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Clickertraining im Alltag => Reiten => Thema gestartet von: Mannimen am 19. April 2010, 13:39:14

Titel: Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 19. April 2010, 13:39:14
Ja ihr Lieben,

ihr habt richtig gelesen. Der Po ist nicht nur zum sitzen da! :)

Vielmehr stellt er eine Kontaktfläche zum Pferd dar, die sowohl ihm, als auch uns Informationen gibt. Das Pferd fühlt also über seinen Rücken etwas und wir spüren auch etwas mit unserem Po.

Also legt mal los, was ihr das so spürt. ;)

Bin sehr gespannt
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Bettina am 19. April 2010, 13:50:54
Ich erzähl mal, was ich mit meiner neuen RL aktuell u.a. übe:

Berta läuft ja immer sehr vorhandlastig und gerne auch mal mit recht wenig Pepp. Das muss ich generell erstmal fühlen lernen, das klappt mittlerweile schon ganz gut. Ich spüre im Schritt die Bewegung, mein Becken fahrt rückwärts Fahrrad. Wenn sie den Widerrist nicht hebt, macht mein Becken wechselseitig eher liegende Ovale statt Kreise mit deutlicher Aufwärtsbewegung.
Dann soll ich mich im Brustbein aufrichten, die Waden leicht ans Pferd bringen, dabei nicht wieder im Becken verkrampfen. Mein großes Problem aus der Englisch-Reiterei: Dieses schiebende Becken das nicht in der Bewegung mitgeht. Dabei gerate ich dann auch leicht in Rückenlage, so wie hier:
(http://i6.instantgallery.de/b/be/bettina1986/fe3d8e7db8fb318beaf4c0c9066fb37a15357266.jpg) Ein Bild aus "alten Zeiten".
Wobei es durchaus Bilder gibt, auf denen ich das noch deutlicher gemacht habe. Das soll jedenfalls weg. Also Brustbein tragen, Waden anlegen, die Gerte gibt einen Impuls, damit die Beine nicht drücken müssen, da sonst mein Becken wieder fest wird.
Wenn die Bewegung kommt, die ich haben will, setzt das alles sofort aus und ich gehe einfach weiter locker in der Bewegung mit. Für immer längere Zeitabschnitte zieht mein Becken dann schöne Kreise mit deutlicher Aufwärtsbewegung! :jubel:

Im Trab muss ich lernen, meine Hüfte so locker zu haben, dass diese die wechselseitige Bewegung der Hinterbeine mitmachen kann. Da bin ich viel zu steif, mein Becken geht als Ganzes in der Bewegung mit.

Generell machen wir grade noch gar nicht irgendwelche fantastisch aussehenden Dinge, sondern üben das, was eigentlich die Basis sein sollte: Locker und losgelassen, aber nicht wie ein nasser Sack sitzen. ;)
Die Zügel lassen wir hier auch noch weitgehend weg, auch im Trab hab ich sie ganz lang, es sei denn wir basteln grade bissl an der Stellung bzw. am Nachgeben im Genick.

Ich bin sehr froh über diesen RU und ärgere mich sehr, nicht früher auf diese Art und Weise angefangen zu haben.

VLG
Bettina

Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 23 am 19. April 2010, 13:56:05
Mit meinem alten RL hab ich viel mit Augen zu geübt. Also ohne Sattel aufs Pferd, RL führt und ab ins Gelände. augen bleiben zu. Ich musste spüren und erraten was sie macht, wo wir sind (berg ab, berg auf, kreis, Rückwärts usw.). einfach nur locker sitzen, mit der Bewegung mitgehen und fühlen lernen.
War immer super gut und hat sehr viel gebracht.
Ohne Sattel fühl ich immer noch besser, obwohl ich mit meinem Sattel schon ganz nah am Pferd sitze. Wenn ich "Fühlschwierigkeiten" bekomme, schlag ich die Bügel über und reite ohne. Dann kann ich mich auch wieder mehr auf Hinterteil konzentrieren  ;D
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: penelope am 19. April 2010, 14:19:36
Oh ja, der Reitersitz.

Ich glaub, die Bedeutung eines guten Sitzes für das Reiten kann man gar nicht hoch genug einschätzen.

Ich schlag mich jeden Tag wieder mit den typischen Problemen von Büromenschen rum: leichtes Hohlkreuz und feste Schultern/Genick und zu allem dann noch ein oft schief getragener Kopf  :roll:

In den letzten beiden Jahren habe ich mit meiner RL sehr sehr viel an meinem Sitz gearbeitet (sie lässt viele von den Eckhard Meyners Übungen einfließen) und so langsam machen sich erste Erfolge bemerkbar. Aber: sich falsch angewöhnte Bewegungen und Haltungen wieder abzugewöhnen ist und bleibt eine Heidenarbeit. Vor ein paar Wochen habe ich mit Feldenkraisübugen angefangen (leider bisher nur im Selbststudium über CDs) - mal sehen, ob sich dadurch in dem Bereich was verbessert.

Letzten Sommer hab ich auch an einem speziellen Sitz-Kurs teilgenommen, der mir leider nur wenig gebracht hat. Sachen wie mit geschlossenen Augen reiten, sich führen lassen, komplett ohne Zügel reiten usw hatte ich vorher alle schon mal gemacht, daher waren das nicht so die neuen Erfahrungen. Und leider kann ich von diesen Erfahrungen gar nicht so viel in andere Situationen bzw in schnellere Gangarten mitnehmen. Da kommt dann das oben angesprochene zum tragen: man muss sooo viel auf einmal machen.  :confused:

Leider muss ich sagen, dass mich, wenn ich ohne Korrektur reite, mein Gefühl schon oft getäuscht hat. Man richtet sich eben so in seinem Körper ein und was einem gerade (weil gewohnt) vorkommt, muss nicht gerade sein. Als mich meine RL angefasst und tatsächlich mal mittig auf's Pferd gesetzt hat, hab ich zuerst gedacht, ich fall gleich zur Seite runter.

Auch bei neuen Übungen oder auf neuen Pferden finde ich es wichtig, Feedback zu bekommen ob das was ich gerade fühle, nun gut oder nicht gut ist. Klar - Gefühl hat erst mal jeder irgendeins. Aber man muss es erst durch Erfahrung und Feedback schulen. Es hat auch jeder Mensch Geschmack, dennoch ist nicht jeder der geborene Weintester, auch Geschmack muss sich erst bilden.  ;)
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 23 am 19. April 2010, 14:21:41
http://ad1.adtago.de/clickGate.php?u=FC9mK4Xa&m=1&p=511p10I7Y9&s=&url=http%3A%2F%2Fwww.myimg.de%2F%3Fimg%3DSkessa636b9.jpg

Bild von vor 1,5 Jahren. Sitz ...  :confused: Oberschenkel klemmen, Beine zu unlocker (mittlerweile sind die Bügel auch 3 Loch länger). Das ist gerade echt ein großes Thema. Schritt u. Trab hab ichs einigermaßen gefressen im Galopp klemm ich noch zu sehr.

Mit meiner neuen RL sind wir schon ein Stückchen weitergekommen. Geschickter Weise macht sie gerade ne Ausbildung zur humanphysio und kann mich immer bißchen gerade rücken.

Sitzschulung steht wieder auf dem Plan für dieses Jahr. Bin mir nur noch nicht ganz schlüssig wo..
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 19. April 2010, 14:35:59
Hallo Stefanie

Das ist ja toll, dass Du mit geschlossenen Augen mal fühlen dürftest und das auch ohne Sattel. :D

Für mich waren das immer die besten und intensivsten Erfahrungen. Dabei gibt es jedoch auch ein "aber". :roll:

Wenn wir Haltung annehmen und das Becken aufrichten, sitzen wir weniger auf unseren Pobacken und mehr auf unseren Sitzbeinhöcker. Die bohren sich dann in den Rücken des Pferdes, was ihm sicher nicht mehr ganz so angenehm sein wird. Empfindliche Tiere könnten da auch schnell mal bocken. :o Doch genau diese Position benötigen wir, wenn wir uns zentrieren und alle Gelenke frei beweglich seien sollen. In dem wesentlich bequemeren Stuhlsitz nämlich sind unser Hüftgelenge schon arg eingeschränkt in ihrer Bewegung (ist gut zu demonstrieren an einem Skelett).

Das "nackig" Reiten ist also nur geeignet, um überhaupt mal zu spüren was da so im Rücken des Pferdes passiert und wie sich das auf uns auswirkt. Diese Erkenntnisse speichern wir ab und nehmen sie mit in den Sattel, wo das zwar nicht mehr so deutlich aber sehr viel angenehmer für das Pferd ist, weil sich die Punktlast unseres Körpers über unsere Sitzbeinhöcker auf eine größere Fläche verteilt.

Schön, dass Du auch mal die Steigbügel überschlägst, um diesen Störfaktor mal auszuschließen. Damit hast Du sicher ein sehr viel besseres Gefühl. ;) Allerdings sollte der Rücken deines Pferdes dann auch gut tragfähig sein, denn Du sitzt in diesem Moment aus und kannst ihn nicht mehr richtig entlasten. Wir sprechen also über eine Dauerbelastung, die das Tier auch tragen können muss.

Liebe Grüße
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 23 am 19. April 2010, 14:44:12
@ Manni, natürlich sitze ich ohne Steigbügel aus. Das mache ich im übrigen auch mit Steigbügeln, wenn mein Pferd entsprechend im Training ist. Momentan wird hin und wieder leichtgetrabt, weil sie sich so im V/A leichter tut und nun nach 7 Wochen Zwangspause, muskulär noch nicht wieder auf dem Normalzustand ist.

Ich bin im Übrigen der Meinung das schlechtes Leichtraben - und gutes ist sehr schwer - sich negativer aufs Pferd auswirkt als aussitzen. Trabe ich schlecht leicht, steh zu früh auf oder setze mich zu früh, gehe zu weit aus dem Sattel, neige mich im Oberkörper falsch etc. bringe ich das Pferd aus dem Takt und es hat mit einem sich bewegenden Hebel auf seinem Rücken zu kämpfen.

Es ist auch sehr nett, dass du auf die Sitzbeinhöcker hinweist. Aber das ist mir bekannt  :happy: Selbstverständlich sind solche Einheiten in ihrer Länge und in der Häufigkeit sehr begrenzt. Trotzdem, lieber mute ich dem Pferd das hin und wieder zu, als meine Mitte nicht zu finden und dauerhaft störend zu wirken.

Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 19. April 2010, 14:59:53
Ich spüre im Schritt die Bewegung, mein Becken fahrt rückwärts Fahrrad. Wenn sie den Widerrist nicht hebt, macht mein Becken wechselseitig eher liegende Ovale statt Kreise ...

Ja Bettina,

eine sehr gute Feststellung, die Du da schon erlebt hast. Ja die Sitzbeinhöcker sollten gleichmäßige Kreise beschreiben, während der Reiter in der Vorwärtsbewegung rückwärts Fahrrad fährt. :thup:

Gut, dass Du zu dem Bild dazu geschrieben hast, dass das da eben nicht so war, denn sonst hätte ich dich gefragt, ob Du das da auch so spüren konntest. ;)

Es ist auch verdammt schwer von alten Mustern wieder weg zu kommen. Erzähl mir nichts von Sonnenschein, denn da war ich selbst schon der Verzweiflung nahe.

Zitat
Im Trab muss ich lernen, meine Hüfte so locker zu haben, dass diese die wechselseitige Bewegung der Hinterbeine mitmachen kann. Da bin ich viel zu steif, mein Becken geht als Ganzes in der Bewegung mit.

Jetzt muss ich ein wenig schmunzeln. Dein Becken ist doch etwas Ganzes oder nicht? Aber Du kannst diese Beweglichkeit am Boden üben ohne dabei dem Pferd zur Last zu fallen. Stelle dich gerade hin, so dass Du gut über dem Becken zentriert bist. Dann gehe leicht in die Hocke, also nur ganz wenig die Beine anwinkeln. Nun schön gleichmäßig atmen und dabei immer nur ein Bein wieder gerade durchdrücken, während das andere angewinkelt stehen bleibt. Das übst Du erst einmal auf deiner guten und danach auf deiner schlechteren Seite solange bis Du damit ein gutes und lockeres Gefühl bekommst, denn das tritt erst ein, wenn Du deine Hüfte auch loslassen kannst. Geht es dir leicht damit, dann kannst Du es wechselseitig trainieren und schnell wirst Du das Gefühl aus dem Sattel wiedererkennen. Jetzt reitest Du ohne Pferd, egal wo Du gerade bist. In der Warteschlange beim Einkaufen oder an der Bushaltestelle. Das geht immer! :nick:

Zitat
Locker und losgelassen, aber nicht wie ein nasser Sack sitzen. ;)

Ja, das ist die Basis und sie gelingt nur, wenn man in seiner Körpermitte eine gewisse Grundspannung halten aber gleichzeitig alle Gliedmassen locker lassen kann.

Zitat
Ich bin sehr froh über diesen RU und ärgere mich sehr, nicht früher auf diese Art und Weise angefangen zu haben.

Wem sagst Du das! Ich habe mich über zwanzig Jahre nur verkrampft und nicht wirklich frei und abhängig sitzen gelernt. Dabei fängt damit erst alles an.

VLG
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 19. April 2010, 15:05:45
Ich bin im Übrigen der Meinung das schlechtes Leichtraben - und gutes ist sehr schwer - sich negativer aufs Pferd auswirkt als aussitzen. Trabe ich schlecht leicht, steh zu früh auf oder setze mich zu früh, gehe zu weit aus dem Sattel, neige mich im Oberkörper falsch etc. bringe ich das Pferd aus dem Takt und es hat mit einem sich bewegenden Hebel auf seinem Rücken zu kämpfen.

Oh ja!

Dennoch bin ich der Meinung, dass es dem Tier weniger schadet als ein Reiter der verkrampft aussitzt und das wie ein Flummi im Rücken rumhüpft. Solchen Reitern empfehle ich lieber im Remontesitz leicht vorgebeugt zu traben und den Rücken des Pferdes frei zu geben. Natürlich können sie dabei auch keinen guten Sitz erlernen. Damit machen wir dann eben im Schritt weiter.

LG
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Melle am 19. April 2010, 15:09:49
manni gibt es eigentlich reitbilder/videos von DIR?

ich würde diese gerne mal sehen, denn ich tu mich manchmal sehr schwer mit deinen aussagen und rastschlägen.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 19. April 2010, 15:17:53
Leider muss ich sagen, dass mich, wenn ich ohne Korrektur reite, mein Gefühl schon oft getäuscht hat. Man richtet sich eben so in seinem Körper ein und was einem gerade (weil gewohnt) vorkommt, muss nicht gerade sein. Als mich meine RL angefasst und tatsächlich mal mittig auf's Pferd gesetzt hat, hab ich zuerst gedacht, ich fall gleich zur Seite runter.

Ja, das ging mir auch so! Als ich mit geschlossenen Augen geritten bin und Susanne mir zurief, ich sollte die Augen mal öffnen, bevor es zu spät ist. Das saß ich komplett schief auf dem Pferd und dachte ich wäre super gerade. Das war schon echt heftig. Insofern musste ich mir auch ein neues Gefühl für meine Zentrierung einprägen, denn meine eigene Schiefe ließ sich anders nicht überlisten. Fortan achtete ich auch so im täglichen Leben mehr darauf, wirklich gerade zu sein. Das war eine ständige Korrektur und ich würde schon ganz verrückt dabei. Schließlich ging ich zu einem Orthopäden, der dann festgestellt, dass meine Beine unterschiedlich lang seien. Ich bekam Einlagen und beim Reiten konnte ich ja die Steigbügellänge entsprechend anpassen. Aber darauf musst Du auch erst einmal kommen.

Zitat
Auch bei neuen Übungen oder auf neuen Pferden finde ich es wichtig, Feedback zu bekommen ob das was ich gerade fühle, nun gut oder nicht gut ist. Klar - Gefühl hat erst mal jeder irgendeins. Aber man muss es erst durch Erfahrung und Feedback schulen. Es hat auch jeder Mensch Geschmack, dennoch ist nicht jeder der geborene Weintester, auch Geschmack muss sich erst bilden.  ;)

Wie wahr! Schade, wenn dann so Leute meinen, dass sie kein Gefühl dafür hätten! Haben die auch keinen Geschmack? Erlernen kann man das nicht aber sich darin trainieren schon, denke ich.

LG Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 19. April 2010, 15:30:45
manni gibt es eigentlich reitbilder/videos von DIR?

Eigentlich hatte ich da schon mal was hier im Forum eingestellt. Leider werde ich nicht oft gefilmt. Hier noch mal ein alter Ausschnitt aus einer Reitstunde. Aber ich suche gerne mal ein Video raus, wo unsere Trainerin Antares reitet. Das ist sicher sehr viel interessanter.
Lektion im leicht Traben (http://files.me.com/mennerich/zkz02b.mov)
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Melle am 19. April 2010, 15:33:30
danke, aber es geht mir nicht um deine RL, sondern um dich. denn schließlich gibst ja du ratschläge hier und nicht sie.

na das was ich gesehen habe, zeigt nicht viel. kann dazu gar nix sagen. aber danke.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 19. April 2010, 15:42:57
na das was ich gesehen habe, zeigt nicht viel. kann dazu gar nix sagen. aber danke.

