Clickerforum

Clickertraining im Alltag => Reiten => Thema gestartet von: EscyKane am 08. Mai 2010, 00:50:26

Titel: Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: EscyKane am 08. Mai 2010, 00:50:26
Ich hoffe der Titel ist nicht zu konfus...?
Ich konnte mich auf nichts anderes einigen  :cheese:

Meine wild zusammengewürfelten Fragen rund um dieses Thema:

1. Wo finde ich Videos/Bücher/Texte/Fotos rund um Abkauübungen? Phillippe Karls Bücher hab ich schon, genauso wie BB's Pferdetraining und alle Dressurstudien. Ich hab trotzdem noch nicht die Sicherheit, und hab manchmal das Gefühl, was ich da gerade mache kann entweder voll gut und richtig sein, oder auch absolut falsch  :watch: :confused:

2. Richtiges/falsches Kauen.
Freixe ist schon vielviel aktiver geworden mit dem Maul, nachdem ich eine zeitlang wirklich akribisch dran gearbeitet habe, ihn ständig zum Kauen aufgefordert wenn er ein Gebiss drin hatte (im Umkehrschluss: Wenn ich keine Zeit/Nerven hatte, darauf zu achten, waren wir gebisslos unterwegs). Insgesamt hat das alles auch super gefruchtet. Irgendwann fing er an auch von sich aus zwischendurch zu kauen, was ich dann immer geclickt habe, und das wurde dann immer häufiger, sodass er jetzt relativ durchgängig am Kauen ist, mir reicht es so jedenfalls.
Oft achte ich auch garnicht mehr so drauf, weil ich tausend andere Sachen im Kopf habe, merke aber zwischendrin dass er einen leichten Schaum auf den Lippen hat  :D
Drei Probleme haben wir noch:
1. Wenn er längere Zeit ruhig ist mit dem Maul und nicht kaut, und ich frage es dann wieder neu an, indem ich zB die innere Hand hebe und etwas Druck auf den Maulwinkel gebe, schleckt er sich immer erstmal über die Lippen. Manchmal kaut er auch sehr viel mit Schlecken. Mir wäre es aber lieber er würde die Zunge drin lassen  :rotw: Ich weiß natürlich dass das nix mit Zunge strecken zu tun hat aber irgendwie habe ich doch ein wenig Bauchweh damit. Ne Idee wie ich daran arbeiten kann bzw woran das liegen könnte?
2. Linker Hand hat er ein Zungenproblem. Reite ich mit Innenstellung am Außenzügel, vor allem mit etwas mehr "Aufrichtung" (also Arbeitshaltung und beginnende Versammlung), hört er oft auf zu kauen und legt die Zunge relativ weit nach links ins Maul. Man sieht sie ein klitzekleines bisschen zwischen den Lippen hervorquellen, weil er die nicht ganz geschlossen hat auf dieser Seite, und sie liegt halb auf dem Hengstzahn. Vor ein paar Jahren war es eine zeitlang ganz heftig, als ich noch kein Kauen abfragen konnte. Da lag die Zunge eigentlich permanent etwas zu weit links und quoll auch noch etwas mehr hervor, ändern konnte ich das nur indem ich sie wieder ins Maul schob. Jetzt kann ich Freixe durch Abkauen anfragen zum Kauen animieren und auch wenn er das dann später wieder einstellt, bleibt die Zunge in der Regel drin. Bis vor kurzem legte er die Zunge auch so, wenn er eine Trense blind im Maul hatte, zB mit dem Kappzaum.
Zahnarzt checkt ihn regelmäßig sehr gründlich, da hat er nichts.
Auch hier die Frage: Woran könnte es liegen, wie kann ich daran arbeiten?
3. Früher ritt ich mit engem Nasenriemen und Freixe wehrte sich nicht dagegen. Dann arbeiteten wir immer mehr auf freundschaftlicher Basis mit immer weniger Zwang, und seit langer Zeit schon ist der Nasenriemen schlabberlocker. Vor ein paar Wochen (in der Stehzeit quasi) fing er aber mit dem Zähneknirschen an, als er den Kappzaum drauf hatte mit blind eingeschnalltem Gebiss. Ich musste dafür den Nasenriemen etwas enger machen, ist ja ein Kappzaum. Scheinbar passte ihm das so gar nicht!
Und jetzt habe ich es schon ein paarmal beobachtet, wenn ich an der Hand Abkauübungen gemacht habe. Immer wenn ich Kauen angefragt habe, zunächst einmal das deutliche Kauen mit Zunge schlecken, und im Anschluss meistens Zähneknirschen. Er lässt sich kaum davon abhalten, außer ich gebe den Druck wirklich genau Richtung Ohren, dann kaut er normal weiter und öffnet das Maul. Halte ich die Zügel tiefer, knatscht er.

Und zu letztem Punkt noch eine Frage, vielleicht hat jemand sowas auch schonmal gehört?
Als ich in der Klinik war am Montag, kamen meine Mitfahrerin und der Tierarzt auf das Thema Nasenriemen, und der Doc meinte, ein lockerer Nasenriemen sei nicht pferdefreundlich, denn er würde die Kaumuskulatur schädigen.  ??? Das habe ich noch nie gehört und kann mir auch keinen Reim darauf machen. Leider war ich nicht dabei sonst hätte ich nachgefragt wie er darauf kommt. Jemand schonmal so etwas gehört?
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: penelope am 08. Mai 2010, 13:06:57
Jup: ein richtig verschnallter Nasenriemen, sollte eigentlich zu einem Stück das Maul entlasten. Und zwar dadruch, dass, wenn das Pferd, wenn es mehr an den Zügel tritt, das Maul leicht und locker öffnet, der Unterkiefer den Nasenriemen leicht auf Spannung bringt und er dadurch wie der Kappzaum auf die Nase wirkt. Das Pferd sollte dem Nasenriemen vertrauen und seinen Kiefer locker rein legen und nicht den Unterkiefer anspannen um das Maul geschlossen zu halten.

In der letzten oder vorletzten St. Georg war ein super interessanter und kritischer Bericht über den Sinn von Nasenriemen und dem Schaden der zu engen Verschnallung.

Allerdings: Trotz besserem Wissen reite ich im Gelände auch immer ohne Nasenriemen, da ich den an meiner Ausreittrense mal verloren habe  :roll:  ;)

Zu den weitern Abkauuübungen kann ich nichts sagen. Ich beschränk mich bei meinem jungen Pferd dadrauf, im Stand das Gebiss leicht anzuheben und dann ein kauen und nach unten strecken als Reaktion darauf zu loben. Mehr mach ich nicht.

War dein Pferd nicht das mit dem Sehnenschaden? Kannst du denn schon wieder voll belasten?
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: EscyKane am 09. Mai 2010, 19:05:53
Neee, sind bei 9 min Trab erst. Das Knatschen ist aber nicht im Trab, sondern im Schritt. Vor allem wenn ich ihn FÜHRE  >:( auch wenn ich die Zügel nichtmal anfasse, auch bei Abkauübungen an der Hand im Schritt, und manchmal (eher selten) beim Schritt reiten.

