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Orientierung am Menschen

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Orientierung am Menschen
« am: 11. November 2015, 10:14:07 »
So. Ich hoffe, so ein ähnliches Thema gibt es noch nicht. Zumindest habe ich keines gefunden.

Ich merke immer wieder, dass die Basis die Grundlage allen weiteren ist und das es einem immer wieder auf die Füße fällt, wenn man hier schlampig arbeitet. :tuete: Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.  :cheese:

Folgendes:
Ich übe nach wie vor mit meinem Pony an dem richtigen Führen. Dank Heike sind wir da auch schon ein gutes Stück vorwärts gekommen. Sprich, kein nach innen drängeln mehr sondern nebeneinanderherlaufen mit ausreichend Abstand ist schon wieder möglich.

Womit ich aber nun nach wie vor ein Problem habe: Ich hab das Gefühl, mein Pferd orientiert sich überhaupt nicht an mir.
Ich habe bei unseren bisherigen Übungen immer dann geclickt, wenn er sich so positioniert hat, dass ich mich zwischen seinem Kopf und seiner Schulter befinde und sein Kopf dabei etwa auf Buggelenkshöhe ist.
Das klappt auch soweit ganz gut. Aber nur dann, wenn ich mich seiner Geschwindigkeit anpasse. Die ist meistens auch relativ hoch.
Sobald ich langsamer gehe, fällt es ihm extrem schwer.

Dass es ein Balanceproblem ist, glaube ich mittlerweile nicht mehr. Vielleicht noch in Teilen. Aber wenn er bspw. ziemlich müde und K.O. ist, dann kann er durchaus gemütlich schlendern und zuckelt dann oft eher hinter mir her.

Wenn ich gezielt so ein langsames gehen üben möchte, dann tut er so, als könnte er das niieeemals machen.  :drama: Eher bleibt er kurz stehen, holt wieder auf, macht halbe Schritte,....alles nur nicht langsamer gehen.

(Gleiches gilt übrigens auch für schnelleres gehen. Momentan klappt das korrekte Führen wirklich nur in seiner Komfort-Geschwindigkeit).

Muss ich hier einfach dran bleiben, oder gibt es etwas, was ich bisher übersehen habe?
Ich würde sehr gerne filmen, das scheitert momentan aber an den Bedingungen. In der dunklen Jahreszeit ist das Licht in der Halle einfach zu schlecht. Außerdem habe ich niemanden, der mich da filmen könnte.


Viele Grüße und bleibt gesund!

Sarah
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Re: Orientierung am Menschen
« Antwort #1 am: 11. November 2015, 10:30:03 »
hmm, warum sollte es kein Balanceproblem sein...... vielleicht mentale Balance......

Ich fühle mich auch sehr unwohl, wenn ich mit Menschen laufen soll/muss, zu denen meine eigene Grundgeschwindigkeit nicht passt, die also entweder deutlich langsamer oder schneller sind als ich. Das fühlt sich für mich auch nur für kurze Strecken akzeptabel (aber niemals gut) an. Schlendern ist z.B. etwas, das kann ich zwar schon, aber nicht in dem Schneckentempo, das viele Menschen darunter verstehen. Zwingt man mich da länger als ein paar Minuten dazu, werde ich gereizt und ungeduldig, es verursacht mir auch körperliches Unbehagen (Rücken).

Gehen hat so viel mit Anatomie zu tun, mit Beinlänge, Winkelung aber eben auch mit psychischer Verfassung.

Ich stelle bei mir auch unterschiedliche Grundgeschwindigkeiten fest, abhängig davon, mit welcher Tierart ich unterwegs bin: Hunde und Ziegen möchten ein etwas geringeres Grundtempo, die Ponies sind höher wobei hier individuelle Differenzen einspielen - eine Stute z.B. hat einen eher schlechten Schritt (und, zufällig?, einen Beckenschiefstand) und trabt auch lieber auf, als ihre Schritte zu verlängern - was sie vielleicht gar nicht kann........
Sabine
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4 Highlandponies, 4 Zughunde und 5 Packziegen auf Tour

„A horse can't do "nothing", so it makes sense to choose the "something" he's be doing when he's around me.“ (Alexandra Kurland)
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Re: Orientierung am Menschen
« Antwort #2 am: 11. November 2015, 10:44:33 »
"Liebe Mrs. XXXX.
Mein vierjähriges Kind hat noch ein Problem mit dem Verfassen von Aufsätzen. Ich glaube nicht dass es an Sprachverständnis mangelt, denn er kann sich normalerweise verständlich ausdrücken, kennt das alpabet und ist auch in der Lage, einzelne Wörter fehlerfrei zu schreiben. Wenn er müde genug ist, kann er sogar so lange auf dem Sofa sitzen bleiben bis ich ihm eine Geschichte vorgelesen habe."


