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Akademische Reitkunst

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Akademische Reitkunst
« am: 26. Juni 2011, 11:24:30 »
Hallo,

ich hätte da mal gern ein Problem  ;)  und bräuchte ein wenig Input dazu :bittebitte:

Malika ist ja nun 3 und ich würde - sobald die Maul- und Zahngeschichte ausgestanden ist - gerne mit der Handarbeit anfangen, zur Vorbereitung aufs Anreiten nächstes Jahr.
Malika ist in ihrer Art nicht immer ganz einfach, sehr... selbstbewusst (was andere als "Dominanz" bezeichnen und ausmerzen wollen *schüttel* ich nicht, sie soll bleiben, wie sie ist) und lässt sich nicht leicht zu etwas bewegen, sie muss da schon eine Absicht/Sinn/Eintrag für sich dahinter sehen. Vermutlich ist sie auch so, weil ich das "zugelassen" habe :nixweiss: So würde sie sich wohl eher "totprügeln"  (keine Angst, wir haben's noch nicht probiert  :P) lassen, als auf Gertensignal hin zu weichen, wenn sie das nicht will.
Damit kommen viele nicht klar/sind überfordert (inkl. mir) und ich habe die Befürchtung, dass das unsere RL-Suche schwierig macht... Das nur so als Nebengeschichte.

Nun habe ich mich nach RL umgeschaut, die nach klassischen Grundsätzen arbeiten (mir erscheint das das sinnvollste für mich und Malika, fragt mich nicht warum, ist eher ein Bauchgefühl :nixweiss: Ich erhoffe mir einfach, dass nicht -wie so oft gesehen- nach Schema F gearbeitet wird, sondern an dem, was vorliegt, weiter gearbeitet wird...)

Beim Surfen bin ich dann auf einige BB-Schülerinnen hier in der Gegend gestoßen und neugierig geworden.
Auf den Videos, die ich von diesen Reiterinnen gesehen habe, sind die Pferde fast ausschließlich in hoher Aufrichtung geritten, zeigen einen passageartigen Trab, machen Vorübungen/Ansätze zu Levaden. Es hat mich etwas stutzig gemacht, weil ich gar nicht einordnen konnte, auf welcher Stufe der Ausbildung sie sich gerade befinden  ???

Was steht hinter dieser Philosophie?
Wie ist diese "Reitlehre" aufgebaut? Nach welchen Prinzipien wird gearbeitet?

Ich bin da wirklich noch ganz unbefleckt :rotw:, habe auch noch nicht viel im Internet gelesen. Mir ist auch klar, dass man meine Fragen vermutlich nicht in 3 Sätzen beantworten kann. Ich würde einfach gerne ein bisschen sammeln und einen informativen Erfahrungsaustausch (was findet ihr positiv, was kritisch?) starten. Vielleicht hat er ein oder andere ja auch noch eine konkretere Frage dazu.

Neugierige Grüße  ;)
Isabell

Liebe Grüße
Isabell mit Malika & Mira
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Phanja
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Re:Akademische Reitkunst
« Antwort #1 am: 26. Juni 2011, 12:18:46 »
Ich finde, das hier ist eine recht gute Zusammenfassung der Akademischen Reitkunst: http://knighthoodoftheacademicartofriding.eu/branderup/academic-art-of-riding/
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Re:Akademische Reitkunst
« Antwort #2 am: 26. Juni 2011, 13:41:09 »
Danke für den Link!  :keks:

Aber das, was da beschrieben wird... Haben das nicht mehr oder weniger alle "klassischen Richtungen" gemein? Was ist das Unterscheidende bei BB? Nur, dass er "Wappenträger" und "Ritter" ausbildet (überspitzt formuliert  ;))?
Liebe Grüße
Isabell mit Malika & Mira
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Mannimen
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Re:Akademische Reitkunst
« Antwort #3 am: 27. Juni 2011, 07:11:23 »
Hallo Isabell,

sicherlich gibt es viele Gemeinsamkeiten aber auch große Unterschiede. Da ich im Englischen nicht so gut bin, kann ich zum Inhalt dieses Links nichts sagen aber zu deiner Frage schon.

Für mich besteht der wesentliche Unterschied darin, ob ein Pferd über den Rücken geht. Was wir im Breitensport bei der englischen Reiterei sehr häufig beobachten können, sind die sogenannten "Schenkelgänger" und der "Rückengänger" bleibt meist eine Wunschvorstellung.

