Bei meinem Summy war das auch lange Zeit ein großes Thema und egal wieviel ich versucht habe, an Selbstkontrolle und Ruhe zu arbeiten, es wurde nie so richtig besser. Was uns letztendlich geholfen hat, waren vor allem zwei Dinge.
Erstens habe ich irgendwann einfach mal probiert, das ganze "ruhig" und "gelassen" zu streichen. Zunächst habe ich versucht ihm zu zeigen, dass Futter nicht knapp ist und er es eigentlich ohnehin kriegt. Ich hab ihn sozusagen maschinengewehrmäßig mit Leckerlis vollgestopft für minimal anspruchsvolle Dinge und in extrem hoher zeitlicher Frequenz. Weiterhin habe ich bewusst wilde Dinge mit ihm getan. Rumrasen, buckeln, springen, urplötzlich stoppen und sofort das Leckerli reinstopfen, noch bevor er Zeit hatte, in Erwartung einer Belohnung frustriert zu werden. Scheinbar hat es ihm geholfen zu wissen, dass er sein Futter sowieso bekommt. Mit der Zeit konnte ich die Intervalle und Aufgabenschwierigkeiten erhöhen und damit die Geduldsproben auch wieder schwieriger machen, aber das half eben erst nachdem er keine Angst mehr zu haben schien, dass er nichts kriegt.
Der zweite Punkt ist, dass ich mich ganz bewusst und deutlich aus der Trainer-Rolle rausgenommen habe, wenn er ärgerlich wurde. Ich habe sozusagen nicht versucht, das Problem aus der Vogelperspektive zu betrachten und dann wohlbedacht zu lösen, sondern ihm versucht klarzumachen, dass ich mich durch sein Verhalten einfach bedroht fühle und so nicht mit ihm arbeiten kann. Wenn er also aggressiv wurde, bin ich in meiner Bewegung gestoppt als würde ich einfrieren und hab ihm verbal gesagt, dass ich so nicht weitermachen kann. Dabei kommt es sicherlich nicht darauf an, was ich genau sage (ich gehe nicht davon aus, dass er die Worte an sich versteht), aber das Sprechen hilft mir manchmal ungemein, meine Intention klar zu kriegen und deutlich rüberzubringen. Ich habe mich also bemüht, vor allem authentisch zu sein als ein Mensch, der eben nicht immer über den Dingen steht, sondern seine Unterstützung braucht, damit wir das zusammen schaffen. Wenn er dann zum Beispiel einen Schritt aus meinem Bereich raus gemacht hat, habe ich ihm körpersprachlich signalisiert, dass ich sehr erleichtert und glücklich darüber bin und ihn dafür belohnt.
Überhaupt belohne ich meine Pferde oft dafür, dass ich mich mit ihnen wohl und sicher fühle - manchmal ohne ganz genau zu wissen, was in ihrem Verhalten das eigentlich auslöst. Aber was es auch ist, es wurde verstärkt. Mit der Zeit hat Summy gelernt, ganz genau auf den Emotionsausdruck von Personen zu achten und sich so zu verhalten, dass der Mensch sich wohl fühlt. Besonders deutlich wird das, wenn andere Menschen mit ihm trainieren, die ein bisschen unsicher sind. In diesem Fall wird er von ganz allein viel vorsichtiger und hält auch viel größeren Abstand als bei mir oder anderen weniger vorsichtigen Menschen. Ich stelle mal ein Video von unserem Besuch vom letzten Frühling mit ein. Ich weiß nicht, ob man es überhaupt erkennen kann, wenn man Summy nicht kennt - vielleicht nicht, zumal der Umgang mit meinen Pferden wahrscheinlich ohnehin weniger strukturiert ist als viele von euch es gern mögen, so dass ich mir vorstellen kann, dass es Einigen etwas unkontrolliert oder vielleicht sogar gefährlich vorkommt. Aber trotzdem, hier ist das Video:
Els und Summy.
Ich hoffe, dass du eine gute Lösung für Sina und dich findest.