Heute war es ganz extrem! Bevor ich aufgestiegen bin hatte ich noch ein paar Runden Schritt geführt und er knatschte eigentlich ununterbrochen auf dem Gebiss  :-\ ich hab das Gefühl es wird schlimmer, obwohl ich nichts mache. Es liegt nicht am Gebiss, mit anderen macht er es auch. Außerdem nimmt er das Gebiss gern. Zahnarzt war vor 1/2 Jahr da und sagte wir können auf jährlichen Turnus erhöhen.
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 22 am 19. Mai 2010, 13:43:46
Hallo,

wieso war/ist Dir eigentlich das Kauen so wichtig? Klar, ich weiß um die theoretischen Zusammenhänge, aber nach meiner Erfahrung ergibt sich das entspannte Kauen durch entsprechendes Training. Das "erlernte" Kauen kann meines Erachtens auch als Übung mißverstanden werden vom Pferd. Nach dem Motto: "Fürs Kauen gab es doch immer mal was Gutes, bzw. fand Frauchen das doch mal soo toll, vielleicht muss ich nur mehr und länger kauen, damit es wieder etwas gibt?" Dann kaut das Pferd, aber halt aus anderen Gründen. Ich kenne noch ein anderes Pferd, dem das Kauen so beigebracht wurde und wo sich das Pferd immer viel mehr mit dem Gebiß als mit dem Reiter und seinen Hilfen beschäftigt. Wenn Du gebisslos auch gerne reitest, ist das vielleicht wirklich eine Alternative. Übrigens, ich reite ja auch gebisslos und Mána fängt auch ohne Gebiss an zu kauen, wenn sie entspannt, bzw. durchlässig läuft. Das geht auch ohne Gebiss. Sicherlich kauen Pferde mit Gebiss mehr, aber ob das immer so zielführend ist?

Grüße
Steffi
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: Carmen am 24. Mai 2010, 18:12:57
Penelope, meinst du den Nasenriemen oder den Sperrriemen? Mir ist nämlich nicht klar, wie man den Nasenriemen (=Bestandteil des Reithalfters) verlieren kann.

Ansonsten entlastet er aber das Pferdemaul nicht - egal ob jetzt Sperriemen oder Reithalfter. Druck auf die Nase kommt nur, wenn das Pferd das Maul aufsperrt, und das soll es nicht. Aber selbst dann kommt noch der ganze "Zügelzug" im  Maul an. Reithalfter und Sperriemen haben nur einen Zweck: Das Öffnen des Mauls zu begrenzen. Ich bin da ganz pragmatisch: Ein Sperriemen hat m.M.n. nichts am Pferd zu suchen, weil er das Öffnen des Mauls zu sehr beschränkt und sich die Pferde (meine jedenfalls) ohne wesentlich wohler fühlen. Gegen ein anständig verschnalltes RH habe ich nichts einzuwenden, aber ich mag es trotzdem lieber ohne. Meine Pferde auch, sie haben regelrecht "aufgeatmet", als ich das RH ausgeschnallt habe.

Escycane, über die Zunge würde ich mir nicht allzuviele Sorgen machen. Zum einen finde ich das Schlecken überhaupt nicht schlimm. Spricht ja eher dafür, dass dein Pferd das Gebiss mag. Dass die Zunge auf einer Seite sichtbar ist, kenne ich von meinem Wallach auch. Er hat extrem wenig Platz im Maul und eine relativ dicke Zunge. Es war ihm einfach so am angenehmsten. Mittlerweile sind wir gebisslos unterwegs.
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: Mannimen am 24. Mai 2010, 19:32:32
Hallo zusammen!

Also Antares hat sich mit dem Gebiss sehr schwer getan. Da war etwas in seinem Maul, was er nicht los wurde. Insofern kaute er ständig drauf rum und versuchte es irgendwie wieder los zu werden. Auch der Druck, den das Gebiss auf der Zunge verursacht, war ihm nicht besonders angenehm. So streckte er öfter mal die Zuge raus oder legte sie über das Gebiss. All das war schlagartig wieder vorbei, als ich ihn dann gebisslos weiter geritten bin. Natürlich habe ich im Rahmen seiner Ausbildung immer mal wieder zum Gebiss gegriffen und er hat sich dann auch damit arangiert, doch toll findet er es immer noch nicht. Und somit darf er auch öffter ohne Gebiss gehen.

Daher mal meine Gegenfrage:

Was soll die Abkauübung denn genau bewirken?

Und der Sperriemen dient nicht nur zur Begrenzung der Maulöffnung sondern fixiert vor allem die Lage des Gebisses. Daher mussten wir den auch eine Zeit lang benutzen, damit Antares eben nicht dauernd mit dem Gebiss rumspielt, sondern es auch mal in Ruhe liegen lässt. Ein Sperriemen darf auch nicht so eng verschnallt werden, dass ein Pferd kein Leckerlie mehr kauen könnte. Es sollten also immer noch ca. zwei Finger breit hochkant über dem Nasenbein dazwischen passen. Somit gilt das auch für die Nasen- und Kinnriemenkombination des Reithalfters.

Liebe Grüße
Manfred
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: penelope am 25. Mai 2010, 10:21:15
Penelope, meinst du den Nasenriemen oder den Sperrriemen? Mir ist nämlich nicht klar, wie man den Nasenriemen (=Bestandteil des Reithalfters) verlieren kann.


Ich hatte einen Riemen ohne Reithalfter, den man durch die Backenstücke zieht, ähnlich wie bei Spanischen Trensen. Den hab ich dann mal zweckenfremdet und als Ersatz Schweifriemen an meiner Regendecke angebracht. Aber auch den hat irgend ein anderes Pferd abgepult bekommen und nun liegt er wohl irgendwo in den Tiefen eines Matschpaddocks. So verliert man einen Nasenriemen  :cheese:

Ein Pferd öffent das Maul nicht nur, wenn es sperrt oder wenn jemand am Zügel zieht (wobei man das zugegebenermaßen öfter sieht, als die korrekte Varinate  :-X). Der Zügel bietet die Anlehnung im Ideal nach vorne (!) an und wirkt nicht rückwärts. Das Pferd dehnt sich daran und bei Kontakt mit dem Gebiss öffent es das Maul und kaut. Es hat so viel Vertrauen zu der Reiterhand und der Ausrüstung, dass es den Kiefer in den Nasenriemen rein legen mag und die Kiefermuskeln völlig entspannen kann.

Also - so viel zur Therorie. Zu 99,5% der Zeit, die ich auf dem Pferd sitze, bin ich davon weit entfernt. Nicht das ihr ein falsches Bild von mir bekommt.  :confused: ;D
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: Mannimen am 25. Mai 2010, 11:13:20
Ein Pferd öffent das Maul nicht nur, wenn es sperrt oder wenn jemand am Zügel zieht.
Nein, dies tut es auch beim Fressen z. B. ;) In der Regel frisst es aber beim Reiten nicht und wenn es dann das Maul öffnet und nicht gähnt, dann tut es dies, weil es einem Schmerz damit auszuweichen versucht. Es gibt insofern dem Druck nach, was ihm ja in anderen Fällen auch meist gelingt, doch dort leider nicht. >:(

Zitat
Der Zügel bietet die Anlehnung im Ideal nach vorne (!) an und wirkt nicht rückwärts. Das Pferd dehnt sich daran und bei Kontakt mit dem Gebiss öffent es das Maul und kaut. Es hat so viel Vertrauen zu der Reiterhand und der Ausrüstung, dass es den Kiefer in den Nasenriemen rein legen mag und die Kiefermuskeln völlig entspannen kann.

Das halte ich für ein Gerücht oder mindestens für eine Wunschvorstellung. Der Zügel sollte in der Tat nicht rückwärts einwirken und das Pferd die Anlehnung nach vorne an das Gebiss suchen. Hat es sie gefunden, stößt es auch dort auf Widerstand (Begrenzung). Darauf darf es natürlich vertrauen, denn sie ist ja da und geht auch nicht weg. Kein Gebiss schwebt frei im Maul! Es übt also ständig Druck aus, schon allein durch sein Gewicht. Wen wundert es da, wenn das Tier sich da auch mal etwas Entlastung verschaffen möchte und den Unterkiefer hängen lässt, sobald es feststellt, dass er vom Kinnriemen über das Nasenbein mit getragen wird. Denn bleibt das Gebiss auf der Zuge und den Laden liegen mit dem ständigen Druck seines Eigengewichtes. Hinzu kommt nun noch die Einwirkung der reiterlichen Hand, die für weiteren Druck sorgt, wenn sie nicht gerade nachgibt. Doch dann hat sie zuvor ja schon angenommen, denn ohne Annehmen auch kein Nachgeben.

