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Pferd weigert sich - wie reagiert ihr?

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Re: Pferd weigert sich - wie reagiert ihr?
« Antwort #15 am: 06. Oktober 2016, 11:18:46 »
Ich hab auch so ein Pony das zu den "keinen Bock - da geh ich nicht lang" Kandidaten gehört. Der Grund ist dann, dass er zB gerne nach Hause will, dass es ihm allein doch etwas zu gruselig ist, er nicht nochmal traben will, ...
Umdrehen würde ich in der Situation auch niemals, allerdings ist er früher auch gerne mal durchgegangen. Entweder steige ich ab (also, als ich noch geritten bin) oder übernehme die Position einer führende Person eben, dann ist es wirklich selten ein Problem.
Wenn sowas allerdings auftaucht beißen wir uns nicht an der einen Ecke fest sondern üben an weniger akuten Stellen. Dann soll er in einen Feldweg gehen den wir manchmal traben der allerdings ins Nichts führt. Dafür wird er dann bekekst (bzw schon für die ersten Schritte) und das wird fleißig geübt. Manchmal geht man den Weg lang, manchmal gar nicht sondern bekekst schon die Bereitschaft in die Richtung sich zu stellen, dorthin zu gucken und die Richtung zu denken, denn da fängt das Problem oft an. Und wegen dem rückwärts Rennen lasse ich das reitkind zB auch an solchen eckennnicht diskutieren sondern lasse sie stehen Clickern, denn wenn sie ins ziehen und du musst aber kommen, dann weiß ich, wer den kürzeren zieht.  :P
So bleiben alle im Denk bzw Essmodus  :lol: und es gibt kein wildes aufs Feld Rennen und Umdrehen und aus einem bekeksten stehen kommt man viel besser zu einem Schritt vorwärts.
Liebe Grüße
Linda, Pony Jim und Pudelkind Zephyr
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Re: Pferd weigert sich - wie reagiert ihr?
« Antwort #16 am: 06. Oktober 2016, 12:20:40 »
Uah, Friedalita, das klingt aber gruselig!  :-\ Da hätte ich auch echt Angst bekommen, ehrlich gesagt. "Mein" Pferd ist Gott sei Dank sehr brav und sagt höflich "Nein". Sie wird nur etwas gnarschig auf dem Gebiss, geht rückwärts und legt die Ohren zurück. Angst hat die allerdings nicht. Dann würde ich auch anders vorgehen.
Vom Durchzwingen durch eine Situation, die dem Pferd Angst macht, halte ich gar nix. (Wenn es kein lebensbedrohlicher Notfall ist...)

Naja, ich fands nicht gruselig und ich hatte auch nie Angst. Er sollte halt lernen: Findest du was gruselig oder magst nicht weiter, kannst und sollst du das bitte anzeigen. Nur mit stehen bleiben. Da war dann ein Zwangsmoment durchaus da, damit ich abspringen konnte. Dann wurde aber trainiert...vermehrt vom Boden aus, dann erst wieder reitend. Soweit zum Thema Weigerung, Angst und Sicherheit.

Verhalten hat wie schon gesagt wurde immer eine Ursache. Pferde drücken Angst und Unwillen oder fehlendes Vertrauen unterschiedlich aus. Die einen heftiger, die anderen weniger heftig. "Kein Bock" halte ich in den wenigsten Situationen für die Ursache von Verhalten. Aber das wurde ja schon geschrieben alles.
LG von Frieda, Nuka, Dorado, Somnum, Baccara, Paula und Mimmi

