Wow, coole interessante Diskussion!
- Total gut rauszulesen ist, wie schwierig es schon hier in diesem recht homogenen Forum ist, zu definieren, was VIEL oder WENIG Druck ist...!
- mein Beitrag sollte übrigens wirklich nur eine anregende Frage sein! Ich denke a) nicht, dass wir Menschen pferdisches Verhalten nachahmen sollten und b) nicht, dass Pferde uns je für Artgenossen oder so was halten
- Was ist denn NH für Euch? Ich habe vor ca 15-20 Jahren, als tatsächlich noch fast niemand in Deutschland was von Parelli, Roberts u Konsorten gehört hatte, von und mit meinen Reitlehrern gelernt, wie man mit minimalstem Druck und vor allem mit guten Releases a) Informationen transportiert und b) dem Pferd vermittelt, dass es mich kleineres, schwächeres und oft lästiges Menschlein nicht umlaufen oder umstupsen darf.
Gleichzeitig mit den den heutigen NHlern hatten meine Reitleher die Idee, Pferde zu beobachten und ihnen mit möglichst wenig Kraft oder Gewalt sehr eindrucksvoll zu vermitteln, dass sie von da weichen sollen, wo sie gerade sind. Klar, damals haben wir das anfangs auch im Rahmen dieser DominanzIdee/bzw. der Ideem,wo ist Dein Platz und wo ist mein Platz gesehen. (Seminare bei Hempfling, Tellington, Neindorff, Videos von Rashid, Parelli, Treffen mit Roberts begleiteten die damalige Suche und das "Ausprobieren" und Lernen)
- Körpersprache hat da für mich auch nochmal eine ganz andere DImension! Seilgewedel oder geducktes auf die HH-Starren oder ... sind für mich keine natürliche Körpersprache. Echte Körpersprache ist wirklich universell! Sowohl ein Mensch, als auch ein PFerd oder Hund merkt es, wenn ich ihm innerhalb einem beschränkten Raum den Weg abschneide oder ob ich mich ihm locker, freundlich nähere, drohend oder spielerisch! Und Körpersprache kann unglaublich verfeinert werden!! Aber das muss man üben, üben, üben! Und das ist es absolut wert finde ich. Auch das Körpersprache vom PFerd zu erkennen und zu verstehen muss man üben, üben!!
Mir geht immer ein bissl die Hutschnur hoch, wenn ich mitbekomme, dass jemand denkt, er "könne" Join Up und dann sein PFerd ne Stunde im Gallopp rumscheucht. Wenn man die Idee dahinter verstanden hat und es sorgfältig und viiel geübt hat, dann kann man das im Schritt machen und es dauert wenige Minuten, bis das Pferd versteht, dass der Mensch Platzansprüche erhebt und dass er dem Pferd deshalb trotzdem freundlich gesinnt ist und nichts dagegen spricht sich ihm anzuschließen oder zu folgen. (nein, ich mache es trotzdem nicht ständig...)
- Jög und Esther, ich finde es soo cool, dass Ihr auch unterscheidet zwischen Erziehung und Ausbildung! Das ist für Pferdeleute meist ein eher ungewohnter Gedanke. Und ein Beweis dafür, wie nah doch vielen Pferdeleuten immer noch die Idee der Rangordnung oder Dominanz (und dadurch wohl automatisch der Druck) ist, um Pferden etwas beizubringen!
- Esther,
Erziehung sind "natürlichere" Dinge, wie eben, dass ich weder ein Baum noch ein massefreier Punkt bin, so dass man sich an mir weder schubbeln darf, noch einfach durch mich hindurchgehen kann. Bei solchen Sachen reagiere ich eh meist impulsiv, so dass ich da weit vom CT entfernt bin. Manchmal ärgere ich mich im Nachhinein über meine Reaktion, aber da sie eben reflexmässig kommt, habe ich da auch nur begrenzt eine Chance, daran was zu ändern.
