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Konditionierung eines "Warte"-Kommandos bei Zirkus

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EscyKane
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Konditionierung eines "Warte"-Kommandos bei Zirkus
« am: 19. Dezember 2009, 17:57:42 »
Hallo! Eine kleine Frage an die Zirkusler im Forum!
Ich wollte mal wissen, welche Kommandos ihr so verwendet - ein Kommando fürs Ausführen der Lektion sicherlich, aber habt ihr zusätzlich auch noch ein Kommando, das die Lektion auflöst? Oder verwendet ihr zum Auflösen immer den Click?

Und unterstützt ihr den Lernprozess, bis das Pferd gelernt hat, bis zur Auflösung zu warten, mit einem "Warte"-Kommando? Oder schickt ihr eure Pferde einfach noch einmal in die Übung?
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Re:Konditionierung eines "Warte"-Kommandos bei Zirkus
« Antwort #1 am: 19. Dezember 2009, 17:58:31 »
Zitat von: Muriel
Hi,
ich beende die Übungen wie Kompliment, Knien und Liegen mit einem "Auf".

wenn ich sehe, daß das Pferd sich mit der Dauer noch schwer tut, arbeite ich an der Dauer und dann beendet der Click die Übung.

Im Kompliment gibt es eine Phase, wo dann das "Auf" Kommando kommt und der click dann für die Gesamtlektion (also auch das Warten auf das "Auf" Kommando).

ansonsten würde ich das Pferd wieder an die Übung schicken, wenn es vertretbar ist.

In anderen Situationen (zb beim Füttern, Führen, Einsteigen, und noch vielem anderen habe ich aber tatsächlich ein "Warte".
das heisst. egal was du gerade tust, warte einen Augenblick. Das kommt aber aus Vor-clickerzeit und ist nicht so 100%ig installiert.

das benutze ich beim Zirkus nicht, weil er ja nicht mit etwas aufhören soll, sondern es eben um das kriterium Dauer geht.
Sind für mich zwei unterschiedliche Sachen.
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Re:Konditionierung eines "Warte"-Kommandos bei Zirkus
« Antwort #2 am: 19. Dezember 2009, 17:58:43 »
Zitat von: lindalotze
Also Zirkus können wir nicht, aber ein paar Kommandos, die vielleicht brauchbar wären, haben wir doch:

Zum längeren Durchhalten von Übungen, zum Beispiel Kopfsenken, hat sich gesprochenes Mitzählen bei mir bewährt. Flüstern tuts auch. Das gibt mir mehr Sicherheit, ob sich die Zeit tats. verbessert und dem Pferd ist das monotone Gezähle scheinbar ein Hinweis, dass jetzt Dauer gefragt ist. Selbst das zischelnde Flüstern hilft.

Auch ich hab ein echtes "Steh-und-Warte"-Kommando, das aber in erster Linie am Anbinder zum Einsatz kommt: Ich mach einen lehrerhaften Zeigefinger und sag "Pferdename, schön stehenbleiben." Dann geh ich kurz was holen. (Vor allem als Persi noch jünger war, hat ihr selbst diese anfangs unverständliche Info scheinbar irgendwie gutgetan, sie hat mir weniger nachgeplärrt.) Wenn alles ruhig geblieben ist, click ich beim Wiederkommen. Ist wohl klar, dass man das Tierchen nicht gleich zu Beginn ewig so parken kann, ohne dass es Unfug treibt.

Tatsächlich hat sich dieses eher unkonventionell "trainierte" Kommando aber auch schon vor engen Türen, allein in der Halle usw. bewährt. Nur die superkorrekte Steh-Tamaris versteift sich dabei manchmal wie beim militärischen Männchenmachen und bewegt gar nichts mehr. Vielleicht brauch ich noch eines für "Stehen Sie bequem!".  :roll:
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EscyKane
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Re:Konditionierung eines "Warte"-Kommandos bei Zirkus
« Antwort #3 am: 19. Dezember 2009, 17:58:59 »
Hallo, ich nochmal!  :lol:

Also mein Problem war ja immer das vorzeitige Auflösen aller möglichen Lektionen:
Bei der Bergziege hat Freixe die Übung aufgelöst, sobald sie ihm zu anstrengend wurde und ich musste von vorn anfangen. Anfangs gab es ja für jedes einzelne "Bein vorsetzen" C+B. Da hat es sich für ihn richtig gelohnt, nach 2, 3 Schritten aufzulösen und dann wieder für die ersten 2, 3 einfachen Schritte C+B zu kassieren.
Irgendwann habe ich dann nur noch beim 1. Versuch jeden Schritt gelobt und wenn er unerlaubt aufgelöst hat, habe ich ihn so weit vorgeschickt mit den Hinterbeinen, bis er wieder so weit war wie vor dem Auflösen. Erst ab da gab es dann wieder C+B für jedes Vorsetzen der HB.
Das hat aber die Motivation enorm herunter gesetzt, sodass er erst Recht ständig ungefragt aufgelöst hat und auch nicht mehr so wirklich die Beine zusammen nahm.  :oops:   :(