Eigentlich zeigt es schon sehr viel, geradegerichtes Geradeaus auf der Diagonalen mit losgelassenen Rücken, locker in der Bewegung schwingend, in der Biegung mit entsprechender Stellung und vorausschauenden Blick, aufwärtsschwingender Rücken mit gut untertretenden Beinen im Tackt, dabei ein zentrierter Sitz, der in dieser Sequenz nur einmal kurz gestört hat (zu sehen an dem kurzen hochkommen des Kopfes und schlagen mit dem Schweif) nach dem Handwechsel. Das Pferd in relativer Aufrichtung mit gut vorgespannten Hals aber etwas zu geringer Anlehnung. Darum habe ich auch promt die Korrektur bekommen, die Zügel 1cm nachzufassen, damit sie eben nicht zu schlagen anfangen. Da ist eigentlich alles zu sehen, was es zu sehen gibt incl. zweier Fehler, die in so kurzer Zeit aufeinander folgten.

Was hast Du denn vermisst?
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Melle am 19. April 2010, 15:57:44
ja du magst dein video evtl. auswendig kennen und auch für fast perfekt halten. ich allerdings hab vor lauter gewackel nix erkennen können.

egal, vergessen wir es einfach wieder. wie gesagt, ich tu mich schwer damit.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 19. April 2010, 16:20:14
So ich habe gerade mal ein Video von unserer Trainerin hochgeladen. Sie sitzt ihn da aus im Trab und das dürfte dann schon etwas ruhiger anzusehen sein. Ich durfte das da zu diesem Zeitpunkt halt noch nicht, weil sein Rücken für mein Gewicht noch zu schwach dafür war. Allerdings nimmt sie ihn auch schon deutlich mehr ran als ich und das mag er nicht besonders und wehrt sich gerne mal gegen die Arbeit, die er da leisten soll. Ist sicher auch gut zu sehen. Aber bitte nicht vergessen, dass es hierbei nicht um die Jungpferdeausbildung geht, gegen die sich Antares da so verwehrt (z. B. durch einrollen, sperren, schlagen, und sonst noch was), sondern um den gut ausbalancierten Sitz des Reiters, den ich euch hier zeigen möchte. Davon bin ich natürlich auch noch ein Stück weit entfernt und ganz sicher nicht immer so im Lot und auch nicht ganz so locker.
Trab ausgesessen (http://gallery.me.com/mennerich#100008)
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Muriel am 19. April 2010, 16:47:08
Ist Deine Trainerin damit einverstanden, hier veröffentlich zu werden? Bitte nachfragen, falls noch nicht geschehen.
ansonsten sitzt sie sehr ähnlich wie meine RL - inclusive wackelndem Kopf  :cheese:
bei Euch beiden fällt mir auf dass ihr das Brustbein mehr heben und die Schultern fallen lassen könntet.

Ich weiss wie schwierig es ist, ein  Pferd nach vorne zu reiten, das die Idee hat, sich einzurollen. Trotzdem würde es mir besser gefallen, wenn sie ihn etwas mehr vorlassen würde. Aber auch da war ich selbst mit meiner RL auch immer unterschiedlicher Meinung. So ein RL guckt dann in dem Moment gezielt auf andere Sachen und nimmt das Einrollen in dem Moment als kleineres Übel hin.
ich habe allerdings in den letzten Jahren gemerkt dass das bei einem Einrollpferd immer arbeiten an der Sache vorbei ist.
Erst als ich ganz bewusst daran gearbeitet habe, hat sich alles andere verbessert, und das starke Einrollen ist Vergangenheit.

Ansonsten hab ich jahrelang Sitzschulung gehabt, gebe inzwischen selbst welche und finde es deshalb gerade um so frustrierender, dass mir mein teuer erarbeiteter Sitz so komplett flöten gegangen ist.  :-\ :-[
Das Becken ist dabei immer der Schlüssel - und meiner Meinung nach etwas, das ausschließlich über punktgenauen Unterricht vor Ort korrigiert und gelockert werden kann. Da muss man mal begleiten, hinfühlen lassen und spüren.
sehr schwer, das im Eigenstudium sozuagen selbst zu erarbeiten, wenn man irgendwo Spannungen oder zu wenig Losgelassenheit im Sitz hat.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 19. April 2010, 16:48:21
So, aber nun noch mal zurück zu dem was man da so fühlen kann.

Wie wirkt sich den ein Zusammenkneifen der Pobacken aus und wie ein Luftanhalten etc.?

Auch ja und zu dem locker im Lot sein mit einer gewissen Grundspannung im Körper, möchte ich nur sagen, dass das auch eine Lebensversicherung sein kann.

Wir sind bei unserem letzten Ausritt einer Rotte Wildschweinen begegnet, die parallel zu uns im Wald mit ihren Frischlingen daher rannten. Unsere Pferde waren sich beide einig, dass dies eine tödliche Gefahr sein könnte und machten auf dem Absatz kehrt, um sofort in die entgegen gesetzte Richtung durchzustarten. Wer da so gemütlich auf seinem Po im Sattel gesessen wäre, den hätte diese Aktion ganz sicher da raus gehebelt und die Pferde wären vermutlich bis zum Stall durch galloppiert. Antares ist zu allem Überfluss dabei auch noch gestiegen und hat sich in der Luft gedreht. :o

Doch ich blieb wie ein Wunder im Sattel und atmete tief aus. Auch gelang es mir ihn davon zu überzeugen, dass dies eben nicht so gefährlich sei und wir blieben stehen. Auch Paco konnte sich wieder einkriegen und so beobachteten wir diese Rotte, wie sie ihres Weges zog. Selbst ein paar Nachzügler, die noch angerannt kamen haben uns keine Angst mehr gemacht. Dafür gab es dann auch ein dickes Lob und eine Hand voll Leckerchen. Wenig später begegneten wir auch noch einem Rudel Rehe. Das bekam ich schon mit, als sich Antares seine Rückenmuskulatur anspannte, bevor er erstarrt stehen blieb. Insofern hatte ich die Chance dem schon vorzugreifen und halt in Ruhe anzuhalten. Dann brauchte ich nur in die Richtung schauen, in die er seine Ohren spitzte. Wieder schauten wir den Wildtieren gemeinsam zu ohne gleich in Panik zu geraten. :D

Ich bin echt froh, dass ich so alte Weisen wie, Schenkel rann und das Tier an der Gefahrenquelle vorbei treiben, hinter mir lassen konnte. Soviel Stress brauche ich nicht und mein Pferd sicher auch nicht. Insofern verlasse ich mich da schon lieber auf das "Popometer" als Kommunikationsgrundlage. ;D

LG
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 19. April 2010, 16:56:27
Ist Deine Trainerin damit einverstanden, hier veröffentlich zu werden? Bitte nachfragen, falls noch nicht geschehen.

Oups, daran habe ich jetzt nicht gedacht, habe aber auch keine Namen genannt. Da ich ja bei mehreren Leuten trainiere. Das werde ich jedoch nachholen. Habe das Video bis zur abschließenden Prüfung und Freigabe erst einmal vorsorglich gelöscht, um hier nicht gegen irgend etwas zu verstoßen..

Danke für den Tip.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 19. April 2010, 17:18:59

Erst als ich ganz bewusst daran gearbeitet habe, hat sich alles andere verbessert, und das starke Einrollen ist Vergangenheit.

auch, das würde mich ja auch mal in einem anderen Fred interessieren, denn genau über diesen Punkt reden wir auch andauernd. Es ist ja nicht zu übersehen, wie Antares dies missfällt und warum soll er denn das dann so tun und erst später wieder freier werden. Für mich ist das völlig unlogisch. Bitte erzähl mal mehr darüber. :keks:

Zitat
Das Becken ist dabei immer der Schlüssel - und meiner Meinung nach etwas, das ausschließlich über punktgenauen Unterricht vor Ort korrigiert und gelockert werden kann. Da muss man mal begleiten, hinfühlen lassen und spüren.
sehr schwer, das im Eigenstudium sozuagen selbst zu erarbeiten, wenn man irgendwo Spannungen oder zu wenig Losgelassenheit im Sitz hat.

 :nick:

Was sag ich! Meine Rede! Nichts geht über fühlen! :dops:

Liebe Grüße
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 22 am 19. April 2010, 20:43:51
Hallo Manfred,

zum Thema Einrollen habe ich auf der Hansepferd etwas interessantes gesehen. Das Pferd, ein Friese rollte sich ein, da er nicht genügend Kraft hatte und über Tempo lief. Das "Über Tempo laufen" hat Horst Becker stark kritisiert, da die Reiter nicht bedenken, dass sie ihr Pferd schädigen. Die Reiterin sollte dann auf dem Zirkel übertreten. Viel Schritt, wenig Trab, viel Galopp und immer nur so schnell, wie das Pferd freiwillig geht. Die Reiterin saß manchmal etwas zu stark ein und wurde sofort korregiert. Der Rücken soll nicht über Gebühr belastet werden, ich denke, da sind wir uns eh alle einig.
Nach etwa 25 min ging das Pferd deutlich lockerer und vor allem rollte es  sich nicht mehr ein! Das Tempo war schön gesetzt. Mir hat sehr gefallen, dass so gut wie nichts am Zügel gemacht wurde-. Von Hochzupfen hielt er gar nichts, das sei wohl momentan sehr angesagt. Zum Thema Sitz meinte Horst Becker, dass man zu Beginn meist nur 2 Beine des Pferdes spüren würde. Nach dem Training sollte man alle 4 Beine spüren.

Dieses habe ich heute direkt ausprobiert und es funktioniert tatsächlich sehr gut. Dieses Reinfühlen in den Pferdekörper macht viel Sinn, da man dann die Bewegungen des Pferdes auch besser interpretieren kann.

Grüße
Steffi
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Muriel am 19. April 2010, 20:50:39
Zitat
Von Hochzupfen hielt er gar nichts, das sei wohl momentan sehr angesagt.

*g*

 Warum rollt ein Pferd sich ein? Aber das ist wohl eher ein neues Thema.
Ich tu mich eh gerade schwer mit der sortierung von dem hier. Wir brauchen wohl einen "Reiten allgemein"- Bereich, oder? :juck:
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 22 am 19. April 2010, 21:05:15
Hallo Heike,

wie wäre es mit einem Thread "Einrollen" unter Reiten allgemein?

Grüße
Steffi
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Bettina am 19. April 2010, 21:25:14
Zum Einrollen kann ich nix sagen, aber ich glaube auch, dass wir einen "Reiten allgemein"-Bereich gut gebrauchen könnten! :jaja:
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Muriel am 19. April 2010, 21:33:53
ist da (http://www.clickerforum.info/index.php?board=43.0).  :D
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 20. April 2010, 07:58:24
Guten Morgen ihr Lieben

Nun möchte ich hier doch noch was zum Einrollen sagen, da es ja in beiden Videos zu sehen war (bei mir weniger als bei meiner Trainerin). Antares ist sehr sensibel und reagiert auf minnimalsten Druck. Insofern ist er nicht leicht zu reiten und braucht eine sehr feine Hand, die ich leider nicht so habe. Das Einrollen ist also ein Ausweichen vor dem Druck, den das Gebiss im Maul verursacht. Er würde sich auch noch einrollen, wenn er den Druck nur auf dem Nasenbein bekommen würde. Insofern haben sowohl meine Trainerin als auch ich die Hände weit vor genommen, was für den Sitz des Reiters eher schlecht ist aber eben eine Hilfe nach vorne darstellt. Die Hände sollen hier nicht rückwärts einwirken. Man kann das Vergleichen mit der nach innen führenden Hand, wenn das noch unausgebildete Tier in die Biegung rein geführt wird. Außerdem verändert sich der Winkel mit der vorwärts wirkenden Hand im Maul und wirkt somit weniger auf die Laden und mehr in die weicheren Maulwinkel. Damit wird der Druck auch abgeschwächt. Davon abgeleitet ist das Hochzupfen, welches wieder umstritten ist, weil es ja auch wieder ein Ausweichen auf einen Schmerz darstellt. Wir haben uns somit für das Nachgeben nach vorne entschieden. Würde ich meine Arme am Körper lassen, wäre dies alleine durch ihr Gewicht schon eine Einwirkung nach hinten. Dahin komme wir jedoch erst, wenn Antares seine Anlehnung ohne Ausweichen gefunden hat.

Hier ging es jedoch um den Sitz und somit sind beide Videos eigentlich völlig ungeeignet, denn sie zeigen nicht die Ausbildung des Reiters sondern die des jungen Reitpferdes, wobei ich mir halt professionelle Unterstützung hole. Das Einzigste was dennoch gut zu sehen war, ist das Lot, in dem sich der Körper des Reiters befinden sollte, wenn er gut ausbalanciert ist. Das war sowohl von vorne, von hinten und auch von der Seite der Fall. In diesen Sitz kommt man auch nur mit einem leicht aufgestellten Becken, welches sowohl nach vorne als auch nach hinten klappen kann, wenn es nicht festgehalten wird. Dabei kippt es dann auch noch zur der Seite, die sich gerade senkt und der Körper bleibt im Lot. Insofern beschreiben die Sitzbeinhöcker im Schritt eine Kreisförmige Bewegung auf dem Rücken des Pferdes. All das ist nicht möglich, wenn der Reiter im Stuhlsitz sitzt. Außerdem kann er so auch nicht mehr seine Beine locker pendeln lassen (nur noch die Unterschenkel), weil sie an der Hüfte dann blockiert sind. Jede rückwärtige Bewegung würde einen Stoß in der Gelenkpfanne erzeugen. Eine bewegliche Hüfte ist also das A und O beim Reiten.

LG Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Melle am 20. April 2010, 08:07:00
zwecks einrollen bist du im falschen thread, siehe eins höher.

oder hier:

http://www.clickerforum.info/index.php?topic=695.0
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 20. April 2010, 08:10:43
Dankeschön Mel,

werde den Text da auch noch mal hin kopieren.

LG Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: eboja am 21. April 2010, 19:30:34
Hallo Manfred,

Dein Video hätte mich ja auch interessiert, aber leider kann ich es mir nicht anschauen...  :( Gibt's da irgendeinen Trick? Oder hast Du das Video auch irgendwo auf Youtube oder ähnlichem?
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 22. April 2010, 07:49:43
Guten Morgen Esther

Für mein Video (Lektion im  leicht Traben) wird der Quicktime Player benötigt, den man sich im Netz kostenlos runterladen kann. Und für das andere Video (Trab ausgessen) habe ich noch keine Freigabe von unserer Trainerin. Es kann sogar sein, dass beide Videos nicht gezeigt werden dürfen, weil sie auf beiden zu sehen ist und es sich um keine öffentliche Veranstaltung handelt. Somit werde ich wohl neue Videos machen müssen, wenn ich ihre Zustimmung nicht bekomme und das kann gut sein, weil sie sehr anspruchsvoll ist und auf jede Kleinigkeit großen Wert legt. :-[

Liebe Grüße
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: eboja am 22. April 2010, 10:45:48
Hallo Manfred,

danke für die Antwort. Jetzt habe ich schon mehrere Player auf dem Rechner, nur halt den QuickTime nicht...  :roll: Nun gut, dann halt noch einer.  :cheese:

Dann hoffe ich mal, dass Du doch die Erlaubnis bekommst, die Videos zu zeigen. Wäre doch schade drum.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: eboja am 24. April 2010, 20:10:30
Hallo,

gestern habe ich mich mal eine Weile mit geschlossenen Augen von Oscar durch die Halle tragen lassen (glücklicherweise kann man sowas mit ihm machen, ohne in ernste Gefahr zu kommen  ;D). Ich fand es unheimlich spannend!

Im Schritt habe ich klar gemerkt, dass die Bewegung in meiner linken Hüfte deutlich "eckiger" ist, als rechts. Allerdings hatte ich auf beiden Seiten nicht wirklich das Gefühl von rückwärts Fahrrad fahren, sondern die Bewegung ging viel eher hoch und runter, als im Kreis. Schon mit einer leichten Kreis-Andeutung, aber eher ein langgestrecktes stehendes Oval, als ein Kreis. Wobei ich vielleicht auch einen viel zu großen Kreis erwarte, eben so, wie die Füße es machen. Als ich mal testweise meine Füße so bewegt habe, als stünden sie auf Pedalen und ich würde rückwärts treten, fand ich die Bewegung durchaus recht passend. Aber vermutlich habe ich auch mit den Füßen eher Hochovale als Kreise "getreten".

Was ich sehr erfreulich fand, war, dass die Bewegung mit der Zeit besser wurde, d.h. meine linke Hüfte kam etwas mehr an meine rechte heran und war nicht mehr ganz so eckig.
Interessant fand ich auch, dass Oscar lockerer und fleissiger lief, wenn ich die Augen geschlossen hatte, als wenn ich versucht habe, mit offenen Augen die Bewegung nachzufühlen. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, kann natürlich auch durch die geschlossenen Augen täuschen.

Kurz habe ich auch im Trab die Augen geschlossen, aber das war mir dann doch nicht ganz so geheuer, da hatte ich die Augen entsprechend immer nur recht kurz zu und habe mich auch nicht vollständig auf den Sitz konzentrieren können, sondern hatte meine "Antennen" auch deutlich ausserhalb.

Ach, noch was erfreuliches: nach dieser Sitz-Reiterei bin ich "normal" geritten, habe dann aber anschließend beim Schritt reiten noch mal ein wenig die Augen zu gemacht. Und probiert, mit geschlossenen Augen am hingegebenen Zügel aus der Ecke kehrt zu reiten. Was geklappt hat!  :jump: Guuuut, auf der einen Hand wurde die "Volte" deutlich zu groß, auf der anderen Hand deutlich zu klein. Aber es hat mich trotzdem gefreut, dass ich rein aus dem Sitz heraus (auch ohne Oscar mit den Beinen irgendwo hin zu "drücken") die Kurve reiten konnte.