Siehst und hier frage ich jetzt doch, was spricht dagegen, auch bei der Erziehung etwas strukturierter und dadurch v.a. für das Pferd berechenbarer und verständlicher (im Sinne von Kommunikation) zu werden? Ich gehe durch einen im Weg liegenden Hund im Zweifel hindurch, gehe nicht aus dem Weg, wenn er beim Spiel gegen mich stösst, u.a.:
Also verhalte ich mich hier ganz
aktiv und gebe damit ein Statement zu meiner "Macht" ab ohne Bedrohend zu werden oder zu befürchten, dass Hund/Pferd die Weltherrschaft anstrebt. Aber wenn ich durch die volle Fußgängerzone gehe, versuche ich einen Mittelweg zu finden und ramme weder die Leute, noch mach ich einen Leuteslalomlauf daraus...
Auch aus den hier schon erwähnten Sicherheitsgründen halte ich es für wichtig, dass das PFerd es einfach für selbstverständlich und gleichzeitig NICHT beängstigend findet, dass es mir ausweicht, wenn ich es dazu auffordere und nicht umgekehrt. Mir persönlich ist Pferd einfach zu groß, um in "Real Live" Situationen zu "diskutieren".
Für mich schließt sich das auch alles überhaupt nicht aus:
Über eine deutliche körperliche Präsenz, in zb einer Halle (idealerweise nicht so klein wie ein RP oder so groß wie eine Koppel), mit einem freien Pferd und NUR mit der Intention mich an die Stelle zu stellen, an der das Pferd gerade steht und NICHT mit der Idee, es zu treiben oder zu longieren oder so was, kann ich als Mensch sehr gut meinen Komfortbereich erklären und damit Erziehungsarbeit leisten.
Für mich ist es systematischer und hoffentlich vielleicht auch für Pferd berechenbarer, wenn ich Signale/Hilfen wähle, die möglichst weit außerhalb der Komfortzone des PFerdes und möglichst klein, fein beginnen und nur deutlicher, näher oder einfach anders werden, wenn sie aus welchen Gründen auch immer nicht verstanden werden.
Genauso wie es selbstverständlich ist, dass ein mit R+ trainiertes Verhalten möglichst immer mit dem identischen SIgnal abgerufen wird, ist es fürs PFerd hilfreich, wenn ich das mit R- trainierte Verhalten auch immer gleich hervorrufe/signalisiere. Impulsiv sein gehört da für mich eigentlich nur bedingt dazu. Daher trainiere ich eben dann lieber von Anfang an ein Grundverständnis für diese Erziehungsgrundlagen in einer ruhigen Trainingssituation und habe für die Real Live Situation das passende Grundverständnis, Signalverständnis und Handwerkszeug parat.
Parallel kann ich zusätzlich auch noch die gleichen DInge (zb eben weichen) im Rahmen der Ausbildung und mit R+ lehren und vermitteln. Es kommt ja noch hilfreich hinzu, dass sich ein Verhalten das auf mehrere unterschiedliche Arten gelehrt/gelernt wurde immer und immer besser einprägt.
- Es kommt für mich auch noch der Gedanke hinzu, dass Pferde meistens schon eine gewisse Lebenserfahrung haben! Sie haben (im Gegensatz zum unbedarften, auch körperlich unterlegenen Welpen zB) gelernt, dass sie den Mensch schubsen KÖNNEN, dass der Mensch IHNEN unwillkürlich ausweicht, dass sie ihn zum Gras ziehen KÖNNEN... das meine ich wertfrei, als reine Tatsache.
Naja, viiiele interessante Gedanken! Ich bin sehr froh, dass es mit CT eine Möglichkeit gibt, die Ausbildung des Pferdes (dazu gehört dann für mich alles vom Hufegeben über Hänger, geführt werden, Aufmerksamkeit, Körpergefühl, Reiten, Spielen....) in der ihm als Individuum angemessenen Geschwindigkeit und Art und Weise positiv und mit Freude für beide zu gestalten! Und ja, es gehört für mich auch dazu, zu versuchen herauszufinden, in welcher Stimmung ist das Pferd heute, kann ich vielleicht darauf eingehen oder mag ich heute versuchen, ihn zu animieren sich auf meine Stimmung einzlassen und auch mit der KOnsequenz leben zu können, dass Pferd vielleicht keine Lust auf mich hat, bzw. dann darüber nachzudenken, was ich ändern kann, damit es mehr Lust auf mich hat.
So, jetzt aber Schluss
Lieben Gruß Franzi, die hofft, dass wenigstens ein bissl was von ihrem Belief System
richtig rübergekommen ist.