Ich finde solche Ammenmärchen immer ganz besonders klasse, denn sie sollen verharmlosen, was sich da im Maul abspielt. Es ist und bleibt schmerzhaft für das Tier egal wie man es dreht und wendet. Sehr empfindliche Pferde wie meiner z. B. neigen denn dazu sich einzurollen, um sich diesem Schmerz dann irgendwie doch noch entziehen zu können. Da bleibt oftmals nur noch die Zügel ganz aus der Hand zu legen. Ich habe es jedoch vorgezogen das Gebiss dann einfach wieder mal weg zu lassen. Insofern ist er dagegen auch noch immer nicht desensibilisiert und spricht sofort auf entsprechende Hilfen an, wenn ich ihm mal etwas über das Gebiss erklären möchte. Hat er es verstanden nehme ich es wieder raus. Ich halte insofern auch nichts davon ihn im Maul soweit daran zu gewöhnen / abzustumpfen, dass ich für höhere Lektionen immer schärfere Gebisse einschnallen muss.

Doch noch mal zurück zum Abkauen! Mag denn Keiner hier was dazu beitragen? Also was passiert denn da genau und warum ist das so gut für die Pferde? Wie seht ihr denn den Zusammenhang mit der Ohrspeicheldrüse und der Ganaschenfreiheit an dieser Stelle? Könnte es sein, dass durch dieses Abkauen ein Speichelreflex ausgelöst wird, der diese Drüsen etwas entleert und damit für mehr Freiheit an den Ganaschen sorgt und somit sich das Tier besser stellen lässt und nachgiebiger im Genick wird? NEIN? Oder doch!

Gruß
Manfred
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: penelope am 25. Mai 2010, 21:46:56
Nein, man kann nicht nur dann nachgeben, wenn man vorher angenommen hat, sondern auch weil das Pferd mehr an den Zügel ran getreten ist  ;) Aber klar, die ideale Anlehnung ist bestenfalls ein Ideal und schlimmstenfalls eine Wunschvorstellung. Genau wie der "atmende Schenkel" oder das stets mitschwingende Becken. Wer macht zu irgend einem Zeitpunkt auf dem Pferd schon mal alles 100 % richtig!?!

Ich werde daher auch immer sektptisch, wenn Leute von 10, 20 oder 100 Gramm, die sie angeblich nur beim reiten in den Händen halten sprechen. Evtl. mal das Gebiss mit Zügeln auf die Küchenwage legen  :P
Ich würde es auch nicht so über den Kamm scheeren, dass eine stärkere Anlehnung per se für jedes Pferd das unangenehmste ist. Das eine Pferd mag evtl eher mit mehr Druck am Gebiss klar kommen, wird aber bei Unruhe im Maul unzufrieden, das nächste mag wieder keine starre Anlehnung und läuft gebisslos besser und das nächste mag wieder überhaupt keinen Druck auf die Nase. Jeder Jeck ist anders.  ;)

Das wenige, was ich an Abkauübungen mache (also nur das Gebiss im Maul anheben und bei einem kauen des Pferdes wieder los lassen), löst einen Schluckrefelx aus, zwigt das Pferd also einmal kurz zum lockerlassen der Kiefermuskulatur. Ich mach das bei meinem jungen Pferd, damit er lernt, nachgibig und kauend auf das Gebiss zu reagieren, bei meinem alten Pferd mach meine RL das machmal, wenn wie uns "einen Konten" geritten haben und da wieder raus kommen müssen. Als dauerhafte Übung sehe ich das nicht, da ich meine, dass Lockeheit "von hinten" erritten werden sollte.
Aber da ist man jetzt wohl an einem Punkt, wo sich die Verfechter unterschiedlicher Reitlehren über ewige Zeiten streiten können und doch nie an einen gemeinsamen Punkt kommen. Von daher: jedem Pferd-Reiter-Paar das, womit es glücklich wird.
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: Mannimen am 25. Mai 2010, 22:46:33
Ja Penelope,

mit dem an das Gebiss bzw. den Zügel herantreten, ist das ja auch so eine Sache. Wann wäre das denn der Fall? Das Gebiss liegt im Maul und geht somit immer mit und die Hände, die den Zügel führen, sollten auch der Nickbewegung des Pferdekopfes folgen. Wenn dies gegeben ist, befindet sich alles gleichermaßen in Bewegung. Wer nähert sich nun wem an?

Erklärte wurde mir das dann mit Ausbindern, die eine vorgegebene Länge hatten und somit nicht mitgehen aber auch nicht annehmen konnten. Sie haben den Bewegungsfreiraum begrenzt und das Tier hat sich beim Strecken an ihnen gestoßen. Damit dies öfter passiert und sich das Tier daran gewöhnt, wird also fleißig von hinten nachgetrieben, bis das arme Vieh mitbekommt, dass die Stöße ausbleiben, wenn es sich da anlehnt und dran bleibt oder wenn es sich einrollt und dem fern bleibt. Doch letzteres wird wieder durch vermehrtes Nachtreiben ausgeglichen. Toll wie das Tier nun an das Gebiss herantritt. :confused:

Ja und lasse ich das einfach mal weg und übernehme selbst die Begrenzung mit meinen Händen, die ja viel flexibler sind, so ist es doch auch das Selbe, nur mit dem Unterschied, dass ich noch nachgeben kann, was der Ausbinder eben nicht tut und somit der Schmerz nicht gar so dolle ist im Pferdemaul. Würde ich ständig nachgeben und mir die Zügel aus der Hand ziehen lassen, dann bräuchte ich sie auch gar nicht erst aufzunehmen und könnte sie gleich weg lassen. Aber schließlich möchte ich ja auch Paraden geben und sie immer wieder annehmen.

Nun könnte man ja auch fragen, wer zuerst nachgegeben bzw. angenommen hat. Das ist jedoch völlig Wurst, denn es ist und bleibt ein ewiges hin und her. Richtig ist jedoch, dass ich nicht den Kopf in der Hand festhalten sollte. Sie ist lediglich Begleiter und gibt Hilfen aber sie dient nicht zum Festhalten weder von Pferd noch Reiter. Der sollte unabhängig von seinen Händen auf dem Pferd sitzen können, was die Basis jeglicher Kommunikation für mich darstellt.

Und mit der Abkauübung meinst Du vermutlich das Flexionieren, wo dem Pferd beigebracht wird, auf den Druck des Gebisses nachzugeben und auch den Kopf fallen zu lassen oder habe ich Dich da falsch verstanden? Dabei wird ja nicht gekaut sondern nur entspannt bzw. Anspannung gelöst! Allerdings baut die Abkauübung schon auf diesen Reflex auf, nur dass sie beim Reiten nicht so extrem abgerufen sondern nur angedeutet und abgefragt wird, durch leichtes wechselseitiges Spielen mit den Fingern (nicht zu verwechseln mit Riegeln beider Hände), bis das Tier dadurch angeregt wird zu kauen und im Genick nachgibt. Achtung: Nachgeben bedeutet wieder ein vorherige Annehmen! Das bedeutet, die Reiterhand begrenzt die Stellung in der das Pferd gehen soll und beginnt dann mit den Fingern etwas zu spielen. Darauf reagiert das Tier mit kauen und löst dabei nicht nur den Unterkiefer. Der ganze Kopf kippt etwas im Genick entgegen der Seite zu der er bereits gestellt wurde. Sofort gibt die innere Hand wieder nach. Damit hat das Pferd diese Hilfe dann für diesen einen Schritt angenommen und durchgelassen. :)

LG Manfred
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: Muriel am 25. Mai 2010, 23:04:30
Manfred,
ich hab jetzt keine Zeit mich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen, aber guck mal hier (http://www.clickerforum.info/index.php?topic=106.0), da hab ich schon einiges dazu erklärt.
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: Mannimen am 25. Mai 2010, 23:26:48
Ja Heike,

das ist genau das Flexionieren, welches ich gemeint habe. Niedlich ist jedoch das mit dem geringen Druck. Der Zügel der über das Genick läuft ist ein klarer Verstärker, der die Zugkraft im Genick mal eben verdoppelt. Kein Wunder also wenn das Tier nach vorne und unten dem ausweichen möchte.