 ;)

Ja, es ist ein Balanceproblem, ein Trainingsgegenstand und ein Lernprozess. Ich leihe Dir gerne mal meine Tochter, die ja nun kein kleines Kind mehr ist, zum Stadtbummel aus (viel Spaß beim Hinterher-Rennen)  :lol:

Ok, Spaß beiseite. Das gemeinsame Gehen in jedem Tempo ist keine Selbstverständlichkeit und hat nichts damit zu tun. ob sich dein Pferd "an dir orientiert" oder nicht. Man kann es aber gut üben.
Im Anfang (und für lange Zeit) wirst Du erst mal in dem Wohlfühltempo - dh. in dem zu diesem Zeitpunkt natürlichen Tempo - Deines Pferdes gehen. Das Tempo wird sich ändern, je nach Tageszeit, Wetter, restlichen Auslaufmöglichkeiten und und und.
Mirko kann zb gerade bei Spaziergängen nur sehr schnell gehen, dagegen geht Jack relativ langsam. Ist halt so. Bei Führübungen in der Halle kann Mirko sehr viel langsamer gehen.

Du kannst immer für die richtigen Position clicken und wenn er zu weit vorne ist, da füttern wo die perfekte Position wäre, ungeachtet dessen wo er steht. Wenn er zu weit vorne stehenbleibt, wird er sich zurückorientieren müssen um an das Futter zu kommen. Das bewirkt nach einiger Zeit dass er sich im Normalfall zumindest beim Anhalten in die richtige Position sortiert.

Wenn man gemeinsam läuft kann man durch deutliche Körpersprache (deutliches Aufrichten oder zurücknehmen) etwas langsamer machen. Jede Reaktion des Pferdes die "auch langsamer" ist, clicken.

Dann kann man Führübungen machen wie zb Gehen um Pylone. Gut zum Anfang ist ein mittelgroßes Quadrat, weil man durch die Ecken ein wenig das Tempo herausnehmen kann. Um die Eckpylonen kann man Volten gehen und auch hier immer gute Position bestärken. Auf der Geraden kann man wieder schneller gehen und genauso wie das langsamer jede gute Reaktion bestärken.

Was uns am meisten geholfen hat dabei war das Pre-WWYLM von Alexandra Kurland.

Dabei geht man um einen Pylonenzirkel und clickt bei jedem erreichten Pylon. Lies mal dort im Thema, es gibt da auch einiges an Videos.

Ich finde das gemeinsam Gehen eine anspruchsvolle Übung, auch wenn es einem zunächst nicht so erscheinen mag.

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Re: Orientierung am Menschen
« Antwort #3 am: 11. November 2015, 11:21:35 »
Ohja, da sagst du was :umfall:

Wir können so Tempovariationen ganz gut mit Target, Halftergriff oder Kappzaum, aber ganz frei ist es super schwer. Die Krümeline tut sich tatsächlich auch leichter damit, wenn ich neben ihrer Schulter laufe als weiter vorne, woran das genau liegt habe ich aber auch noch nicht heraus gefunden.

Die Krümeline kann "langsam" zb nur mit recht hohem Kopf, während ein gesenkter Kopf eher zum nach vorne fallen / eilen führt.

Mit 5 war es bei ihr ein einziges Kuddelmuddel mit den langen Beinen :kicher:
LG Tine
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Re: Orientierung am Menschen
« Antwort #4 am: 11. November 2015, 11:29:12 »
Also bei uns spielt die Position des Menschleins auch eine sehr große Rolle!  :nick: Das musste ich erst lernen.  :rotw:

Schön fleissig geht Nelli, wenn ich auf ihrer Schulter mitlaufe. Bin ich eher vor ihr, dann schaltet sie wie von selbst in eine Art Ruhemodus und faulenzt/ trödelt hinter mir her.

