über das Clickertraining und die positive Verstärkung auszubilden und verwenden es auch für den Umgang im Alltag.

Ein großes Thema derzeit ist ihre Konzentrationsspanne (maximal ein paar Minuten am Stück) und ob sie gerade hungrig ist. Dann würde sie nämlich gerne trainieren  :ichich:, aber sie kann nicht, weil sie schnellstmöglich an die Kekse möchte.  :hunger:
Höflichkeit?  :juck: Kann man das essen?

Wir sind also viel mit Management beschäftigt, um mit einem motivierten, satten, nicht hektischem Pferd arbeiten zu können. Uff  :schwitz2:

Manchmal setze ich mich dann einfach nur zu ihr an die Heukiste und sehe ihr beim Fressen zu.  :candy:

Wie handhaben andere das?
Liebe Grüße, Anna
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #1 am: 28. Januar 2020, 13:52:35 »
Hallo!

Genau mein Thema. Ich habe seit etwas über einem Jahr mein Jungpferd, im Juni wird sie 3. Auch ich wollte sie unbedingt direkt mit dem Clicker ausbilden. Sie hat Click + Futter sehr schnell verstanden, wurde aber mit der Zeit immer rüpeliger. Das war sicher mein Fehler, da ich vielleicht etwas nachlässig mit der Höflichkeit war. Letztendlich war mir das Futter-Fixierte zu viel und ich hatte es ein halbes Jahr auf Eis gelegt und nur mit Freundlichkeit und trotzdem Belohnung und sogar manchmal Click-Geräusch weitergemacht. Durch Zufall habe ich es nun wieder hervorgekramt und es ist alles noch da, besser noch: Es funktioniert alles viel besser. Im Nachhinein hab ich das Gefühl, sie war vielleicht zu hibbelig dafür. Zwischendrin für bestimmte Dinge hat es super geklappt, aber alles zu Clickern hat sie glaub ich einfach verrückt gemacht.

Zum Beispiel Anbinden/Putzen geb ich nur noch für bestimmte, besonders tolle Sachen einen Klick... Wir gehen ja über 1 h spazieren, auch allein. Da baue ich dann hier und da bestimmte Übungen ein und geh dann nach C+B einfach wieder eine ganze Weile weiter. Sie versteht es super.

Ich versuche mich jetzt an klaren Körpersignalen für Entspanntes Stehen oder auch das Ende von der Clickerei  :cheer:. Ich hoffe, das klappt nun nachhaltig. Jedenfalls hatte ich bei meiner das Gefühl, ich hab zu viel und alles geklickt und das war verkehrt. Seitdem funktioniert der Alltag viel, viel besser.

Jungpferde sind so toll!

Grüße, Solveig
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #2 am: 28. Januar 2020, 17:35:35 »
Huhu :)
zählt 5 auch noch als Jungpferd?^^

Jolly kam roh mit 5 Jahren zu mir. Er hatte da kurze Clickererfahrung mit Targetstab, wurde dann aber wieder gelassen, weil er zu langsam lerne.
Nicht, dass ich das bestätigen könnte... Er ist aber sehr stressempfindlich und wenns ihm zu viel wird, macht er einfach nichts mehr. Das ist ok.

Ich halte meine Ponys in Eigenregie, daher war ich von Beginn weg fast täglich da. Zu Beginn wars ein reines "was traust du dich, was traust du dich nicht?". Wir haben uns aneinander ran getastet, wortwörtlich. Pony fand Menschen ja gruselig und böse durch doofe Vorgeschichte.
Erstaunlich schnell taute er auf. Halfter war lange eine böse Sache (wie gesagt, Vorgeschichte...) und Stricke sind Schlangen per se.
Ich hab versucht, so vieles wie möglich im Alltag einfliessen zu lassen. Bänder aufgehängt zum durchlaufen, Helfter irgendwo hingehängt zum anschauen. Nebenbei wurden die anderen Pferde und Heldi völlig normal gearbeitet, zum Teil auch auf dem Auslauf. Als das eine geritten wurde und Jolly zuschauen durfte, fand er es sehr komisch.
Er war aber sehr motiviert und wollte unbedingt auch alles machen, was die Grossen machen.
Immer wollte er mit, selbst wenns ihm eigentlich zu viel war.
Ich trainierte ihn aktiv etwa 1-2mal pro Woche, manchmal auch gar nicht. Gestreichelt und so wurde er aber jeden Tag.
Diesen Rhytmus halten wir bis heute bei. Er wird nun schon acht... Ist angeritten, läuft am Langzügel draussen, lässt sich Longieren und mag Handarbeit nach AR. Ich kann ihn an der Kutsche mitnehmen und am Rad. An Tricks kann er nur Kopfsenken und Spanischen Gruss. Das ist bei ihm einfach nicht wichtig. Wenn ich mit ihm trainiere, dann so, dass er sein Körpergefühl verbessern kann (welches, durch Hypermobilität und vermutetem einseitigen Augendefekt, einfach nicht berauschend ist).
Alles in Massen, und noch immer sehr schonend. Wir haben ja alle Zeit der Welt.

