So, ich hab im Auto da heute noch mal etwas herum siniert (ohne Nachlesen bisher) und wollte die Gedanken hier einfach nochmal einwerfen.
Also, erstmal zum Thema
Kommunikation - da habe ich aus der Ausbildung noch so ein bisschen die Definition im Kopf: "
Für Kommunikation braucht es einen Sender, einen Empfänger, ein Übertragungsmedium und eine von beiden verständliche Sprache." Sprache dabei in Anführungszeichen, weil es natürlich nicht nur um das gesprochene Wort geht.
Das wäre mal grundsätzlich im Kontakt mit unseren Tieren oder Mitmenschen auf mehr oder weniger ausreichende Weise gegeben. Mit einem Pferd, dass mich gut kennt, kann ich vielleicht besser kommunizieren, als mit einem Menschen aus einer anderen Kultur und mit anderer Sprache, Gestik, Mimik etc.. Genauso kommuniziert mein System Körper, wenn ein Nerv eine Information ans Gehirn weiterleitet "da juckt was" und daraufhin eine Reaktion kommt "Hand, bitte kratzen".
Wenn
Konditionierung verallgemeinert das Verknüpfen von Reizen und Reaktionen ist (klassische Konditionierung), erweitert um das Wissen, die Umwelt durch das eigene Handeln verändern zu können, dann, ist meiner Meinung nach Konditionierung wichtige Voraussetzung für Kommunikation - und zwar nämlich beim Aushandeln der Komponente "gemeinsam verständliche Sprache".
Kommunikation ohne Konditionierung - schwierig. Nehmen wir mal die angesprochene zwanglose Smalltalk-Interaktion: Unterhalte ich mich mit einem anderen Menschen, werde ich (unterbewusst!) mein Verhalten an seine Reaktionen anpassen. Lacht er über bestimmte Formulierungen häufiger als über andere? Wendet er sich ab, wenn ich meine Arme vor mir verschränke oder kommt er mir nah, wenn ich lächele?
Kinder entdecken das ganz früh und es gibt wissenschaftliche Beobachtungen darüber, dass Kinder, die dieses Feedback aus der Umwelt in wichtigen Entwicklungsphasen nicht erhalten, schwerwiegende Langzeitfolgen davontragen. Es ist ein essentielles Grundbedürfnis, dass unser Verhalten Dinge in der Umwelt verändert. Das ist die evolutionäre Aufgabe von Verhalten.
Meiner Meinung nach findet also während einer Kommunikation auch immer Konditionierung statt, selbst Computer handeln permanent aus, ob eine Nachricht verständlich angekommen ist, etwas nachgefordert wird, andere Übertragungswege gewählt werden etc.
Wie ist es umgekehrt? Bedeutet Konditionierung im Gegenzug auch Kommunikation? Da wird es in meinen Augen ein bisschen komplexer, aber wenn ich mal die oben beschriebene Definition nehme, dann würde ich zumindest sagen "oft". Denn - damit ein Reiz von einem Körper wahrgenommen wird, muss er von irgendwo "gesendet" sein, der Körper muss ihn "wahrgenommen" und "verstanden" haben.
Zusammengefasst würde ich es mal vorsichtig so formulieren - "Nicht jeder Arzt ist Doktor, und nicht jeder Doktor ist Arzt, aber die Schnittmenge zwischen beiden Gruppen ist groß." Also, wenn kommuniziert wird, findet vermutlich meistens Konditionierung statt, die ja schlichtweg auch einfach daraus bestehen kann, abzuspeichern, dass Verhalten genau den erwarteten Ausgang hatte. Es muss sich dadurch ja nicht zwingend ändern. Und wenn konditioniert wird, also Verknüpfungen abgespeichert, dann ist oft auch Kommunikation auf Mikro- oder Makroebene mit im Spiel, denn irgendwoher müssen die Informationen ja gekommen sein.
Wenn mich jemand auf Arabisch anbrüllt, dann verstehe ich die Nachricht vermutlich nicht, aber lerne daraus vermutlich dennoch etwas, wie z.B. "meide diesen Menschen / Ort / Situation, weil da wird gebrüllt". Es hat also durchaus auch Kommunikation stattgefunden, aber nicht auf der Sprachebene. Und Konditionierung, aber halt nicht "XYZ bedeutet Morgensonne" sondern eher fokussiert auf andere Faktoren.
Also, die Aussage "Kommunikation = Konditionierung" ist natürlich ein bisschen Quatsch, denn es sind ja nicht zwei Synonyme für dieselbe Sache. Aber dass beides nicht klar voneinander abgegrenzt werden kann oder besser gesagt, dieselbe Begebenheit auf zwei unterschiedlichen Fokusebenen betrachtet, das wäre für mich nach aktuellem Stand schon so.
Aber ich werde updaten, wenn ich mich weiter eingelesen habe