Ein Loop besteht ja, soweit ich das verstanden habe, aus drei Abschnitten: Signal-Verhalten, Verhalten-Verstärkung, Verstärkung-Signal. Also wäre die Frage auch, in welchen Abschnitten man "Fehlerfreiheit" anstreben möchte und wo eher nicht.
Im Alltag nutze ich bewusst den Abschnitt Verhalten-Verstärkung eher ein bisschen schluderig. Weil "perfektes" Training ja durchaus auf Seiten des Tieres eine hohe Erwartungshaltung auslöst, die ich so extrem vielleicht gar nicht haben möchte, Stichwort Frustrationstoleranz. Manchmal dauert es eben, bis das Futter beim Tier ist, manchmal sehe ich den zu verstärkenden Moment nicht, weil ich abgelenkt bin, manchmal hab ich das Futter, was das Tier erwartet, nicht bei mir und und und. Bei der Rettungshunde-Arbeit aus dem Beispiel wäre das dann ja so ein bisschen der Part "Hund findet nicht nach Zeit XY an Ort XY eine vermisste Person und lässt sich dadurch aber nicht aus der Bahn werfen".
Auch der Bereich zwischen Verstärkung und nächstem Signal darf für mich gerne variabel sein, denn im Alltag ist es ja vollkommen egal, ob man dazwischen noch X andere Sachen macht (sowohl Pferd als auch Mensch). In einer konkreten Trainingseinheit, wo es um das Erlernen eines neuen Verhaltens geht, versuche ich dabei natürlich dennoch, Ablenkungen etc. langsam zu steigern, damit das gewünschte Kriterium auch erkennbar ist.
Im Bereich Signal-Verhalten findet sich dann alles wieder, was wir Menschen von außen bei Abfrage eines Verhaltens vielleicht nicht mitbedacht haben oder nicht sehen können. Stichwort Kooperationssignale und "intelligent disobedience", also wenn es Gründe für das Tier gibt, das Verhalten zum Signal eben nicht zu zeigen. Da ist es jetzt glaub ich Ansichtssache, was "fehlerfrei" in dem Kontext bedeutet... Pferd zeigt Verhalten immer auf Signal, egal unter welchen Umständen und Bedingungen? Oder Pferd zeigt Verhalten auf Signal nur, wenn aus Pferdesicht nichts dagegen spricht? Letzteres wäre meiner Definition nach fehlerfrei, aber wie will man das bewerten?
Persönlich habe ich für mich inzwischen entschieden, dass "Fehler" (und da bleibt die Frage, was ein Fehler überhaupt ist, spannendes Thema was wir grad auch bei der fair.stärkt Akademie hatten) im Lernprozess ok sind. Sie sind nicht notwendig, um zu lernen, aber sie sind auch Anreiz, um daraus zu lernen.
Und für meinen Alltagskontext mit meinen Tieren ist mir die Einstellung: "Hä, was ist das jetzt? Ok, lass anders probieren..." wichtiger als perfekte Ausführung.