Seit ich das weiß, kann ich es bewusst einsetzen. Ist sie gestresst, gehe ich vor. Ist sie faul, lasse ich mich eher zurück fallen.

Aber ich musste dafür definitiv experimentieren, um die richtigen Positionen zu finden. Sie nimmt das sehr genau.  ;)
“In the middle of difficulty lies opportunity”
― Albert Einstein
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Re: Orientierung am Menschen
« Antwort #5 am: 11. November 2015, 13:20:03 »
Dem Halbdrachen fällt es auch sehr schwer, innerhalb einer Gangart das Tempo zu variieren, das ist etwas, was wir auch noch üben müssen. Ich finde das aber auch verständlich - hast du schonmal versucht, in einem Tempo zu joggen, dass nicht dein Wohlfühltempo ist? Auch wenn es ein langsameres Tempo ist, ist es viel viel anstrengender als einfach so zu laufen.
Ich versuche das zu erarbeiten, indem ich, wie Heike schon sagte, mich selbst bewusst aufrichte, kleinere Schritte mache und jedes Langsamerwerden von ihm clicke. Meistens kann er das aber nur ein paar Schritte halten, bevor er wieder in sein natürliches Gleichgewicht "kippt" und flotter wird. Dieses natürliche Gleichgewicht ist immer situationsabhängig - sprich: ist das Pferd müde, wird es ihm leichter fallen, langsamer zu laufen, als wenn es ausgeruht vom Paddock kommt. Das sind dann einfach ganz andere Grundvoraussetzungen ;)
Liebe Grüße
Anett

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Re: Orientierung am Menschen
« Antwort #6 am: 12. November 2015, 08:41:45 »
Was auch eine nette Übung ist, am relativ lang durchhängenden Seil zu gehen (damit man nicht in Versuchung kommt dran zu ziehen ;)  ) und dann Richtungswechsel zu machen, dabei jedes Mitkommen und sich Umorientieren des Pferdes belohnen.

Auch auf die eigene Körpersprache achten, und selbst einen guten Focus haben.
- bin ich aufgerichtet?
- sind meine Schultern und mein Blick passend zueinander?
- schaue ich dahin wo ich laufe? (oft schaut man nur das Pferd an, das ist nicht hilfreich)
- ist meine Mitte entschlossen?

- deutliche große Schritte machen
- deutlich kleinere Schritte machen usw

Hilfreich ist es dabei auch zb Markierteller in der Halle zu verteilen (die stören nicht so wie Pylonen) und sich immer ein Ziel ins Auge zu fassen, wo man hingehen möchte.
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Re: Orientierung am Menschen
« Antwort #7 am: 12. November 2015, 08:53:45 »
@Sanhestar: Hm. Vielleicht hast du ja Recht und es ist tatsächlich ein Balanceproblem. Ich habe auch prinzipiell kein Problem damit, mich zunächst ihm anzupassen, was die Geschwindigkeit betrifft. Mir geht es da ähnlich wie Dir. Ich kann es nicht ausstehen, hinter Menschen zu gehen, die so unglaublich langsam sind.  :gaa:
Nur: Mir ist sein Wohlfühltempo bei Spaziergängen eindeutig zu hoch.  :aufgeb: Das ist mir zu schnell und ich habe gehofft, dass er schon in der Halle lernt, sich meiner Geschwindigkeit anzupassen und das dann auf die Spaziergänge zu übertragen. Aber vermutlich muss ich da einen anderen Weg gehen.

@Heike:   :coffeepc: :megalol: Na gut. Das war ein eindeutiger Wink!
Gut. Also ist die Wohlfühlgeschwindigkeit von vielen Faktoren abhängig. Gut, klar. Eigentlich logisch. Das Pre-WWYLM habe ich schon ein paar Mal gelesen, mich aber nie damit beschäftigt. Aber als ich den Thread dazu durchgelesen habe, fand ich es sehr spannend und möchte das nun mit aufnehmen.
Das mit dem Zurückfüttern mache ich schon, seit du mir das gezeigt hast. Das macht er auch schon meistens ganz gut und orientiert sich manchmal von alleine zurück. Durchparieren an sich klappt an unkomplizierten Tagen ohnehin recht gut. Nur wenn irgendwo etwas aufregendes passiert, kann er sich mit solchen Kleinigkeiten nicht beschäftigen.

