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Seitengänge und ihr Nutzen für die Ausbildung

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Re:Seitengänge wieso und warum?
« Antwort #45 am: 11. Oktober 2012, 09:54:13 »
In dem Buch meine RL steht was ganz schönes:ö

Niemand würde auf die Idee kommen, dass er perfekt Tennis spielen kann, nur weil er viele Bücher darüber gelesen hat. Da ist es ganz normal, das ganz viel Praxis sein muss, das man irgendwann gut spielt udn selbst dann würd noch keiner auf die Idee kommen sich mit Boris Becker messen zu wollen.
Beim reiten will jeder im gleich auf Weltniveau sein, der vielleicht zwei bis dreimal die Woche ein Pferd reitet (oder gar keins..).

Wie soll das gehen?

Ich schließ mich voll und ganz Heike an "reiten lernt man nur durch reiten"...   :nick:
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Mannimen
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Re:Seitengänge wieso und warum?
« Antwort #46 am: 11. Oktober 2012, 10:56:49 »
Und ich schließe mich da Heike auch an. :cheer:

Das war ja nicht die Frage (siehe Tine).

Ich wollte für mich Klarheit darüber finden, wie und warum Seitengänge so wichtig sind und was dabei eher auch nachteilig sein kann.

Vermutlich muss ich dann weniger von meinen Erkenntnissen dazu sagen und mir nur anhören, wie andere es sehen. Das könnte dann vielleicht solche Widersprüche vermeiden.

Jeder macht ja seine eigenen Erfahrungen damit und die müssen ja nicht alle gleich sein.

Wer jedoch viel fragt bekommt auch viele Antworten und dann muss ich halt selbst sehen, was ich damit mache.

Wenn ich also mal dann dieses Thema zusammenfassen kann, nehme ich also zur Kenntnis, dass andere Menschen die Tragfähigkeit des Rückens eben nicht vom Boden erarbeiten können sondern der Ansicht sind, dass dies nur dadurch erreicht werden kann, wenn man ihn entsprechend belastet, also drauf reitet. Das möchte ich jedoch meinem Pferd nicht zumuten und muss nun für mich entscheiden, ob ich weiter daran glaube, dass es auch ohne reiten geht oder ob ich dann auf das Reiten ganz verzichten muss.

Ich habe Solinski z. B. so verstanden, dass er die Tragfähigkeit des Rückens grundsätzlich vom Boden erarbeitet, bevor er sich in den Sattel setzt. Auch BB habe ich so verstanden, doch das wurde ja gerade dementiert. Also habe ich wieder einmal etwas falsch verstanden.

Nun sind meine Zweifel noch größer geworden aber genau das kenne ich ja schon und musste dann selbst rumexperimentieren. :confused:
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Re:Seitengänge wieso und warum?
« Antwort #47 am: 11. Oktober 2012, 11:12:23 »
Zitat
Wenn ich also mal dann dieses Thema zusammenfassen kann, nehme ich also zur Kenntnis, dass andere Menschen die Tragfähigkeit des Rückens eben nicht vom Boden erarbeiten können sondern der Ansicht sind, dass dies nur dadurch erreicht werden kann, wenn man ihn entsprechend belastet, also drauf reitet. Das möchte ich jedoch meinem Pferd nicht zumuten und muss nun für mich entscheiden, ob ich weiter daran glaube, dass es auch ohne reiten geht oder ob ich dann auf das Reiten ganz verzichten muss
Nö.  :cheese:

ich bin da ganz bei Solinski und all den anderen, die das vom Boden aus vorbereiten und unterstützen. Das Tragen des Reiters an sich kann ich aber nur durch Tragen des Reiters erarbeiten. Einem Pferd, das dabei schon gelernt hat den Rücken aufzuwölben, sich in der Vorhand zu heben, das Nackenband zu spannen und die Bauchmuskulatur zu benutzen, geht dabei natürlich mit einer wesentlich besseren Voraussetzung an das Tragen des Reitergewichtes als eines, das hiervon noch überhaupt keine Vorstellung hat.

Aber dennoch, diese Muskeln sind alles bewegungsmuskeln. Setze ich nun auf ein PFerd, das ich - sagen wir mal 1 Jahr lang vom Boden aus sorgfältig auf den Reiter vorbereitet habe, einen Menschen drauf, wird dieses Pferd genau wie ein weniger gut gearbeitetes Pferd nach fünf Minuten erschöpft sein, weil die Muskeln genau diese Aufgabe noch nicht leisten können. Aaaber es wird weniger stark "einbrechen", vielleicht weniger Muskelkater haben, und die ungewohnte Belastung schneller wegstecken. Und mit zunehmender Übung wird es die bisher gewonnenen Bewegungsmuster aus der Bodenarbeit schneller auf das Tragen des Reiters einstimmen können und sich damit leichter tun.