Aber auch in der klassischen Ausbildung nach den Grundsätzen der alten Meister sind häufig im Rücken verspannte Pferde zu sehen. Meiner Meinung nach liegt das daran, dass sie zu früh aufgerichtet werden, bevor sie den Reiter überhaupt richtig tragen können.

BB beginnt bei der Bodenarbeit gleich mit Biegungen und macht den Rücken dadurch sehr beweglich. Ein so biegsames Pferd geht ganz anders als eines, welches von Anfang an gerade gerichtet wurde. Es nimmt auch viel früher Last mit der Hinterhand auf, während die anderen Tiere ewig auf der Vorhand gehen. Allerdings verleitet das natürlich zur Versammlung und Aufrichtung, die dann meist viel zu früh kommt.

Auch wird grundsätzlich immer viel zu früh vom Sattel aus weiter gearbeitet. Das sollte meiner Ansicht nach erst geschehen, wenn die Grundausbildung am Boden soweit fortgeschritten ist, dass der Rücken tatsächlich schon getragen wird, ganz besonders bei schweren Reitern (mir an die eigene Nase fass).

Sehr bedauerlich finde ich in diesem Zusammenhang immer wieder Videos, die beweisen, wie schnell all dies gehen kann. Eines wurde selbst bei La-sell eingestellt, wo gezeigt wird, wie ein Haffi bereits nach 14 Tagen schon Kruppe herein geht. Derartige Beispiele verleiten meiner Ansicht nach nur dazu sich viel zu wenig Zeit bei der Ausbildung zu nehmen. Aber die Menschen sind halt so und wollen sich und der Welt immer etwas beweisen. Man sollte sich davon jedoch nicht täuschen lassen.

LG Manfred
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Re:Akademische Reitkunst
« Antwort #4 am: 27. Juni 2011, 08:01:07 »
Soweit ich das verstanden habe wird bei  BB eben von Anfang an sehr viel in Seitengängen gearbeitet.
Was den Rücken angeht, sehe ich eigentlich aber nur sehr selten Pferde, die den Rücken auch oben haben und von hinten her aufrichten. Er ist wohl sehr biegsam, schwingt aber irgendwie immer eher von oben nach unten wie ein Sprungtuch, nicht wie eine Feder.
Das ist mein Hauptkritikpunkt und ich sehe auch bei den von BB selbst gearbeiten Pferden keinen besser arbeitenden Rücken.
auf dem Kurs bei Hanna Engström hat sie immer auf das "weiche" Hinterbein hingewiesen und ich konnte mir in etwa vorstellen, welche Bewegungsqualität sie meint. Wenn man das nun zu sehr focussiert, verstehe ich warum diese Art von Rückentätigkeit bei herauskommt.

Was mir gut gefallen hat war die Bedeutung des Sitzes und das alle, die länger so reiten, auch viel ohne Gebisseinwirkung reiten, allerdings wird auch oft zu schnell mit der Kandare gearbeitet, um den Hals aufzurichten.
So bekomme ich im Gesamten ein Pferd, was zwar sehr weich in allen Anforderungen ist, aber eben ohne Spannungsbogen.

Die Wahrheit liegt für mich inzwischen irgendwo dazwischen.
Allerdings muss man das natürlich für sich selbst herausfinden, und die auf dem Kurs gezeigten Pferde liefen in ihren Möglichkeiten sehr schön.
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Phanja
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Re:Akademische Reitkunst
« Antwort #5 am: 27. Juni 2011, 08:39:09 »
Soweit ich das verstanden habe wird bei  BB eben von Anfang an sehr viel in Seitengängen gearbeitet.