Sehr sinnvoll fand und finde ich bei ihm, wenn er wieder Hypermotivations-Phasen hat, Pre-WWYLM. Das beschäftigt seinen Körper und Kopf gleichermassen und er wird ausgeglichener.

Wenn ich wieder ein Jungpferd hier hätte, wäre es jünger als fünf. Dann würde ich all die Grundlagenarbeit schon zuvor machen. Begonnen beim Motto "Halfter anziehen ist toll, weil dann darf man was machen!". Des weiteren Führtraining, "Menschenkunde" (Dass das Pony Verständnis entwickelt, dass auch der Mensch mal rumrennt und lustig ist. Dass dies nicht gefährlich ist, sondern fröhlich. Dass das Pony dann gern mitmachen darf.), allgemeiner Umgang. Und korrekte Hufbearbeitung von Anfang an...
Als Ziel habe ich nur ein gesundes, zufriedenes Zusammenleben mit dem Pony. Ob es vor der Kutsche läuft, unterm Reiter, daneben oder davor, das ist zu Beginn unwichtig und wird sich später von allein zeigen.
Liebe Grüsse

Heldur, Fjölli, Athygli (, Mini Minnie) und Jj
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #3 am: 28. Januar 2020, 19:30:06 »
mit drei hab ich mich bei meiner beim spazieren gehen immer mal für ein paar minuten drauf gesetzt, ansonsten war ich spazieren, hab sie als handpferd mitgenommen oder sonst auch mal longiert und zirkuslektionen gemacht oder auch einfach mal gar nix.
ich hab damals schon recht früh angefangen, sie mit  so sachen wie halfterführigkeit, gelände, sattel und anderen ausrüstungsgegenstände  vertraut zu machen, das kannte sie eigentlich alles schon mit ein paar monaten und das würde ich immer wieder so machen, weil`s viele dinge stark vereinfacht, wenn man die sachen peu a peu nebenher mittrainiert. bei meiner hatte ich auch den vorteil, dass ich sie selber gezogen habe und die mama fast immer mit dabei war und sie sich auch einfach sehr viel abgeschaut hat - dadurch war die ausbildung und auch das einreiten eigentlich sehr unspektakulär. 
was ich im nachhinein gesehen sehr angenehm fand, war, dass man wirklich bei null ansetzen konnte und nicht bei manchen themen eine negative vorgeschichte aufarbeiten musste - zb. beim thema hufbearbeitung. da war`s bei der mama so, dass sie anfangs nur mit sedierung bearbeitet werden konnte, als sie zu mir kam. das war dann beim jungen pferd wirklich schön zu sehen, wie leicht die sich damit tun können, wenn sie fohlengerecht lernen können.
ich würde mein jungpferd immer wieder mittels +v ausbilden und bis jetzt (heuer wird sie 16) hab ich auch noch nix gefunden, wo ich mit dem clicker angestanden wäre.
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #4 am: 04. Februar 2020, 16:33:34 »
Mein "Kleiner" wird diesen Mai 5, kam aber als Absetzen mit gut 10Monaten zu mir.
Ich habe ihn auch direkt an das Clickern gewöhnt, aber er war auch etwas übereifrig/hapsig usw.
Wir haben dann erstmal viel Zeit mit ankommen im neuen Heim, der neuen Gruppe usw. verbracht und ich hab ihn wenig bis gar nicht mehr geclickert...aber trotzdem alles möglichst positiv und auf Neugierde hin gestaltet.
Richtig aktiv mit dem Clicker trainieren tun wir erst seit gut einem Jahr.

Im Nachhinein würde ich sagen, ich hätte ruhig zwischendrin spielerisch etwas mehr Grundlagentraining mit Clicker machen können, aber zu "Schäden" hat es auch nicht geführt. Jetzt ist er eifrig&motiviert und wir holen alles nach.