@Tine: Hm, das ist ein guter Punkt. Oft habe ich nur das Problem, dass wenn ich an der Schulter gehe, kommt sein Kopf zu sehr rein. :juck:
Aber gut. Dass einfach nur Gehen schon so eine anspruchsvolle Übung ist, hätte ich im Leben nicht vermutet :umfall:

@Samtnase: Hm. Mir wäre das noch nie aufgefallen, wenn das bei uns auch so wäre. Bei Gabor ist meist die Devise "schnell, schneller am schnellsten". Zumindest bei Spaziergängen. Wenn ich vor ihn komme, dann verkriecht er sich auch mal ganz gern hinter mich und stellt mir ein Bein :kicher: Das mache ich also prinzipiell nicht so gerne. Aber ich werde es mal ausprobieren, ob ich mit unterschiedlichen Positionen Einfluss nehmen kann.

@Anett: Stimmt. Eigentlich ist das logisch. War mir irgendwie trotzdem nicht so bewusst. Aber gut, wenn ich das nun weiß, kann ich viel mehr Rücksicht darauf nehmen. Und übe langsames Gehen nur noch, wenn er völlig müde ist :kicher: .... Nein. Natürlich nicht

@Nochmal Heike: Das mit dem langen Seil probiere ich tatsächlich in der Halle. Nur draußen halt nicht. Zumal daran ziehen meistens eh dazu führt, dass er den Kopf zu mir nimmt und über die Schulter weiter rennt.
Ich werde das nächste Mal bewusster darauf achten, meine eigene Körpersprache entsprechend zu beeinflussen. Markierteller sind in der Tat recht praktisch und vermutlich auch schneller auf und abgebaut. Ich geh mal suchen, wo man die kaufen kann.
Viele Grüße und bleibt gesund!

Sarah
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Re: Orientierung am Menschen
« Antwort #8 am: 12. November 2015, 09:21:39 »
Passend dazu hab ich dieses Video vom letzten Winter :kicher: Wir können nämlich immer noch nicht wirklich langsam laufen :pfeif: Ich versuche halt das meiste über die Futterposition zu regeln und dass ich quasi während dem Füttern an ihr vorbei gehe - an so aufregenden Tagen wie vorgestern kann ich aber auch nur noch ins Halfter greifen (darüber kann ich besser den Kopf und damit das Tempo steuern). Auf dem Video laufen wir "nur" den Sandweg vor dem Paddock auf und ab, und für ihre Verhältnisse ist sie an dem Tag relativ gemütlich unterwegs: http://youtu.be/5vE0HSOm0qQ

Früher, so mit 5, sah das die meiste Zeit so aus :shy:
[EXTERNER BILDLINK ⤤
http://www.clickertiere.de/pics/chance/bestoff/0412alt4.jpg

LG Tine
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Re: Orientierung am Menschen
« Antwort #9 am: 12. November 2015, 09:28:31 »
hihi, da schleicht sie ja nahezu :kicher:

Ich hab auch noch zwei:
Mirko geht nach Hause.... da hilft es nur, das eigene Tempo anzupassen *hechel* *renn*

und das Gegenteil, konzentriertes Arbeiten am Platz
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Re: Orientierung am Menschen
« Antwort #10 am: 12. November 2015, 11:52:57 »
Bei Phönix und Malve hat das PreWWYLM total super dazu beigetragen, daß wir jetzt ziemlich oft gemeinsam gehen können. "Beigetragen" ist eigentlich die falsche Vokabel: damit habe ich überhaupt erstmal einen Fuß in die Tür gekriegt, und schließlich hat es uns den Durchbruch verschafft zu einem Miteinander. Echt genial! Das möchte ich nicht mehr missen!

