Klettern werden wir machen, wir wohnen ja ohnehin eher hügelig, das geht gut.
Wenn ihr das ohne Belastung im Rücken, also an der Hand schön langsam Schritt für Schritt macht, ist das schon mal ne tolle Sache und super anstrengend für das Tier. Die wollen eher den Hügel hoch traben oder gar galoppieren, damit sie es schneller hinter sich haben. Aber daraus wird nichts denn ihr sollt ja den Gipfel erklimmen und nicht erstürmen.
Freispringen mag die Cani nicht, sie hätt zwar Talent dafür aber irgendwie ist sie kein Springfreund.
Das kann ich mir angesichts deiner Beschreibung von ihrem Rücken auch gut vorstellen. Vermutlich hat sie beim Springen auch Schmerzen.
Seitengänge sind so eine Sache, ich bin echt zu dumm dazu.
Nun, das ist sicher eine grobe Fehleinschätzung. Steffi hat dir ja dazu schon was gesagt. Schade, dass ihr so weit entfernt von einander seid. Sie könnte dir sicher Einiges zeigen, mir hat sie das auch schon. Küsschen Steffi!
Reitlehrer sind am tiefsten Land Wangelware, der einzige der sich gut mit Seitengängen usw auskennt ist ein Sadist das es ärger nicht geht.
Oh, das gibt es heute immer noch! Solche Typen haben mir das reiten fast gänzlich vermiest.
Wieder zu Steffi wink. Es gibt, Gott lob, auch welche mit ganz viel Einfühlungsvermögen und hohem Sachverstand. Allerdings muss man sie sich schon auch suchen. Wenn die Chemie nicht stimmt, nutzt das auch nichts und wenn der Weg nicht in die gewünschte Richtung geht, ist es eher kontraproduktiv. Ein guter Trainer ist Gold wert und das wissen die auch, leider. Schnell noch ein paar Talerchen zusammen kratz. Aber der Erfolg stellt sich erst mit dem eigenen Training ein. Man braucht nur eine gute Anleitung und zwischendurch mal ne kritische Kontrolle. Meine Susanne kommt jetzt nur noch einmal im Jahr zu uns und schaut mal nach, wo wir gerade sind und wie es weiter gehen könnte. Dann machen wir auch sehr viele Trockenübungen bei ihr zu Hause (ohne Pferd), die mir einfach helfen, besser zu fühlen, denn es ist nicht nur die richtige Technik sondern vor Allem ein feines Gespür. Theoretisches Wissen, kann man sich überall aneignen, so auch hier. Dazu braucht es keinen Trainer, der ist nur für die praktische Umsetzung gut.
Wie ist das eigentlich? Rückwärts gehen sollen sie damit es gymnastisch wertvoll ist also mit gesenktem Kopf, wie ein Westernpferd.
Na ja, nicht so ganz. Beim Rückwärtsrichten, ich sprechen nicht vom Rückwärtsschicken, kommt es darauf an, das das Tier sein Gewicht vermehrt auf die Hinterhand verlagert (würde ich das rückwärts Berg auf machen, wäre das wohl kaum möglich und die Vorhand bleibt voll belastet). Nimmt das Tier dabei den Kopf runter, entsteht eine Spannung im Rücken, die ihn anhebt und die Muskulatur dabei dehnt. Aber es geht auch wieder ein Teil des Gewichtes auf die Vorhand. Insofern sollte der Kopf nicht nur tief genommen werden sondern dabei auch noch mehr zurück gehen, sodass sich der Hals nach oben in einem runden Bogen wölbt und somit das Nacken noch stärker gespannt wird. Es entsteht dieser Spannungsbogen aus dem die meiste Energie nach vorne entwickelt wird (darum unbedingt seitlich vom Pferd bleiben). Wir bewegen uns aber entgegen dieser Richtung und verstärken somit genau diesen Effekt zusätzlich. Du erkennst sicher, welche Leistung dabei dem Tier abverlangt wird und dass das keinesfalls einfach ist. Insofern darf man das auch nicht übertreiben. Wir kennen das ja auch, dass eine Dehnung mit Schmerzen verbunden ist und wir sie nicht lange halten können. Es ist also eine kurze Sektion und auch nur soweit das Tier sie selbst halten kann (also keinem Zwang unterliegt). Ich habe das mit einer Möhre oder einem Apfel trainiert, welche ich zwischen die Vorderbeine des Tieres gehalten habe und dabei dann seitlich neben meinem Pferd ein paar Tritte rückwärts gegangen bin. Natürlich bekam Antares diese Belohnung dann auch. Das ginge sicher auch mit einem Target.