Aber das war hier ja überhaupt noch nicht Thema, deshalb hat auch noch keiner so ausführlich dazu geschrieben. bzw ich wollte gestern, hatte aber keine Zeit. Insofern, nicht gleich annehmen, dass das hier keiner macht, oder verurteilt, oder keiner eine Ahnung hat....  ;)
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Re:Seitengänge wieso und warum?
« Antwort #48 am: 11. Oktober 2012, 11:14:14 »
Zitat
Das möchte ich jedoch meinem Pferd nicht zumuten und muss nun für mich entscheiden, ob ich weiter daran glaube, dass es auch ohne reiten geht oder ob ich dann auf das Reiten ganz verzichten muss.

*Manfred freundlich noch mal die Palette mit den ganzen vielen bunten Farben anreicht und schwarz und weiss in die ecke wirft*
 ;)
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Mannimen
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Re:Seitengänge wieso und warum?
« Antwort #49 am: 11. Oktober 2012, 11:33:34 »
Na ja,

von meiner Rot-Grün-Schwäche mal abgesehen gibt es da auch noch mehr Farben. ;)

Wie ist das denn mit dem Aufbau der Muskulatur?

Nach meinem Verständnis und Wissenstand, braucht es dafür einen Stoffwechsel über vermehrte Durchblutung, die wiederum durch Anspannung und Entspannung bewirkt wird. Wie groß diese Kräfte dafür sein müssen, hat sich mir noch nicht so ganz erschlossen, nur dass es dieser Aktivität bedarf.

Ich gehe also davon aus, dass sich die Muskulatur durchaus aktiv an den jeweiligen Bewegungen beteiligt und somit auch dieser Stoffwechsel stattfinden wird, selbst wenn die Last gering ist.

Also mal angenommen ich laufe viel, ruhig und gleichmäßig. Dann werden meinen Beine und deren Muskel also ordentlich aktiviert auch über einen längeren Zeitraum. Es stellt sich danach Muskelkater ein. Was wäre nun anders, wenn ich schneller und kräftiger laufen würde? Vermutlich könnte ich dann nicht so lange durchhalten und wäre viel früher ermüdet, sprich die Muskeln machen schlapp. Auch dann stellt sich Muskelkater ein. So oder so habe ich bestimmte Grenzen erreicht und der Muskel reagiert darauf, um dies zu kompensieren. Möchte ich also die Last nicht erhöhen, dann muss ich wohl die Dauer verlängern, um diese Grenzen auch nachhaltig zu verschieben bzw. zu erweitern. So zumindest habe ich das bislang verstanden.

Und das würde im übertragenden Sinne bedeuten, dass ich sehr wohl diese Muskulatur vom Boden aus aufbauen könnte, wenn es mir gelingt sie entsprechend zu aktivieren. :juck:
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Re:Seitengänge wieso und warum?
« Antwort #50 am: 11. Oktober 2012, 11:51:59 »
Das "Problem" ist, es gibt ja nicht nur einfach "Muskulatur". Es gibt kurze und lange Fasern und Muskelformen, die Kraft verrichten können, andere wiederum sind auf Ausdauer ausgerichtet. Je nach Zuchttyp haben die Pferde in den verschiedenen Muskeln mehr Ausdauer- oder mehr Kraftfasern. Das Umtrainieren davon ist möglich und dauert seine Zeit - deshalb kann eine reelle Versammlung eben auch erst nach Jahren kleinschrittiger Aufbauarbeit erfolgen, weil die Muskulatur eben je nachdem so lange braucht, um das leisten zu können.

ich kann also nicht einfach einen Muskel "trainieren" und dann kann er "alles".

Meine Ausbilderin (Physio) hat ein nettes Beispiel gebracht: In einer Konferenz über Muskelarbeit wurden zwei Männer auf das Podium geholt. Der eine - ein Bodybuilder, mit wohlgeformten Muskeln, der andere - ein Bauarbeiter von der Strasse. Der Bauarbeiter konnte die gestellte Aufgabe mit Leichtigkeit vollbringen, der Bodybuilder machte nach kurzer Zeit schlapp. Weil er diese geforderte Bewegung nicht trainiert hatte.
Und schau Dir ein Distanzpferd an im Vergleich zu einem Barockpferd. Das sind nicht nur andere Typen Pferd, sondern sie haben ganz andre Muskeln. Ein Grund auch, warum ein Vielseitigkeitspferd nie so elegant und spektakulär in der Dressuraufgabe gehen wird wie ein reines Dressurpferd - denn seine Muskeln sind auf Laufen und Springen, auf Ausdauer und Kraft trainiert.

ich arbeite Mirko ja auch hauptsächlich vom Boden aus und er hat einen hübschen Rücken. Dazu mache ich sehr viel Rückwärts - Angaloppieren, ein wenig Seitengänge im Schritt und Trab. Dennoch, solange ich nicht regelmässig reite ist dieser Rücken auch nicht für regelmässiges Reiten gekräftigt. Das merke ich immer, wenn ich vor lauter Begeisterung zuviel mache - dann ist er überfordert.
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Luke
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Re:Seitengänge wieso und warum?
« Antwort #51 am: 11. Oktober 2012, 12:10:30 »
Sehr schön Heike

ein ganz einfaches Beispiel noch. Ich kann 2 Stunden mit Luke in den Wald gehen,klettern, viel Traben, Gallopp und wir kommen entspannt und nicht verschwitzt nach Hause. Das macht er ganz locker und ich auch   :cheese:

30 Min Reitstunde und wir sind  beide verschwitzt und merken das wir richtig was gemacht haben.
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penelope
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Re:Seitengänge wieso und warum?
« Antwort #52 am: 11. Oktober 2012, 12:12:40 »
Kennst du noch die Trimm-Dich-Pfade, die man in den 70er und 80er Jahren in jeden zweiten Wald gebaut hat?
Da steckte die Annahme hinter, dass man einen Waldlauf macht, dabei die Kondition trainiert und zwischendurch Kraftübungen macht.