Ich würde mich übrigens über jegliche Kommentare dazu freuen, was ich noch hätte probieren können, was vielleicht blödsinnig war, und wie ich mit dieser "Sitz-Fühl-Schule" weitermachen könnte. Ich habe hier momentan leider niemanden, der mich da korrigieren könnte (jedenfalls nicht auf eine Art und Weise, die ich für sinnvoll hielte), deshalb freue ich mich über jede Hilfe hier aus dem Forum!
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 25. April 2010, 07:57:54
Guten Morgen Esther

Lass dich mal knuddeln! :friends: :umarm:

Dass Du auf diese Weise schon mal deutlich etwas zu Deiner Hüfte gespürt hast, ist doch großartig. Wenn es da noch etwas klemmt ist es auch noch nicht ganz gelöst und die Kreise werden natürlich oval, wobei es sich ja um sehr kleine Kreise handelt. Um dies zu verbessern kann ich immer wieder die Beckenuhr aus dem Feldenkrais-Bodentrainig empfehlen. Ich hatte sie hier im Forum schon mal an anderer Stellen beschrieben. Da kannst Du dich an eben solche Punkte ran tasten und Dich ihnen immer weiter annähern, bis Du einen sauberen und ungestörten Kreisbogen hinbekommst. Aber bitte nicht übertreiben, denn das gibt einen lang anhaltenden Muskelkater, weil dabei Muskeln trainiert werden, von denen wir nicht einmal wussten, dass sie überhaupt da sind. ;)

Hast Du bei dem Abwenden mit geschlossenen Augen die Zügel mit benutzt? Versuche dein Pferd mal nur aus der Hüfte zu lenken und unterstütze es mit dem inneren Schenkel beim Biegen, also immer dann, wenn das innere Hinterbein abfußt, während der äußere nur verwahrt. Mal sehen wie groß der Kreisbogen dabei wird. Im ersten Versuch war das bei mir ein Zirkel, der an der gegenüberliegenden Seite endete, weil das Hoppel dann vor der Bande stand und nicht weiter wusste. :cowb:

Im Trab die Augen zu schließen ist schon sehr schwer, da die Bahn schnell zu ende ist und Hoppel klare Anweisungen braucht, um zu wissen wo es lang gehen soll. Da ist es dann schon hilfreicher, wenn man vom Boden aus dabei am langen Führseil oder an der Longe geführt wird. Da kann man sich dann auch besser entspannen und auf den Sitz konzentrieren. Ist immer noch schwer genug, weil ja auch deutlich mehr Bögen geritten werden, wo man nicht weiß, wann sie anfangen und wieder enden. Also das bringt einen schon ganz schön aus der Balance. Insofern habe ich das alleine nur im Gelände auf dem freien Feld geübt. Da war es dann auch im Galopp problemlos möglich. Dieses unbeschreibliche Gefühl war der Höhepunkt meiner ganzen Reiterei. 8)

Wünsche frohes Gelingen
Manfred

PS. Hilfreich ist auch das Stapeln der Körperblöcke aus dem Centered Riding. Also nicht nur auf das Becken achten, sondern auch, wie der Körper darüber zentriert (im Lot) ist. Das sollte dann allerdings schon von einer außenstehenden Person kontrolliert werden, da unser Gefühl sich nach den Gewohnheiten richtet und diese werden wohl kaum immer gerade sein, weil anstrengend. Oder Du hast Spiegel zur Verfügung, in die Du hin und wieder schauen kannst, doch dazu musst Du die Augen ja öffnen und schon korrigiert der Körper sich, meist schneller als wie du es mitbekommst und nachfühlen kannst. Es wäre wirklich von Vorteil, wenn Du da einen Helfer finden könntest.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: eboja am 25. April 2010, 12:16:32
Hallo Manfred,

Lass dich mal knuddeln! :friends: :umarm:
huch, womit habe ich denn das verdient? Ich knuddel Dich jedenfalls gleich zurück für Deine tolle ausführliche Antwort!  :umarm: :friends:

Zitat
Dass Du auf diese Weise schon mal deutlich etwas zu Deiner Hüfte gespürt hast, ist doch großartig. Wenn es da noch etwas klemmt ist es auch noch nicht ganz gelöst und die Kreise werden natürlich oval, wobei es sich ja um sehr kleine Kreise handelt. Um dies zu verbessern kann ich immer wieder die Beckenuhr aus dem Feldenkrais-Bodentrainig empfehlen. Ich hatte sie hier im Forum schon mal an anderer Stellen beschrieben. Da kannst Du dich an eben solche Punkte ran tasten und Dich ihnen immer weiter annähern, bis Du einen sauberen und ungestörten Kreisbogen hinbekommst. Aber bitte nicht übertreiben, denn das gibt einen lang anhaltenden Muskelkater, weil dabei Muskeln trainiert werden, von denen wir nicht einmal wussten, dass sie überhaupt da sind. ;)
Ich glaube, ich kenne die Feldenkraisuhr auch aus der Krankengymnastik, die ich in meinem Leben zuhauf "geniessen" durfte (Skoliose stärkerer Bauart, in alle möglichen Richtungen krumme Wirbelsäule, Bandscheibenvorfall). Das waren so mini-kleine Bewegungen, oder? Es gibt das Ganze nämlich in zwei Varianten, mit großen und mit winzigen Bewegungen, ich bin mir jetzt nicht mehr ganz sicher, ob Feldenkrais die kleinen oder die großen waren.
Ansonsten habe ich den Balimo rumstehen, und habe schon überlegt, ob ich das darauf "nachreiten" kann. Muss ich mal noch ausprobieren, bin ich noch nicht zu gekommen. Zum Lockern des Beckens ist der jedenfalls sehr gut, sollte ich mich wohl mal wieder öfters draufsetzen...  :rotw:
Edit: ich habe mich gerade mal kurz drauf gesetzt. Die Bewegung ist darauf gut möglich, wenn auch noch extrem holprig bei mir. Und vermutlich auch noch viel zu groß, aber da es beim Bewegungslernen ja generell vom Groben/Großen zum Feinen geht, macht mir das keine Sorgen. Jetzt muss ich es nur noch schaffen, meinen inneren Schweinehund soweit trainiert zu bekommen, dass er mich beim Balimo-Üben unterstützt...

Zitat
Hast Du bei dem Abwenden mit geschlossenen Augen die Zügel mit benutzt?
Nein, eben nicht, deshalb war ich ja so glücklich, dass es geklappt hat! Die Zügel hatte ich einfach nur an der Schnalle in der Hand, habe mich gedreht (nach hinten "geschaut") und daraufhin ist er abgewendet. Auf der einen Hand habe ich das Umdrehen offensichtlich einfach übertrieben, so dass er eine sehr enge Wendung gemacht hat. War aber auch interessant, den Unterschied zu merken, nachdem die erste Wendung zu groß war und ich dachte, die nächste muss ich kleiner/deutlicher hinkriegen.

Zitat
Im Trab die Augen zu schließen ist schon sehr schwer, da die Bahn schnell zu ende ist und Hoppel klare Anweisungen braucht, um zu wissen wo es lang gehen soll.
Das war weniger das Problem, er ist schon clever genug, beim Erreichen der kurzen Seite einfach weiter dem Hufschlag zu folgen.  ;) Ich habe mich nur nicht so ganz getraut, weil er im Trab schon etwas "aufgeregter" war, häufiger den Kopf hob und lauschte, was draussen so passiert. Entsprechend habe ich auch mehr "raus gelauscht", um rechtzeitig mitzubekommen, wenn irgendwas sein sollte, was ihn zu einem Schnellstart animieren könnte. Ohne Sattel und ohne Zügel und ohne "Augen" fühle ich mich dann doch etwas hilflos/ausgeliefert.

Zitat
Insofern habe ich das alleine nur im Gelände auf dem freien Feld geübt. Da war es dann auch im Galopp problemlos möglich. Dieses unbeschreibliche Gefühl war der Höhepunkt meiner ganzen Reiterei. 8)
Uaahh, nee.  :neinnein: Das ginge bei mir garnicht. In der Halle weiss ich zumindest, dass er nicht weit kann, sollte er mal losschießen, und ich auch relativ weich falle im Falle eines Falles. Im Gelände steckt mir immer noch die alte "Angewohnheit" von ihm in den Knochen, los zu rennen und sich durch nichts und niemanden mehr stoppen zu lassen. Und das, obwohl ich das nie erlebt habe, weil das vor "meiner Zeit" passiert ist. Ich glaube, bis ich mal im Gelände auf ihm die Augen schließe, müsste noch viel passieren.

Zitat
PS. Hilfreich ist auch das Stapeln der Körperblöcke aus dem Centered Riding. Also nicht nur auf das Becken achten, sondern auch, wie der Körper darüber zentriert (im Lot) ist. Das sollte dann allerdings schon von einer außenstehenden Person kontrolliert werden, da unser Gefühl sich nach den Gewohnheiten richtet und diese werden wohl kaum immer gerade sein, weil anstrengend. Oder Du hast Spiegel zur Verfügung, in die Du hin und wieder schauen kannst, doch dazu musst Du die Augen ja öffnen und schon korrigiert der Körper sich, meist schneller als wie du es mitbekommst und nachfühlen kannst. Es wäre wirklich von Vorteil, wenn Du da einen Helfer finden könntest.
Ja, wäre schon schön, wenn ich da jemanden hätte. Momentan fällt mir da aber niemand ein.  :( Eventuell werden wir demnächst unsere Reitlehrerin mal wieder "reaktivieren" (wobei das auch immer so eine Geschichte ist, eigentlich sind Fremd-Reitlehrer bei uns am Stall nicht erlaubt...), vielleicht kann ich die mal darum bitten. Wobei ich ihr erstmal noch das Clickern verclickern muss, insofern ist die Frage, was sie dann noch davon hält, wenn ich auch noch davon anfange... Andererseits denke ich, dass sie sich auf die Sitz-Geschichten eher einliesse, als auf's Clickern.

Ach, ich bräuchte vor allem einfach mal mehr Zeit. Dann könnte ich mir auch nochmal das "Reiten aus der Körpermitte"-Buch, das im Schrank steht, durchlesen... *seufz*
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 22 am 25. April 2010, 17:06:30
Hallo Esther,

meine RL hat mir ne lustige Übung gezeigt, die wäre vielleicht auch etwas für Dich. Meine Hüften sind nicht mehr in Ordnung, daher kann ich bestimmte Bewegungen nicht mehr so gut ausführen, also hat mir meine RL total viele Tipps gegeben, wie ich es mir einfacher machen kann beim Reiten.
Eine Idee klappt bei mir sehr gut und zwar geht es ums Biegen auf einer gebogenen Linie.
Nehmen wir mal an, ich reite auf dem Zirkel und möchte leicht den Zirkel verkleinern oder vergrößern. Dann soll ich versuchen, weniger meine Wade als vielmehr meinen Oberschenkel zu benutzen. Und zwar mache ich sozusagen eine ganz kleine Innenrotation des Oberschenkels an den Sattel heran. Beim Zirkelverkleinern wäre das dann mit dem inneren Bein. Äußeres hängt glocker herab oder verwahrt hinterm Gurt. Beim Zirkelvergrößern rotiert leicht der äußere Oberschenkel nach innen. Das ist echt ne Mini-Bewegung, selbst mit Arthrose-Hüften zu schaffen und ich kann Mána damit beliebig nach innen oder außen bewegen ohne irgendwie verdreht zu sitzen. Ich hoffe, dass ich es Dir hier genau genug beschreiben konnte.

Viele Grüße
Steffi
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: eboja am 25. April 2010, 17:35:05
Hallo Steffi,

danke für den Tipp, das werde ich auf jeden Fall mal ausprobieren!

Nur zur Sicherheit, ob ich es richtig verstanden habe: wenn ich rechte Hand auf dem Zirkel reite und den Zirkel verkleinern möchte, mache ich mit dem rechten Bein eine Rotation gegen den Uhrzeigersinn (wenn quer durch meinem Oberschenkel eine Uhr liegen würde). Wenn ich den Zirkel vergrößern wollte, würde ich mit dem linken Bein eine Rotation mit dem Uhrzeigersinn machen. Richtig?
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 26. April 2010, 07:47:44
Hi Esther,

mit den RL ist das ja auch immer so ein Kreuz. Wenn die doch blos mal alle anderen Dinge ausblenden könnten und sich nur auf eine einzige achen konzentrieren würden aber nein, da wird sofort hier und da korrigiert. Meist fängt das schon beim Führen an, wenn man die Bahn betritt, schlimm das. :teuf:

Aber ich denke, Du brauchst dazu keine RL. Es reicht, wenn jemand nur auf deinen Sitz schaut, der gerade von schief unterscheiden kann. ;)

Liebe Grüße
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 22 am 26. April 2010, 10:18:39
Hallo Esther,

nein, genau umgekehrt. Der innere Schenkel"drückt" durch die innen Rotation das Pferd aus dem Zirkel hinaus, also vergrößert. Der äußere Schenkel "drückt" durch die Rotation nach innen das Pferd in den Zirkel hinein, also verkleinert. Zirkel auf der rechten Hand bedeutet, linker Außenschenkel rotiert und fördert Zirkelverkleinern, rechter Innenschenkel rotiert und läßt das Pferd den Zirkel vergrößern. Beide male solltest Du Dein Knie dabei stärker spüren.

Alle Klarheiten beseitigt?
Grüße
die rotierende Steffi
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Muriel am 26. April 2010, 11:26:03
Das mit der Rotation ist ein interessanter Ansatz, kenne ich so noch nicht. Ich nehme mal an *fühl* *probier* *rotier* dass durch diese kleine Bewegung der Rotation (der gedachten Rotation) der Hüfthöcker eine Kleinigkeit nach hinten kommt und dadurch die Bewegung initiiert wird. Das Knie am Sattel ist dann das Widerlager.

Nur aus der Hüfte geht es auch, wenn man sich vorstellt, den jeweiligen Sitzbeinhöcker auf einer Uhr etwas nach hinten zu platzieren (um jetzt zu dieser Seite hin zu verkleinern bzw abzubiegen).  Dabei öffnet sich auch der Beckenboden und das Gesäß entspannt, was wiederum die gerne vorhandene Spannung aus den Oberschenkeln nimmt.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: eboja am 26. April 2010, 15:36:14
nein, genau umgekehrt. Der innere Schenkel"drückt" durch die innen Rotation das Pferd aus dem Zirkel hinaus, also vergrößert. Der äußere Schenkel "drückt" durch die Rotation nach innen das Pferd in den Zirkel hinein, also verkleinert. Zirkel auf der rechten Hand bedeutet, linker Außenschenkel rotiert und fördert Zirkelverkleinern, rechter Innenschenkel rotiert und läßt das Pferd den Zirkel vergrößern. Beide male solltest Du Dein Knie dabei stärker spüren.
Ah, okay, oben stand es andersrum ("Beim Zirkelverkleinern wäre das dann mit dem inneren Bein."). Kein Wunder, dass das heute so nicht hingehauen hat  :cheese:. Armer Oscar, der restliche Sitz sagt "raus", und die Hüfte/Oberschenkel sagt "rein"  :confused:. Das erklärt eindeutig unser völlig unkoordiniertes Gegurke.  :lol:

Zitat
Alle Klarheiten beseitigt?
Noch nicht ganz, die Frage nach dem Uhrzeigersinn bleibt nämlich noch, weil ich mir nicht sicher bin, ich welche Richtung die Rotation gehen soll. Also nochmal: rechte Hand, Zirkel vergrößern, rechtes Bein gegen den Uhrzeigersinn "drehen". Jetzt richtig?

Aber ich denke, Du brauchst dazu keine RL. Es reicht, wenn jemand nur auf deinen Sitz schaut, der gerade von schief unterscheiden kann. ;)
Aber auch da fällt mir leider niemand ein.  :( :nixweiss:

Dann will ich gleich mal noch von heute berichten. Wie erwähnt: die Oberschenkel-Rotation ging überhaupt nicht, ist ja aber auch nicht verwunderlich, wenn ich es verkehrt mache. Dafür fand ich, dass die Hüftbewegung im "blinden Schritt" heute schon etwas gleichmässiger war, fühlte sich etwas lockerer an, als letzte Woche. Das Abwenden (ohne Zügel) ging auch einigermaßen. Ich bin "Volten" (mit unbekannter/unwichtiger Größe) vom Hufschlag aus geritten. Bis zur Mittellinie bzw. dem Scheitelpunkt sind wir jeweils gut gekommen, aber dann wollte Oscar nicht mehr zurück zum Hufschlag. Und ich glaube tatsächlich, dass es heute mit an ihm lag. Er hatte eh schlechte Laune und keinen Bock, und da ich blind geritten bin, kann ich nicht immer an der gleichen Stelle plötzlich andere Hilfen gegeben haben. Wenn ich aber die Augen aufgemacht habe, um zu sehen, weshalb wir nicht mehr im Kreis laufen, bzw. Oscar sich gegen meine Sitzhilfen "stemmt", waren wir eben jedesmal am Scheitelpunkt des Kreises angelangt... Irgendwie komisch.

Blind getrabt bin ich dann auch noch und habe versucht, rauszufinden, wie ich die Bewegung beschreiben würde. So richtig glücklich bin ich mit meinem Ergebnis nicht... Es fühlte sich ein wenig nach "Hintern-Wackeln" an, allerdings eher so, als wollte ich meinen "Schweif" locker und langsam auschütteln bzw. schwenken. Dabei kam jeweils ein Hüftknochen etwas nach oben, also weniger ein Hinterwackeln mit Kreisbewegung nach hinten, als eins, was fast ausschließlich aus einer Rechts-Links-Bewegung besteht.
Wie würdet Ihr die Trabbewegung denn beschreiben?

Blinden Galopp habe ich mich noch nicht getraut, erst recht nicht mit der etwas unwilligen Laune von Oscar. Aber vielleicht kommt das ja noch. Ich bin heute schließlich auch schon länger am Stück blind getrabt, als ich mich das letzte Woche getraut habe.