Und beim Longieren? Ich dachte da soll man immer wechseln zwischen Aufrichtung (klappt bei uns gar nicht) und laufen mit gesenktem Kopf (ist das das, was man als Dehnungshaltung bezichnet?). Stimmt das oder soll sie nur mit tiefem Kopf laufen?
Die Dehnungshaltung ist die, die die Rückenmuskulatur auch wirklich dehnt. Also nur Kopf tief ist keine Dehnungshaltung, weil durch die Spannung im Rücken dann die Hinterbeine weiter nach hinten raus kommen. Das ist beim Longieren sehr gut zu sehen. Insofern muss genau dann nachgetrieben werden, damit die Hinterbeine wieder weiter unter den Schwerpunkt (Bauch) vortreten. Meist kommt dann auch der Kopf wieder hoch, weil das eben zieht (dehnt) im Rücken. Und daraus ergibt sich dann dieses Kopf hoch und wieder runter im ständigen Wechsel. Ziel ist es jedoch auch mal ne ganze Runde in dieser anstrengenden Dehnungshaltung zu gehen damit sie etwas bringt. Drum greifen so viele Menschen zu entsprechenden Hilfsmitteln wie Ausbinder usw. Doch das ist keine Hilfe, weil sich das Tier dagegen abstützen kann und sich dann so Entlastung verschafft (mal abgesehen davon, dass es sich dabei ständig unangenehme Stöße verursacht und so auch nicht mehr auf die eigentliche Arbeit konzentrieren kann). Es soll diese Position insofern von selbst halten können. Und das ist echt schwere Arbeit.
Wenn ich euch richtig versteh dann muss ich eigentlich die Bauchmuskel und die Hinterhand trainieren und den Rückenmuskel dehnen, oder? Hinterhand trainieren ist klar, aber wie trainier ich die Bauchmuskeln? Übers Rücken dehnen?
Nein, eine Dehnung kräftig nicht sondern die Kontraktion. Die Dehnung verlängert nur den Muskel wieder, der sich durch die Kontraktion verkürzt hat. Insofern ist sie bei jedem Training immer erforderlich. Die Tragkraft zum Anheben des Rückens kommt aus dem Nackenband. Dies ist kein Bewegungsmuskel sondern eher wie eine Sehne zu verstehen. Es hält also die Knochen zusammen und hilft somit bei der rückläufigen Bewegung nach Entspannung der Bewegungsmuskeln. Da die Knochen letztendlich auch den Druck des Reitergewichtes bis in den Boden abtragen, müssen sie in der Bewegung unter dieser Belastung gut zusammengehalten werden. Ein Anspannen der Rückenmuskulatur kann das im Stand z. B. ganz gut bewerkstelligen. In der Bewegung muss jedoch jeweils eine Seite immer wieder loslassen und schon bekommt die andere doppelt so viel zu tun. Das führt zu einer Überanstrengung und somit zu Verspannungen, wenn keine Dehnung mehr erfolgt. In diesem Moment der Dehnung können die Bewegungsmuskeln noch weniger tragen und das übernehmen dann die Bänder, vor allem das Nackenband, weil die Brücke dort einseitig aufgehängt ist. Die Gegenseite wäre die Kruppe und sie muss eine Gegenspannung aufbauen, was sie nur kann, wenn die Beine, an denen ihre Bänder befestigt sind, weiter untertreten. Ich hoffe, dass das einigermaßen verständlich ist.
