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Contrafreeloading-Phänomen

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Contrafreeloading-Phänomen
« am: 31. Dezember 2011, 00:24:55 »
Zitat
Contrafreeloading (CFL) beschreibt die Bereitschaft von Tieren zur Ausführung
von Tätigkeiten oder Erfüllung von Aufgaben (Handlungen), um eine Belohnung
in Form von, z. B. Futter zu erhalten, obwohl die Belohnung auch ohne
vorherige `Tätigkeit' oder Erfüllung der gestellten Aufgabe erhalten werden
könnte (Lindqvist et al., 2002). Nach Taylor (1972) gibt es im Zusammenhang
mit dem Phänomen des CFL zwei unabhängige, trotz allem miteinander
verwandte Tatsachen, die die Ergebnisse maßgeblich beeinflussen können.
Einerseits spielen die Bedingungen unter welchen das Tier bereit ist für Futter
zu arbeiten eine Rolle, obwohl eben dieses gleichzeitig frei zugänglich
angeboten wird. Andererseits stellt sich die Frage, ob Tiere es sogar
bevorzugen für Futter zu arbeiten, wenn frei zugängliches Futter angeboten
wird.


Das Phänomen des CFL wurde bei Hühnern zum ersten Mal in Versuchen von
Duncan und Hughes (1972) beschrieben. Dabei wurde den Hühnern unter fünf
unterschiedlichen Bedingungen in der Skinner-Box, sowohl frei zugängliches
Futter angeboten, als auch ausschließlich nach operanter Handlung (Picken auf
Pickscheibe) erreichbares Futter angeboten. Dabei konnte festgestellt werden,
dass die Tiere bereit waren für dasselbe Futter, welches frei erreichbar in der
Skinnerbox aufgestellt war, zu arbeiten. Die prozentuale Aufnahme des
erarbeiteten Futters stieg mit jedem weiteren Durchgang den die Tiere
absolvierten. Erstaunlicherweise erzielten die Tiere die höchste Anzahl von
Pickschlägen während der Phase, als die Tiere keine Belohnung in Form von
Futter für ihre geleistete Arbeit erhielten.

hier gibt es eine dissertation, die sich mit dem thema befasst:

http://opus.ub.uni-hohenheim.de/volltexte/2008/217/pdf/Dissertation_Kirsten_Haeusler.pdf

Zitat
Contrafreeloading-Phänomen
Sensorische Reize, welche als Sekundärverstärker
fungieren können

Art und Schwierigkeitsgrad des geforderten operanten
Verhaltens

Contrafreeloading vs. Optimal Foraging Theory -

Contrafreeloading als Ausdruck eines
Anpassungsmechanismus
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Re:Contrafreeloading-Phänomen
« Antwort #1 am: 31. Dezember 2011, 00:53:49 »
http://furfeatherworks.com/training-tidbit-for-july-contrafreeloading

Zitat
Researchers have coined the term contrafreeloading to describe the phenomenon that animals choose to perform a learned response to obtain reinforcers even when the same reinforcers are freely available. For example, given a choice between working for food and obtaining food for free, animals tend to choose to work, often quite hard, with a bowl of free food placed right next to them.

forscher haben den terminus "contrafreeloading" geprägt, um ein phänomen zu beschreiben, bei dem tiere anbieten, ein erlerntes verhalten auszuführen, um an einen verstärker zu gelangen, selbst wenn dieser frei verfügbarist. dieses phänomen würde an diversen tierarten beobachtet; es gibt einige thesen, die dies erklären.
beispielsweise kann contrafreeloading-verhalten durch angeborenes nahrungssuchverhalten angetrieben werden, welches in gefangenschaft nicht ausgelebt werden kann.
das tier erhält weiters informationen, wie es an nahrung gelangen kann, falls die frei verfügbare nahrungsressource einmal ausfällt.
spass kann ein faktor sein, der vor allem bei unterbeschäftigten individuen greift.
es wird ein ventil für das ausleben natürlichen verhaltens geboten, das so in gefangenschaft nicht gezeigt werden würde.
das jagen eines leckerlies kann deshalb verlockender sein, als der vollgefüllte futternapf daneben, weil der verstärker jagd mehr wiegt als das locken des futternapfes.

« Letzte Änderung: 31. Dezember 2011, 00:57:13 von cinnamon »
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Re:Contrafreeloading-Phänomen
« Antwort #2 am: 31. Dezember 2011, 15:22:34 »
Hallo Alex,

die "Spaß-Theorie" erscheint mir sehr überzeugend, da sie auch meiner Erfahrung entspricht. Ein überwiegender Teil der mir bekannten Clicker-Pferde kommt freiwillig vom Gras, obwohl es im Training eher langweilige Möhrenstückchen als Belohnung gibt. Ebenso verzichten eingige Pferde beim Training darauf, am Wegesrand zu fressen und arbeiten lieber für die Clicker-Belohnung. Das stützt die Ergebnisse der Contrafreeloading-Versuche.

Grüße
Steffi
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Re:Contrafreeloading-Phänomen
« Antwort #3 am: 31. Dezember 2011, 21:47:44 »
Spaß- und Jagd-theorie kann ich bei Basti bestätigen. Trockenfutterstückchen in der Schüssel frei bleiben meist unberührt. Werfen und nachlaufen- werden gefressen. Umständliches Herausholen aus einem Futtergefäß (Einsatz im Seniorenheim) steigert die Attraktivität immens, auch der Tauschhandel mit zurückgebrachtem Ball oder Abrufen von Kunststückchen und Belohnung damit.
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Re:Contrafreeloading-Phänomen
« Antwort #4 am: 01. Januar 2012, 19:51:42 »
Danke für den guten Beitrag Cinni! Sehr interessant und belegt meine Erfarhungen!
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Re:Contrafreeloading-Phänomen
« Antwort #5 am: 01. Januar 2012, 20:22:38 »
beispielsweise kann contrafreeloading-verhalten durch angeborenes nahrungssuchverhalten

Da fallen mir gleich die Pferde ein, die lieber Heu aus dem Heunetz fressen, auch wenn nicht-eingesperrtes Heu zur Verfügung steht.

Danke für's Einstellen, Alex!
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Re:Contrafreeloading-Phänomen
« Antwort #6 am: 01. Januar 2012, 20:50:18 »
Da fallen mir gleich die Pferde ein, die lieber Heu aus dem Heunetz fressen, auch wenn nicht-eingesperrtes Heu zur Verfügung steht.

jepp, das kam mir auch direkt in den sinn ;-)
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Re:Contrafreeloading-Phänomen
« Antwort #7 am: 02. Januar 2012, 10:04:47 »
Das konnte ich auch schon beobachten. Asterix kann man auf einer Wiese mit Gras belohnen beim Clickern, obwohl er ja nur den Kopf runtergeben müsst zum freien Fressen. Das selbe geht auch, wenn man ihn von der Weide holt. Es reicht, wenn man ihm nach den Click ein Büschel Gras gibt, er kommt trotzdem.

Hund Lucy hat oft den ganzen Tag das Trockenfutter zur freien Entnahme herumstehen. Trotzdem arbeitet sie viel lieber dafür, als es einfach aus der Schüssel zu fressen. Man kann es zb gut in Intelligenzspielen verstecken, findet sie viel besser als nur so fressen.
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