Ansonsten mag ich variable Übungen auf dem Platz: Bögen und gerade Linien so gemischt, daß das Pferd es leicht hat, neben mir zu laufen. Also besonders bei eiligen Pferden viele Bögen in meine Richtung (wenn ich links vom Pferd gehe, also links herum); so hat das Pferd die Außenkurve und damit die längere Strecke, bleibt damit automatisch auf meiner Höhe. Dafür kann ich markern und dann soviele Schritte geradeaus gehen, wie das Pferd es schafft - manchmal nur 2 oder 3 - und biege dann wieder ab. Der Effekt ist am größten bei engeren Bögen, weil da der Streckenunterschied Mensch : Pferd am größten ist, und weil enge Bögen fürs Pferd anstrengender sind. Oft wird dann schon mal das innere Hinterbein nett positioniert, so daß für das Geradeaus anschließend eine bessere Balance gegeben und damit ein menschengerechteres Tempo möglich ist.

Eine weitere Sache kann bei Phönix, der auf dem Weg zum/vom Platz immer sehr eilig ist, helfen: das Handtarget. Manchmal reicht das Zeigen schon aus, daß er sich erinnert und sich wieder positioniert, weil am Handtarget fühlt er sich wohl und sicher. Manchmal stürzt er aber so weit vor, daß das nicht mehr geht; ich bleibe dann stehen, er wendet sich nach mir um, ich zeige das Handtarget so weit (mit Ausfallschritt) schräg hinter mir, daß er sich komplett umdreht und noch einen Schritt dorthin hat, dann drehe ich mich wieder in Laufrichtung und markiere sein Kommen in die gewünschte Position. Er hat damit 2 sehr enge Wendungen, die er anstrengend findet (negative Verstärkung), die ihn aber auch besser in Balance kommen lassen, und so kann er danach deutlich besser bei mir bleiben.

Ich mag es, unterschiedliche Ansätze zur Verfügung zu haben - so kann ich einigermaßen flexibel den für meine spezielle Situation nutzen.

Beste Grüße,
Dörte.
Lieber breit grinsen als schmal denken!  (B.Berckhan)
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Jana
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Re: Orientierung am Menschen
« Antwort #11 am: 12. November 2015, 13:21:12 »
Wenn Nathan flott unterwegs ist und guckig wird, dann versuche ich persönlich eher genau das Gegenteil. Ich versuche nicht ihn langsamer zu machen, sondern im Gegenteil, ich bin noch schneller als er.

Dieser offensichtliche Widerspruch hat einen guten Grund:
Wenn ich die ganze Zeit versuchen würde, ihn dazu zu überreden langsamer zu werden, stoßen andauernd zwei konträre Ideen aufeinander. "Ich will, dass du langsamer gehst." Pony: "Ich will aber schneller gehen!" Ich *zuppel am Strick*: "Ich will das aber nicht, geh langsamer, achte mal auf mich!" Pony: *macht zu* : "Nö, ich GEH jetzt aber schneller!" und weg isser. Da ich nicht möchte, dass unsere Kommunikation in einem dauernden Aufeinanderprallen von Wünschen endet, versuche ich mich ihm soweit anzupassen, dass er wieder für meine Wünsche empfänglich wird. Sozusagen wird aus dem voneinander getrennten Du und Ich ein "Wir", das jeder von uns wiederum beeinflussen kann. Praktisch sieht das dann zum Beispiel so aus:

Ich fühle, dass Nathan spannig ist und einen starken Vorwärtsdrang hat. Mir persönlich ist das aber zu schnell und ich hätte gerne, dass er mir mehr Aufmerksamkeit entgegenbringt. Das bedeutet für mich, dass ich zuerst IHM Aufmerksamkeit entgegenbringen muss, damit wir erstmal auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Zum Beispiel lade ich ihn spontan ein, ein Stück mit mir zu traben. Ich zeige damit, dass ich seinen Wunsch schneller zu gehen erkannt habe und gehe darauf mit meiner Einladung ein. Wir traben also los (oder gehen einfach nur schneller, ist egal) und ich belohne ihn für jedes bisschen Aufmerksamkeit, das ich geschenkt bekomme.
Ich gehe schneller und er auch? Super,  :keks:. Ich drehe mich leicht in eine Richtung und er zeigt nur ansatzweise, dass er das registriert hat (Ohr zuckt, Körperspannung ändert sich),  :keks: . Ich freue mich ehrlich über seine Aufmerksamkeit, egal wie viel davon ich bekomme. Ich bin außerdem auch nicht scheu, "große" Gesten zu machen, wenn es nicht so leicht klappt, ihm Aufmerksamkeit zu entlocken. Sei es hüpfen, losstürmen, die Arme hochnehmen, lachend einen Tango hinlegen, einen Witz erzählen oder etwas anderes, das seinen Fokus auf mich lenkt. Das Wichtigste ist, ihm durch irgendeine Aktion meinerseits ein klitzekleines bisschen Aufmerksamkeit abzuluchsen. Wenn mir das gelingt, wird es danach so gut wie immer bis jetzt, sehr sehr einfach, weiterzumachen.