Ja - das liegt daran, dass man diese in der Akademischen Reitkunst dazu verwendet, das Pferd geradezurichten. Mit dem Erlernen der Seitengänge befähigt man sich und das Pferd, sowohl die Schultern als auch die Hinterbeine zu platzieren. Dabei sollen die Hinterbeine unter den Schwerpunkt greifen, um den Schultern Freiheit zu verschaffen.
Beispiel: Fällt der äußere Hinterfuß aus und nimmt keine Last auf, korrigiert man kruppehereinmäßig (entweder man platziert die Schulter weiter nach außen oder man platziert die Hinterhand bzw. das äußere Hinterbein weiter innen)
Fällt andersrum der innere Hinterfuß aus und greift am Schwerpunkt vorbei (=keine Lastaufnahme) korrigiert man schulterhereinmäßig (entweder man platziert die Schulter weiter innen oder die Hinterhand weiter draußen)

Ich finde es übrigens schwierig, im Bereich Akademische Reitkunst so pauschale Aussagen zu treffen. Es hängt sehr viel vom jeweiligen Ausbilder ab. Einige haben sich auf bestimmte Themen spezalisiert (z.B. konzentriert sich Hanna Engström sehr auf das Thema Sitz).

Mir persönlich gefällt an BB bzw. der Akademischen Reitkunst sehr, dass sich einem mit der Zeit wirklich alles bis ins kleinste Detail logisch erschließt. Wo andere "Methoden" oder "Systeme" Fragen offen lassen, findet man hier wirklich sehr genaue Erklärungen. Das setzt aber auch voraus, dass man bereit ist, sich wirklich weiterzuentwickeln - sonst wird man eher das Gefühl von bömischen Dörfern bekommen.
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Re:Akademische Reitkunst
« Antwort #6 am: 27. Juni 2011, 09:06:53 »
 :dops: Danke für eure Infos und Berichte!  :keks:
Finde ich interessant, da weiß ich dann schon, auf was ich achten muss  :cheer:
Liebe Grüße
Isabell mit Malika & Mira
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Re:Akademische Reitkunst
« Antwort #7 am: 27. Juni 2011, 10:10:38 »
Ja - das liegt daran, dass man diese in der Akademischen Reitkunst dazu verwendet, das Pferd geradezurichten. Mit dem Erlernen der Seitengänge befähigt man sich und das Pferd, sowohl die Schultern als auch die Hinterbeine zu platzieren. Dabei sollen die Hinterbeine unter den Schwerpunkt greifen, um den Schultern Freiheit zu verschaffen.
Beispiel: Fällt der äußere Hinterfuß aus und nimmt keine Last auf, korrigiert man kruppehereinmäßig (entweder man platziert die Schulter weiter nach außen oder man platziert die Hinterhand bzw. das äußere Hinterbein weiter innen)
Fällt andersrum der innere Hinterfuß aus und greift am Schwerpunkt vorbei (=keine Lastaufnahme) korrigiert man schulterhereinmäßig (entweder man platziert die Schulter weiter innen oder die Hinterhand weiter draußen)
ja stimmt, das fand ich auch spannend beim Kurs, weil ich vorher nicht so dezidiert auf die Balance der einzelnen Beine geachtet habe bzw diese Möglichkeit mir nicht so stark bewusst war.

Zitat
Das setzt aber auch voraus, dass man bereit ist, sich wirklich weiterzuentwickeln - sonst wird man eher das Gefühl von bömischen Dörfern bekommen.
das ist aber doch immer der Fall, sobald man beginnt sich tiefer mit der "Reitkunst" zu beschäftigen  :cheese:
Erst denkt man man weiss nix, dann merkt man dass man etwas versteht und denkt man weiss jetzt alles, dann merkt man dass man gerade nur die Tür einen Spaltbreit geöffnet hat und dann fängt man erst an vorsichtige Schritte zu gehen und merkt, wie groß das Land ist was dahinter liegt....  :nick:
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Phanja
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Re:Akademische Reitkunst
« Antwort #8 am: 27. Juni 2011, 10:18:24 »
Erst denkt man man weiss nix, dann merkt man dass man etwas versteht und denkt man weiss jetzt alles, dann merkt man dass man gerade nur die Tür einen Spaltbreit geöffnet hat und dann fängt man erst an vorsichtige Schritte zu gehen und merkt, wie groß das Land ist was dahinter liegt....