Mein Rat daher: Mach es so, wie es dein Bauchgefühl für richtig hält. Solange die Grundeinstellung positiv ist, kannst du nichts falsch/kaputt machen. ;-)
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #5 am: 19. März 2020, 16:18:02 »
Aus aktuellem Anlass: Wie geht ihr damit um, wenn beim Spazieren gehen das Gras viiiiel interessanter ist als alles andere?  :candy:
Liebe Grüße, Anna
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #6 am: 19. März 2020, 16:39:45 »
Wir gehen ja über 1 h spazieren, auch allein. Da baue ich dann hier und da bestimmte Übungen ein und geh dann nach C+B einfach wieder eine ganze Weile weiter. Sie versteht es super.

Wow  :augenreib:  Spazieren gehen (und besonders alleine) findet das Pferdekind noch sehr aufregend. Wie hast du das denn mit deiner Stute aufgebaut?



JeyChey, auch 5 ist noch jung :nick:   Schön, dass ihr euren Weg gefunden habt.  :keks:  Zusehen lassen ist ein guter Tipp.



ich hab damals schon recht früh angefangen, sie mit  so sachen wie halfterführigkeit, gelände, sattel und anderen ausrüstungsgegenstände  vertraut zu machen, das kannte sie eigentlich alles schon mit ein paar monaten und das würde ich immer wieder so machen, weil`s viele dinge stark vereinfacht, wenn man die sachen peu a peu nebenher mittrainiert.
Das haben wir jetzt im Winter, wo andere Dinge sowieso nicht so möglich waren, tatsächlich auch schon begonnen. Sidepull und Kappzaum kennen lernen, Zügel und Handarbeitspositionen, Berührungen der Sattel- und Gurtlage. So ist das alles schon lange selbstverständlich, wenn es dann ans Reiten geht.  :)



Judith, das mit "zwischendurch mehr Grundlagentraining" geht sich im Alltag eh nicht immer aus, da hast du nicht viel verpasst   :pfeif:  Mal habe ich nicht viel Zeit, mal hat das Pferdekind keine Sprechstunde, mal muss dringend der Stall repariert werden (wer das wohl war?  :tap:) und und und  :lol:
Liebe Grüße, Anna
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #7 am: 19. März 2020, 20:02:55 »
Wir sind anfangs nur in Begleitung eines anderen Pferdes aus der Herde raus und haben die Zeit gesteigert. Dann bin ich einfach Minirunden allein raus. 10-15 Minuten. Immer die gleiche Runde, mal links, mal rechts rum. Dann mal eine andere Runde, die genauso lange  dauert. Und dann einfach mal die 2 Runden zusammen. Und ab da war auch meine Sicherheit so gefestigt, dass ich nicht mehr über die Strecke nachgedacht hab.

Und weiterhin bis heute schaffen wir es fast total regelmäßig einmal die Woche mit dem Begleitpferd neue Wege auszuprobieren. Ich hab auch sehr darauf geachtet, dass ich keine Wege gehe, die nicht schon einmal mit Begleipferd inspiziert wurden.  :cheese: Ach, und ich hab es bei allein Gängen davon abhängig gemacht, wie sie drauf ist. Rein das losgehen hab ich immer gemacht, damit das zur Routine wird. Egal ob Wind oder was auch immer, Hauptsache los und wenn's auch nur 5 min ist. Ich hab nur gelobt, wenn sie prustend an einem Ungeheuer vorbei ging, sondern immer wenn sie entspannt war. Sie hatte auch steigen, hüpfen und alles mögliche im Sinn. Am Anfang hatte ich echt Angst und war gar nicht mehr spazieren. Aber seit den festen Treffen mit Begleitung ging das weg, Vertrauen kam und mittlerweile geh ich einfach weiter, wenn sie ihre Lebenslustigkeit zeigt. Ist ja ein Pferdekind. Wie war das bei Kindern? Unerwünschtes Verhalten ignorieren  :lol:
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #8 am: 19. März 2020, 20:50:41 »
Aus aktuellem Anlass: Wie geht ihr damit um, wenn beim Spazieren gehen das Gras viiiiel interessanter ist als alles andere?  :candy:

Unterschiedlich. Manchmal nutze ich es und gebe kurz vorher das Signal zum Gras fressen. Denn wenn man ein paar Meter gut schafft und dann Gras als Belohnung kommt, ist das einfach genial. :-)
Manchmal sage ich aber auch bestimmt "nein" und zupfe ihn weiter (dann gibt's  :keks: fürs Weitergehen), denn ich möchte halt nicht zu jedem Grashalm gezogen werden.
Wir haben eine Recht gute Balance zwischen Belohnungsgras und Weitergehen und Keks-Belohnung gefunden. ;-)
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #9 am: 20. März 2020, 11:14:27 »
Aus aktuellem Anlass: Wie geht ihr damit um, wenn beim Spazieren gehen das Gras viiiiel interessanter ist als alles andere?  :candy:
Ich hab einen Deal mit meinen Shettys: Wenn ich stehenbleibe um am Handy zu fummeln oder mich mit jemanden unterhalte, der mir unterwegs begegnet ist, dann dürfen sie am Rand grasen - egal ob mit Kutsche, Sulky, Langzügel oder am Strick. Aber es wird ohne Gemecker weitergegangen, wenn wir weiter wollen und einfach so zum Gras ziehen ist auch nicht drin. Manchmal fragen sie noch nach ob sie den Meter jetzt rüber dürfen und das dürfen sie dann auch. Wenn wir aber grade jemanden ausweichen oder an einer Kreuzung warten müssen, dann wird nicht gefressen. Einfach konsequent drin sein, also bei menschlichem Pause machen (Unterhalten, Handy etc) darf gegrast werden, sonst nicht. Die haben den Unterschied sehr schnell raus. Das Reitpony in spe muss das noch lernen, er kriegt noch ein Kommando, wenn er darf.
Auch hilfreich: Dem Bedürfnis nach Gras nachkommen, wenn es geht. Also gezielt mal anhalten und 10min fressen lassen, wenn sie nicht raus auf eine Weide dürfen. ;)
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #10 am: 21. März 2020, 23:21:34 »
Mein Schimmel findet grad, 12 ist auch noch jung. :cheese: Der ist grad kindischer als der Kleine...

Klarheit ist alles, egal bei welcher Frage. Dann sind auch Ausnahmen kein Todesurteil für den Anstand ;)

Mit beiden Ponys gilt, Fressen auf Signal ("Nimms" und zum Gras zeigen) ist ok. Fressen beim laufen ist auch ok, wenn sie dabei laufen und nicht langsamer werden. Schaffen sie nicht, also gibts es nicht.
Mit Schimmeli haben wir heute Trab-Halt geübt und dabei Bewegungsmuster verändert. Also hab ich versucht, ihn aus dem Rückwärts anzutraben und dann aus dem Trab das Fresssignal gegeben. Da konnte das Pony tatsächlich auf dem Hintern bremsen, sonst wärs umgefallen. Weiterlaufen war dann klasse, er gab sich auch richtig Mühe, weil es gab ja anschliessend ev wieder Gras. :lol:
Liebe Grüsse

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Re: Das junge Pferd
« Antwort #11 am: 05. April 2020, 21:53:48 »
Falco wird jetzt 5 und beim Gras haben wir unsere Lösung gefunden : ich nutze einfach das Gras als Clickerleckli sobald ich merke dass es interessanter ist als alles andere! Da er ganzjährig draußen steht ist das nur Phasenweise der Fall Ich finde es eigentlich super praktisch!
Wir haben dafür ein anderes Problem Mr klebt an mir wie Pech, irgendwas machen wo verlangt wir dass er mehr als 1 m Abstand zu mir hat ist im Moment nicht möglich, da hilft gerade nicht mal mehr Gras als Leckerli >:(
Von einer Matte zur anderen? Hinterhand oder Vorhand verschieden wenn ich etwas mehr Abstand habe? NÖ er steht dann oder dreht und wendet sich bis er wieder in führpostion ist  :confused: Longieren geht nur mit Hilfsperson dir ihn raus führt, alles versuche es anders zu erarbeiten zb über pyloen Zirklen sind bis jetzt gescheitert, weil Mr sich dann nicht mehr bewegt ( ja stehbleiben kann er super auch ohne pöbelen)
Wir versuchen uns jetzt am targetstab  um etwas Distanz zubekommen
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Re: Das junge Pferd
« Antwort #12 am: 30. März 2022, 11:59:42 »
Dankes für`s Ausbuddeln, dann leg ich gleich mal los  :cheer:

Verkehrssicherheit ...