Die Lösung war allgemein der Übergang zu einer intermittierenden Belohnung, was die Toleranz gegenüber nichtgelobter Versuche deutlich erhöht hat.
Außerdem habe ich ausprobiert, was passiert, wenn ich das allgemeine "Stop/Halt/Still" Kommando ("Ssst!") in der Bergziege gebe - Die Bergziege ist ja erst einmal nichts anderes als ein Stillstehen mit eng gesetzten Füßen. Tatsächlich blieb Freixe mit Hilfe dieses Kommandos so lange in der Haltung, bis ich das Aufkommando hab, sodass ich endlich die Möglichkeit hatte, das Aufkommando richtig zu installieren.

Gestern habe ich das Sssst! auch beim Kompliment ausprobiert. Diese Lektion weicht ja nun schon weiter vom Stehen ab  :lol: Trotzdem hat Freixe den Denkschritt geschafft und kapiert, dass er in der momentanen Haltung verharren soll.
Außerdem habe ich ihn bei unerlaubtem Auflösen einfach wieder runter geschickt, das konnte ich bis zu 4 Mal machen ohne dass seine Geduld überstrapaziert wurde  :lol:

Ergebnis: Ein für uns riesiger Lernfortschritt:
Runter ins Kompliment auf Gertensignal, unten dann die Gertenhilfe vor dem Standbein als "Warte"-Signal zusammen mit dem Stimmsignal "St!", bei unerlaubtem Auflösen anticken des Röhrbeines und schon geht er wieder runter, dann kurzes Verharren und "Auf!" auf Kommando  :D  :P
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Re:Konditionierung eines "Warte"-Kommandos bei Zirkus
« Antwort #4 am: 19. Dezember 2009, 17:59:16 »
Zitat von: Muriel
Bei den von Dir angesprochenen Übungen darf man aber auch nicht übersehen, daß es für das Pferd eine grosse Kraftanstrengung und starke Dehnung verlangt, die es nicht von heute auf morgen ausführen kann.

Deshalb ist ein Wartekommando erst sinnvoll, wenn mir das Pferd anzeigt, daß es ihm tatsächlich leichtfällt, in der Übung zu verharren.
Die Kunst (zb im Kompliment) besteht dann darin, genau den Moment zu erkennen, wann ich es tatsächlich "verlangen" kann.

Und da ist eben die Zeitverlängerung durch Herauszögern des Clicks sinnvoll.

ich hatte im Zirkuskurs bei Bea Borelle einen Griff kennengelernt, mit dem ich Mirko eben vom hochgehen im Kompliment abhalten sollte.
Hat gut funktioniert, und er blieb in Folge etwas länger unten.

Der Nebeneffekt war:
Er gab auf der stelle die Verantwortung für die Lektion an mich ab, und blieb ohne den Griff überhaupt nicht mehr unten und bedurfte auch wieder  mehr Hilfestellung, um überhaupt runter zu gehen.

erst als ich dann wieder (wieder mal, wie schon so oft in dieser Übung  :roll: ) ganz von vorne angefangen habe - natürlich die einzelnen Schritte schneller durchlaufend - kamen wir endlich wieder zum freieren Kompliment, was dann auch länger unten gehalten werden konnte von ihm aus.
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EscyKane
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Re:Konditionierung eines "Warte"-Kommandos bei Zirkus
« Antwort #5 am: 19. Dezember 2009, 17:59:58 »
Wir üben jetzt schon 2 Jahre das Kompliment - langsam müsste die Dehnung möglich sein!
Ich habe ja auch keine Ewigkeiten unten verlangt, sondern nur Bruchteile einer Sekunde länger, also nur ein deutliches Warten.
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Re:Konditionierung eines "Warte"-Kommandos bei Zirkus
« Antwort #6 am: 19. Dezember 2009, 18:00:16 »
Zitat von: Muriel
war ja mehr allgemein gesprochen. Und wir üben schon vier Jahre, das ist also kein Argument  :lol:   :wink:
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EscyKane
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Re:Konditionierung eines "Warte"-Kommandos bei Zirkus
« Antwort #7 am: 19. Dezember 2009, 18:00:33 »
Dann hängts aber am Kopf und nicht an der Dehnung ;-) es sei denn du übst nicht kontinuierlich oder es gibt gesundheitliche Probleme.
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Re:Konditionierung eines "Warte"-Kommandos bei Zirkus
« Antwort #8 am: 19. Dezember 2009, 18:00:48 »
Zitat von: lindalotze
Hallo Escy,

das hört sich nach einem sehr schön aufgebauten Training an, das sich gerade auch schön auszahlt.

Zitat
Die Lösung war allgemein der Übergang zu einer intermittierenden Belohnung, was die Toleranz gegenüber nichtgelobter Versuche deutlich erhöht hat.

