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Clickern beim Herdenchef

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Re: Clickern beim Herdenchef
« Antwort #15 am: 15. April 2022, 10:51:02 »
Die Idee von Dörte finde ich sehr gut, alternativ noch sehr viel länger auf dem Paddock bleiben und kennenzulernen.
Kein Ausrüstungsgegenstand der Welt hält ein Pferd auf, das mit allem was es ist und hat weg will. Eigene schmerzhafte Erfahrung - ist mir der Bub erschrocken, aus dem Stand in den Galopp und dahin war er, mit Kappzaum und allem.
Liebe Grüße Angela und das Traberbübchen
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Re: Clickern beim Herdenchef
« Antwort #16 am: 15. April 2022, 17:44:21 »
Also mal ein kurzes Update: equimero „baut“ uns einen Maß-Kappzaum ohne Aufpreis  :lol: :dops:

Dann waren wir heute erneut vor der Tür, diesmal hat ihn mein Mann gehalten. So schnell konnten wir garnicht kucken, war er weg. Ich hab ihn genau beobachtet - er war weder besonders nervös noch wollte er zur Herde zurück. Er wollte Gras und mein Mann wollte das nicht, also hat Colyn sich gedacht, er geht mal alleine los.
Ich habe wirklich das Gefühl, da geht’s um Dominanz und Respekt…
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Re: Clickern beim Herdenchef
« Antwort #17 am: 15. April 2022, 20:09:31 »
Dann waren wir heute erneut vor der Tür, diesmal hat ihn mein Mann gehalten. So schnell konnten wir garnicht kucken, war er weg. Ich hab ihn genau beobachtet - er war weder besonders nervös noch wollte er zur Herde zurück. Er wollte Gras und mein Mann wollte das nicht, also hat Colyn sich gedacht, er geht mal alleine los.

Es kann natürlich schon sein, dass er vorsorglich das Weite gesucht hat. Gerade wenn die vorherigen Male sehr stressig waren.
Oder er hatte Stress und ist (wie Eboja schon geschrieben hat) vielleicht ein passiver Stresstyp, dem man den Stress lange nicht anmerkt, bis "es explodiert".

Dazu zwei Artikel von Marlitt Wendt/R+:
Ausdrucksverhalten des Pferdes bei Stress
Ist mein Pferd "ruhig" oder "nervös"


Ich habe wirklich das Gefühl, da geht’s um Dominanz und Respekt…

Die Denke "Dominanz und Respekt" habe ich glücklicherweise aus meinem Kopf verbannen können. Sie ist meiner Meinung nach nicht hilfreich.

Dazu zwei Artikel von Sylvia Czarnecki/motionclick.de:
Dominanz und Rangordnung im Pferdetraining
Vom Umgang mit dominanten Pferden

Da ihr euch noch nicht lange kennt, würde ich noch deutlich mehr Zeit in die Grundlagen investieren, auf dem sicheren Paddock, und in kleinen Schritten das Draussen erobern (wie es Eboja schon beschrieben hat).
Und falls machbar auch mit allen Dreien zum Reitplatz, wie das Dörte geschrieben hat.
Liebe Grüße aus Niedersachsen - Fjord Freddy, Muli Ambra, New Forest Pony Asmara & Laura
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Re: Clickern beim Herdenchef
« Antwort #18 am: 15. April 2022, 20:29:17 »
Super, dass ihr einen Kappzaum bekommt. Wird's bunt?

Wenn er es macht um zum Gras zu kommen, geht es nicht um Dominanz und Respekt, sondern um Ressourcen und Impulskontrolle. (Es sei denn, du meinst mit Respekt Angst vor Konsequenzen, die den erreichbaren Verstärker nicht wert sind, aber das wäre unschön, das glaub ich nicht.)
Trotzdem würde ich Stress nicht per se komplett ausschließen. Manchmal ist extreme Fixierung auf eine Ressource Symptom dafür. Und Kaltblüter sind passive Stresstypen, da sind die frühen Warnzeichen oft sehr subtil.