Tja – Wichtiges Thema, von mir sträflich vernachlässigt mit Jung-Nio. Einerseits, weil die Shettys quasi unerschütterlich sind und ich beim größten Monstertrecker nur aufpassen muss, dass sie ihre Hintern aus dem Weg nehmen. Mit ihnen muss ich Fahrzeugen nur minimalste Beachtung (passen wir da vorbei?) schenken.
Andererseits: Nio und ich hatten tatsächlich  bis vor kurzem keine Situation mit lauten/ großen Fahrzeugen, die nicht irgendwie und notfalls grade noch händelbar waren. Bis Herbst bin ich mit Nio meist abends los, wenn der Verkehr nur noch minimal war. Im Winter auf unseren Hauptstrecke kannten uns fast alle, die meisten wollten zur Reitanlage im Wald und nahmen Rücksicht.
Mir war schon bewusst, dass Fahrzeuge meinen sonst so mutigen Youngster nicht kalt lassen, aber dachte, Gewöhnung wird`s schon richten.
Und dann …. Im Märzen nicht nur der Bauer seine motorisierten Großraumtrecker anspannt, sondern auch alle Hobbygärtner, - bauer, - holzmacher usw. aus ihren Löchern kommen und mit Anhängern, Transportern und sprintermäßigen Fahrzeigen aller Art durch die Gegend düsen.

Wir haben nach 400 Metern auf dem Weg zum Wald ein echtes Bermuda-Dreieck: 5 Wege münden auf eine kleinen Grasplatz mit Bank. Auf mindestens einem der Wege ist immer wer unterwegs, meist auf mehreren. Direkt davor eine große uneingezäunte Grasfläche. Letzteres Jahr war`s da sehr kniffelig, die letzte Zeit ging`s aber eigentlich ganz gut.

Und dann nahm das Drama Anfang März seinen Lauf: dem ersten Güllemonster ausgewichen und auf eine fette Grasfläche rechts, die Nio als solche noch nicht kannte. Nase im Gras, Riesenschreck, als Monster auf unserer Höhe, wegspringen, ausrutschen und hinfallen, aufstehen und weiter grasen.
2 Tage später, selber Ort, selbes Monster (Maisfeld wohl nicht fertig begüllt), Nio sprang schon mal von selber auf das offene Grasfeld links, an dem wir bis dahin ganz gut vorbeigekommen sind. Wollte dann auch nicht mehr wirklich runter.

Nächster Ausflug: gleicher Ort, mal wieder Auslieferungsfahrer, die er schon vorher gruselig fand, Leute, Hunde, Pferde, Autos, losreißen und auf die Wiese, alles sehr unspaßig.

Bislang letzter Ausflug zum Bermuda-Dreieck am 23. März: :Plan meinerseits, gleich quasi den linken Schenkel am Knick nehmen und in die Wolfsschlucht wandern. Aktion Nio: an der Spitze des Dreickecks schlagartige Erinnerung, losreißen, ab auf`s Grasstück, bockend und keilend. Beim ersten Einfangversuch hab ich meiner noch lange nicht auskurierten Oberschenkelzerrung von Anfang März den Rest gegeben. Mehrere Versuche, ihn vom Gras zu kriegen, losreißen, bocken, letzte Chance mit Longe fiesestmöglich durch Halfter und um Nase gewickelt und es irgendwie auf die Straße geschafft. Dann standen wir dann, ich schwer lahm.
Zum Glück hatte meine an der Ecke wohnende Freundin das Desaster mitbekommen und eilte zur Hilfe.
Dank Intensivtrainings durch ihren sehr speziellen 750-Kilo-Tinker konnte sie Nio trotz seiner weiteren Losreißversuche halten, nicht zuletzt mittels Luftabschnürens. Wir sind dann noch auf ihren Grasplatz, auf dem im April auch wieder der Kurs stattfindet, und konnte dort noch ein paar erfolgreiche Runden mit Nio.
drehen, so dass das Ganze noch einen einigermaßen positiven Abschluß hatte.