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Re: Pferd weigert sich - wie reagiert ihr?
« Antwort #17 am: 06. Oktober 2016, 14:51:02 »
Vielen lieben Dank für die Eröffnung dieses Themas!! :keks:
Ganz spannend zu hören, wie ihr da vorgeht. Ich kenne das Problem auch ganz gut. Besonders wenn wir losreiten ist es auf dem einen Weg immer unglaublich zäh. Leider müssen wir diesen Weg fast immer gehen um ins Gelände zu kommen. Erstmal geht er steil hoch und oben steht so ein Häuschen wo irgendwas wegen der Wasserversorgung drin ist. Die Stelle findet sie etwas gruselig. Das Reiten ist bei uns nicht wirklich positiv aufgebaut- bei einem 23 Jährigen Pferd mit dem ich einmal die Woche ausreite und ansonsten immer die anderen Mädels rüttel ich da nichts mehr dran. Sie kriegt zwar unterwegs mal einen Keks, aber im großen und ganzen ist es ganz konventionell. Am einfachsten ist das Problem eigentlich zu lösen indem wir zu zweit ausreiten. Da stapft sie meist fröhlich hinter dem anderen Pferd her.
Angeregt durch eure Beiträge hier hab ich mir gestern vorgenommen einen kleinen Spaziergang zu machen, bei dem ich mehr auf das höre, was sie mir mitteilt. Die erste Zeit ging ganz gut, aber als wir diesem Häuschen näher gekommen sind wollte sie dann einfach nicht mehr weitergehen. Hab sie dann noch einmal das mitgenommene Target anstupsen lassen und dann sind wir sehr flotten Schrittes zurück nach Hause gegangen. Hat sich richtig gut angefühlt da mal auf sie zu hören  :dops:
LG Kim & Flöckchen & Miss Elly & Trixi

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Re: Pferd weigert sich - wie reagiert ihr?
« Antwort #18 am: 06. Oktober 2016, 15:13:44 »
Für sie bestimmt auch  :click:
LG Tine
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Re: Pferd weigert sich - wie reagiert ihr?
« Antwort #19 am: 07. Oktober 2016, 19:19:54 »
Hallo Ihr,

mein Pony mag nicht mehr gerne ausgeritten werden. Sie mag generell auch nicht gerne ihre Herde und den Stall verlassen. Spazierengehen geht, aber alles, was weiter weg als sagen wir mal 200-300 m ist, da kann es sein, dass sie zu wiehern beginnt. Dieses Verhalten ist mit den Jahren nach jedem Stallwechsel (insgesamt 4 in 20 Jahren) stärker geworden. Bis auf den ersten Stallwechsel von Bayern nach Hamburg im Transporter, waren alle Stallwechsel in Hamburg und wurden zu Fuß erledigt. Unter Umständen verknüpft sie seit dem das Weggehen vom Stall mit generellem Stallwechsel.

Ich habe mich entschieden dem Wunsch meines Ponys zu entsprechen und reite nur noch sehr selten aus. Manchmal macht es uns Spaß, manchmal drehen wir nach kurzem Weg wieder um. Dafür arbeitet dieses Pony wie der Teufel auf dem Reitplatz und in der Reitbahn drumherum und scheint dort viel Spaß zu haben. Ich kann aufs Ausreiten verzichten. Schade ist es schon, aber ich kann mein Pony "verstehen".

Und ausprobiert habe ich in den vergangen 15 Jahren so ziemlich alles, inclusive Draufhauen. Das war gruselig und ich habe mich extrem geschämt, aber damals war ich oft sehr wütend auf mein Pony. Ich konnte und wollte das so nicht akzeptieren, nachdem ich die ersten Jahre super ausreiten konnte. Aber inzwischen habe ich die Clickerhaltung einfach sehr verinnerlicht und kann meinem Pony die Freiheit lassen.