Grastraining ist echt nicht einfach, besonders im Frühling mit einem Diätkandidaten, und es dauert auch. Hast du die Möglichkeit, die Situation über Management zu entschärfen? Zu zweit links und rechts bis zum Reitplatz führen, möglichst kurze Wege, Dauerfüttern, falls bereits aufgebaut Halftergriff mit kurzen Intervallen, ehrliches Locken,... Also insgesamt die Rahmenbedingungen so setzen, dass es möglichst einfach für euch beide ist.

Kennt er bereits stationäre Targets? Die können oft gut helfen, wenn man heil von A nach B kommen muss. Du kannst sie anfangs beliebig nah beieinander positionieren, sodass zwischen den Loops keine Zeit zum Ausklinken ist, ihr aber trotzdem Strecke macht. Wenn das sicherer wird, stellt man die Targets nach und nach weiter auseinander.
Parallel dazu kannst du dann z.B. am Reitplatz Impulskontrolle bei Futter aufbauen. Anfangs mit sehr niedrig fertigem Futter z.B. ein paar Stengel Heu in einer Schüssel, die einfach da sind, während ihr was anderes übt. Dann nach und nach die Wertigkeit des Futters erhöhen. Unbedingt mit sehr kurzen Einheiten beginnen.
Das ist keine einfache Übung und es passiert sehr leicht, dass der Trainee dabei frustriert wird. Das ist kein Charakterfehler ("der kann sich nicht beherrschen") sondern Impulskontrolle kann man sich vorstellen wie ein Muskel. Muskulatur muss man ja auch vorsichtig und kontinuierlich trainieren, damit zwar eine Leistungssteigerung eintreten kann, es aber nicht zu Verletzungen oder Übersäuerung kommt, die den Fortschritt zurückwerfen.
LG
Susanne
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Re: Clickern beim Herdenchef
« Antwort #19 am: 28. April 2022, 10:00:49 »
Das zum Gras abhauen kann natürlich wirklich einen ganz prosaischen Grund haben: Gras ist jetzt derart lecker, dass alles andere weniger wichtig ist und für`s Mampfen allerlei Ungemach in Kauf genommen wird.
Das ist dann nicht gegen den Menschen gerichtet, sondern sorgt für die Verbesserung des Wohlbefindens des Pferdes.
Wenn man erst mal die These "Verhalten Pferd richtet sich gegen Menschen" gegen "Verhalten Pferd soll dessen Überleben sichern" ausgetauscht hat, ist es leichter, "Fehlverhalten" nicht persönlich zu nehmen, sondern aus Sicht des Pferdes zu betrachten.

Ist er überhaupt (schon) auf Koppel oder hat nur Heu im Paddock? Falls ersteres: Trainingseinheiten so planen, dass Pferd schon möglichst lange vorher  gegrast hat. Falls letzteres, würde das die große Gras-Gier ja noch mehr erklären. Vielleicht wäre es dann eine Möglichkeit, erst mal nur zu versuchen, geordnet gemeinsam das Gras zu erreichen, ein Zeichen für „Gras-Erlaubnis“ zu installieren (meins ist: Anhalten, Strick locker, mit Hand runter zum Boden gehen)  und erstmal einige Zeit gemeinsam „zu grasen“. Für das Ende müsste dann auch Zeichen installiert werden (Wort, Fuß vorsichtig unter Kinn schieben und Strick hoch, wenn Pferd darauf Kopf hebt o.ä.).

Viele nichtclickernde Menschen setzen Futterlob ja auch in der Form ein, das das Pferd nach erbrachter Leistung auf Zeichen grasen darf.

Das ist natürlich jetzt sehr theoretisch und in einer eventuellen Kombi „Großer Appetit/ fehlende Erziehung/ 800 Kg/ sehr positiv verstärkte Losreiß-Erfahrungen“ auch sehr anspruchsvoll.
Die Alternative, nur dort mit ihm was zu machen, wo weit und breit kein verlockendes Gras ist, ist im wirklichen Leben ja meist keine.
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