Genau - ich finde es einfach faszinierend, wie detailliert man gaaaaanz kleine, einzelne Bereiche betrachten kann und wie man dadurch nach und nach merkt, wie diese vielen, vielen Kleinigkeiten alle miteinander zusammenhängen und das große Ganze ergeben  :rotw:


@Malika
Im Zweifelsfall würd ichs einfach mit der Trainerin mal ausprobieren und mich bei der Entscheidungsfindung dann aufs Bauchgefühl verlassen
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Anke
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Re:Akademische Reitkunst
« Antwort #9 am: 27. Juni 2011, 10:21:44 »
Kreuzgurtung: hinterer Riemen vom Sattel in vordere Schnalle vom Gurt und vorderer Gurt in hintere Schnalle
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Mannimen
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Re:Akademische Reitkunst
« Antwort #10 am: 27. Juni 2011, 12:17:29 »
Ja, so pauschal kann man da auch keine allumfassende Aussage machen. Es wird ja z. B. auch gerne angeführt, dass die klassische Reitweuse eher etwas für barocke (kurzrückige und breite) Pferde sei, weil sich die langen und dünnen damit sehr viel schwerer tun. Sie können sich nicht so gut aufrichten und die Hinterbeine unter den Schwerpunkt bringen.

Klar muss ein dünnes Pferd seine Füße sehr viel präziser setzen um nicht an dem Schwerpunkt vorbei zu treten und ein langes Pferd auch den Rücken stärker aufwölben, um weiter untertreten zu können. Aber unmöglich ist das noch lange nicht.

« Letzte Änderung: 27. Juni 2011, 12:23:23 von Mannimen »
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strizi
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Re:Akademische Reitkunst
« Antwort #11 am: 27. Juni 2011, 12:28:19 »
also, mein überbreites tinkerlein wird auch nach der klassischen reitweise gearbeitet (wie alle andern auch bei mir). und, dieses pferd so durch zu arbeiten, dass es dann zuverlässig übern rücken geht, und das auch in den lektionen dann behalten kann, bzw. auch in aufrichtung - das ist eine lebensaufgabe........ das bewußte setzen und platzieren der hinterbeine ist EIN kriterium in dem prozess.

(grade aktuell am we wieder eingebläut bekommen)

1) zugang zum genick, darüber bekommt man 2) rücken und hinterbeine und das 3) kriterium ist dann die geraderichtung.

wenn man das hat und halten kann, DANN gehts weiter.

um das zu erreichen, sind einem  stellung, biegung, hals-fallen-lassen, sh, konter-sh, renvers und travers und auch travesalen von großem nutzen...... natürlich in allen gangarten  :cheese:
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Re:Akademische Reitkunst
« Antwort #12 am: 27. Juni 2011, 12:39:10 »
Zitat
1) zugang zum genick, darüber bekommt man 2) rücken und hinterbeine und das 3) kriterium ist dann die geraderichtung.
jepp, und wenn man alle Dinge beisammen hat fühlt es sich dann auch gleich richtig an.
Und das ist das, was ich bei PK - und A. Kurland auch gelernt habe - erst vorne die Widerstände beseitigen ("Zugang zum Genick"), dann den Rücken locker halten und dann kann die Hinterhand arbeiten und in der Geraderichtung dann wirklich von hinten nach vorne effektiv sein.

Wenn man diese Prinzipien hat, ist die Reitweise letztendlich wurscht.
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Re:Akademische Reitkunst
« Antwort #13 am: 27. Juni 2011, 13:10:11 »

Für mich besteht der wesentliche Unterschied darin, ob ein Pferd über den Rücken geht. Was wir im Breitensport bei der englischen Reiterei sehr häufig beobachten können, sind die sogenannten "Schenkelgänger" und der "Rückengänger" bleibt meist eine Wunschvorstellung.
bitteschön:
http://www.nixberg.at/uni/pim/module/bilder/farbpalette.jpg
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A horse without spots is like the night without stars!
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strizi
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Re:Akademische Reitkunst
« Antwort #14 am: 27. Juni 2011, 13:31:04 »
jepp, und wenn man alle Dinge beisammen hat fühlt es sich dann auch gleich richtig an.
Und das ist das, was ich bei PK - und A. Kurland auch gelernt habe - erst vorne die Widerstände beseitigen ("Zugang zum Genick"), dann den Rücken locker halten und dann kann die Hinterhand arbeiten und in der Geraderichtung dann wirklich von hinten nach vorne effektiv sein.

Wenn man diese Prinzipien hat, ist die Reitweise letztendlich wurscht.
jup, weil eigentlich ist der klassische fn-ausspruch: reite dein pferd vorwärts und richte es gerade auch nix anderes............ nur a bissi mehr erklärung bringt der klassisch-klassische zugang
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