Wir sprechen also von genau der gleichen Übung
Manfred
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: penelope am 26. Mai 2010, 08:34:33

Und mit der Abkauübung meinst Du vermutlich das Flexionieren, wo dem Pferd beigebracht wird, auf den Druck des Gebisses nachzugeben und auch den Kopf fallen zu lassen oder habe ich Dich da falsch verstanden?

Ne, hast du falsch verstanden  ;)
Ich meine tatsächlich reines abkauen und kein felxionieren, was ja immer auch seitliches Abstellen des Kopfes meint. Ich stehe vor dem Pferd, greife leicht mit je einem Finger in die Gebissringe und hebe das Gebiss leicht (!) an. Sobald das Pferd das Maul öffent, schluckt und kaut gebe nehme ich sofort die Hände weg. In den allermeisten Fällen senkt das Pferd dann den Kopf und kaut noch etwas weiter.

Alles weitere an Manipulation mit dem Gebiss mache ich (obwohl mal von qualifizierter Reitlehrerin gelernt) nicht. Nach meinem Standpunkt ist das ein viel größerer Zwang für das Pferd als etwa ein korrekt verchnallter Ausbinder.

Aber wie schon gesagt: Das ist ein wenig "Weltanschauung" und evtl. kommen da die unterschiedlichen "Lager" nie auf einen gemeinsamen Nenner. Jeder nach seiner Fasson.
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: lindalotze am 26. Mai 2010, 10:41:13
Zitat
Also - so viel zur Therorie. Zu 99,5% der Zeit, die ich auf dem Pferd sitze, bin ich davon weit entfernt. Nicht das ihr ein falsches Bild von mir bekommt.

Ungemein beruhigend. Nach der tollen Erklärung bin ich vor Respekt fast schon im Boden versunken. Du hast das sehr gut beschrieben! :blume1:
 
Manfred, ob Du es nun glaubst  oder nicht, es funktioniert in der Praxis (gelegentlich) so, wie Penelope es erklärt. Mit ohne Tierquälerei und viel weniger Statik, als der geneigte Architekt es glauben mag...
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: Mannimen am 26. Mai 2010, 22:34:43

Manfred, ob Du es nun glaubst  oder nicht, es funktioniert in der Praxis (gelegentlich) so, wie Penelope es erklärt. Mit ohne Tierquälerei und viel weniger Statik, als der geneigte Architekt es glauben mag...

Öhmm, ...  :juck:

Ich weiß nicht, ob Du es schon wusstest aber ich bin inzwischen außer Amt und Würden. Habe mich wieder mehr den Tieren, besonders Pferden, zugewandt und bin als Horsesitter zu haben. Daher kann ich Besagtes auch durchaus bestätigen. Der Kaureflex wird ohne den Druck im Genick allein durch das Spielen mit dem Gebiss schon ausgelöst. Insofern könnte man Teil zwei dieser Übung gut weglassen, denn der zwingt nur zum Kopfsenken, wenn dies vom Tier schon vorher bei der Kauübung angeboten wird. Leider tun dies eben nicht alle Pferde und senken dabei zwangsläufig ihr Haupt. Doch dies könnte ja auch im Ansatz schon geklickert werden. :happy:

Liebe Grüße
Manfred
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: Muriel am 26. Mai 2010, 22:37:52
zum Kauen braucht es nicht mal ein Gebiss, da reichen die Finger in den Maulwinkeln.
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: lindalotze am 27. Mai 2010, 07:07:09
Na Manfred, dann hoff ich auf eine erfolgreiche Karriere als Tiersitter.

Stimmt, Persi hat anfangs NUR über die Finger im Maul gekaut. Mit Gebiss lernt sie es gerade so allmählich. Ich bin da aber auch nicht der Spezialist für: ich heb halt das Gebiss, warte auf einen Kauer, Loslass + C+B. Und dann warte ich auf mehrere Kauer...

lg
Linda
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: strizi am 27. Mai 2010, 08:29:43
 :confused:
puh, das alles auf einmal nach zu lesen war nicht so ne gute idee - viel zuviel input.

aber ich erzähl euch mal von uns.
wir machen ja auch klass. handarbeit und legen auch beim reiten viel wert auf oben erwähntes.

@abkauen: ich steh seitlich am pferd, äußerer zügel läuft etwa 1-2 handbreit vor dem widerrist übern hals, inneren zügel greif ich direkt hinterm trensenring an. dann kommt leichter zug (der sich NICHT steigert, sondern konstant bleibt), draufhin beginnen die pferde zu kauen - kopfhaltung möchte ich dabei mit offenem genick und der natürlichen haltung des jeweiligen pferdes angepasst. funzt das, so beginne ich a) mit seitlicher abstellung (innen und außenstellung) und b) dehnen an die nachgebende hand (aber nur soweit, wie die hand eben nachgibt, damit kein sinnfreies nach-unten-stieren- entsteht) abzufragen.

das ganze dann natürlich auch im schritt. wobei ich wiederum in keiner phase ein selbständiges nach unten ziehen des pferdes oder ein sich hinter den zügel verrollen toleriere.

wenn das an der hand sitzt, dann ists eigentlich eine rel. leichte sache, das in den sattel zu übernehmen.

zum zähneknirschen kann ich nix sagen, damit hab ich (zum glück) überhaupt keine erfahrungen.

@sperriemen, reithalfter, nasenriemen: hab ich alles ausgebaut........... weil ich der meinung bin, wenn ich es schon nicht schaffe, fein genug an der hand zu sein, dann soll mein pferd wenigstens die möglichkeit haben, dem druck aus zu weichen. die tinkerin bin ich sehr lange nur mit meroth. ledertrense geritten, weil sie jahrelang kein metall im maul duldete. weiters finde ich auch nach wie vor, die breite auflagefläche auf den empfindlichen laden in kombination mit der geringen höhe absolut genial.

Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: strizi am 27. Mai 2010, 08:43:06
bei der elfe hatte ich ja das problem, dass sie auf geringsten zug, egal ob auf trense oder nase sofort hinter der senkrechten verschwand und sich "in die brust biss".

aber eben mit der handarbeit und dem konsequenten bestärken der von mir gewünschten reaktionen haben wir das gut im griff.

zum abkauen und dem sinn der übung selber (weil ja ein paar mal drum gefragt wurde)

das abkauen löst die kiefermuskulatur und damit das kiefergelenk. in weiterer folge zieht sich dieses lösen durch den ganzen pferdekörper - ist eine kettenreaktion............ ohne lockeres kiefergelenk kann man eigentlich keinen ehrlich-lockeren, aufgewölbten rücken/aktive hh. erreichen, denn die lange rückenmuskelkette setzt in der region des kiefergelenks an. mal abgesehen davon, dass der kopf-oberarm-muskel auch dort ansetzt und somit den raumgriff der vorhand beeinflußt.

eine nette übung  (ausm cr geklaut) um das mal am "eigenen leib" zu erspüren ist: stellts euch auf ein trampolin, leicht gebeugte knie und lassts euch von einem 2. menschen, der mit einem bein am trampolin steht und mitm anderen am boden, in so ne art schrittbewegung einschwingen. darauf achten, dass man am trampolin wirklich locker ist (keine zehen einrollen, keine faust machen, regelmäßige atmung, ordentliches, aufrechtes stehen, zähne nicht aufeinander gedrückt).
so und nun beißt der, der am trampolin steht mal die zähne fest zusammen (ohne dem, der am boden steht und euch schwingt, was zu sagen). ich bin gespannt, was der, der am boden steht dazu sagt...........

oder, anderes beispiel: 2 leute, 1 zaumzeug. einer nimmt die trensenringe in die hand und simuliert die kopfnickbewegung im schritt, der andere hat die zügel und folgt dieser bewegung. beide augen zu. so, nun beißt der "reiter" mal die zähne zusammen - bin gespannt, was das "pferd" für ein feedback gibt.............  übrigens, luftanhalten ist auch ne "tolle" übung.


Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: Mannimen am 27. Mai 2010, 11:07:01
Hi Strizi

Partnerübungen am Trampolin finde ich auch super Klasse. Viele, viele Aha-Erlebnisse!

Bei Deiner Beschreibung der Abkauübung, so wie Du sie machst, legst Du also keinen Wert auf Kopfsenken. Warum nicht?

Ich habe Dich da so verstanden, dass Du konstanten Druck ausübst, bis das Tier kaut und dann nachgibst. Dabei hältst Du jedoch den äußeren Zügel eben nicht über das Genick sondern über dem Mähnenkamm kurz vor dem Widerist (klassische Handarbeit (http://www.stephanie-heine.de/7.html)). So kann sich das Tier aber nicht vorwärts / abwärts strecken, weil es genau dabei dann begrenzt wird. Insofern erfährt es erst Entlastung, wenn Du die Zügel wieder hingibst. Wäre der Zügel über dem Genick, würde die Länge auch beim Strecken nach vorne immer gleich bleiben, denn der Kopf wird ja nicht länger, nur der Hals. Außerdem verlagert sich der Druck bei Deiner Ausführung auch mehr auf die Laden und nicht in die weicheren Maulwinkel.

Könntest Du bitte noch mal kurz erklären warum Du das Pferd da eher fest einspannst und freie Kopfbewegungen nicht duldest.

Mit nachfragenden Grüßen
Manfred
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: strizi am 27. Mai 2010, 11:29:41
@mannimen: ich glaube, bei dir sind wörter anders "belegt" als in meinem wortschatz. :cheese: woraus schließt du, dass ich nicht nachgeben kann, nur weil meine hand nicht vorn am genick ist? ich bin ja nicht mit dem pferdehals verwachsen. natürlich gebe ich nach! und von einspannen und kraft war nie die rede. das "druck auf die trense ausüben" ist bittesehr als leichtes, feines signal zu sehen............
 so gesehn wäre jedes nachgeben beim reiten ja auch unmöglich, oder?  8)
 weiters, NATÜRLICH will ich eine abwärts bewegung in dehnungshaltung! aber nur in dem rahmen, den ich mit der hand vorgebe. ich will nicht, dass das pferd abkaut und dann selbständig, ungefragt die nase zu boden streckt. was soll ich denn mit so einem verhalten beim reiten bitte anfangen. ich möchte ja auch, dass ein pferd in aufrichtung und versammlung abkaut.............

das pferd soll lernen, genau zu zu hören und gleichmäßig, in feiner anlehnung dem rahmen zu folgen (ihn auszufüllen) den die hand vor gibt.

ist das jetzt verständlicher? :rotw:
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: Mannimen am 27. Mai 2010, 16:41:48
woraus schließt du, dass ich nicht nachgeben kann, nur weil meine hand nicht vorn am genick ist?

Das war auch nicht meine Frage. Sicher kannst Du nachgeben, wenn Du es wolltest, doch Du hast ganz klar geschrieben, dass Du es eben nicht möchtest und dass Du den Druck konstant hältst. Wenn Du das tust, dann spannst Du den Kopf mit dem Hals zusammen und verhinderst eine Dehnung. Darum wollte ich wissen, warum Du das nicht möchtest. Was ist denn so schlimm daran, wenn das Pferd ungefragt mit der Nase zum Boden abtaucht. Ich sollte so immer die jeweilige Lektion einfach weiter reiten (Traineranweisung) und mich davon eben nicht beirren lassen. Das empfand ich schon als sehr gewöhnungsbedürftig ein Pferd ohne Hals und Kopf locker weiter vorwärts zu reiten. Aber damit hat es sich offenbar selbst Entlastung im Rücken verschafft und wurde deutlich lockerer, als wenn ich den Spannungsbogen aufrecht erhalten hätte.

Und wie ein Pferd in Aufrichtung und Versammlung noch locker abkauen kann hat sich mir auch noch nicht offenbart. Ich kann unter höchster Anspannung z. B. beim Gewichtheben mich auch nicht lockern, da steht der ganze Körper unter Spannung. Wohl aber beim anschließenden entspannen. Und nach jeder anhaltenden Kontraktion sollte auch immer eine Dehnung folgen, damit sich der Muskel auf Dauer nicht verkürzt. Das wissen wir aus unserem Training in vielen Sportarten ja selbst auch. Wieso sollte das beim Pferd anders sein?

Ich denke, Du meinst auch das Selbe, willst nur die Kontrolle darüber behalten und bestimmen, wann das Tier sich anspannen und die Spannung halten soll und wann es sich dehnen darf. Aber beides zusammen geht meiner Meinung nach nicht. Also keine Entspannung in getragener Selbstaufrichtung, mit aufgewölbtem Hals und Vorspannung auf dem Nackenband. Ist meiner Meinung nach physisch einfach so nicht möglich! :watch:

Aber vielleicht irre ich mich da ja auch
Manfred
der hier etwas Nachhilfe braucht und deshalb nachgefragt hat.
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: Muriel am 27. Mai 2010, 17:55:07
Zitat
Aber vielleicht irre ich mich da ja auch

Ich denke, hier irrst Du tatsächlich.

Was mir bei deinen ganzen Reitbeiträgen immer wieder merkwürdig erscheint ist die Vorstellung von soviel Spannung.
Natürlich geht Versammlung nicht ohne Körperspannung, aber eine gut vorbereitete, also gekräftigte Muskulatur bringt das Pferd tatsächlich in Selbsthaltung. Die Lockerheit im Unterkiefer resp. im Genick ist für mich dann der Beweis, dass das Pferd tatsächlich reell versammelt und nicht in Spannung zusammengezogen wurde.

Eine vollkommene Piaffe sollte mit hauchfeiner Anlehnung und wirklicher Lockerheit ausgeführt werden, denn nur so zeigt das Pferd dass es wirklich ausbalanciert ist.
Braucht Dein Pferd noch so viel Spannung "um den Spannungsbogen aufrechtzuerhalten" ist die Kraft im Rücken/Bauch/Hinterhand noch nicht ausgeprägt genug.

Wenn das Pferd sich bei Übungen wie Abkauen oder Dehnen, Vorwärts-Abwärts und dergleichen immer wieder konsequent nach unten stoßartig entspannen muss, zeigt es hiermit auch deutlich, dass es zum einen nicht so locker ist, dass es der Bewegung geführt folgen kann - Losgelassen und Kraftvoll ist eine hohe Anforderung - und es zeigt, dass es noch nicht genügend mit der Bauchmuskulatur arbeitet, da es sich immer wieder ins Nackenband hängen muss, um den Rücken oben zu behalten.

Ich habe in den letzten Jahren sehr viel über diesen komplexen Bereich gelernt, indem ich mit Mirko Krafttraining für die Hinterhand/den hinteren Rücken gemacht habe sowie daran gearbeitet habe dass er sich im Brustbereich hebt.
Das hat seinen ganzen Bewegungsablauf verändert und mir eine Idee gegeben, wie eine tatsächliche versammelte Selbsthaltung wohl mal aussehen kann.
Derzeit (bzw demnächst) fangen wir zwar mal wieder von vorne an, aber mit ganz anderem Fokus und einer anderen Basis als vorher.