Lerngeschenke hatte ich dann reichlich:

•   Gehe  körperlich angeschlagen nur mit Pferden los, die in jeder Situation eine Bank sind
•   Nio hat gelernt, was ich immer vermeiden wollte: dass und wie er sich losreißen kann – letztlich durch meine mangelnde Voraussicht
•   Futterbelohnung wirkt  unglaublich – leider auch dann, wenn das Ziel des Pferdes nicht dein eigenes ist. In äußerst wenigen kurzen Einheiten hat Nio gelernt, dass er sein Leben durch Eigeninitiative retten kann und dafür noch leckeres Gras rausspringt
•   Die Zerrung muss ausheilen
•   Zeit für intensives Verkehrssicherheitstraining

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Re: Das junge Pferd
« Antwort #13 am: 30. März 2022, 12:00:19 »
Möglicherweise zeigen sich auch da wieder Nios Wildpferdegene: Er ist sich sehr sicher, dass er auf sich selber aufpassen kann. Positiv äußerst sich das, wenn er Situationen in Ruhe prüft, bewertet und ggf. untersucht und dabei weder andere Pferde noch Menschen als Stütze braucht. Negativ, weil er in den seltenen Fällen, in denen das Ergebnis „lieber weg“ ist, auch das umsetzt, ohne irgendwen um Rat zu fragen. Da gibt`s kein Tänzeln und Prusten oder Erstarren und auch keine Nachfrage mehr, sondern nur Blitzstart.

Ich bin allerdings optimistisch, dass er das Ganze kontextbezogen auf dieses Dreieck gelernt hat. Das es jetzt also erstmal zu meiden gilt und erstmal viele Bonuspunkte anderweitig zu sammeln sind.
Doof ist nur, dass es immer durchquert werden muss, wenn wir in den Wald wollen.

Nach dem ersten Frust kam ich dann fix in den Plan-Modus: ganz klar ist, dass mangelnde Verkehrssicherheit äußerst übel enden kann für alle Beteiligten.

Zum Glück sind ringsherum viele nette Nachbarn, die unterschiedlich fiese Fahrzeuge haben und wohl gerne zur Unterstützung bereit stehen. Als da wären Quad, SUV, Anhänger verschiedenen Art und Größen (das Geklapper!!!), Sprinterformat, kleines Wohnmobil, Trecker, Bagger, Aufsatzrasenmäher. Mofa/ Moped/ Motorrad muss ich noch suchen. Da auch wir an einem Dreieck wohnen (3 Wege, mittendrin Scheune – prall gefüllt mit fiesen Fahrzeugen …), ist da rundlaufmässiges Üben möglich, weit offenes Koppeltor bietet große Sicherheit, dass Nio im Worst Case zurück in die Sicherheit flüchtet.
Flucht steht allerdings nicht wirklich  auf dem Plan.

Da auch Geräusche Nio erheblich suspekter sind als optische Wahrnehmungen, nutzte ich die nächste Tage, in dem das Bein nun mal richtig geschont werden wollte, um auf den guten alten Klappersack zurückzugreifen (zum Glück gab`s grad sehr reichhaltigen Bohneneintopf) und erst mal frei in unseren Trainings-Separee „Lärm light“ zu entgruseln. Auch immer schön nach dem Prinzip: Gefahr darf verfolgt werden. Da ging die Wandlung auch fix, leichtes zuppeln und vorsichtig Huf rauf geht schon gut, jedes erzielte Geräusch großzügig bekekst. Teil an der Strippe hinter mir herziehen, Folgen belohnen. Gestern ging „stehendes Pony“mit geschleiftem Sack umrunden“ und „Sack links und rechts neben Pony werfen“ schon ganz prächtig. An Nios Gesichtsausdruck „Hej, bin ich nicht gut, ich kann das ab!!!“ ist auch zu erkennen, dass er eben von der Grundstruktur absolut kein Schisser ist.
Nicht vergessen darf man natürlich, dass Pferde um Längen besser hören als Menschen (als ich Schwerhörige sowieso) und dass Lärm gar nicht zwingend beängstigend sein muss, aber auf jeden Fall unangenehm sein dürfte
Ein paar Tage vorher hatte ich schon mit so einer Pseudo-Geitner-Stange über den Rücken gelegt angefangen. Da schleift eine Seite eigentlich immer auf der Erde (Geräusch und Vibration) und war anfangs eine echte Herausforderung. Die Übung ist jeden Tag ein paar Minuten dran.