Ich hoffe übrigens, es ist okay, wenn ich hier von meinen Sitz-Fühl-Versuchen berichte und um Hilfe dabei  bitte...
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Bettina am 26. April 2010, 21:56:54
Ja, Esther, bitte weiterberichten!
Ich lese sehr interessiert mit! :jaja:

VLG
Bettina
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Muriel am 26. April 2010, 22:11:12
Die Trabbewegung ist auch nur eine minimale Rotation. Es ist in der Hauptsache ein Rechts-Links-kippen in der Hüfte. Durch die diagonale Fußung rotiert die Wirbelsäule nicht so wie im Schritt zwischen den Beinen, sondern ist mehr gespannt zwischen den diagonalen Beinpaaren, und dazwischen senkt sich nur jeweils immer der Rippenkasten ab, weil der Bauch von einer zur anderen Seite schwingt. Auch diese Bewegung ist kleiner als im Schritt.

Zitat
Es fühlte sich ein wenig nach "Hintern-Wackeln" an
:lol:  ;D
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 27. April 2010, 07:58:37
Guten Morgen zusammen

Ja, im Trab ist es mehr ein auf und ab, als ein von links nach rechts, was die Kreise natürlich deutlich kleiner werden lässt. Dies entspricht auch der Bewegung der Wirbelsäule, wie Heike schon erwähnt hat. Im Trab, möchte ich nur noch ergänzen, kommt das seitliche Aufschwingen des Beckens jedoch weniger durch das Verschieben des Pferdebauches als mehr durch das Anspannen des jeweiligen Rückenmuskels. Also wenn das linke Hinterbein vor schwingt, ist der linke Rückenmuskel auch entspannt. Dort bekommt mann dann das Gefühl, etwas einzusinken (beim Aussitzen) und unser Becken kippt nach links. Gleichzeitig wird jedoch der rechte Rückenmuskel angespannt weil das rechte Hinterbein nun Last aufnimmt und Schub entwickelt. Dadurch werden wir dort stark angehoben. Würden wir uns von diesem Aufschwung nun aus dem Sattel heben lassen, traben wir leicht auf der linken Hand und brauchen dabei unser Becken nur zu stabilisieren. Wollen wir jedoch aussitzen, dann müssen wir sehr elastisch sein im Becken und sowohl dieser Kippbewegung, also dem Senken auf der einen Seite als auch den Aufschwung auf der anderen Seite locker auffangen. Das dürfte somit die schwierigste Sitzform beim Reiten sein, denn sie gelingt nur, wenn Pferd und Reiter locker und gelöst dabei sind. D. h. der Pferderücken schwingt (ist nicht verspannt) und das Becken des Reiters pendelt sowohl seitwärts als auch vor und zurück. Es beschreibt insofern in der Bewegung eine liegende Acht und das mit jedem jedem zweiten Trabtritt, zumindest empfinde ich das so. Ist das Becken an einer Stelle blockiert, kann dies so nicht gelingen. Das könnte man jedoch etwas ausgleichen, wenn man den Oberkörper weiter zurücknimmt, doch damit verlagern wir unsere Bausteine aus dem Zentrum und verlieren unsere Balance.

Liebe Grüße
Manfred

PS. Im Galopp dagegen wird es ein riesen Kreis, bzw. ein großes ovales Ei, je nach Schwung des Pferdes. ;D Wobei ich das Gefühl habe, dann auch nur noch auf einem Sitzbeinhöcker (dem inneren) zu rotieren. :roll:
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 22 am 27. April 2010, 10:42:13
Hallo Esther, tut mir leid, dass ich da bei meiner ersten Beschreibung durcheinander geraten bin, das ist immer das verflixte beim Beschreiben. Was ist innen, was ist außen usw. Aber jetzt ist es Dir ja klar, wie ich gelesen habe. Ob Du Dir jetzt noch ne Uhr dabei vorstellen willst, na ja, wenn s hilft. Zirkelverkleinern wäre dann "im Uhrzeigersinn" rotieren, wobei das ne wirklich kleine Drehbewegung ist. Und Zirkelvergrößern wäre "gegen den Uhrzeiger", aber wie gesagt, mir fällt es leichter, mir die Rotation gegen den Sattel sozusagen vorzustellen mit dem Knie als Widerpart, wie Heike schrieb.
Viel Spaß weiterhin!

Grüße
Steffi

P.S. Ich würde die Übungen so lange im Schritt üben, bis es wirklich gut klappt und noch nicht im Trab, sonst wird das Pferd nur verwirrt.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 27. April 2010, 11:34:09
Das waren so mini-kleine Bewegungen, oder? Es gibt das Ganze nämlich in zwei Varianten, mit großen und mit winzigen Bewegungen, ich bin mir jetzt nicht mehr ganz sicher, ob Feldenkrais die kleinen oder die großen waren.

Susanne meint immer, dass die Bewegungen immer nur so groß ausgeführt werden sollten, wie es angenehm ist. Sobald es unangenehm wird, eher wieder etwas zurückgehen usw.

Zitat
Ansonsten habe ich den Balimo rumstehen, und habe schon überlegt, ob ich das darauf "nachreiten" kann. Muss ich mal noch ausprobieren, bin ich noch nicht zu gekommen. Zum Lockern des Beckens ist der jedenfalls sehr gut, sollte ich mich wohl mal wieder öfters draufsetzen...  :rotw:

Ja, das kann ich auch nur wärmstens empfehlen. Bei den Kursen nehme ich gerne im Sattel auf dem Bock oder auf diesem Hocker platz.  :berg:

Zitat
Edit: ich habe mich gerade mal kurz drauf gesetzt. Die Bewegung ist darauf gut möglich, wenn auch noch extrem holprig bei mir. Und vermutlich auch noch viel zu groß, ...

Na dann halt etwas kleiner und nur bis zu dem Punkt wo es hakt. Dort wieder leicht zurück und erneut annähern, immer wieder und wieder bis es flutscht und Du ohne zu hakeln drüber weg kommst. Das ist genau das selbe wie bei der Beckenuhr am Boden, nur dass Du dann halt auf ihr sitzt und nicht mehr liegst. Also schon eine deutliche Steigerung. ;)

Zitat
Die Zügel hatte ich einfach nur an der Schnalle in der Hand, habe mich gedreht (nach hinten "geschaut") und daraufhin ist er abgewendet. Auf der einen Hand habe ich das Umdrehen offensichtlich einfach übertrieben, so dass er eine sehr enge Wendung gemacht hat. War aber auch interessant, den Unterschied zu merken, nachdem die erste Wendung zu groß war und ich dachte, die nächste muss ich kleiner/deutlicher hinkriegen.

Vermutlich war dann die größere Wendung auch auf der schwierigeren Seite (Biegung vom Pferd und hakeliges Becken bei Dir). Dann ist das auch völlig ok so. Wichtig wäre auch, dass sich die Schultern mit dem Becken gleichermaßen eindrehen, also synchron zueinander stehen. Damit dürfte dann ein Umdrehen nicht mehr gar so weit gehen und auf beiden Seiten auch eher gleich werden.

Zitat
Entsprechend habe ich auch mehr "raus gelauscht", um rechtzeitig mitzubekommen, wenn irgendwas sein sollte, was ihn zu einem Schnellstart animieren könnte. Ohne Sattel und ohne Zügel und ohne "Augen" fühle ich mich dann doch etwas hilflos/ausgeliefert.

Das Gefühl kenne ich und bei mir war es auch mit den negativen Erlebnissen noch sehe behaftet. Doch Susanne hat mich davon wieder frei bekommen.  :herz2: Sie hatte mich dann in dem unabhängigen Sitz trainiert, wo ich meine Arme weit vom Körper seitlich ausgestreckt hatte (also keine Zügel mehr in der Hand). Auch die Steigbügel sollte ich überschlagen und dann mit geschlossenen Augen zunächst im Schritt reiten. Das haben wir auch trocken in einem Sattel auf einem Bock geübt, wo sie mich von allen Seiten an schubste, um mir zu demonstrieren, wie sehr ich halt im Lot zentriert war oder nicht. Auf diese Weise erfuhr ich, dass mein Körper immer wieder in seine Ausgangsposition zurückkehrt, wenn er in Balance war. Dieses Gefühl nahm ich dann mit in den Sattel. Wenn dann das Pferd einen kleinen Hopsa machte, trat der selbe Effekt ein. Das gab mir immer mehr Sicherheit und wir konnten diese Übung im Trab und im Galopp fortsetzen. Dann steigerten wir das noch mit der Galionsfigur (in den Steigbügeln stehen). Als Hausaufgabe bekam ich dann im fliegenden Galopp auf freiem Feld (also nur geradeaus), die Zügel abzulegen, mich aufzurichten, stehend sie Arme weit vom Körper weg zu strecken und für einen Moment lang die Augen zu schließen (aber nur wenn ich mich absolut sicher fühle). Dieses Gefühl habe ich dann abgespeichert und es war das Geilste, was ich je erleben durfte. :reit1:

Ist jedoch zur Nachahmung nicht empfohlen, da es schon irgendwie lebensmüde ist. Ich denke, dass ein Hopsa zur Seite, da sicher nicht mehr dazu geführt hätte, dass mein Körper von selbst in seine Ausgangsposition zurückkommt. Aber es war für mich doch ein Schlüsselerlebnis der ganz besonderen Art, welches mir jegliche Angst genommen hat. Danach konnte ich dann viel entspannter und auch gelöster selbst ohne Sattel sitzen. Es gab kein Klammern mehr in Paniksituationen und auch kleinere Bocksprünge waren viel leichter zu nehmen. Dadurch rutscht man natürlich auch viel schneller auf dem blanken Rücken. Das widerum hat dazu geführt, dass mich die Pferde dann so hingesetzt haben, wie es ihnen angenehm war und buchsierten mich mehr zum Wiederist hin. Das war nicht ganz so spannend für so ein Männlein wie ich einer bin. Ganz besonders nicht, wenn dann mal ruckartig abgestoppt wird, aus welchem Grund auch immer. :confused:

Bei Antares standen dann auch seine kurzen Fellhaare etwas zu Berge, was mir auch nicht so gefiel, da sie so leicht brechen konnten. Insofern kam dann doch wieder mehr der Sattel zum Einsatz. Und auch Steigbügel wurden wieder mehr zur Entlastung des Rückens benutzt. Zügel gaben mehr Führung und so definierte sich das Reiten für mich wieder einmal neu. ;)

Liebe Grüße
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: eboja am 27. April 2010, 12:52:52
Vielen Dank für Eure Antworten! Das ist ja echt der reinste Online-Reitkurs hier! :happy:  :thup:  :cheer:

Ob Du Dir jetzt noch ne Uhr dabei vorstellen willst, na ja, wenn s hilft.
Es geht mir nicht darum, mir eine Uhr vorzustellen, ich wollte nur sicher gehen, dass ich die Rotation in die richtige Richtung verstanden habe. Und Du mit Innenrotation nicht eine Rotation nach innen, aber in der anderen Uhrzeiger-Richtung gemeint hast.  ;) Mit dem Vorstellen bin ich eh nicht sooo gut, da muss ich einfach die Bewegungen so lange ausprobieren, bis sie sich richtig anfühlen, und das Gefühl dann speichern. Vorstellungen helfen mir zwar ein bißchen dabei, aber ich bin doch eher ein Mensch, der mit solchen Bildern nicht sooo viel anfangen kann.
Und im Schritt bleibe ich natürlich erstmal, muss ja für mich das "richtige" Gefühl erstmal finden.

Na dann halt etwas kleiner und nur bis zu dem Punkt wo es hakt. Dort wieder leicht zurück und erneut annähern, immer wieder und wieder bis es flutscht und Du ohne zu hakeln drüber weg kommst. Das ist genau das selbe wie bei der Beckenuhr am Boden, nur dass Du dann halt auf ihr sitzt und nicht mehr liegst. Also schon eine deutliche Steigerung. ;)
Mir fällt es immer leichter, die Bewegungen erstmal zu groß auszuführen, und mich von da ausgehend zu den kleineren Bewegungen vorzuarbeiten. Wenn ich es direkt klein versuche, klappt garnichts mehr...  :roll:

Zitat
Das Gefühl kenne ich und bei mir war es auch mit den negativen Erlebnissen noch sehe behaftet. Doch Susanne hat mich davon wieder frei bekommen.  :herz2: Sie hatte mich dann in dem unabhängigen Sitz trainiert, wo ich meine Arme weit vom Körper seitlich ausgestreckt hatte (also keine Zügel mehr in der Hand). Auch die Steigbügel sollte ich überschlagen und dann mit geschlossenen Augen zunächst im Schritt reiten. Das haben wir auch trocken in einem Sattel auf einem Bock geübt, wo sie mich von allen Seiten an schubste, um mir zu demonstrieren, wie sehr ich halt im Lot zentriert war oder nicht. Auf diese Weise erfuhr ich, dass mein Körper immer wieder in seine Ausgangsposition zurückkehrt, wenn er in Balance war. ...
Da wir momentan ja keinen Sattel haben (wobei "momentan" mit "seit gut einem Jahr" zu übersetzen ist), muss ich wohl oder übel ohne Sattel auskommen. Generell stört mich das nicht (lediglich die Tatsache, dass Oscar so überhaupt nicht ins Gelände kommt, bzw. nur kürzere Strecken, die man spazieren gehend noch gut erlaufen kann), nur weiss ich halt, dass ich bei einem Buckler direkt weg vom Fenster bin (es sei denn, es ist nur ein winzig-kleines Buckeleinchen). Und da ich vorm Fallen Schiss habe, weil ich immer Bedenken habe, dass es mir dann vielleicht wieder eine Bandscheibe "rausschießt", bin ich da einfach über-vorsichtig. Aber ich kann mir inzwischen schon vorstellen, auch im Galopp in der Halle mal für ganz kurze Augenblicke die Augen zu schließen. Mal sehen, wann es so weit ist.  ;)

Zitat
Das widerum hat dazu geführt, dass mich die Pferde dann so hingesetzt haben, wie es ihnen angenehm war und buchsierten mich mehr zum Wiederist hin. Das war nicht ganz so spannend für so ein Männlein wie ich einer bin. Ganz besonders nicht, wenn dann mal ruckartig abgestoppt wird, aus welchem Grund auch immer. :confused:
Autsch!  :glotz: Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Ich clicke ja auch im Galopp, sobald er mir einigermaßen gefällt, was auch zu sofortigen Stopps führt (sicher nicht besonders gut für Oscars Vorderbeine, aber ich will mir das tolle "Werkzeug" Clicker nicht im Galopp vorenthalten). Dabei versuche ich dann immer, mich etwas auf den Oberschenkeln abzustützen, auch, damit ich Oscar nicht ins Kreuz oder sonstwohin falle.

Ich werde auf jeden Fall weiter berichten, was ich so "erfühle". Mit Eurer Hilfe komme ich da sicher noch einiges weiter!  :thup:
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 28. April 2010, 08:50:48
Hi Esther

Wenn für dich größere Kreise angenehmer sind, dann mach halt die. Wichtig ist, dass es angenehm ist. Nur so kann man sich lösen und nicht wenn es unangenehm ist. ;)

Da Du zur Zeit ohne Sattel bist, könntest Du übergangsweise ja auch ein Sitzkissen benutzen. Die sind recht günstig und bieten etwas mehr Komfort.
bareback-pad (http://images.google.de/imgres?imgurl=http://www.reitsportpfer.de/images/busse/uploaded201381_bareback_pads.jpg&imgrefurl=http://www.reitsportpfer.de/productsByCategory.asp%3FintCatalogID%3D29%26page%3D36%26strCatalog_name%3DSattel%2520PAD&usg=__YdI-BNvJ3B4aabm2AWRlhFUOly0=&h=300&w=300&sz=15&hl=de&start=10&um=1&itbs=1&tbnid=bh6hOaKWuu7WXM:&tbnh=116&tbnw=116&prev=/images%3Fq%3DPad%2Bmit%2BSteigb%25C3%25BCgel%26um%3D1%26hl%3Dde%26client%3Dsafari%26rls%3Den%26tbs%3Disch:1)

LG Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: eboja am 28. April 2010, 09:01:50
Hallo Manfred,

entschuldige, das hätte ich gleich dazu schreiben sollen: wir benutzen ein Pad, ein normales Westernpad + Deckengurt, schon allein, um Oscars Rücken vor unseren spitzen Knochen zu schützen  ;).
Insofern sitze ich schon recht bequem, nur halt nicht "sicher".

Heute werde ich nicht reiten, vielleicht setze ich mich stattdessen dann mal aufs Balimo und probiere etwas rum. Vielleicht aber auch nicht, nach 2 Stunden Schlaf  heute nacht und nochmal ca. 2 Stunden heute morgen fühle ich mich noch sehr unmotiviert und wie von irgendetwas nicht sehr weichem überrollt...  :confused:
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: eboja am 05. Mai 2010, 17:39:47
Hallo,

mal wieder ein neuer Bericht. Letzten Freitag habe ich das mit der Oberschenkel-"Drehung" nochmal probiert und festgestellt, dass ich links irgendwie komplett blockiert (oder was auch immer) bin. Ging garnicht.  :nein: Rechts hat es dafür schon recht schön geklappt. Daran werde ich jedenfalls noch einiges feilen müssen.