Diese Pfade werden gar nicht mehr gebaut. Nicht nur, weil das aus der Mode gekommen ist, sondern auch, weil man mittlerweile weiß, dass solch ein Training höchst ineffizient ist.

Man kann entweder auf Kraft oder auf Kondition trainieren (mal sehr vereinfacht gesagt). Viele kleine Widerholungen bringen Kondition, aber kaum Kraft.

Das meint natürlich nicht, dass man sich nur zwischen den beiden extremen muskelbepacktes Dressurpferd und Windhundartiges Distanzpferd entscheiden kann. Nur muss ich entscheiden, was ich an welchem Tag und in welchem Maß trainieren möchte. Beispielsweise den einen Tag kurz und knackig kräftigende Dressurübungen und den nächsten Tag ein langer Ausritt für die Kondition. Einmal um das Stoppelfeld jagen bringt beispielsweise für die Kondition parktisch nichts, durch stundenlange aber halbherziges Dressurreiten wird das Pferd nur sehr unbefriedigend an Kraft gewinnen.
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Re:Seitengänge und ihr Nutzen für die Ausbildung
« Antwort #53 am: 11. Oktober 2012, 12:15:01 »
ich hab das Thema mal umbenannt.  :nick: So ist es ein wenig offener gefasst.
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Re:Seitengänge und ihr Nutzen für die Ausbildung
« Antwort #54 am: 11. Oktober 2012, 12:40:31 »
Und einen Gedanken, den ich noch zum Schenkelweichen loswerden wollte:

Beim Schenkelweichen lernt das Pferd, einen Hinterfuss nicht nach vorne, sondern nach vorne innen zu setzen. Aus Clickersicht ist das also eine gute Sache, weil hier das "Bein Richtung Schwerpunkt" (auch wenn es eben nicht "exakt unter den schwerpunkt ist" ) als isoliertes Kriterium geübt werden kann, ohne dass das Pferd gleich mit Biegung und Schulter und Aufrichtung usw überfordert ist. Es ist also nicht einfach nur "lernt dem schenkel zu weichen", sondern es lernt, das Bein zu setzen. Was für mich eine ganz andere Bedeutung bekommt im Sinne des Bewusstseins für die Bewegung.

Daran kann ich wiederum andere Sachen üben, wie das Geradehalten der Schultern (bevor es an die Biegung geht) usw.

Mir hat diese Betrachtungsweise sehr geholfen, mich mit dem "bösen, nutzlosen" Schenkelweichen auszusöhnen, denn zu der Zeit, als ich begonnen habe mich damit zu beschäftigen, wurde das reihum von allen Barokkis verteufelt und für sinnlos erklärt, und ich habe das natürlich brav übernommen und immer so weitergegeben. Haben ja schlaue Leute gesagt.  :nick: :nick:  ;)
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Mannimen
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Re:Seitengänge wieso und warum?
« Antwort #55 am: 11. Oktober 2012, 12:52:57 »
Meine Ausbilderin (Physio) hat ein nettes Beispiel gebracht: In einer Konferenz über Muskelarbeit wurden zwei Männer auf das Podium geholt. Der eine - ein Bodybuilder, mit wohlgeformten Muskeln, der andere - ein Bauarbeiter von der Strasse. Der Bauarbeiter konnte die gestellte Aufgabe mit Leichtigkeit vollbringen, der Bodybuilder machte nach kurzer Zeit schlapp. Weil er diese geforderte Bewegung nicht trainiert hatte.

Wäre das auch so zu sehen, bei einem Traber z. B., der niemals galoppieren durfte, aber dennoch wie ein Hochleistungssportler völlig durchtrainiert ist. Nicht, dass er diese Gangart nicht gehen könnte (ist ja eine Grundgangart) aber diese nicht effektiv gehen kann, weil nicht entsprechend trainiert (so ausgeführt)?
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Re:Seitengänge und ihr Nutzen für die Ausbildung
« Antwort #56 am: 11. Oktober 2012, 12:55:26 »
jup. Und wenn du mal Traberbesitzer (und manche Ausbilder) fragst, werden sie Dir sagen können dass das Dressurtraining eines Trabers eine besondere Herausforderung darstellt. Da spielen wiederum nicht nur Muskeln hinein, sondern auch das ganze Exterieur, was auf maximalen Abschub ausgerichtet ist.
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