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Re: Das junge Pferd
« Antwort #14 am: 30. März 2022, 12:00:38 »
Ganz im Sinne des kleinschrittigen Vorgehens ist erstmal meine bessere Hälfte mit Turbo-Diesel-Audi Trainingspartner Nr. 1.
Beim ersten Anlauf Sonntag Abend (ein Lob auf die Sommerzeit!!!) zeigte sich sofort, dass das bisschen Gelassenheit, das Nio zumindest bei Pkws entwickelt hatte, auch erst mal Perdü war.
Beim Wenden ganz langsam frontal auf ihn zu war nur mit Müh und Not von weiter weg auszuhalten. Die Taktik der kleinen Schritte hilft aber ja immer (notfalls noch ein bisschen kleiner und noch kleiner …). In seinem Tempo ans stehende Auto ohne Motor an, rumgehen, schnüffeln, alles reichlich bekekst.
Die Art, wie Nio Futter von der Hand nimmt, ist ein klarer Grad für Stress oder Entspanntheit.
Dann Abstand nehmen, Auto wird angelassen, annähern, umrunden, schnuppern wiederholt. Kurzes Stück Auto den (schön knirschenden Kiesweg hoch), Nio darf verfolgen.
Dann Ende der Session, große Lobhudelei hinter geschlossenen Koppeltor, Feierabend.

Montag Tag 2 Audi: Nio flotten Schritts zum Koppeltor und schon deutlicher Fortschritt. Ums stehende Auto aus und an kein Problem, intensiveres Schnüffeln. Bevor das möglicherweise in den Beiß-Modus überging, sind wir zu „Verfolg das Auto!“ übergewechselt und da war Nio dann mit Enthusiasmus dabei. 2 Runden um die Scheune, dann noch ein paar kleine Rangiermanöver zum Anschauen und Anhören, alles deutlich entspannter, Feierabend.
Dienstag Tag 3: stehendes Auto mit immer mal kurz hochgefahrenem Motor. Kann schon schön laut sein. Nio geht in die typische Habt-acht!-Haltung: Gewicht nach hinten für ggf. zackig mögliche Flucht und Wendung auf der Hinterhand, gespannte Aufmerksamkeit. Mehrere Wiederholungen, ordentlich bekekst, enthusiastisch gelobt, zunehmend gefasster. Auto verfolgen ist super, da klebt er in flottem Schritt fast am Rücklicht. Neben Auto (ich dazwischen) dagegen sehr aufregend – erkennbar nicht zuletzt an der Art der Futteraufnahme. Auf diese Art 2 Runden, aufgepeppt durch 2 weitere Fremdautos und Nachbarn mit Hund. 10 – 15 Minuten alles in allem, schon deutlich am äußeren Rand der Lernzone, aber ebenso deutlich unterhalb Panikzone.

Nächste Unterziele mit Audi: Pony entspannt neben Auto. Auto überholt und lässt sich zurückfallen. Pony überholt. Auto hinter Pony. Auto kommt Pony entgegen, erst vorsichtig, dann schneller. Auto wird lauter (Bremsen auf Kies, Motor hochdrehen, Hupen).
Wenn mit Audi alles entspannt, nächsten Trainingspartner mit anderem Fahrzeug suchen 😊
Oder Jörg mit Quad … das lütte Teil treckert schon ziemlich fies.

Guter Nebeneffekt: Jörg bekommt einen Intensiv-Kurs Blickschulung Pony-Ausdruck 😊

An mir persönlich stelle ich fest, dass ich trotz des unschönen Mittwochs vor einer Woche, an dem ich mein Fohlen wirklich nicht wiedererkannt habe, kein Kopfkino der unerfreulichen Art (was hätte alles passieren können, Stacheldraht, andere Autos, umgerannte Spaziergänger, er wird sich immer losreißen, wenn ihm danach ist) habe.
Ich bin mir weiter sehr sicher: dieses Pony wird mal eine Bank. Er will sich wirklich alles aneignen, lernen, ausprobieren, erleben. Allein die Tatsache, dass er von Anfang nicht einmal nach anderen Pferden gejammert hat (die Pferde meiner Freundin tun dies seit Jahr und Tag, wann auch immer ihre beiden Kumpel unterwegs sind), wenn wir zu zweit losziehen, ist kaum zu bezahlen. Ansonsten sind jetzt Erfahrungen das allerwichtigste. Was er verstanden hat, ängstigt ihn nicht.

Klar ist: er muss im Denkmodus bleiben Er ist keiner, der sich fügt, aber einer, der gerne gemeinsam erobert. Und ein waches und aufmerksames Pony erfordert einen eben so wachen und präsenten Menschen …




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