Was darf man sich darunter vorstellen im Kontext der Übung? Wie wann was belohnt?

lg
Linda
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EscyKane
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Re:Konditionierung eines "Warte"-Kommandos bei Zirkus
« Antwort #9 am: 19. Dezember 2009, 18:01:02 »
Hey linda!
Also ich hab bei Freixe wirklich ein kleines Motivations- und Verstärkungsproblem gehabt:
Kompliment hat er z. B. nicht für trockenes Brot gemacht, nicht einmal für ein ganzes Brötchen. Dafür aber für ein größeres Stück Möhre. Also wenn ich das mehrfach abgefragt und immer Brötchen gefüttert habe, hat er es irgendwann nicht mehr gemacht.
Auch ansonsten war die Geduldsgrenze sehr niedrig, bei zwei Fehlversuchen bei einer Übung hat er schon die Lust verloren und ich war quasi gezwungen, fast jeden Versuch zu belohnen, also auch die deutlich schlechteren und halbherzigen Versuche. Das Lerntempo war entsprechend gering.

Hier ist ein Beispiel, wir haben Bergziege geübt und ich musste quasi jeden einzelnen Schritt klicken, ansonsten hätte er die Übung irgendwann nach jedem Schritt aufgelöst http://www.youtube.com/watch?v=Z_kOsr-DByQ

Inzwischen machen ich keine "Immerverstärkung" mehr, sprich lobe nicht mehr jedes Verhalten, das in die richtige Richtung geht, sondern verwende intermittierende/variable Verstärkung, lobe also nur noch sporadisch.
Dazu musste ich auch kurzzeitig etwas Druck machen und energischer das Auführen der Übungen fordern, bis Freixe sich daran gewöhnt hat, nicht mehr für jeden winzigen Einzelschritt Belohnung zu erhalten.
Inzwischen bekommt er bei der Bergziege zum Beispiel nur noch ab 40cm zusammen noch Clicks, alles andere muss er ohne machen. Trotzdem ist die Motivation besser als noch zu Zeiten der Immerverstärkung.
Auch beim Gebiss nehmen, wofür es später immer ein Leckerchen gab und die Frustration entsprechend hoch war, sollte ich einmal vergessen haben Futter einzustecken, macht er viel freudiger und besser mit, seit ich dafür nurnoch sporadisch ein Leckerchen gebe.

Nur der Übergang ist halt schwierig.
Und ich kann endlich auch mal 2, 3 halbherzige Versuche ungelobt lassen, ohne dass Freixe direkt den Spaß daran verliert.
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Archivar
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Re:Konditionierung eines "Warte"-Kommandos bei Zirkus
« Antwort #10 am: 19. Dezember 2009, 18:01:17 »
Zitat von: lindalotze
Okay, Danke.

Ich glaub übrigens, die Phase der Frustration zwischen Immerbestärkung und selektiver Bestärkung durchläuft jedes neue Clickerpaar, mehr oder minder bewusst:
das Pferd hat noch nicht so ganz intus, dass es teilweise nach "mehr Leistung" gefragt wird, sondern meint, es müsse nur stets Schritt A wiederholen - wenn es dann kein CB bekommt, ist es frustriert und bricht ab.

Der Mensch ist irgendwann aber auch frustriert und hat das Gefühl, dass er immer für den selben niedrigen Standard CB ausgeben muss, sonst wird das vom Pferd sofort durch Abbruch bestraft.

Ich glaub, Du hast das mit Freixe ganz gut gelöst. Das ist auch eine der Geschichten, wo man mir rein pos. Bestärkung sehr schwer weiterkommt. Wenn man das Pferd mit einem taktilen Signal dran erinnern kann, was es bitte tun möge, kann man die Frustrationsphase kürzer halten.

*labermodusaus*

Ich muss jetzt mal Deine Youtube-Videos ansehen gehen. Und bißchen arbeiten...
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EscyKane
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Re:Konditionierung eines "Warte"-Kommandos bei Zirkus
« Antwort #11 am: 19. Dezember 2009, 18:01:30 »
Ich muss mal neue machen, wir sind schon wieder so viel weiter!

Bergziege macht er ja jetzt wie gesagt ohne Zwischenbelohnung ziemlich weit zusammen.

Bei uns war glaube ich das Problem, dass ich zu spät zur intermittierenden Verstärkung übergegangen bin, da ich Angst hatte wenn ich zu wenig lobe verliert er die Lust. Und wenn das Pferd erst einmal gewohnt ist, so gut wie immer eine Belohnung zu erhalten kommt man nr noch schwer davon weg  :?

Naja, es dauert noch, überall die Balance zu finden. Unbeliebte Übungen lobe ich tendenziell häufiger und mit mehr Futter, die Übungen die Freixe super findet und ständig ungefragt anbietet werden nur gelobt, wenn sie auf Wunsch ausgeführt werden und dabei noch besonders ordentlich.
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