Je mehr man lernt, desto bescheidener wird man.  :nick: Und umso mehr verstehe ich, wie wenig ich bisher verstanden habe. Aber den Weg muss jeder für sich selbst gehen, denn diese Erkenntnisse bekommt man nur durch Erfühlen.

Zitat
dass Du es eben nicht möchtest und dass Du den Druck konstant hältst. Wenn Du das tust, dann spannst Du den Kopf mit dem Hals zusammen und verhinderst eine Dehnung.
(Bin zwar nicht Strizi, aber ich kann diese Frage auch für mich in Anspruch nehmen ;) ) 
Nein. Denn dieses Begleiten in der Abkauanforderung beinhaltet keine knallharte Verschraubung, sondern die Hand kann natürlich den Rahmen erweitern, weich werden, das Pferd zur Dehnung in den Zügel hinein ermuntern. Ich möchte auch nicht, dass das Pferd auf die Hand drückt und herunterstößt sobald ich einen Hauch nachlasse. Dabei spanne ich aber nichts zusammen - das Pferd hat ja jede Menge anderer Möglichkeiten auf so eine Anforderung zu reagieren. Manche sind gewünscht (wie zb das Heben des Brustbeins oder das sich nach oben dehnen oder öffnen im Genick) andere weniger (wie das Herausdrücken des Unterhalses).
Das ist ein sehr lebendiger Dialog, den ich da mit der Hand ausführe.
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: strizi am 27. Mai 2010, 21:00:48
danke muriel.

ich finde es schade, dass du gute dressur mit gewichtheben vergleichst, manni! für mich sind das eher baletttänzer - und DIE beherrschen es perfekt höchste körperspannung völlig lässig aussehen zu lassen udn mit einer leichtigkeit über den boden zu schweben. genau DAS ist meine vorstellung und ziel.

und natürlich kann ein pferd auch in höchster versammlung abkauen und locker im genick sein. wenn du allerdings abkauen untrennbar mit dehnen verbindest, dann geht das natürlich nicht.

und wie muriel schon sagte, ich zwänge das pferd nicht ein! ich setze einen impuls/reiz/signal am zügel und damit möchte ich das abkauen auslösen - und zwar OHNE dass das pferd (vorerst mal) seine haltung dabei verändert! ich will es weder in irgendeine aufgerichtete haltung noch in ein v/a bringen - es soll einfach nur abkauen und dabei einfach nur die "spannung" zu meiner hand halten (wobei spannung sicher das falsche wort ist - besser wäre kontakt)

erst wenn es sich da locker macht, DANN  variiere ich die kopfpositionen. entweder seitliches abstellen, oder stärkeres öffnen des genicks oder eben (und das ist nur eine variante) in dehnungshaltung.

warum ich nicht will, dass das pferd abkauen mit dehnen untrennbar verbindet?  weil das einfach lästig ist :confused: beim reiten genauso wie bei der handarbeit. ich mag doch nicht ständig die zügel wieder aufsammeln, nur weil das pferd befindet, sich mal eben dehnen zu müssen (und keine sorgen - ich lasse SEHR viel und oft dehnen, während der arbeit)

Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: strizi am 27. Mai 2010, 21:04:06
angenommen ich reite ein sh. das möchte ich aber mit offenem genick und reger maultätigkeit haben, bitte. gut, also da trabt man so rum und mitten drin zieht das pferd nach unten............ nö danke! das pferd soll sich immer in dem rahmen bewegen, den meine hand vorgibt. und das ist kein eingeengter, weil ich sowieso niemals ein pferd über die hand in aufrichtung oder versammlung bringe - es ist einfach NUR ein rahmen, in diesem sich das pferd die für ihn momentan angenehmste position aussuchen kann............
puh - schön langsam gehen mir definitionen aus.........

ist sonst noch was unklar?
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: Mannimen am 28. Mai 2010, 09:02:42
Guten Morgen zusammen!

Vielen Dank für die ausführlichen Erklärungsversuche. Leider habe ich dazu auch noch keine eindeutige Meinung mir bilden können und experimentiere auf diesem Gebiet immer noch rum. Auch bekomme ich von diversen Trainern auch völlig gegensätzliche Ansagen dazu. Zwei möchte ich hier einmal anführen:

Die Erste basiert auf dem vorgegebenen Rahmen, in dem sich das Pferd zu bewegen hat. Dieser wird beim Longieren durch Ausbinder voreingestellt und beim Reiten durch die Hand begrenzt. Er zwingt also das Tier sich nur in diesem Rahmen zu bewegen. Auf mich wirkt das wie eine erzwungene Haltung, die das Tier dann irgendwann selbst annimmt und einhält. Dann habe ich auch wieder weniger Druck in den Händen und kann die Zügel sogar durchhängen lassen. Es wird nun von Selbsthaltung gesprochen, die das Tier auf diese Weise gefunden hat. Im weiteren Verlauf folgt das Lösen auf antrainiertes Signal hin. Wieder kommen die Zügel ins Spiel und geben kleine kurze Impulse auf die das Tier in antrainierter Weise dann reagiert. Es stellt sich Gelassenheit ein und das Ziel ist erreicht.

Die Zweite basiert auf Schub von hinten, wo das Tier treibende Hilfen von hinten nach vorne durchlässt und dabei seine Körperhaltung selbst finden soll. Es wird also am Kopf nicht begrenzt und kann diesen völlig frei bewegen wohin er gerade möchte. Nimmt es den Kopf zu tief, wird dieser mit mehr Schub von hinten wieder angehoben (nicht mit der Hand sondern mit dem treibenden Schenkel und dem Kreuz). Und wird der Kopf zu hoch getragen, wird Schub wieder weggenommen (nicht mit den Händen sondern mit Schenkel und Kreuz). Stellung und Biegung werden nicht über die Zügel eingestellt sondern auch durch Gewichtshilfen und Schenkel. Die Zügel dienen lediglich der Führung und begleiten, geben Impulse zu vermehrter Aufmerksamkeit und zur Aktivierung der Kautätigkeit, mehr nicht.

Ich tue mich insofern sehr schwer damit solche Gegensätze zu verarbeiten. Zwar tendiere ich zu einer freien Kopfhaltung und zum Reiten nur über Gewichtshilfen und Schenkelhilfen aber ich bekomme auch immer wieder gesagt, dass ich meinem Pferd eine Anlehnung mit den Händen bieten soll, damit ich es auffangen kann und auch einen Spannungsbogen für die Versammlung herstellen kann. Ich soll also immer wieder das Tier an die begrenzende Hand soweit heran treiben, bis ich einen gleichmäßigen Druck in den Händen verspüre und diesen aufrecht erhalten kann. Er sollte auch nicht mehr wie ca. 100g pro Hand betragen, was aus meiner Sicht schlichtweg unmöglich ist, weil die Zügel ja schon schwerer sind. Und wenn sich das Tier dann nach vorne strecken möchte, muss ich schon ordentlich Spannung im Kreuz aufbauen, um da gegen halten zu können. Das hat dann schon etwas vergleichbares mit Gewichtheben, denn so ein Pferdekopf wiegt einiges und wenn dann noch Muskelkraft hinzu kommt, wird es für eine frau schon völlig unmöglich dagegen zu halten wenn ihr nicht ein scharfes Werkzeug im Maul des Pferdes dabei zu Hilfe kommt. Nicht selten entsteht dann diese Geriegel, was den Tieren ziemliche Schmerzen im Maul verursachen muss.

