hm, es scheint aber doch als ob die Hufbearbeitung nach der NHC-Methode Pferden zum problemlosen Barhuflaufen verhilft, die vorher anscheinend nicht dauerhaft barhuf laufen konnten.
Da ist mir das nur mit "Schmerzabstumpfung" nicht ausreichend erklärt.
Hallo zusammen
Wenn Wildpferde oder domestizierte Mustangs bei der "Abstumpfung" ihrer Hufe tatsächlich Schmerzen empfinden würden, dann wären sie ganz sicher nicht so lauffreudig. Vielmehr denke ich daran, dass sie sich eben naturgerechter bewegen können als wir das mit unseren Pferden ermöglichen, wenn wir sie bewegen. Damit meine ich z. B. Reiten in Biegung, seitwärts und rückwärts etc. Das sollte man nicht unterschätzen, denn jede Umlenkung von Kräften an kleinen Hebeln bewirkt Drehmomente (Spannungen bei Verdrehung). Frei laufende Pferde laufen ihrer Anatomie gerecht überwiegend geradlinig. Sie sind von der Natur als Fluchttier gebaut. Die deutlich stärkere Hinterhand, die kaum Gewicht trägt, sorgt für den Antrieb. Ihre Hufe sind in der Regel daher auch deutlich schmaler als an der Vorhand. Dem zu Folgte trägt die Vorhand auch mehr Gewicht obwohl sie deutlich schwächer ausgebildet ist, was nur geht, wenn sie dabei keine Kraft aufbringen muss, also nur Last linear abträgt. Sobald hier Drehbewegungen entstehen, ist sie damit schon klar überfordert. Wir müssen also beim Reiten dafür sorgen, dass sie mehr Entlastung erfährt, damit sie diese Kräfte aufnehmen kann ohne Schaden zu nehmen und auch das zusätzlich Gewicht des Reiters dies weiter verschärft, denn an den Reiter oder Lasten auf dem Rücken hat die Natur nicht gedacht. Darn müssen wir nun denken.
Ich denke auch nicht, dass eine dicke Sohle die Schmerzempfindlichkeit beeinflusst, denn in oder an ihr befinden sich keine Nerven. Diese verlaufen in der Lederhaut und sind davon unberührt. Aber bestimmte Reize, die von der Beschaffenheit des Bodens ausgehen, werden natürlich weniger deutlich wahrgenommen, als bei dünneren Sohlen. Somit lässt die Fühligkeit an dieser Stelle schon etwas nach. Allerdings werden Reize auch nicht nur durch Druckspannungen an der Sohle verursacht sondern auch durch Biegespannungen an den Seitenwänden usw. Wird also der Huf insgesamt steifer und weniger elastisch, sinkt die Fühligkeit. Aber es reduziert sich auch gleichzeitig der Hufmechanismus und die Pulsation für eine gute Durchblutung. Das kann nur durch vermehrte Bewegung wieder etwas ausgeglichen werden, die unsere Pferde im Vergleich zu den Wildpferden oder Mustangs eben nicht bekommen. Außerdem wird auch das Wachstum nicht mehr so gefördert, was dann bei vermehrter Bewegung wiederum zu stärkerer Abnutzung führt und schon sind wir in dieser Zwickmühle voll drin.
Auch ein Eisenbeschlag kann da nicht wirklich helfen. Er bekämpft nur die Wirkung aber nicht die Ursache. Wie schon erwähnt wurde, bewegt sich so ein Huf nicht nur horizontal auseinander, was bei fachgerechter Befestigung bei einem beschlagen Huf ja noch möglich wäre. Er bewegt sich auch vertikal. Die Trachten können sich, gerade weil sie nicht fest mit einander Verbunden sind, vertikal zu einander verschieben (zum Ausgleich von Bodenunebenheiten bis zu 2 cm), was ein Eisenbeschlag ihnen nicht mehr ermöglicht. Zu dem werden beschlagene Hufe auch keiner natürlichen Abnutzung mehr unterzogen und verlieren den direkten Kontakt zum Boden. Jegliche Reize, die das Horn trainieren würden (Verdickungen dort wo sie benötigt werden) fallen weg. Und die Trachten reiben sich durch ihre horizontale Bewegung auf dem Beschlag zunehmend ab, was die Hufstellung negativ beeinflusst und durch durch den Schmied dann wieder korrigiert werden muss. Aus meiner Sicht hat ein Beschlag daher mehr Nachteile als Vorteile und sollte grundsätzlich vermieden werden (bis auf wenige Ausnahmen).
Liebe Grüße
Manfred
PS.
Zur Tragfähigkeit der Sohle bitte ich mal aus statischer Sicht nachzudenken. Die Sohle besteht aus Blättchenhorn und verläuft flach zum Boden sie bildet also eine Decke und ist leicht nach oben gewölbt. Was passiert nun, wenn sie Druck von unten bekommt? Um diesen Druck aufnehmen zu können muss sie einen gleich großen Gegendruck aufbringen, sonst wird sie verformt. Sie wölbt sich also weiter nach oben auf. Das Hufbein leitet die Last des Pferdes, wie schon beschrieben, bis in die unterste Spitze am Rand (Halbmond) ab. Somit kann der nötige Gegendruck erst entstehen wenn die die Sohle vollständig an der Unterseite des Knochens anliegt, der jedoch nicht den gesamten Huf ausfüllt. Es entstehen also Querkräfte, die bei Überbelastung auch abscheren können. Damit das jedoch nicht passiert reagiert die Natur darauf und verdickt die Sohle so gut sie eben kann, leider nicht gleichmäßig und so entstehen dann die bekannten Buckel an der Sohle aus zusätzlichem Blättchenhorn. Schneidet man diese dann weg, erkennt man nicht selten darunter rote Verfärbungen, die durch entsprechende Blutergüsse in der Lederhaut entstanden sind.
Die Zehen- und Seitenwände hingegen verlaufen nahezu senkrecht zum Boden (wie Wände) und bestehen aus Röhrchenhorn. Sie sind somit sehr stabil und flexibel zu gleich. Den Druckkräften vom Boden können sie gleich großen Gegendruck aus der Umlenkung der Eigenlast, wie schon beschrieben, entgegensetzen. Damit übernehmen sie die Haufttragfunktion. Jedes Einkürzen (z. B. Bullnase) verhindert diese Standsicherheit und leitet die Kräfte wieder zurück zur Sohle, wo sie eigentlich von der Natur schon weggeleitet wurden. Was für ein Unsinn! Aber die Tiere können mit so einer Phase an der Zehe natürlich sehr viel besser den Huf abrollen und laufen geschmeidiger (weil sie die Füße nicht mehr so sehr anheben müssen, um über diese Spitze hinweg zu kommen), was dem Menschen gut gefällt. In freier Natur würden sie sich nur die Stellen abrunden, über die die Zehenwand tatsächlich abrollt und das muss nicht immer die Spitze der Zehe sein, je nach Stellung der Knochen usw. Aber dazu später mehr.