Danke für Dein Post, Steffi!
Zum NH selbst kann und will ich nichts sagen, weil ich mich damit nie wirklich auseinander gesetzt habe und noch keine NH-Trainer (gute oder schlechte) live habe arbeiten sehen.
Aber v.a. diese beiden Absätze aus Steffis Post gingen mir ziemlich genauso auch durch den Kopf:
Coco, Du hast es sehr deutlich gemacht in Deinem Beitrag. Du beschreibst, das von Dir geschilderte Tier als Pferd mit "miesem Charakter". Wenn ich solche Kategorien anlege in der Bewertung eines Pferdes, werde ich zu anderen Entscheidungen kommen, als wenn ich prinzipell davon ausgehe, dass ein Pferd sein Verhalten an seinen Lernerfahrungen orientiert. Und die macht es bei seinen Besitzern.
Noch ein zweiter Punkt aus deinem Beitrag, Coco: Du beschreibst die Probleme Deines Freundes mit seinem Timing. Ich glaube, dass es ein großer Irrtum ist zu meinen, dass das Timing vor allem beim CT eine Rolle spielt und bei NH eher weniger. Gerade bei dem Erfolg von Lernen durch negative Verstärkung ist nichts wichtiger als das perfekte Timing des Trainers. Sonst passiert nämlich das, was Asterix gezeigt hat. Er ist einfach stehen geblieben, weil er eine Übung nicht verstanden hat. Das Tolle am Ct ist es gerade, dass es das Timing so schult. Und ohne gutes Timing, wird ein Trainer pferdegerecht kaum zum Erfolg kommen.
Der "Charakter" eines Tieres wird immer sehr stark davon beeinflusst, wie mit ihm umgegangen wurde und wird. Und wenn ein Tier bei einem bestimmten Umgang einen "schlechten Charakter" hat, dann muss das noch lange nicht heissen, dass es nicht bei einem anderen Umgang einen "tollen Charakter" hätte.
Und in der Hundeschule habe ich mehr als einmal gehört "mit dem Clicker will ich nicht arbeiten, dafür bin ich zu langsam". Nur, schneller waren die Leute auch ohne Clicker nicht, d.h. das Timing war generell mies, unabhängig von der Trainingsart. Mit dem Clicker sieht bzw. hört man halt recht deutlich, was man da gerade "trainiert" hat. Bei anderem Training (egal ob mit positiver oder negativer Verstärkung oder mit Strafe) scheint das nicht so auffälllig zu sein. Und wenn das Training nicht funktioniert, kann man es dann leichter auf den "dummen/sturen/dominanten/eigensinnigen/..." Hund schieben.
Was ist es denn, wenn ein Pferd, das zum Gras will was ein anderes grad frist, 1.) dieses anschaut, 2.) die Ohren anlegt, 3.) Maul und Nüstern anspannt, 4.) langsam, aber unaufhaltbar in die Richtung des anderen geht, 5.) falls das andere dann immer noch nicht weg ist, eine Art Scheinattacke macht oder es beißt oder so was in der Art?
@Franzi: auch die Sorte Argument habe ich im Hundebereich oft gehört. Meine Antwort war damals, und auch jetzt: wir sind aber keine Hunde/Pferde. Wir können einfach nicht exakt die Kommunikationssignale senden, die ein Artgenosse senden würde. Und wir übersehen oft auch haufenweise der Signale, die das Tier uns gerade sendet. Auch da wieder habe ich deutlich mehr Erfahrungen mit Hunden, und habe schon oft gesehen, dass eine scheinbar "hündische" Strafe angewendet wurde. An sich vielleicht nicht soooo dramatisch, nur hat der Mensch die Antworten des Hundes "verpasst", und die Strafe viel zu lange aufrecht erhalten. Oder er hat sich im Gegenteil von einer "Scheinunterwerfung" blenden lassen und die Strafe beendet, während sich der Hund "ins Fäustchen gelacht hat" über die schlechten Führungsqualitäten des Menschen (dieser Fall kommt aber deutlich seltener vor).
ICH würde mir das bei Pferden noch viel weniger zutrauen, als bei Hunden, denn ich kenne ihre Körpersprache noch viel zu schlecht. Bei Hunden fühle ich mich inzwischen einigermaßen firm, würde aber auch da davon ausgehen, dass mein "hund" etwas so gut ist, wie das englisch oder französisch des durchschnittlichen Abiturienten: man kommt damit klar, aber vom "flüssigen Sprechen" und "Verstehen jedes Landsmannes" nach Muttersprachen-Manier ist man noch Meilen entfernt.
Wobei das ganze Post doch recht weit vom NH weg ist....
*sichselbstmitKeulehaut*