Wir sitzen also beim Reiten auf einer Hängebrücke und damit die dann nicht nur durchhängt, nutzen wir den Schwung des Pferdes, um sie auf und ab schwingen zu lassen. Dabei kommen jedoch die Dorfortsätze der Wirbelsäule immer dichter zusammen bis es wieder weh tut (gut zu erkennen am plötzlichen Kopfhochreißen). In Folge dessen wird sich das Tier erneut im Rücken verspannen und weniger schwingen. Damit das nicht passiert, zeigen wir dem Tier, wie es ohne die Rückenmuskulatur so zu verspannen, dennoch den Rücken anheben kann. Diese Aufgabe kommt wieder dem Nachenband zu im Zusammenspiel mit einer aktiven und weit untertretenden Hinterhand (Spannungsbogen). Das ist das A und O beim Reiten und genau das können wir den Tieren schon vom Boden aus beibringen, dies zu erlernen, anzuwenden und schon dabei die dazu benötigte Muskulatur aufzubauen, bevor wir uns in den Sattel setzen. Ich halte nichts davon unter Belastung im Kreuz dies zu trainieren, weil es deutlich schwerer ist. Da halte ich es wie Solinski und mache Bodenarbeit bis zur Versammlung, denn genau die Versammlung ist letztlich die Körperspannung die das Reitergewicht auch lang anhaltend tragen kann.
Die Bauchmuskulatur sorgt für das Untertreten der Hinterbeine und gehört damit auch zur Bewegungsmuskulatur (keine Tragmuskulatur). Allerdings hilft sie die tragenden Bänder über die Kruppe zu spannen. Ohne sie kriegen wir keine Versammlung hin, bei der dann auch noch die Hanken gebeugt werden, welches eine weitere Steigerung in diesem Spannungsbogen darstellt, weil es den Weg verlängert (Linie vom gesenkten Kopf über den gewölbten Hals, die runde Kruppe bis hin zum Knie) und somit den Rücken noch mehr anhebt. Die Bauchmuskeln werden besonders im Galopp benutzt, weil da die Hinterbeine weit nach vorne geholt werden. Sie kann jedoch auch beim Antreten trainiert werden. Wenn das Tier z. B. aus dem Stand ohne Schritt in den Trab oder Galopp anspringt. Oder wie bereits erwähnt aus dem Rückwärtsrichten heraus, wo der aufgebaute Spannungsbogen mit genutzt wird, um möglichst viel Schub nach vorne zu entwickeln. Auch beim Springen wird die benötigt, um die Hinterbeine über das Hindernis möglichst stark angewinkelt weit nach vorne zu holen. Doch das kommt angesichts der vorhandenen Schwäche im Kreuz dieser Stute leider nicht in Frage. Da würde ich dann auch lieber klettern und Stangen übersteigen machen.
Meine Stute war eine Zuchtstute, die untrainiert ein Fohlen bekommen hat. Also hatte sie nur die Muskeln die ein 24 h Boxenpferd hat. Es vermuten mehrere Leute die sie gesehen haben das deswegen der Rücken nicht so gut aussieht. Der Bauch "hängt" praktisch.
Zwar sollte das nach nur einem Fohlen eigentlich nicht schon zum Senkrücken geführt haben. Ich vermute daher, dass sie jedes Jahr nur zum Fohlen kriegen benutzt wurde. Das könnte solche Spuren bei ihr hinterlassen und wenn sie dazu dann auch nur in einer Box gehalten worden ist, braucht sich kein Mensch zu wundern, dass der Rücken nun durchhängt. In meinen Augen ist das schon Tierquälerei. Sie konnte ja nicht einmal laufen nach der Niederkunft, um ihr überdehntes Gewebe wieder zu straffen. Was sind das nur für Menschen, die das ihren Tieren antun? Und durfte das Fohlen auch nicht draußen laufen? Ach ich möchte das nicht wirklich wissen!
Schön, dass es da noch Menschen gibt, die so ein Tier liebevoll aufnehmen und sich Gedanken darüber machen, wie sie ihm helfen können.
Wünsche Euch alles Gute
Manfred