Ich hatte eine Reitbeteiligung an so einem Pferd, dass schon völlig tot war im Maul. Die Stute hat sich bei durchhaltenden Paraden regelrecht auf das Gebiss gelegt und da war ich selbst als Mann auf völlig verlorenem Posten. Dieses Tier konnte überhaupt nicht damit umgehen wenn ich die Zügel völlig aus der Hand gelegt habe. Dabei hat sie ihr Gleichgewicht verloren und ist gestolpert. Ich bin sie dann eine Zeit lang nur mit Halsring und Balancezügel geritten, bis sie sich wieder selbst tragen konnte und mit weicheren Zügelhilfen zurecht kam. Aber so konnte ich auch keinen Spannungsbogen mehr aufbauen und versammelter reiten. Das gelang nur, wenn andere Pferde in der Nähe waren und sie sich aufplustern musste. Speziell wenn ein Hengst uns begegnete, da konnte sie auch ohne Zügel urplötzlich wunderbar piaffieren und hat mich wie in einer Senfte getragen.

Es geht also! Ich weiß nur nicht wie man dahin kommt. Wie zeige ich dem Pferd diesen Weg ohne es am Kopf festzuhalten? Ich kann doch nicht ständig einen Hengst vorreiten lassen oder eine rossige Stute in die Bahn stellen. Wo kämen wir denn da hin? :watch:

Danke noch mal für eure Meinung dazu
Manfred
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: penelope am 28. Mai 2010, 09:25:18
Manni, die von dir beschriebenen Gegensätze sind keine Gegensätze.

Bei korrekt (!) verschnallten Ausbindern (und auch bei korrekter Zügelführung) wird dem Pferd der Kopf NICHT fixiert, sondern eine Anlehnung ANGEBOTEN. Auch dabei ist die aktive Hinterhand das A und O des ganzen. Der Kontakt mit dem Ausbinder/Zügel kommt erst dann zustande, wenn das Pferd von hinten ran tritt. Und draus variiert man dann entsprechend der Hinterhand (!) den Rahmen - das kommt NICHT von vorne.

Wenn man Zügel/Ausbinder hinstellt und man nach Anfangs Druck dann nichts mehr in der Hand hat, dann ist das einfach (bitte entschuldigung für den direkten Ausduck) mistig geritten, denn dann hat man ein Pferd, dass sich hinter dem Zügel verkriecht und nicht aktiv in der Hinterhand ist.

Wenn ein Pferd ebenfalls ruckartig mit Druck den Kopf nach unten stößt, ist das ebenfalls Murks und keine Dehnung. Dann pullt es einfach und ist - ebenfalls - nicht auf der Hinterhand. Es heißt nicht umsonst "Zügel aus der Hand KAUEN lassen", also nicht einfach alles wegschmeißen oder vom Pferd aus der Hand ziehen lassen, sondern langsam vorgeben und das Pferd folgt kauend der Anlehnung in die Tiefe.

Und zuletzt noch: Ein sich aufplusterndes Pferd hat auch überhaupt nichts mit korrekter Versammlung zu tun. Es plustert sich einfach nur auf  ;) Sowas kann man oft super sitzten, da das Pferd dabei den Rücken nicht mitnimmt.

So, das war nun mein Wort zum Freitag  :confused: Ich hoffe, du nimmst mir die karen Ansagen nicht krumm, ist nämlich auch nicht so gemeint.  :nick:
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: cinnamon am 28. Mai 2010, 09:26:36
nicht die hand begrenzt das pferd - man bietet die hand an und das pferd dehnt sich an diese heran.
das kann man trainieren wie jedes andere verhalten auch.
wennst gegenhalten musst, hast schon verloren...
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: strizi am 28. Mai 2010, 09:40:26
ich glaube, du siehst das ein bissl zu schwarz-weiß............ zu extrem!
1. den rahmen, den meine hand vorgibt, den bestimmt in gewisser weise das pferd. denn das ganze richtet sich nach ausbildungsstand und körperlichen gegebenheiten.
2. ich kann ja jederzeit den rahmen verändern, wenn ich das gefühl habe, dass das nötig wird.
3. hat den rahmen halten ja nix mit kraft zu tun...... ich weiß nicht, wie du darauf kommst? ich glaube, du hast da die "zieh-und-stech-fraktion" der turnierreiter im kopf.

stell dir doch mal die arme/hände/zügel als gummibandl vor (mal abgesehn, dass die ja sowieso nicht starr stehen, da man ja der nickbewegung der jeweiligen gangart folgt). ein gummibandl ist auch nur bis zu einem gewissen grad dehnbar, dann ist schluss.

zum thema ausbinder: okay, wenn du eine weiche hand, die den rahmen vorgibt mit ausbindern vergleichst, dann ists eindeutig, dass wir von zwei völlig unterschiedlichen dingen sprechen. ich besitze nichtmal ausbinder, weil ich die dinger nicht leiden kann. (so wie eigentlich fast alle hilfszügel) ausbinder fixieren den kopf, lassen keine nickbewegung zu, und wenn sich das pferd dann endlich dran "abstößt" (was ja auch was ist, was ich nicht haben will - es soll sich ja zum gebiss hin dehnen!), dann schlackert das zeug rum und setzt wahllos paraden - nicht extra zielführend.

selbsthaltung: das ist für mich was anderes, als eine antrainierte haltung die dann einfach angenommen wird - das ist ja zirkusdressur. selbsthaltung ist das, was das pferd aufgrund seines momentanen ausbildungsstandes und seiner körperlichen gegebenheiten als komfortabel empfindet.

zu den hilfen: auch ich reit eigentlich alles ausm sitz heraus. wendungen, tempi-unterschiede, seitengänge usw.usf. die zügel sind rel. unwichtig und geben eben nur den rahmen vor - was ja (zum x-ten male!) nichts mit einer rückwärts wirkenden oder starren hand zu tun hat.
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: Muriel am 28. Mai 2010, 11:11:49
Die Erste basiert auf dem vorgegebenen Rahmen, in dem sich das Pferd zu bewegen hat. Dieser wird beim Longieren durch Ausbinder voreingestellt und beim Reiten durch die Hand begrenzt. Er zwingt also das Tier sich nur in diesem Rahmen zu bewegen. Auf mich wirkt das wie eine erzwungene Haltung, die das Tier dann irgendwann selbst annimmt und einhält. Dann habe ich auch wieder weniger Druck in den Händen und kann die Zügel sogar durchhängen lassen. Es wird nun von Selbsthaltung gesprochen, die das Tier auf diese Weise gefunden hat. Im weiteren Verlauf folgt das Lösen auf antrainiertes Signal hin. Wieder kommen die Zügel ins Spiel und geben kleine kurze Impulse auf die das Tier in antrainierter Weise dann reagiert. Es stellt sich Gelassenheit ein und das Ziel ist erreicht.
Ja, das sind altbekannte Aussagen. Sie haben nur leider nichts mehr mit dem zu tun, was Reiten sein sollte. Ein durchhängender Zügel zeigt, dass das Pferd gelernt hat, sich vorne nicht zu stoßen. Es hält den Kopf dahin, stellt den Hals fest (das gibt in höhere Anforderung dann eine mächtige Spannung im Hals) und geht nicht über den Rücken. Es wird ein sogenannte "Schenkelgänger", bei dem die Beine laufen, ohne den Rücken wirklich mitzubenutzen.

Zitat
Die Zweite basiert auf Schub von hinten, wo das Tier treibende Hilfen von hinten nach vorne durchlässt und dabei seine Körperhaltung selbst finden soll. Es wird also am Kopf nicht begrenzt und kann diesen völlig frei bewegen wohin er gerade möchte. Nimmt es den Kopf zu tief, wird dieser mit mehr Schub von hinten wieder angehoben (nicht mit der Hand sondern mit dem treibenden Schenkel und dem Kreuz). Und wird der Kopf zu hoch getragen, wird Schub wieder weggenommen (nicht mit den Händen sondern mit Schenkel und Kreuz). Stellung und Biegung werden nicht über die Zügel eingestellt sondern auch durch Gewichtshilfen und Schenkel. Die Zügel dienen lediglich der Führung und begleiten, geben Impulse zu vermehrter Aufmerksamkeit und zur Aktivierung der Kautätigkeit, mehr nicht.
Auch wieder ein System, das haarscharf am wirklichen Gedanken der Reitkunst vorbeischlittert.
Es wird sich auf die Kopfposition fixiert - Kopf tief - mach vorwärts! Kopf hoch - ok, Tempo war wohl zu hoch. Kopf da wo er hingehört - alles ist gut.
Aber das ist es eben nicht. Reiten ist leider nicht so einfach.