So geht's uns beiden gut. Liebe Grüße
Steffi
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Re: Pferd weigert sich - wie reagiert ihr?
« Antwort #20 am: 07. Oktober 2016, 21:20:14 »
Steffi, deine Erfahrung finde ich ziemlich interessant. Mein Pony ist in seinen 23 Jahren 2x umgezogen. Einmal eine weite Strecke mit dem Anhänger, dort hat sie dann 16 Jahre gewohnt und jetzt nochmal aber zu Fuß. Vom alten Stall ist sie auch viel besser und freudiger alleine weggegangen. Ganz ohne Stocken geht es jetzt nur noch in Begleitung ihres Freundes.
LG Kim & Flöckchen & Miss Elly & Trixi

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Re: Pferd weigert sich - wie reagiert ihr?
« Antwort #21 am: 08. Oktober 2016, 23:21:39 »
Ich finde in solchen Situationen ist es wichtig, zu überlegen, was der Grund sein könnte und auch was sonst so der Hintergrund ist. Es ist ja was anderes, ob man entscheidet, dass es weiter geht, weil man selbst noch ausreiten will, oder weil das Pferd die Bewegung braucht (weil es zu dick ist oder so).

In unserem Fall weiß ich, Sandero ist noch zu unsicher für Ausritte alleine, also bleibe ich im kleinen Kreis um den Stall, den er noch gut aushalten kann, um gar nicht erst in die Situation zu kommen dass er nicht weiter will, und steige ab, wenn er seine Komfortzone verlässt.

Bei anderen Dingen, wo es ums Wollen/ Nichtwollen geht, entscheide ich sehr danach, ob ich als Mensch weiter denken kann und deshalb auf lange Sicht zum Wohle des Pferdes handele, wenn ich etwas gegen seinen Willen durchsetze. Letztens hat Sandero z.B. angefangen, giftigen Farn zu fressen und hatte schon die ersten Blätter im Maul. Da ziehe ich ihn dann sehr unclickermäßig weg, hole ihm die Blätter aus dem Maul und motze.

Das mit dem Testen finde ich schwer einzuschätzen. Ich würde schon vermuten, dass Pferde in der Lage sind, zu verstehen, dass wenn sie a tun b passiert. Sonst würde clickern ja nicht funktionieren. Und würde das micht dann auch bedeuten, dass sie auch überprüfen können, ob ein bestimmtes Verhalten zu einem bestimmten Ziel führt?

Insgesamt finde ich die Diskussion hier ein sehr spannendes Thema. Die Grenze, die jeder für sich und sein Pferd zieht in Bezug darauf, wieviel es mitbestimmen darf, ist bestimmt auch ziemlich unterschiedlich: Was ist noch ein akzeptabeles Maß an "Pferd drückt sein Bedürfnis aus, zum Stall zurückzukehren" und was ist es nicht mehr? Sandero hat sich letztens auf dme Weg zur Weide losgerissen, um schneller da zu sein. Da wollte ich definitiv nicht, dass er lernt, dass er durch sich losreißen schneller bei der Herde ist, sondern es sich mehr lohnt, gemeinsam mit mir dort anzukommen. Deshalb bin ich gemeinsam mit ihm noch mal den Weg zurückgegangen  und habe das bei mir bleiben belohnt. Obwohl ich ja sehr genau wusste, was sein Bedürfnis ist...

Snöflingan, kannst du genauer erklären, wie du Grenzen setzt? Ich glaube gerade bei denen von uns, die manchmal etwas flegelige Jungspunde haben, kommt es ja schon öfter vor, dass man das Gefühl hat, das mal tun zu müssen :confused:. Aber außer immer wieder freundlich "nein danke" sagen (im übertragenden Sinn) fällt mir dazu nicht viel ein.
Viele Grüße von Anna und Sandero
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Re: Pferd weigert sich - wie reagiert ihr?
« Antwort #22 am: 09. Oktober 2016, 07:36:53 »
Bei anderen Dingen, wo es ums Wollen/ Nichtwollen geht, entscheide ich sehr danach, ob ich als Mensch weiter denken kann und deshalb auf lange Sicht zum Wohle des Pferdes handele, wenn ich etwas gegen seinen Willen durchsetze. Letztens hat Sandero z.B. angefangen, giftigen Farn zu fressen und hatte schon die ersten Blätter im Maul. Da ziehe ich ihn dann sehr unclickermäßig weg, hole ihm die Blätter aus dem Maul und motze.

ich finde, dass auch in solch einer Situation noch Nuancen möglich sind.