Da ich die heutige Einheit gerade ausführlich im Tagebuch beschrieben habe und zu faul bin (und zu wenig Zeit habe), das nochmal extra zu beschreiben, kopiere ich den entsprechenden Teil einfach mal aus dem Tagebuch hierher:

"Und dann kam der Punkt, an dem mir eines klar wurde: Oscar ist so schön fein geworden, dass ich mir keinen besseren Sitzlehrer vorstellen kann, als ihn (okay, menschliche Lehrer könnten mir mehr erklären ;) ). Er fing nämlich an, ziemlich wahllos durch die Gegend zu kreiseln, was ganz offensichtlich an dem lag, was ich ihm über den Sitz "sagte". Und statt, wie ich es wohl früher gemacht hätte, ihn dafür zu bestrafen, dass er keine Gedanken lesen kann (und folglich  nicht das macht, was ich eigentlich möchte), habe ich ihn dafür geclickt und bestätigt, dass er auf meinen Sitz reagiert.
Es wäre sicher sehr lustig zum Zuschauen gewesen heute, was wir so teilweise für "Durcheinander" geritten sind. Aber auf die Weise habe ich ein phantastisches feedback darüber bekommen, wie ich sitze, wann ich mit dem Sitz auch das aussage, was ich möchte, und wann eben nicht.

Da Oscar ja eh teilweise am Kreiseln war und zudem die HSS-artige Bewegung zu mögen scheint, sind wir plötzlich dahin gekommen, HSS (oder was ähnliches) zu reiten! Rechte Hand konnte ich das auch tatsächlich kontrolliert "abrufen", d.h. das Untertreten/die Hüfte habe ich tatsächlich über den Sitz bekommen. Zunächst habe ich nur die Drehbewegung geclickt, aber nachdem Oscar das Rückwärts angeboten hat, habe ich auch das aufgenommen und geclickt. Anfangs habe ich das Rückwärts auch über leichte Zügelhilfen, erst mit dem einen Zügel, dann dem anderen, wie am Boden, angefragt, später ging es teilweise auch nur aus dem Sitz heraus, teilweise brauchte ich die Zügel dazu. Wobei ich nicht irgendwie an den Zügeln ziehen musste (dann hätte ich es nicht gemacht, eigentlich finde ich mich noch nicht weit genug dafür), sondern nur den einen oder den anderen Zügel leicht aufnehmen. Linke Hand ging es längst nicht so gut, da stehe ich mir irgendwie selbst im Weg. Aber ein paar Mal habe ich es gut hinbekommen, und ein paar Mal auch direkt im Wechsel das Übertreten rechts gemacht, das Gefühl auf der Seite "analysiert" und versucht, es auf die andere Seite zu übertragen. Das ging mal so, mal so. Ich denke, da werde ich in nächster Zeit dranbleiben, es muss doch möglich sein, dass ich das Gefühl für die Drehung links auch irgendwann mal "finde".

Aus dem Rückwärts mussten wir natürlich auch irgendwie wieder vorwärts. Und das war ein weiteres schönes Aha-Erlebnis für mich: ich habe es hinbekommen, über Bauchmuskel-Anspannung/Beckenkippen (oder was auch immer genau, ich bin mir da nicht ganz sicher, was das Gefühl tatsächlich an Bewegung dargestellt hat) ihn nach dem Rückwärts aus dem Halten (nach C&B) wieder antreten zu lassen, und teilweise auch aus der Rückwärtsbewegung (wenn ich mich beim Anreiten nicht konzentriert habe und er erstmal rückwärts loslief) direkt vorwärts treten zu lassen. Und es fühlte sich toll an! Ich kann nicht genau sagen, wie, aber ich hatte den Eindruck, "da tut sich was unter mir". Frau Kurland hat ja den Begriff von den "collected starts". Das ist vielleicht (wahrscheinlich) noch eine Nummer zu hoch gegriffen, aber so in die Richtung schien es zu gehen.

Danach bin ich dann nochmal kurz angetrabt, weil ich ihm ein paar Clicks für Traben mit tiefem Kopf geben wollte. Rechte Hand ging das auch sehr schön, aber linke Hand war's wieder nichts, da konnten wir die Linie nicht halten und ich habe es nicht geschafft, ihn aussen auf dem Hufschlag zu halten (rein über den Sitz, mit hingegebenen Zügeln). War aber okay für mich, ich weiss ja, dass ich da Probleme habe. Und ich wollte eh nicht mehr traben, als die ungefähr zwei Runden pro Hand.

Da ich gemerkt habe, dass wir beide im Trab etwas verkrampft sind, habe ich nochmal ein wenig HSS im Schritt gemacht, wobei Oscar auch sofort wieder schön locker wurde. Und ich auch, bei mir fiel mir das heute nämlich extrem auf, dass ich nach dem Trab linker Hand alles andere als locker war, vermutlich, weil ich im wahrsten Sinne des Wortes "krampfhaft" versucht habe, ihn über den Sitz in die richtige Richtung zu dirigieren, was ich im Trab halt noch nicht schaffe.

Ich muss sagen, ich bin echt begeistert von der heutigen Einheit. Ich hoffe, Oscars Besitzerin ist damit einverstanden, wenn ich mich in der Reiterei in nächster Zeit auf den Schritt beschränke, um endlich mal meinen Sitz besser auf die Reihe zu kriegen. Mit mehreren solchen Einheiten wie heute, sollte das mit der Zeit auch klappen.  :dops: :dops: :dops:"

Es macht mir unheimlich Spaß, mich mal in Ruhe auf meinen Sitz zu konzentrieren, zumal ich momentan einfach so viel "mitkriege" und auch so schönen Feedback von Oscar bekomme.  :cheer:
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 22 am 05. Mai 2010, 20:59:22
Hallo Esther,

liest sich interessant, was Du schreibst. Wie sieht es denn mit Oskars "besserer Seite" aus? Wenn es bei Dir links rum blockiert scheint, ist das zufällig auch Oskars "schlechte" Seite? Wenn ja, würde ich zu Beginn mehr auf der rechten Hand trainieren. Früher hieß es ja immer, die schlechte Seite mehr zu trainieren, da ist man, Göttin sei Dank, von ab.

Hallo Alle,

ich bin gestern und heute ohne Sattel geritten und habe begonnen, Mána zu tölten. Sie wird bald 14 Jahre alt und so langsam können wir uns da mal ran wagen. Ohne Sattel hatte ich ein gutes Gefühl dafür, wann und wie sie den Rücken bewegt. Und es ist schon faszinierend, wie schnell es geht, dass der Rücken weggedrückt wird. Ich behaupte mal, da habe ich mit Sattel viel weniger Chancen das frühzeitig zu spüren. Bequem zu sitzen ist es ja trotzdem, bzw. gerade dann ist es bequem, weil sich der Rücken gar nicht mehr bewegt. Aber ich habe dann versucht, durch Reiten in Stelllung und seitwärts übertreten Mána immer wieder dazu zu bewegen, den Rücken aufzuwölben. Das war für uns beide total anstrengend. Wenn sie dann mal 4 Schritte schön getöltet ist, war sie ganz geschafft. Sie möchte dann gerne über Tempo gehen, dann hat sie natürlich mehr Kraft, aber geht halt nicht reell über den Rücken. Ist echt ne schwierige Sache. Wie gut, das ich CT zur Verfügung habe und wirklich exakt verstärken kann. So hatte Mána bis zuletzt keinen Stress. Und das finde ich beim Tölttraining fast am wichtigsten.

Grüße
Steffi
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: eboja am 05. Mai 2010, 21:43:18
Hallo Steffi,

ich kann Dir garnicht sagen, welches Oscars bessere oder schlechtere Seite ist. Zum einen sehe ich das an der Hand nicht wirklich (das eine geht da besser, das andere auf der anderen Hand) und zum anderen hat Oscars Besitzerin auf der anderen Hand als ich die größeren Probleme. Damit ist für mich nicht zu entscheiden, wer jetzt wo Oscar mehr/weniger beeinflusst.

Es gehört hier ja nicht hin, aber trotzdem frage ich mal hier neugierig nach: wie töltet man eigentlich? Welche Hilfen gibt man, bzw. was "will" man dafür vom Pferd?
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 05. Mai 2010, 22:14:06
Hallo zusammen

@Esther

Du machst ja ganz tolle Erfahrungen so ohne Sattel. :keks:
Bist Du dir auch sicher, dass die Bausteine des Körpers wie Blöcke genau übereinander ausgerichtet sind. Das würde ich besonders bei den Linkswendungen überprüfen. Es könnte ja auch sein, dass Deine Schultern da dann nicht mehr lotrecht über dem Becken stehen und somit diese Information etwas verschwommen bei Oscar an. Das könnte auch erklären warum es bei seiner Besitzerin genau umgekehrt der Fall ist. Insofern liegt es wohl nicht an ihm. ;)

@Steffi

Auch für Dich freue ich mich sehr, welche Fortschritte Du wieder machst. Weiter so! :keks:

Ja, beim Reiten ohne Sattel spürt man die Aktivität des Rückens natürlich pur und bekommt sehr viel schneller mit, wenn er sich verspannt oder gar weggedrückt wird. Leider kann ich Dir zum Tölt nicht viel sagen, nur dass der Rücken dabei eben durch seine Anspannung völlig ruhig getragen wird. Wie wolltest Du denn dabei Manà biegen? Das dürfte schon wegen der Anspannung im Rücken nicht gehen. Kein Wunder wenn ihr da beide mit gekämpft habt oder habe ich jetzt was falsch verstanden? Das wäre ja ungefähr so, als wenn Du ein Allradfahrzeug mit eingeschalteter Differenzialsperre um die Ecke lenken wolltest. Das kann nicht gehen, solange beide Seiten den selben Weg zurücklegen. Beim Pass und Töld sind meines Erachtens verkürzte Schritte auf einer Seite kaum möglich. Insofern braucht man dafür schon recht große Bögen. Gibt es denn bei diesen Gangarten überhaupt eine Linke und eine Rechte Hand, die innen weiter vortritt? Und was wäre da dann beim Sitz anders? Er ist doch in diesen Gangarten recht stabil und gerade ausgerichtet. Also hat er wenig Einfluss auf diese Bewegung, außer dass er vorwärts treibend wirkt! Daher ja auch die speziellen Sättel dafür, die diese treibende Wirkung noch verstärken sollen, durch Verlängerung zum Lendenbereich, soweit ich weiß. :confused:

Liebe Grüße
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: eboja am 05. Mai 2010, 22:40:37
Hallo Manfred,

Bist Du dir auch sicher, dass die Bausteine des Körpers wie Blöcke genau übereinander ausgerichtet sind. Das würde ich besonders bei den Linkswendungen überprüfen. Es könnte ja auch sein, dass Deine Schultern da dann nicht mehr lotrecht über dem Becken stehen und somit diese Information etwas verschwommen bei Oscar an.
:lol: Nein, ich bin mir im Gegenteil eher sicher, dass verschiedene Bausteine nicht dort sind, wo sie hingehören.  ;) Nur hilft mir dieses Wissen nicht (und auch der Spiegel nur bedingt, weil ich es nie schaffe, Oscar kerzengerade davor zu bekommen), solange ich nicht weiss, welcher Block wo "raussteht", und v.a., wie ich ihn wieder an die richtige Position bekomme. Ich merke ja, dass da was nicht richtig ist, aber kriege es nicht "richtig". Vorhin hatte ich eine interessante Erkenntnis: die Muskeln, die ich rechts anspanne für die Drehung (von Oscar), kann ich links nicht bewusst ansprechen. Da kommt einfach nichts. Bedeutet für mich, dass ich da mit genau dem Programm von heute weiter machen muss, weil ich die Bewegung ja teilweise unbewusst hinbekomme (sonst hätte Oscar nicht reagiert), und das einfach so weit "einschleifen" muss, dass ich auch die Seite willentlich beeinflussen kann.

Es ist auch klar, dass das nicht die einzige Ecke ist, an der es hakt, aber das ist halt eine, für die ich momentan eine Herangehensweise gefunden habe. Also bleibe ich da dran, bis sich was bessert und/oder ich für eine andere Ecke auch eine Herangehensweise habe.

Zitat
Das könnte auch erklären warum es bei seiner Besitzerin genau umgekehrt der Fall ist. Insofern liegt es wohl nicht an ihm. ;)
Dass es nicht (ausschließlich) an Oscar liegt, ist für mich klar wie Kloßbrühe. Allerdings hat er absolut sicher auch eine bessere und eine schlechtere Seite, und ich stelle mir schon die Frage, ob wir uns da verstärken, oder wir uns gegenseitig ein wenig ausgleichen.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 23 am 06. Mai 2010, 09:42:26
@ Manni; dann geb ich mal meine bescheidenen Töltkenntnisse zum besten... (Pony töltet nicht viel, soll mometan wegen Stressauslösung auch noch niht aktiv eingebaut werden). Also im Tölt kann man schon biegen, im Pass wegen der lateral versetzen Beine nicht. Gerade auf engen Biegungen ist es so, das von den Ponys gerne vom Trab in den Tölt gewechselt wird, weil das die angenehmere Fussfolge ist.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 22 am 06. Mai 2010, 10:05:48
Hallo Esther,

ach, die Frage nach dem Tölt passt schon hierher, finde ich. Hat meines Erachtens nur mit dem Sitz zu tun und nicht mit "dem Pferd auf den Nieren sitzen" und "am Zügel ziehen", wie es leider all zu oft noch gezeigt wird. Die Hilfengebung scheint ein Buch mit sieben Siegeln zu sein. Ich habe einiges dazu gelesen und die unterschiedlichsten Angaben dazu gefunden. Es ist ein Spiel mit der Balance und Spannung des Pferdes. Da der Tölt ja genetisch verankert ist, kann M#ana tölten, das muss sie nicht von mir lernen. Allerdings ist sie ein 5 Gänger, kann also auch Pass gehen. Zu viel Spannung bewirkt bei ihr IMMER Pass, darauf kann ich mich verlassen. Also besteht die Kuibnst darin, gerade so viel Spannung aufzubauen, dass es eben eine Töltverschiebung wird und keine Verschiebung in den Pass.

 Der Sitz ist dabei aufrecht, , das Becken bewege ich eher weniger. Insgesamt sitze ich ruhig und möglichst locker. Der Schwerpunkt liegt dabei etwas weiter hinten, wobei ich bei Màna da sehr sehr vorsichtig sein muss. Ich habe allerdings einen Tölt-Vielseitigkeitssattel, dessen Schwerpunkt ohnehin etwas weiter hinten liegt. Ich sitze also an sich im klassischen Dressur-Vollbelastungssitz fürs Tölten. Der Oberkörper bleibt gerade aufgerichtet.  So, das ist der Sitz.
Hm, Hilfengebung ist schon alleine dieser Sitz. Die Zügel habe ich angenommen, aber nicht irgendwie ungewöhnlich verkürtzt oder so. Dann treibe ich im Schritt etwas, bleibe aber im Sitz total passiv. Màna verändert daraufhin etwas die Schrittfrequenz und man merkt, dass andere Muskeln im Rücken sich bewegen. .  Wenn der 4 Takt des Schrittes beibehalten wird, aber halt in einer höheren Frequenz, dann ist es Tölt.

@Manfred,
auch im Tölt kann das Pferd gestellt und gebogen werden und z.b. auf dem Zirkel gehen. Die laterale Muskulatur muss halt nur auch biegsam genug dafür sein. Man kann sogar schöne Tölttraversalen reiten, aber nicht ich. Das kommt vielleicht im nächsten Leben. Die isländischen Sättel sind meist eher quälend fürs Pferd, weil viel zu weit hinten gesattelt. Klar, das ein so töltendes Pferd sich nicht mehr biegt. Sicherlich ist die Biegefähigkeit   in den Spezialgangarten begrenzt, aber es geht durchaus, so dass es pferdegerecht ist. Ist aber super schwer, sich das zu erarbeiten.

Grüße
Steffi
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 06. Mai 2010, 10:11:46
Also im Tölt kann man schon biegen, im Pass wegen der lateral versetzen Beine nicht. Gerade auf engen Biegungen ist es so, das von den Ponys gerne vom Trab in den Tölt gewechselt wird, weil das die angenehmere Fussfolge ist.

Dankeschön Stefanie,

wieder was gelernt! :)

Wie sieht es denn mit der Anspannung im Rücken aus? Wenn sich diese Muskulatur abwechselnd löst, müsste der Reiter ja auch von einer Seite zur anderen absinken und wieder angehoben werden. Doch das soll ja eben nicht der Fall sein, weshalb er so ruhig sitzen bleiben kann.

Insofern müssten sich die Beine des Ponys beim Tölt unabhängig vom Rücken bewegen können und selbst in der Biegung den Rücken gerade lassen. Und dann wird auch das innere Hinterbein in der Biegung nicht unter den Schwerpunkt treten können. Die Biegung ist also nur aus der Fußfolge abzuleiten? :roll:

So ganz habe ich das noch nicht verstanden
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 23 am 06. Mai 2010, 10:19:59
ich versteh deine Gedankengänge gerade nicht  ???
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Muriel am 06. Mai 2010, 10:29:10
Ich glaube hier geht es um das Verständnis von Ursache und Wirkung.
Die Fußfolge im Tölt ist ja so, dass immer ein Fuß am Boden stützt. Dadurch kommt es - so wie ich das verstehe - eben nicht zum wechselseitigen Absinken des Rückens, was wiederum nicht bedeutet, dass der Rücken "hochgespannt" ist.

Ich hab mich leider mit der genauen Gangmechanik von Gangpferden noch nicht intensiv beschäftigt, aber das werde ich in den nächsten Jahren sicherlich tun. Aus physiotherapeutischer Sicht ist das schon wichtig, ein genaues Verständnis der Vorgänge zu bekommen, ebenso die Biomechanik von Eseln, die in der Literatur auch völlig vernachlässigt wird.
Im Tölt können Traversalen, und Pirouetten geritten werden. Da geht es also im Wesentlichen um die saubere Trennung der Gänge, eine absolut gute Durchlässigkeit und eine perfekte Steuerung der Schulter- und Hüfteinheiten.