Reiten ist ganz anders.

Zitat
Zwar tendiere ich zu einer freien Kopfhaltung und zum Reiten nur über Gewichtshilfen und Schenkelhilfen aber ich bekomme auch immer wieder gesagt, dass ich meinem Pferd eine Anlehnung mit den Händen bieten soll, damit ich es auffangen kann und auch einen Spannungsbogen für die Versammlung herstellen kann. Ich soll also immer wieder das Tier an die begrenzende Hand soweit heran treiben, bis ich einen gleichmäßigen Druck in den Händen verspüre und diesen aufrecht erhalten kann.
Und hier ist schon der erste, ganz große Denkfehler. Deine Hand soll begrenzen - das sollte nicht die Aufgabe der Hand sein. Die Hand soll eine Verbindung haben und etwas anbieten. Den Rahmen gibt das Pferd vor mit seinen Möglichkeiten. Der Spannungsbogen ergibt sich, wenn die Hinterhand die Kraft in den Rücken übertragen kann und die Lende zu arbeiten beginnt.

Zitat
Er sollte auch nicht mehr wie ca. 100g pro Hand betragen, was aus meiner Sicht schlichtweg unmöglich ist, weil die Zügel ja schon schwerer sind. Und wenn sich das Tier dann nach vorne strecken möchte, muss ich schon ordentlich Spannung im Kreuz aufbauen, um da gegen halten zu können. Das hat dann schon etwas vergleichbares mit Gewichtheben, denn so ein Pferdekopf wiegt einiges und wenn dann noch Muskelkraft hinzu kommt, wird es für eine frau schon völlig unmöglich dagegen zu halten wenn ihr nicht ein scharfes Werkzeug im Maul des Pferdes dabei zu Hilfe kommt. Nicht selten entsteht dann diese Geriegel, was den Tieren ziemliche Schmerzen im Maul verursachen muss.
Es ist wirklich schade, dass Deine Sicht auf die Reiterei durch deine Trainerin so begrenzt wird.
Vor allem weil Deine Einstellung zum Pferd ja eigentlich eine ganz andere ist.

Zitat
Ich hatte eine Reitbeteiligung an so einem Pferd, dass schon völlig tot war im Maul. Die Stute hat sich bei durchhaltenden Paraden regelrecht auf das Gebiss gelegt und da war ich selbst als Mann auf völlig verlorenem Posten. Dieses Tier konnte überhaupt nicht damit umgehen wenn ich die Zügel völlig aus der Hand gelegt habe.

Klar - wieder deine beide Gegensätze, die beide aber einfach nichts mit anatomisch korrektem Reiten zu tun haben.

Zitat
Dabei hat sie ihr Gleichgewicht verloren und ist gestolpert. Ich bin sie dann eine Zeit lang nur mit Halsring und Balancezügel geritten, bis sie sich wieder selbst tragen konnte und mit weicheren Zügelhilfen zurecht kam. Aber so konnte ich auch keinen Spannungsbogen mehr aufbauen und versammelter reiten.
Natürlich nicht, das dauert Jahre.  Jahre korrekter Arbeit.

Wenn Mirko mal wieder läuft, lade ich Dich ein, mal zu kommen und etwas völlig anderes kennenzulernen. Eine Welt, die derzeit wohl noch für dich hinter einer verschlossenen Tür liegt - jetzt mal rein vom Verständnis her. Damit will ich nicht sagen dass wir extraorbital genial reiten, aber einfach ein anderes Verständnis von Reiten haben als das, was Du bisher kennst. Und ich möchte Dir gerne eine Tür öffnen - dein Pferd hat es verdient.
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: Mannimen am 28. Mai 2010, 13:44:39
Vielen Dank euch Allen! :knuddel:

Auch ich bin kein Freund von Ausbinder und Co. Und ich komme aus der Schenkelgänger-Schmiede. Bin Jahre lang mit Schlaufzügeln auf Pferden geritten, die mich nicht wirklich gut tragen konnten etc. Ich war davon so gefrustet, dass ich mich komplett zurückgezogen hatte. Mir haben die Tiere so leid getan und ich wollte mich einfach nicht länger daran beteiligen. Insofern kam es, wie es kommen musste und ich habe die Richtung komplett geändert. Leider bin ich dabei von dem einen Extrem in das andere verfallen. Nun suche ich die goldene Mitte, die ich noch nicht ganz gefunden habe. Aber mein Pferd hilft mir sehr dabei, weil er eben nicht alles mit sich machen lässt. Er sagt mir immer ganz genau was ihm nicht passt und ich höre ihm aufmerksam zu. Daher stehe ich auch sehr kritisch den Ratschlägen meiner Trainer gegenüber und befrage erst einmal mein Pferd dazu.

Heike, vielen Dank für Dein Angebot, welches ich sehr gerne annehmen werde. :dops:

Wünsch Allen ein wundervolles WE
Manfred
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: penelope am 28. Mai 2010, 19:27:17
Na, mach dir nichts draus - jeder braucht erst mal etwas, um den eigenen Weg mit den eigenen Pferden zu finden.

Ich hab wohl den umgekehrten "Werdegang" wie die meisten anderen hier und bin in der Freizeit- bzw später Barock-Ecke "aufgewachsen" war da ebenfalls sehr gefrustet und bin nun - durch die Suche nach dem wirklich Pferdefreundlichen (für mich) - mehr oder weniger bei der FN gelandet. Sagen wir, mit großer Inspiration einer "traditioneller" Alternativ-Ausbilder.


Im Endeffekt sitzen wir ja alle auf einer Wirbelsäule, aufgehängt zwischen vier Beinen mit nem Hals vorne dran. Was soll man da auch letztendlich soooo groß unterschiedlich machen?
Titel: Re:Maul, Abkauübungen, Nasenriemen und die FN
Beitrag von: Mannimen am 31. Mai 2010, 08:47:37
Hallo zusammen!

Außerdem sind ja auch nicht alle Pferde gleich. Es gibt welche mit kurzem oder langem Hals, mit kurzen oder langen Rücken, mit kurzen oder langen Beinen, breite und dünne etc. Das sollte dann auch schon mal zu dem jeweiligen Menschen passen. Oftmals hatte ich zu kleine Pferde im Unterricht, wo ich mit den Schenklen überhaupt keinen Kontakt mehr zum Pferdekörper hatte oder viel zu schwer für das jeweilige Tier war usw. :-\

Vermutlich ging es damals auch nicht darum eine ideale Kombi zu finden. Die besten Tiere wurde rausgefiltert und kamen nur in die Hände der Profis und die, die eigentlich mehr Hilfe benötigt hätten, wurden den Anfängern zugeteilt, weil da ja nicht mehr viel zu versauen war. :confused:

Gelaufen sind sie dann alle mehr oder weniger nach den Kommandos des RL, welche sie in- und auswendig kannten. Was willst Du denn da lernen? Da ging es nur um das Geld, denn der Verein brauchte die Einnahmen. Tiere, die diese nicht mehr erwirtschaften konnten kamen einfach weg. Und die wollte ich immer vor dem bitteren Ende bewahren. Leider ist mir das auch nur in den seltensten Fällen gelungen. :'(

Sicher hat das nichts mit der FN zu tun aber mit den Menschen die dort und auch anderswo das Sagen hatten. Dem kann man sich wohl nur entziehen, in dem man sich anderen Leuten zuwendet. Zum Glück gibt es davon ja auch welche und ich freue mich immer mehr kennen zu lernen. :)

Liebe Grüße
Manfred