Denn: Ich habe bereits einen Teil seiner Aufmerksamkeit gewonnen. Damit kann ich jetzt weiterarbeiten. Zum Beispiel, indem ich die Spannung (durch das schnellere Gehen/ Traben beispielsweise) ein wenig aus meinem Körper herauslasse; z.B. durch Ausatmen. Wenn ich merke, dass das wieder einen kleinen Effekt auf ihn hat, er wird vielleicht langsamer dadurch oder dreht wieder ein Ohr zu mir, dann freue ich mich wieder riesig darüber und belohne ihn überschwänglich. Das kann ich Schritt für Schritt weiter ausbauen und mit anderen Dingen kombinieren, wie Richtungswechseln oder erstrebenswerte Ziele ansteuern (leckere Grasstellen) und werde dabei feststellen, dass ich auf einmal nicht mehr nur ein Ohr bekomme, sondern auf einmal ein Pferd, das wieder gänzlich an mir klebt.

Der Trick dabei ist vor allem, sich ehrlich über jedes noch so kleine Angebot freuen (und es vor allem auch zu finden!!) und eine positive Einstellung bewahren. Wenn ich zum Beispiel denke: " :roll: ,  jetzt rennt der mir schon wieder davon. Warte doch mal verflixt! " und spring ihm dann in den Weg oder zupfe am Strick, dann wird das Pony aller Wahrscheinlichkeit nach eher genervt umdrehen und noch mehr zumachen. Wenn ich aber stattdessen mit einem Lächeln auf dem Gesicht mich freue, dass Nathan heute so fleißig und lauffreudig ist und das plötzliche Arme-hochreißen und Losstürmen der Idee entstammt, aus dem jetzigen Zustand ein tolles Spiel zu machen, dann möchte ich fast garantieren, dass Nathan darauf eingeht und mir auf irgendeine Art seine Aufmerksamkeit schenkt, mit der ich danach problemlos weiter arbeiten kann.

So schaffe ich es, aus entgegengesetzten Zielen wieder eine Einheit herzustellen. Einfach indem ich nicht auf mein "Recht" (=Idee, Wunsch) beharre, sondern mich zunächst auf die Bedürfnisse von Nathan/ den gegebenen Zustand einlasse und mich nach und nach so vorsichtig verändere, dass ich das Pony dabei unbewusst "mitnehme", ohne ihn vor vollendete Tatsachen zu stellen und zu fordern. Denn ich bin davon überzeugt, dass Pferde gut unterscheiden können, ob man ihnen fordernd mit festgelegten Zielen und "hart" (damit meine ich nicht beeinflussbar sein) gegenübertritt oder ob man sich ihnen anpassen kann und sie aufgrund des so entstandenen gemeinsamen Nenners selbst wieder beeinflussen kann. Das macht meiner Erfahrung nach einen beträchtlichen Unterschied in den Reaktionen, sowohl bei den Pferden, als auch in mir selbst. Denn auch ich als Menschlein habe eine viel bessere Laune, wenn ich den Vorwärtsdrang nicht als Problem sehe, sondern als Möglichkeit für neue Spiele oder als Herausforderung, selbst körpersprachlich so fit zu werden, dass ich trotzdem die Aufmerksamkeit meines Ponys bündeln kann, wenn ich sie benötige.  :lol:

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Re: Orientierung am Menschen
« Antwort #12 am: 12. November 2015, 16:55:16 »
Wenn Nathan flott unterwegs ist und guckig wird, dann versuche ich persönlich eher genau das Gegenteil. Ich versuche nicht ihn langsamer zu machen, sondern im Gegenteil, ich bin noch schneller als er.