Aber das ist eigentlich ein eigenes Thema.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 06. Mai 2010, 10:59:39
Hallo Esther

Du hast doch diesen schönen Hocker mit der zentral gelagerten Drehscheibe als Sitzfläche, wenn ich mich richtig entsinne. Den kannst Du dir zum Üben Deiner Linksdrehung super vornehmen. Dazu stellst Du die Sitzfläche so hoch ein, dass Deine Beine genau rechtwinklig stehen. Natürlich sitzt Du so nicht auf dem Pferd aber Dein Becken wird besser stabilisiert und Du bekommst deutlicher mit, was sich tut, weil es etwas die Kippbewegung nach vorne blockiert. Nun richtest Du, notfalls vor einem Spiegel, Deine Schultern so aus, dass sie genau senkrecht über Deinen Hüftknochen liegen und bewegst alles gleichzeitig zusammen erst nach rechts, was Dir leichter fällt, und dann nach links. Dabei immer wieder kontrollieren, ob diese Bausteine tatsächlich über einander bleiben. Dieses Gefühl der Ausrichtung von Becken und Oberkörper dann gedanklich ab speichern und mit aufs Pferd nehmen. Versuch Dir irgendetwas dazu vorzustellen, woran Du dich gut erinnern kannst, z. B. etwas vom Boden mit beiden Händen aufzuheben und seitlich in ein Regal abzustellen. Dabei würden zwar Deine Hände dieser Bewegung zwangsläufig folgen, was ja so nachher nicht sein sollte aber für den Anfang hilft es schon und Du übst es ja auch ohne Zügel. Kommen die Zügel mit hinzu, muss diese Bewegung wieder etwas auf gesplittet werden. Also die Arme tun etwas anderes als der Oberkörper. Das macht Reiten für uns Männer besonders schwer, weil wir uns eben nicht so gut auf verschiedene Dinge gleichzeitig konzentrieren können. Woran das liegt weiß ich auch nicht, es ist jedoch so. Nun geht die äußere Hand in eine leichte Anlehnung (der äußere Zügel führt) und somit in dieser Drehbewegung also leicht zurück, während die innere Hand auch entgegen der Drehbewegung aber deutlich vor geht (der innere Zügel gibt das Tempo vor, damit es in der Biegung nicht abnimmt muss er mehr Raum für Schwung bieten). Gedanklich würde ich nun trotz meiner Drehbewegung im Oberkörper das Ding, was ich vom Boden aufgehoben habe, gerade nach vorne im Regal abstellen wollen. Mein Körper dreht sich also weg vom Regal unmittelbar vor mir. Hoffe das ist einigermaßen verständlich rübergekommen. :roll:

Deine Beine bleiben jedoch fest auf dem Boden stehen und schlagen dort zunächst Wurzeln. Da Du dich aber auf die treibende Bewegung mit dem inneren Schenkel (um den sich das Pferd ja biegen soll) konzentrierst, verlierst Du leicht die Kontrolle über Deine Bausteine im Oberkörper. Mir hat da geholfen, wenn ich an meine Beine einfach nicht mehr gedacht habe und sie locker am Pferd runterhängen ließ. Durch die Bewegung im Becken haben sie sich ja auch etwas mitbewegt und das reichte schon aus, innen etwas zu treiben und außen zu verwahren. Als dann mein Gefühl im Oberkörper gefestigt war, konnte ich mich auch wieder auf andere Dinge konzentrieren und den inneren Schenkel immer dann etwas anzuspannen, sobald das Pferd mit dem inneren Hinterbein ab fußt, ich also innen etwas einsinke weil der Rückenmuskel auf dieser Seite etwas nachgibt. Die laterale Muskulatur des Tieres ist dann etwas entspannt und die treibende Wirkung meines Schenkels kann besser angenommen werden. Das Tier reagiert mit Gegenspannung (also erneuter Anspannung) und forciert so seine Bewegung.

Ich fasse noch mal zusammen: Becken und Schultern leiten gemeinsam die Drehbewegung ein, die äußere Hand führt / begrenzt nach außen und die innere folgt der Bewegung nach vorne und bestimmt das Tempo, der innere Schenkel treibt und aktiviert den Tritt während der äußere die Bewegung nach außen nur begrenzt / verwahrt. Der Blick des Reiters (den habe ich noch vergessen) schaut kein "Mähnenkino" (dies wird vom Pferd als unangenehm empfunden) sondern ist nach vorne auf die zu beschreibende Kreisbahn gerichtet. Also alle Körperteile tun ständig etwas anderes und das macht das Reiten so unsagbar schwierig. Wer sich auf all diese mechanischen Dinge konzentrieren möchte, ist in meinen Augen völlig überfordert. Hier hilft nur ein Gefühl, welches in Fleisch und Blut übergeht, wirklich weiter. Viele kleine Bausteine zusammen bringen, das ist die Kunst.

Liebe Grüße
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: eboja am 06. Mai 2010, 11:06:51
Auch, wenn es eigentlich ein anderes Thema ist, noch eine Frage: ist Tölt dann nichts anderes, als schneller Schritt? Wie Ihr seht, habe ich vom Tölt mal mehr so überhaupt garkeine Ahnung.  :rotw:
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 06. Mai 2010, 11:18:20
Frage: ist Tölt dann nichts anderes, als schneller Schritt?

Vom Grundsatz schon nur das die Schrittreihenfolge wie beim Trab ständig wechselt. Sie beginnt insofern erst nach acht Tritten wieder von vorn.

LG Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: eboja am 06. Mai 2010, 11:22:48
Hallo Manfred,

vielen Dank für die ausführliche Anleitung!

Du hast doch diesen schönen Hocker mit der zentral gelagerten Drehscheibe als Sitzfläche, wenn ich mich richtig entsinne. Den kannst Du dir zum Üben Deiner Linksdrehung super vornehmen. Dazu stellst Du die Sitzfläche so hoch ein, dass Deine Beine genau rechtwinklig stehen. Natürlich sitzt Du so nicht auf dem Pferd aber dein Becken wird besser stabilisiert und Du bekommst deutlicher mit, was sich tut, weil es etwas die Kippbewegung nach vorne blockiert. Nun richtest Du, notfalls vor einem Spiegel, Deine Schultern so aus, dass sie genau senkrecht über Deinen Hüftknochen liegen und bewegst alles gleichzeitig zusammen erst nach rechts, was Dir leichter fällt, und dann nach links.
Das werde ich mal ausprobieren, wobei ich die Befürchtung habe, dass ich manches so nicht sehen werde. Ich glaube nicht, dass das Hauptproblem eine große Verschiebung der Bausteine ist, sondern ich tippe eher auf einen kleinen Knick (plus eventuell Gegenknick), den ich so erstmal nicht wahrnehmen kann, den Oscar aber deutlich spürt, weil das Gewicht entsprechend verschoben ist. Aber: Versuch macht kluch! ;) Ich probiere es einfach mal.

Zitat
Dabei immer wieder kontrollieren, ob diese Bausteine tatsächlich über einander bleiben. Dieses Gefühl der Ausrichtung von Becken und Oberkörper dann gedanklich abspeichern und mit aufs Pferd nehmen. ... (zwecks Länge gekürzt) Mein Körper dreht sich also weg vom Regal unmittelbar vor mir. Hoffe das ist einigermaßen verständlich rübergekommen. :roll:
Ich werde mir das wohl noch ein zweites Mal in Ruhe durchlesen müssen, damit mir nicht was wichtiges entgeht. Aber die Bilder machen einen guten Eindruck, vielen Dank dafür!

Zitat
Deine Beine bleiben jedoch fest auf dem Boden stehen und schlagen dort zunächst Wurzeln. Da Du dich aber auf die treibende Bewegung mit dem inneren Schenkel (um den sich das Pferd ja biegen soll) konzentrierst, verlierst Du leicht die Kontrolle über Deine Bausteine im Oberkörper. Mir hat da geholfen, wenn ich an meine Beine einfach nicht mehr gedacht habe und sie locker am Pferd runterhängen ließ. Durch die Bewegung im Becken haben sie sich ja auch etwas mitbewegt und das reichte schon aus, innen etwas zu treiben und außen zu verwahren. Als dann mein Gefühl im Oberkörper gefestigt war, konnte ich mich auch wieder auf andere Dinge konzentrieren und den inneren Schenkel immer dann etwas anzuspannen, sobald das Pferd mit dem inneren Hinterbein abfußt. Die laterale Muskulatur des Tieres ist dann etwas entspannt und die treibende Wirkung meines Schenkels kann besser angenommen werden. Das Tier reagiert mit Gegenspannung (also erneuter Anspannung) und forciert so seine Bewegung.
Die Beine hatte ich gestern auch erstmal weggelassen, d.h. gedanklich ausgeblendet. Sie tun natürlich trotzdem was (und sicher nicht immer das richtige), aber ich habe mich erstmal auf einen anderen Bereich konzentriert. Alles auf einmal geht ja eh nicht.

Zitat
Der Blick des Reiters (den habe ich noch vergessen) schaut kein "Mähnenkino" (dies wird vom Pferd als unangenehm empfunden) sondern ist nach vorne auf die zu beschreibende Kreisbahn gerichtet.
Oh ja, Mähnenkino...  :roll: Wie sagte Herr Weiss so schön (und mehr als einmal): "Wenn der Hals des Pferdes auf einmal weg ist, merken Sie das als erste, auch wenn Sie nicht drauf gucken."  :lol: Leider scheine ich den Pferdehals (oder wahlweise meine Hände/Handschuhe) als unsagbar schön zu empfinden und kämpfe entsprechend schon lange damit, nicht ständig drauf zu schauen. Aber einen gewissen Fortschritt habe ich in dem Bereich schon erzielt, es wird etwas besser.

Zitat
Also alle Körperteile tun ständig etwas anderes und das macht das Reiten so unsagbar schwierig.
Genau. Aber leider wird das beim Unterricht in den meisten Ställen (ich meine jetzt normalen Reitschul-Unterricht auf Schulpferden) nicht wirklich beachtet und man wird nicht sinnvoll angeleitet, dieses körperliche Chaos Schritt für Schritt in den Griff zu bekommen.

Zitat
Wer sich auf all diese mechanischen Dinge konzentrieren möchte, ist in meinen Augen völlig überfordert. Hier hilft nur ein Gefühl, welches in Fleisch und Blut übergeht, wirklich weiter. Viele kleine Bausteine zusammen bringen, das ist die Kunst.
Deshalb versuche ich momentan, mich eben nur auf ein Detail zu konzentrieren. Erst wenn ich das einigermaßen im Griff habe, macht es in meinen Augen Sinn, ein neues "Problem" anzugehen.

Ich habe übrigens gerade mit Oscars Besitzerin telefoniert und sie hat nichts dagegen, wenn ich in nächster Zeit erstmal nur Schritt reite und schaue, dass ich mich einigermaßen gerade bekomme. Und sie hat mir bestätigt, dass die linke Seite Oscars schlechtere Seite, aber ihre bessere Seite ist. Insofern "schaukeln" Oscar und ich uns da natürlich noch hoch, bzw. er macht es mir auf der Seite noch ein wenig schwerer, richtig zu sitzen, und ich mache es ihm deutlich schwerer, richtig zu laufen. :(

Edit: danke auch für die Tölt-Erklärung!
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: eboja am 07. Mai 2010, 16:44:41
Heute habe ich fast das gleiche gemacht, wie letztes Mal, und ich hatte den Eindruck, dass ich diesmal links schon etwas besser koordinieren konnte, wie ich ihn dazu bekomme, über zu treten, bzw. sich zu drehen. Ich glaube, die Bausteine sitzen tatsächlich dabei garnicht sooo schlecht übereinander, ich bin nur immer in der Gefahr, einzuknicken (wodurch die Bausteine natürlich wieder aus dem Lot kommen).
Wer meine heutige Reiterei genauer nachlesen möchte, kann das in meinem Tagebuch (http://www.clickerforum.info/index.php?topic=193.msg12714#msg12714) tun.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 07. Mai 2010, 23:51:01
Na Esther,

das wird doch und dieses Einknicken wird Dir schon viel bewusster. Damit hast Du das nötige Werkzeug an der Hand, wie Du es in den Griff bekommen kannst. 8)

Schön, freut mich
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: eboja am 10. Mai 2010, 18:50:31
Hallo,

heute war wieder "Sitzschulung" angesagt  :nick:. Ich kopiere den entsprechenden Teil einfach mal aus meinem Tagebuch hierher:

Anfangs sind wir durch die Halle getorkelt wie besoffen. Schlangenlinien an der langen Seite mit sovielen Bögen, wie möglich, wäre kein Problem gewesen.  :lol: Allerdings lag das daran, dass ich versucht habe, mich gerade/mittig zu setzen, und immer hin- und her-korrigiert habe. Erst war ich (mit dem Gewicht bzw. der Belastung der Gesäßknochen) zu weit rechts, dann zu weit links, dann wieder zu weit rechts usw. Aber irgendwann hatte ich die Mitte gefunden (naja, wenigstens einigermaßen  ;)).

Heute fiel es mir schon etwas leichter, zwischen Übertreten à la Schenkelweichen und Drehen à la Vorhandwendung zu  unterscheiden. Letztes Mal hatte ich den Unterschied schon häufiger richtig hinbekommen, aber dabei nicht gespürt, was ich denn nun anders mache. Heute habe ich einen Unterschied bei mir feststellen können, auch wenn ich ihn noch nicht so ganz "greifen" kann. Es hat allerdings auch heute nicht jedesmal geklappt, dass ich wirklich das reite, was ich wollte (wobei ich meist ein Schenkelweichen anstelle des Drehens bekommen habe, seltener ein Drehen anstelle des Schenkelweichens).
Zwischendurch hatten wir ein paar wirklich schöne "Einheiten", z.B. ein Drehen plus Rückwärtsgehen (HSS) ganz ohne Zügel und mit tiefem Kopf. Ganz am Anfang hatte er den Kopf beim Rückwärtsgehen (das er aber selbst angeboten hatte) noch oben, und ganz zum Schluß hatten wir ein Rückwärts ohne Zügel mit richtig tiefem Kopf, das war fast schon ein Kopfsenken.
Es fehlt immer noch einiges, bis ich das Hinterbein wirklich korrekt aus dem Sitz ansprechen kann (zum Übertreten), aber ich habe den Eindruck, mich immer noch auf dem richtigen Weg zu befinden.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 10. Mai 2010, 19:46:24
 :happy:
Da kann man mal sehen, wie sich die Gewichtshilfen doch auswirken können.

Prost :rotwein:
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: eboja am 10. Mai 2010, 19:52:23
Das ist eine gute Idee! Nächstes Mal nehme ich eine Flasche Wein mit und teile sie mir mit Oscar. Vielleicht kommen wir dann gerade durch die Halle!  ;D :lol:
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: hyxc am 11. Mai 2010, 19:02:30
Nochmal zurück zum Tölt, denn da kann ich auch was dazu einwerfen:
Tölt hat genau wie Schritt 8 Phasen, allerdings statt der Dreibeinstütze im Schritt jeweils eine Einbeinstütze.
Phase 1: Einbeinstütze hinten links
Phase 2: lateral aufgefusst hinten links und vorne links
Phase 3: Einbeinstütze vorne links
Phase 4: diagonal aufgefusst vorne links und hinten rechts
Phase 5: Einbeinstütze hinten rechts
Phase 6: lateral aufgefusst hinten rechts und vorne rechts
Phase 7: Einbeinstütze vorne rechts
Phase 8: diagonal aufgefusst vorne rechts und hinten links
und wieder von vorne. Je nach Veranlagung und Trainingsstand kann ein Pferd Tölt in einem größeren oder kleineren Tempobereich von Schritt bis Galopptempo gehen.
Dadurch, dass keine Sprungphase dabei ist wie im Trab oder Galopp, wird der Reiter nicht geworfen, daher der Spruch mit "Reiter sitzt unbeweglich". Wenn ein Pferd taktklar und locker töltet, spürt man im Rücken ziemlich viel Bewegung (die "berühmte" liegende Acht, die das Becken des Reiters macht. Man kann dabei auch normalerweise sehen, wie die Beine des Reiters in den Steigbügeln durch die Lockerheit der Gelenke (Knie, Knöchel) diese Bewegung des Beckens ausgleichen. Wenn Pferd nicht locker ist und sich verspannt, ist im Rücken nicht so viel Bewegung. Je nach Gang-Veranlagung eines Pferdes (Dreigänger, Viergänger, Fünfgänger und alle Varianten dazwischen - um jetzt mal bei dein Isländern zu bleiben) können Tölt"hilfen" ganz unterschiedlich aussehen. Tölt kann auch verschoben sein Richtung Trab oder Richtung Pass - kommt auf die Veranlagung und/oder den "Energiezustand" - zu locker oder zu ver-/gespannt - und natürlich auch den Trainingsstand an.
Bei Hylling (Fünfgänger) reicht es in der Regel, wenn ich mich etwas "schwerer" hinsetze, also das Becken leicht nach hinten abkippe und einfach treibe. Zügel können dabei entweder "weggeworfen" bleiben (hab ich auch geclickert) oder so, wie ich sie eben gerade habe. Bei anderen Pferden muss man deutlich Spannung (nicht Verspannung) "hineinreiten", damt sie die nötige Körperspannung für Tölt aufbringen. Und andere Pferde haben ständig so viel Körperspannung, dass man sie erst lockern muss, damit auch lockerer und nicht nur gespannter Tölt (oder verspannter Tölt) gelaufen wird oder damit sie überhaupt traben.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 22 am 11. Mai 2010, 20:23:21
Hallo Katja,

genau wegen der Unterschiedlichkeit in der Töltveranlagung komme ich immer mehr zu der Einstellung, dass eigentlich die wenigsten Pferde wirklich gesundheitsfördernd im Tölt geritten werden können. Sehr gangveranlagte Pferde, die sich z.b. gerade erst im Tölt richtig lösen können, sind davon ausgenommen. Aber wer hat schon so ein Pferd? Sooo viele Pferde gehen doch im Grunde eher verspannt als gesund gespannt den Tölt, würde ich sagen.