Habe erst vor ein paar Wochen eine ähnliche Situation bei uns auf dem Hof beobachtet:

neue Einstellerin bindet ihre Stute sehr lang an. Neben dem Anbindeplatz wachsen Zypressen (sehen Thuja ja sehr ähnlich). Stute steckt logischerweise beim Putzen die Nase in die Zypressen rein und bekommt einen Ruck am Strick. Auf die Information, dass es sich nicht um giftige Thuja (absolut unlogisch auf einem Pferdehof) sondern um Zypresse handele, kam die Antwort: "ich kann Giftplanzen sowieso nicht erkennen"

Eine clickerconforme Lösung könnte sein:

- Pferd so kurz anbinden, dass es unbekannte Pflanzen niemals nicht erreichen kann
- einen anderen Putzplatz wählen, wenn das Pferd lang angebunden stehen soll

und vor allem: sich selbst informieren, wie giftige Pflanzen aussehen!

Im obigen Beispiel mit dem Farn, wo das Verhalten ja während eines Spazierganges aufgetreten ist:

- wegziehen oder ggfs., wenn Trainingslevel das hergibt, per Stricktechnik deutlicher anfragen
- Futter aus dem Maul holen, ja
- motzen - nein. Dass Pferd verknüpft das Motzen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mit der Pflanze, sondern mit dem Hochziehen und Futter aus dem Maul holen.
- sicherstellen, ob es sich wirklich um giftigen Adlerfarn oder um weniger giftigen Wurmfarn gehandelt hat (Adlerfarn ist mittlerweile ziemlich selten). Und wenn ein Pferd so massiv Richtung Farn (oder anderen, mässig giftigen Pflanzen) zieht, hat das sehr oft einen physiologischen Hintergrund (Verwurmung oder andere, körperliche Beschwerden, die durch Aufnahme eben dieser Pflanze mit den entsprechenden, medizinalen Eigenschaften gelindert werden können) = heimische Giftpflanzen kennen (lernen)

Bzgl. des Austesten:

ja, Pferde können erkennen, welches Verhalten zu welcher Reaktion/welchem Ergebnis führt. Wurde ja erst kürzlich klar in der norwegischen Studie zu Decke anziehen/Decke ausziehen belegt.

Ich denke allerdings, dass das Pferd auch in solchen Situationen immer das eigene, direkte Wohlbefinden/Unwohlsein kommuniziert.

Beispiel Stehen bleiben in diesem Thread:

Pferd bleibt stehen, weil es sich unwohl fühlt/Angst hat/zurück zum Stall und damit in die Wohlfühlzone will. Somit ist beim ersten Mal das stehen bleiben ja nur ein Ausdruck des Unwohlseins und nicht des Testens.

Dreht man nun um, gibt man dem Pferd ein Signal, Unwohlsein zu kommunizieren. Stehen bleiben wird somit ein Signal für "ich fühle mich unwohl, ich möchte nach Hause gehen". Jedoch nicht zum Signal für "ich möchte heute mal sehen, wie weit ich meine Grenzen testen kann"

Und auch, wenn das Pferd aus gesundheitlichen Gründen Bewegung braucht, finde ich, kann ich die Kommunikation "ich fühle mich unwohl hier und jetzt" beachten und nach Alternativen schauen. Die können ein Richtungswechsel sein, ein Spiel, um die Angst abzubauen, ein umdrehen und nochmal losgehen in verschiedensten Variationen, ein Erkunden der direkten Umgebung, um ggfs. den Angstfaktor zu finden (Touch the Goblin).

Sabine
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4 Highlandponies, 4 Zughunde und 5 Packziegen auf Tour

„A horse can't do "nothing", so it makes sense to choose the "something" he's be doing when he's around me.“ (Alexandra Kurland)
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