Hm, also DAS würde bei uns niemals funktionieren. Ich hab ein Warmblut und bin selber recht klein. Wenn die ihren normalen flotten Schritt auspackt, bin ich nur mehr am hinterherhecheln  :lol:
Wenn ich dann laufe und sie trabt ist das genau so ein gezerre, weil ich ihre Geschwindigkeit maximaal 20m aushalte (im Gelände geradeaus) Dann muss ich stehen bleiben und sie wohl oder übel auch  :cheese:

Grundsätzlich stimme ich dir zu: ein Pferd das unter Strom steht mag ich nicht dazu überreden, dass es langsam geht, wenn es gerade nicht kann.
Aber MEIN (persönliches) Ziel ist ein Pferd, dem ich sagen kann "hey ich hab nur 2 Beine" und das sich anpasst und dann mit mir gemütlich geht... Abbey kann das auch echt sehr gut mittlerweile  :nick: wir hatten da Anfangs auch viiiieeel Meinungsverschiedenheiten was das Tempo angeht.
Bei ihr liegt das aber an ihrer aktuellen Stimmung, ob Dunja dabei ist, ob wir alleine sind, ob wir laange nicht spazieren waren..


Und noch ein Danke an Sanhestar für deinen Post am Anfang  :cheese:
ich HASSE es mit meinen Eltern wohin zu gehen, weil die immer soooooo herumschleichen.. mich macht das manchmal richtig aggressiv!! Am Wochenende bin ich mit einem Uni-Kollegen wohin gegangen, der hat doppelt so lange Beine da hab ich dann auch mal gesagt "heee, schau mal, meine Beine, deine Beine.."
Und abgesehen davon, kann ich nicht neben jemndem gehen ohne regelmäßig in den reinzurennen.. Mich fragen die Leute regelmäßig ob ich was getrunken hab.. aber nein, ich kann einfch nicht in gleichmäßigen Abstand neben jemandem her gehen.. Wie sollen das dann unsere Pferde schaffen????  :confused:
Liebe Grüße!
Seelenpferde hat jemand einmal Pferde wie dich genannt- Pferde, die es nur einmal geben wird im Leben, die man begleiten darf und die einen auf andere Wege führen.
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Re: Orientierung am Menschen
« Antwort #13 am: 12. November 2015, 17:01:58 »
You made my day :coffeepc:

Bei der Krümeline ist es auch eine Kunst flott mitzugehen ohne dabei hektisch zu werden oder sie in irgendeiner Weise noch mehr zum beschleunigen zu animieren :umfall: Aber ich stimme zu, im Normalfall versuche ich mich mit meinem Schritttempo anzupassen (und wenn so nicht grad eh gestresst ist halt ich auch einfach manchmal die Mähne und lass mich ziehen :pfeif:)

Langsames gehen üben wir da wo es geht, im Roundpen, auf dem Paddock, auf gut Bekannten Wegen. Draußen ist es mir wichtiger dass der Strick locker bleiben kann (weil ziehen einfach immer aus dem Gleichgewicht bringt) und versuche das Tempo eher über geschicktes Füttern ein wenig zu drosseln.
LG Tine
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Re: Orientierung am Menschen
« Antwort #14 am: 12. November 2015, 20:50:38 »
Vorhin haben wir mit Malve eine weitere Möglichkeit der freundlichen Temporeduktion herausgefunden und geübt: per Schrittlängenvariation. A. führte die Dame das letzte Stück Weg vom dem Ausritt und geriet feste ins Keuchen, weil Malve einen Sturmschritt anschlug. A. geht normalerweise mit eher kurzen Schritten - mit 4 Beinen hätte es Tölt werden können... ;) Ich schlug dann vor, deutlich größere Schritte zu machen, aber im Tempo zu bleiben; es waren dann also langsamere Schritte. Echt faszinierend: Malve reduzierte sofort ihr Renntempo in normales, so daß dann A. auch wieder ihren normalen Schritt gehen konnte, und wir kamen entspannt nach Hause.

Beste Grüße,
Dörte.
Lieber breit grinsen als schmal denken!  (B.Berckhan)
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