Grüße
Steffi
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: hyxc am 12. Mai 2010, 10:30:54
Hallo Steffi,
ich denke, ohne das irgendwie belegen zu können oder sehen zu können, ob der Tölt jetzt gespannt oder verspannt ist, dass beim Tölt-Reiten ganz "einfach" das das vorkommt, was immer bei der Pferdeausbildung vorkommt: Der Reiter will zu schnell zu viel. Wenn ein Pferd mit weniger Tölt-Veranlagung noch nicht genug Kraft hat, und zu viel (Tempo oder Strecke) verlangt wird, kann es das mit Körperspannung nicht mehr halten und wird dann verspannt. Der Reiter sollte den Tölt langsamer auf- und ausbauen, dann könnte auch mit geringerer Tölt-Veranlagung des Pferdes der Tölt gesund geritten werden.
Ich hab am Anfang immer nur wenige Tölt-Schritte geclickt, aber packe mich trotzdem selber an die Nase, dass ich immer mal wieder mit zu großen Schritten vorgegangen bin und das auch immer mal wieder mache.
Grüße
Katja
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 12. Mai 2010, 12:52:43
Hallo zusammen

Antares töltet zwar nicht (drei Gänger) aber seine Lösephase dauert mit zunehmenden Ausbildungsstand immer länger und somit lässt er mich immer später weich sitzen. Wir haben das bei ihm auch so aufgebaut, dass er immer nur wenige Schritte bei schwerer Arbeit tun brauchte, doch inzwischen muss ich ihn schon eine ganze Weile das tun lassen, bevor er sich richtig lösen kann. D. h. er geht bis dahin eher aufgeregt und leicht verspannt, bis er sein Genick frei gibt und auch im Rücken stärker schwingt. Ich schiebe das auf seine vermehrte Kraft und sich der schweren Arbeit solange entziehen zu wollen, bis er dann doch mal nachgibt. Es ist auch anstrengend für mich da immer so lange dran zu bleiben. Inzwischen mache ich vor dem Reiten schon mehr Bodenarbeit, damit mein Gewicht nicht noch erschwerend hinzu kommt, doch das dauert dann noch länger und ihm fallen allerhand Flausen ein, anstatt sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Für den Sitz ist das echt kontraproduktiv und ich komme erst gegen Ende der Trainingseinheit (ca. 45 Min.) dazu mal im Trab auszusitzen und eine Durchlässigkeit am Genick weich zu fühlen. Das ist meist der Moment, wo er auch schon am Grummeln ist, weil er seine Belastungsgrenzen erreicht hat und die Anspannung nicht länger halten kann, also nachgibt. Mich stört das sehr, denn ich möchte ihn nicht erst schweißnass werden lassen, um mit meinen Hilfen dann gut durchzukommen. :(

Ich denke, dass da die Psyche des Pferdes auch eine ganz erhebliche Rolle spielt. Würde ich jeden Tag das Selbe mit ihm tun, wüsste er was auf dem Plan steht und könnte es vermutlich lockerer angehen. Doch bei mir weiß er es eben nicht und ist deshalb auch schon sehr gespannt, was gemacht wird. Wenn wir die Halle betreten oder ins Gelände gehen, ist er immer etwas aufgeregt, dabei passiert nichts Schlimmes. Alles ist ruhig und entspannt aber er meint immer gleich geht es los. Da habe ich ihn auch schon mal einfach nur chillen lassen, doch das war ihm wieder zu langweilig. Er möchte Aktion und putscht sich oftmals selber auf. Ständig muss ich ihn immer wieder runter bringen, mit einer Engelsgeduld und unendlicher Ruhe. Bei einem unruhigen und nervösen Reiter würde er vermutlich völlig am Rad drehen.

Steffi habe ich jedoch auch als sehr ruhig und ausgeglichen erlebt, dass ich eher meine ihr Ponny möchte einfach zeigen was in ihr steckt und sich selbst so wie mein Antares anspannt, sobald etwas mehr verlangt wird. Bei Antares habe ich auch das Gefühl, dass er alles besonders gut machen möchte und mir sehr viel mehr anbietet, als ich gerne hätte. Aber auch ich weiß nicht, wie ich ihm da zu mehr innerer Ruhe und Gelassenheit verhelfen kann. Es geht bei uns halt nur über Leistung und das finde ich so schade, denn die Zeiten der Anspannung werden immer länger im Vergleich zu den Lösephasen. Und ich halte auch nichts davon, mit einem abgekämpften Pferd dann immer weiter zu arbeiten, nur weil es keinen Widerstand mehr leistet. Das geht für mich dann schon in den Bereich des Tierschutzes. So gehen mir Bilder z. B. von PNH-Studenten (Level 3) nicht mehr aus dem Kopf, die ihre Pferde bis zum Umfallen ein Kleeblatt (enge Achten) haben galoppieren lassen, nur um ihnen fliegende Galoppwechsel beizubringen, welche sie dann schon im Schlaf konnten. Vermutlich haben sie Nachts noch davon geträumt. Diese Tiere werden diese Übung nunmehr schon auf das geringste Signal hin sofort ausführen ohne jeden Widerstand, denn sie wissen was passiert, wenn sie es nicht tun. Das ist ein traumatisches Abrichten von Pferden und nichts Anderes. Und bei den unnachgiebigen Reitern wird dieses Sitzgefühl dabei in Fleisch und Blut übergegangen sein, allerdings ohne jedes Feingefühl. >:(

Zum Glück sind nicht Alle so (das musste mal wieder raus). Doch ich weiß mir an dieser Stelle momentan auch keinen besseren Rat, als diese schwierigen Übungen bis zum Abwinken zu wiederholen. Doch ich ziehe das eben nicht so lange durch und biete meinem Pferd zwischendurch Dehnungsübungen zur Entspannung an, die er gerne nutzt und mir die Zügel regelrecht aus der Hand nimmt. Doch sobald ich sie wieder aufnehme, steigt auch wieder seine Anspannung. Insofern wäre ich da für Tips mal ganz dankbar, denn ich merke inzwischen schon, wie mein Sitz darunter leidet, weil ich dabei auch nicht mehr ganz so locker bleiben kann. Das ist eine Spirale in die falsche Richtung und ich möchte das gerne ändern. Momentan sind wir wieder zwei Schritte zurückgegangen und das war Antares zu dumm er wollte wieder mehr tun und bot es mir andauernd an. Vermutlich stand er schon irgendwie unter einem Adrenalinschub. :confused:

Auch habe ich versucht ganz bewusst Klicks einzubauen, wenn er sich endlich mal lösen konnte. Das führte dann dazu, dass er kurz stehen blieb und sich seine Belohnung abholte, doch sofort danach seine Arbeit fortsetzte ohne auf mich zu warten. Insofern musste ich ihn immer erst wieder stoppen und erneut anreiten, was wiederum zu einer weiteren Verstärkung seinerseits führte und er dann schon mal eine Gangart übersprang, denn eigentlich wäre er ja längst weiter etc. Manchmal kommt es mir auch so vor, als würde er sein Programm nur schnell abwickeln wollen, damit er dann die anschließende Belohnung kassiert. Doch dem steht entgegen, dass er meist noch eine Runde ranhängt obwohl ich ihm eigentlich die Zügel schon längst hingegeben habe und so führt er mir halt auch mal ohne Zügel vor, was er so gelernt hat. Das ist nicht das was ich mir vorstelle und einen entspannten Sitz kann ich mir da auch nicht wirklich leisten, es sei denn ich möchte den Rest der Runde neben ihm herlaufen. :roll:

Also kommt mal rüber mit brauchbaren Tips
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Muriel am 13. Mai 2010, 00:15:41
Sattel kontrollieren?

wenn er immer länger braucht, um locker zu werden, stimmt was nicht im System. Meine Erfahrung: ein gut freizeitmäßig gerittenes Pferd mit vernünftiger Haltung und vernünftigem Equipment ist locker. Wenn nicht, stimmt was nicht. Oder das Pferd wird alt.  :happy: Aber das gilt für Antares ja eigenltich nicht. Bei Mirko habe ich es letztes Jahr (mit 17) gemerkt, dass ich wirklich lösend warmreiten muss, so wie es im Buche steht. Vorher war das nie nötig.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 13. Mai 2010, 06:28:33
wenn er immer länger braucht, um locker zu werden, stimmt was nicht im System.

Das sehe ich ganz genau so Heike aber was stimmt da nicht!? :juck:

Der Sattel ist nach wie vor baumlos, da gibt es nicht viel zu kontrollieren. Es macht auch keinen Unterschied, ob ich ohne oder mit diesem Sattel reite. Aber Antares lehnt diesen Sattel zunehmend ab und weicht einen Schritt zurück beim Auflegen. Das könnte aber auch bedeuten, dass er gerade nicht geritten werden möchte, denn er weicht auch einen Schritt zur Seite, wenn ich ohne Sattel aufsteige. Insofern werde ich mal die Ostheopatin wieder kommen lassen. :roll:

Danke für den Hinweis
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 23 am 14. Mai 2010, 07:53:35
baumlos heißt ja nun nicht, dass er auch passt und es da nichts zu kontrollieren gibt. Ich lasse meinen baumlosen auch alle halbe Jahre checken und evtl. neu einstellen.

Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 14. Mai 2010, 09:57:40
Hi Stefanie

Bei diesem Sattel, den ich verwende gibt es nichts einzustellen. Das Einzigste worauf geachtet werden sollte ist die Wirbelsäulenfreiheit, die mit entsprechenden Zusatzpolstern sicher gestellt werden kann. Dazu sind in diesem Sattel Taschen vorgesehen, wo man sie einlegt. Hier siehst Du ein vergleichbares Modell und hast auch gleich einen Erfahrungsbericht dazu:
http://www.reitkunst-klassisch.info/rund-um-die-haltung/baumlose-saettel/barefoot-cheyenne/barefoot-cheyenne.aspx (http://www.reitkunst-klassisch.info/rund-um-die-haltung/baumlose-saettel/barefoot-cheyenne/barefoot-cheyenne.aspx)

Liebe Grüße
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 23 am 14. Mai 2010, 10:00:29
ich hatte den Barefood London, für Skessa war er nicht optimal und ich konnte auch nicht gut darin sitzen (für mich realtiv schlechtes sitzgefühl mit schwammiger Einwirkung und Neigung zum Stuhlsitz).

Ich meine einfach so wie du das schilderst ist ihm irgendwas ja unangenehm. Das naheliegenste ist ja nun immer der Sattel.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Muriel am 14. Mai 2010, 10:58:07
Von einem Barefoot hat Mirko nach zwanzig Minuten probereiten Satteldruck gehabt  :roll:

Beschreibe doch mal was Du mit "fortgeschrittener Ausbildung" meinst. Was ist anders als vorher - was reitest Du anders als vorher? Bei uns war es mal eine Zeitlang so, dass Mirko sich von Beginn an so balanciert und locker anfühlte, dass ich das lösende Warmreiten als überhaupt nicht nötig empfand und gleich mit "Arbeit" begonnen habe. Das rächte sich dann ein paar Monate später.
Seitdem hab ich wieder ganz normales lösendes Warmreiten hinzugenommen, und damit ging es uns dann auch wieder besser.

Was mich sehr stutzig macht, ist das hier:
Zitat
Wir haben das bei ihm auch so aufgebaut, dass er immer nur wenige Schritte bei schwerer Arbeit tun brauchte, doch inzwischen muss ich ihn schon eine ganze Weile das tun lassen, bevor er sich richtig lösen kann. D. h. er geht bis dahin eher aufgeregt und leicht verspannt, bis er sein Genick frei gibt und auch im Rücken stärker schwingt. Ich schiebe das auf seine vermehrte Kraft und sich der schweren Arbeit solange entziehen zu wollen, bis er dann doch mal nachgibt. Es ist auch anstrengend für mich da immer so lange dran zu bleiben

Was ist für Euch "schwere Arbeit", und warum muss er da gegen etwas gehen, bis er "nachgibt"? Was meinst du damit dass er sich der "schweren Arbeit" entziehen möchte? In der Regel gibt es einen Grund dafür, nämlich etwas zu früh zu verlangen und zu erwarten, wofür das Pferd noch nicht weit genug ist.

lg Heike
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 22 am 14. Mai 2010, 12:25:40
Hallo Manfred,

neben der Frage, ob der Sattel noch passt, würde ich auch den Aufbau Deiner Dressurarbeit kritisch betrachten, was Du ja auch tust.
An sich geht es ja vom Leichten zum Schweren. Sowohl körperlich/gymnastisch als auch kognitiv/geistig. Lösen, Aufwärmen oder wie immer das gerade genannt wird ist dabei sozusagen das Leichte. Höhere Lektionen das Schwere, das ja nur klappen kann, wenn das Leichte gut funktioniert. Wenn Antares also das Leichte schon nicht mehr hinbekommt (weil verspannt, aufgeregt, was auch immer), wird es beim Schweren nicht besser werden.
Das Du erst nach längerer schwerer Arbeit merkst, dass er dann nach gibt, heißt nicht, das er sich erst dann löst. Da fand ich Horst Becker extrem erhellend, der ganz klar sagte, dass die Pferde in so einem Fall nicht nachgeben, weil sie locker, sondern schlag kaputt sind. Er spricht sich dafür aus, schon viel früher mit der Arbeit aufzuhören.
In Deinem Fall würde ich die Lösephase überdenken. Was genau reitest Du da? Bin gespannt, vielleicht kommen wir gemeinsam dem Rätsel auf die Spur! Antares ist ja allgemein ein sehr motiviertes Pferd.

Grüße
Steffi
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 17. Mai 2010, 00:31:31
Antares ist ja allgemein ein sehr motiviertes Pferd.

Ja Steffi

und das möchte ich auch gerne erhalten. Aber er steigert sich oft in etwas rein, wo ich viel Geduld aufbringen muss, bis er wieder runter kommt. Für mich ist das sehr schwer, da die goldene Mitte zu finden, denn ich muss ihn einerseits stoppen, möchte ihn aber andererseits nicht demotivieren.

So steigert er gerne selbst das Tempo. Susanne hat mir geraten dies zu ignorieren und den Takt durch mein Tempo einfach weiter einzuhalten. Das wird dann unharmonisch und bringt ihn leider nicht dazu sich mir wieder anzupassen. Vielmehr beschwert er sich promt und schlägt mit dem Schweif. Dann springt er in die nächst höhere Gangart und kommt ins Rennen. Ich muss ihn also wieder durchparieren und aktiv an meinen Takt anpassen, durch halbe Paraden. Das würde ich mir jedoch gerne anders wünschen.

Liebe Grüße
Manfred 
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Muriel am 17. Mai 2010, 00:36:10
Temposteigerung hat in den meisten Fällen mit Balanceverlust zu tun. Solange Du da nichts grundlegendes verbessern kannst, wirst Du vermutlich mit Ignorieren nicht wieder zu Dir holen können. Nicht selten macht sich der Mensch dann fest, nobody is perfect.
mit Mirko hab ich gute Erfahrung gemacht, die Bewegung dann ganz herauszunehmen (Halt) und in neuer Balance wieder anzureiten. Wenn er sich mal nach vorne fallend rettet, kann man meist nicht mehr viel bewirken - zumindest nicht, wenn man nicht bereit ist, vorne massiv einzugreifen.

Ich kann mir vorstellen, dass Ihr an einem Punkt seid, wo es scheint, als ginge "mehr", aber Antares zeigt dass ihm noch Grundlagenarbeit fehlt.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 17. Mai 2010, 01:21:55
Von einem Barefoot hat Mirko nach zwanzig Minuten probereiten Satteldruck gehabt  :roll:
Satteldruck hatte Antares bislang noch nicht, auch nicht nach einem zwei Stunden Ausritt. Dennoch will ich wieder auf einen Sattel mit Baum umsteigen, da ich gerne noch weitere Ritte mit ihm gehen möchte.

Zitat
Beschreibe doch mal was Du mit "fortgeschrittener Ausbildung" meinst. Was ist anders als vorher - was reitest Du anders als vorher?
Wir sind jetzt bei richtiger Arbeit angekommen, dass bedeutet, dass die Hinterhand nun mehr tun muss. Sie wird deutlich wärmer und es bildet sich Schaumschweiß im Schritt zwischen den Hinterbeinen. Vermutlich ist das auch noch zu früh. Doch das Problem besteht ja schon davor in der Lösephase und nicht bei der eigentlichen Arbeit. In der Versammlung wird er ja wesentlich langsamer, weil es deutlich anstrengender für ihn ist und er quittiert dies auch mit Gegrummel. Aber in den Aufwärmrunden läuft er mir immer mehr auf und davon. Er steigert sich da in was rein, was eigentlich so nicht gewollt ist. Hier muss ich nun schon immer öfter eingreifen und ihn bremsen. Da kann ich ihn nicht am langen Zügel locker vor sich hin gehen lassen und das stört mich ungemein. Also lasse ich ihn schon recht früh in Biegung gehen, Schulterherrein und Seitwärtsgänge. Alles Dinge, die inzwischen keine Schwierigkeit mehr für ihn sind und die ihn etwas abbremsen. Sie erfordern jedoch schon einen aufgenommenen Zügel und genau das möchte ich in der Lösephase noch nicht.

Zitat
Was mich sehr stutzig macht, ist das hier:
Was ist für Euch "schwere Arbeit", und warum muss er da gegen etwas gehen, bis er "nachgibt"? Was meinst du damit dass er sich der "schweren Arbeit" entziehen möchte? In der Regel gibt es einen Grund dafür, nämlich etwas zu früh zu verlangen und zu erwarten, wofür das Pferd noch nicht weit genug ist.

Ja Heike, das sehe ich auch so. Beim Longieren z. B. hat er sich früher gerne nach außen weggedreht und wurde auch immer schneller. Das hatte wohl etwas mit der Balance zu tun, die er da noch nicht gefunden hatte. Inzwischen ist er jedoch gerade gerichtet und kann auch in Stellung auf gebogener Linie gehen. Doch er wird immer noch schneller dabei und man bekommt den Eindruck als wolle er nicht nur vorgreifen sondern sein Programm so schnell wie möglich hinter sich bringen. Das erlebe ich nun auch im Sattel so. Er weiß z. B. sehr genau, dass ich die figuren der linken Hand im Anschluss auf der rechten Hand wiederhole. Schon greift er vor und wird schneller. Ich muss eingreifen und das Programm ändern. Dagegen setz er sich zur wehr und wendet z. B. entgegen meiner Hilfe nicht auf den Zirkel ab sondern läuft geradeaus weiter, so wie es auf der anderen hand zuvor auch war. Einerseits ist dies sehr schlau aber so nicht erwünscht. er weiß auch, wenn ich auf der einen Hand gerade einen Galopp verlangt hatte, dass dies nun wieder kommen muss. ich habe keine Chance im Trab zu bleiben und muss komplett durchparieren. gehe ich Seitengänge werden diese auf der anderen Hand auch sofort wiederholt, selbst wenn ich keine Hilfe dazu gebe. Soviel Eigeninitiative ist nervig und anstrengend. Erst wenn ich hart durchgreife und energisch diese Aktionen verhindere, beugt er sich dem und hört mir wieder zu. Manchmal aber nur mit Prostest und einem kleinen Lupfer. Lassen seine Kräfte nach wird er gefügiger und setzt sich nicht mehr so zur Wehr. Aber wenn er dann genug hat, wendet er ab und bleibt an der Mittellinie einfach stehen. Dann habe ich komplett verschissen und könnte ihn nur noch mit der Gerte zum weitergehen bewegen, wobei ich mir auch nicht ganz sicher bin, ob er mich dann nicht auch abbuckeln würde. Also lasse ich es erst gar nicht soweit kommen.

Dieses Wochenende war er jedoch wieder sehr kooperativ und hat wunderbar mitgearbeitet. Kein Rennen, kein Bocken und auch kein Grummeln. Alles verlief sehr harmonisch und ich habe auch etwas früher Schluss gemacht und ihn mehr als sonst gelobt. Dann war er total schmusig drauf und wich mir einfach nicht mehr von der Seite.  :love:

Allerdings richtig entspannt war er zu Beginn auch nicht, die Schweifrübe stand etwas hoch. Auch die Brust war danach noch leicht verschwitzt. Dieses Schweißbild zeugt von Aufregung, doch sie war nicht so groß, dass auch der Hals noch nass wurde. Das war eigentlich schon alles, was anderes war als sonst, wo er sich deutlich mehr innerlich aufregt oder selbst aufputscht.

Ach ja und ich sitze ihn auch länger aus als sonst. Damit wird er im Rücken schon mehr belastet. Das sollte ich nach Meinung unserer Trainerin jedoch noch nicht so lange tun. Aber beim Leichttraben geht er mir einfach zu schnell und ich möchte ihn nicht gegen die Hand reiten. Sitze ich ihn aus, wird er deutlich langsamer und geht versammelter. Beim Leichttraben nimmt er den Kopf auch sehr tief, bis kurz über den Boden. Das spricht wieder dafür, dass er die Spannung im Rücken noch nicht so lange halten kann. Sitze ich ihn jedoch aus, tut er das nicht, sondern rollt sich eher ein was ich auch nicht möchte. Wir haben da einfach noch kein Mittelmaß gefunden.

Liebe Grüße
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 17. Mai 2010, 01:24:55
Ich kann mir vorstellen, dass Ihr an einem Punkt seid, wo es scheint, als ginge "mehr", aber Antares zeigt dass ihm noch Grundlagenarbeit fehlt.

Das ist gut möglich! Danke Heike. Wir werden also wieder einmal ein paar Schritte zurückgehen. Das ist immer besser, als etwas mit Gewalt durchzusetzen.

LG
Manfred

PS. Es könnte aber auch an der Balance liegen, denn der Boden in der neuen Halle ist deutlich tiefer als in der Halle am alten Stall.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Muriel am 17. Mai 2010, 09:28:17
Zitat
denn der Boden in der neuen Halle ist deutlich tiefer als in der Halle am alten Stall
Ja schau, so setzt sich das Puzzle langsam zusammen.

Tiefer Boden braucht dafür trainierte Sehnen. Sind sie nicht trainiert, also dehnbarer, müssen die Muskeln mehr Arbeit verrichten als vorher, für dieselbe gefühlte "Menge" oder "Qualität" an Arbeit.

Das was Du als schwere Arbeit bezeichnest, sollte für einen trainierten Muskel noch nicht schwere Arbeit sein. Schaumflocken zwischen den Hinterbeinen deuten auf eine Muskulatur hin, die unphysiologisch arbeitet und dabei Elektrolyte abgibt.

Schwere Arbeit, das ist: Passage, Galopp mit Versammlung, Galoppvolten usw.

Und dann hab ich den Verdacht, dass Dein Pferd von deinem "Programm" vielleicht einfach nur unendlich gelangweilt ist  ;)
Ich hatte das mal mit Mirko - da hab ich dann spätestens alle 10 Meter einen Tempowechsel, eine andere Übung, einen Richtungswechsel oder einen Seitengang geritten, weil er immer schon meinte *ich weiss, ich weiss, ich mach schon!!  :ichich: :ichich:*
Aber das ist doch nichts, was man ahnden muss, sondern als Mensch ist man dann in der Herausforderung, diese Begeisterung (die wir als Clickertrainer ja wollen) in Bahnen zu lenken.

Zitat
Er steigert sich da in was rein, was eigentlich so nicht gewollt ist. Hier muss ich nun schon immer öfter eingreifen und ihn bremsen. Da kann ich ihn nicht am langen Zügel locker vor sich hin gehen lassen und das stört mich ungemein.
Wie ist denn Deine Balance, wenn er in dem tiefem Boden läuft? Denn das Pferd geht ja schwungvoller - kannst Du das auch gut kompensieren, oder störst Du evtl noch zusätzlich?

Zitat
Lassen seine Kräfte nach wird er gefügiger und setzt sich nicht mehr so zur Wehr.
Hm, das passt für mich nicht so zu dem, was Du sonst an Einstellung rüberbringst. Ich dachte immer Euer Reiten sei so ein Fragen und Antworten in Kommunikation, und kein Anweisen und Gehorchen. Vielleicht verrennst Du Dich zusehr in "das muss jetzt aber schon funktionieren"  - das kenne ich von mir, als Mirko in einer ähnlichen Ausbildungsphase war und auf einmal Sachen klappten, die mir zeigten, dass wir einen gewissen Fortschritt erzielt haben.
Erst viel später (durch die Kurland-arbeit) habe ich begriffen, was uns an Ausbildungslöchern noch den wirklichen Fortschritt erschwert hat, und so sind wir konstant schrittweise zurück an die Basis gegangen.

Vorschlag von mir:
zwei Wochen Schritt in der Halle, mit langem Zügel, ganze Bahn, Schlangenlinien, Volten, dann Tempiänderungen über Sitz usw. Viele Pausen.
Dann langsam mal etwas Seitengänge hinzunehmen, und dann erstmal nur locker eine Woche ohne was zu wollen am langen Zügel große Linien traben. Viele Pausen.
So kann er sich dann langsam in dem tiefen Boden balancieren, die Sehnen können sich anpassen und die Muskulatur wieder lockern.
(übrigens: Muskeln trainiert man in drei Wochen - Sehnen in drei Monaten)

Hab Vertrauen in Dein Pferd, er sagt Dir schon was nicht passt.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 17. Mai 2010, 12:27:09
Vorschlag von mir:
zwei Wochen Schritt in der Halle, mit langem Zügel, ganze Bahn, Schlangenlinien, Volten, dann Tempiänderungen über Sitz usw. Viele Pausen.
Dann langsam mal etwas Seitengänge hinzunehmen, und dann erstmal nur locker eine Woche ohne was zu wollen am langen Zügel große Linien traben. Viele Pausen.
So kann er sich dann langsam in dem tiefen Boden balancieren, die Sehnen können sich anpassen und die Muskulatur wieder lockern.
(übrigens: Muskeln trainiert man in drei Wochen - Sehnen in drei Monaten)

Hab Vertrauen in Dein Pferd, er sagt Dir schon was nicht passt.

Ja, Vertrauen habe ich in ihn und höre ihm auch zu, wenn er mir etwas sagt aber ich verstehe ihn eben nicht immer gleich. Danke für Deine Hinweise mit der Balance und dem Boden. Da sehe ich inzwischen auch ganz deutliche Zusammenhänge.

Zu Deinem Vorschlag ihn nur Schritt am langen Zügel gehen zu lassen, würde ich ja gerne umsetzen, doch genau das tut er ja eben nicht ohne von mir ständig korrigiert zu werden. Das ist ja das Problem! Selbst bei der Arbeit an der hand wird er dabei immer schneller, sodass ich ihn ja wohl eher nicht aus seiner Balance bringe. Und wenn er frei läuft, tobt er in der Halle gleich rum wie wild und schnauft die Spiegel an wie ein Dinosaurier, obwohl er sie längst kennt. Er spielt sich einfach auf und ich vermute mal, dass ihn dieser Boden dazu auch etwas animiert.

Allerdings ist er auch draußen im Gelände gerne so aufgeputscht und dort ist der Boden eindeutig härter. Da muss ich ihn auch immer mal wieder bremsen aber nicht so oft wie in der Halle. Ich denke mal, dass er sich auch auf der Weide nicht mehr so austobt wie früher, da sie sehr viel kleiner ist und er auch keine Auseinandersetzungen mit den anderen Pferden mehr hat. Da lümmelt er immer öfter einfach nur rum. Insofern denke ich auch, genau wie Du, dass er schon etwas gelangweilt ist und mehr gefordert werden möchte. Er ist ja schon aus dem Häuschen, wenn ich nur auf der Bildfläche erscheine und kommt mir gleich entgegen gerannt. Beim Putzen trampelt er gerne auch schon hin und her. Nur mit dem Sattel zeigt er erste Ablehnungen. Da werde ich einfach mal wieder ohne reiten und schauen wie sich das dann so entwickelt. Und ich könnte mir wieder mehr Stunden mit dem Halsring vorstellen, wo er den Kopf völlig frei hat zum Ausbalancieren. Falls er dann auch zu schnell wird, lässt er sich damit aber gut stoppen. Klappt das nicht, wird erst einmal wieder nur longiert und Arbeit am langen Zügel gemacht.

Wegen der Verbesserung der Arbeit mit der Hinterhandmuskulatur hat unsere Trainerin auch schon mal die Arbeit zwischen den Pilaren vorgeschlagen, was ich jedoch abgelehnt habe, weil er dabei vorne dann festgebunden wird und so etwas überhaupt nicht leiden kann. Da würde er völlig am Rad drehen und dass muss nicht sein. Insofern würde ich eher mehr Tempowechsel, die Schaukel und Sprünge machen wollen. Doch das putscht ihn total auf und daher fällt das jetzt erst einmal weg. Am Wochenende hat er erste Ansätze zur gesetzten Piaffe gezeigt und das geht eigentlich nur, wenn er gut ausbalanciert ist und mit der Hinterhand mehr Last aufnimmt. Ach ich weiß nicht. Da kommen so viele Dinge zusammen und ich muss die erst einmal sauber von einander trennen.

Liebe Grüße
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Bettina am 17. Mai 2010, 22:48:26
Hallo!

Ich hätte da mal ne Zwischenfrage... :ichich:
Zitat
Das was Du als schwere Arbeit bezeichnest, sollte für einen trainierten Muskel noch nicht schwere Arbeit sein. Schaumflocken zwischen den Hinterbeinen deuten auf eine Muskulatur hin, die unphysiologisch arbeitet und dabei Elektrolyte abgibt.

Magst du das nochmal genauer erklären, Heike? Es ist also tendenziell immer eher ein Zeichen für einen falsch arbeitenden Muskel, wenn es zwischen den Hinterbacken schaumt?

:danke: schon mal!

VLG
Bettina
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: lindalotze am 18. Mai 2010, 07:03:04
Ah, Bettina fragt genau das, was ich gestern auch wissen wollte! Ich bitte ebenfalls um nähere Ausführungen.

lg
Linda
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 22 am 19. Mai 2010, 13:34:16
Hallo Manfred,

hm, ich habe mir noch mal in Ruhe durchgelesen, was Du über Deine konkrete Arbeit mit Antares geschrieben hast. Und irgendwie liest es sich widersprüchlich, wie Du Antares beschreibst und welche Ideen Deine Trainerin entwickelt. Das klingt doch etwas gewagt an die Arbeit mit Pilaren heranzugehen und Lektionen über der Erde einzuüben, wenn das Pferd (scheinbar) unterm Sattel noch nicht ausbalanciert ist und Dir unterm Hintern weg rennt. Da braucht es doch Basisarbeit, oder liege ich da falsch?

Ich hatte ja zum Thema Versammlung auch etwas zu Mánas Situation geschrieben, die mich leicht an Antares und Dich erinnert. In beiden Fällen haben die Pferde neue Sachen gelernt und neue Körpererfahrungen gemacht und tun sich nun schwer damit. Mána lief mir ja die letzten 2 Wochen auch im Trab eher davon und wollte kaum galoppieren. Die neue Körperhaltung in den höheren Tempi zu halten fiel ihr noch zu schwer. Unser Boden auf dem Reitplatz ist übrigens auch eher tief und das mag die kurzbeinige Stute natürlich nicht so gerne. Ich würde tatsächlich in der Arbeit eher nicht zu schnell vor gehen, sondern Antares zwar beschäftigen, aber nicht "arbeiten". Bei ihm scheint sich ein Muster eingeschlichen zu haben. Du beschreibst ja auch, wie Du die Übungen nacheinander reitest. Das kannst Du doch viel stärker variieren, damit er die Übungen nicht vorweg nimmt. Zwischendurch kannst Du auch mehr belohnen, damit er nicht erst am Ende von Übungen etwas bekommt, sondern völlig unvermutet. Statt Leicht zu traben, kannst Du ihn auch mal längere Zeit im Entlastungssitz traben. Mal sehen, wie er sich dann verhält. Das Einrollen, wenn Du ihn aussitzt ist ja auch wirklich lästig, also ist der Entlastungssitz vielleicht eine gute Alternative. Auch hier kannst Du ja mal mit Zügellängen spielen und ausprobieren, was Antares da so mag.

Bist Du mit dem Konzept deiner Trainerin eigentlich einverstanden? Vielleicht läuft das auch nicht so in Deine Richtung? Wie sieht es mit der Fütterung aus? Bekommt Antares Kraftfutter oder nur Weide/Rauhfutter? Mich wundert, dass er so extrem unausgelastet ist, wenn er viel draußen bleibt. Manchmal kommt ja auch zu viel Energie durchs Futter ins Pferd.

Ich drücke Euch weiterhin die Daumen!
Grüße
Steffi
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 19. Mai 2010, 22:02:39
Hi Steffi,

wir sind mal wieder voll auf einer Wellenlänge. Ich danke Dir, dass Du mir dies so wunderbar bestätigt hast. :love:

Zu Deinen Fragen:

Antares bekommt kein Kraftfutter mehr. Zu der Weide gibt es noch Heu, wenn die Pferde reingeholt werden (bei lang anhaltenden Regenfällen z. B. oder wenn sie trainiert werden). Nach getaner Arbeit bekommt Antares von mir eine Tasse voll Kräutermüsli mit Mineralien, getrockneten Kräutern und Baumrinde. Dazu einen Teelöffel Leinöl und ein paar Möhren oder Äpfel.

Unserer Trainerin ist der Ansicht, dass Antares sehr viel mehr tun könnte, als ich von ihm verlange. Durch die konsequenten Wiederholungen greift er natürlich vor und da ist auch Absicht dahinter, denn die Wiederholung findet auf seiner schlechteren Seite statt und wenn er schon weiß was kommt, dann erleichtert dies ihm die Sache ein wenig.

Ich denke, dass er gerne etwas mehr Abwechslung hätte. Heute hat er mir dies sogar demonstriert. Wir waren wegen dem Landregen wieder in der Halle, wo gerade eine anderes Pferd auf ein Podest steigen durfte. Promt blieb Antares in der Nähe stehen und schaute gespannt zu. Als das Podest dann frei war, wollte er unbedingt auch dort hin und sich damit beschäftigen. Also wenn das nicht deutlich genug war! :bittebitte:

Klasse finde ich Deinen Gedanken mit dem veränderten Körpergefühl. Das passt wie die Faust aufs Auge. Im übrigen ist er mir heute kein bisschen davon gelaufen und auch nicht dem Sattel ausgewichen. Eigentlich wollte ich ja nicht reiten, doch gefragt habe ich ihn dann doch. Er hat mich prima aussitzen lassen und wurde auch beim Leichttraben nicht schneller. Nun waren wir diesmal ja auch in Gesellschaft und er war sehr viel entspannter. Aber mit dem Schweif hat er hin und wieder schon geschlagen. Ganz besonders wenn ich Seitengänge abgefragt habe. Ich könnte mir vorstellen, dass meine Gewichtshilfen ihn da dann zusätzlich noch stören, denn er ist ja mit sich selbst dabei ganz gut beschäftigt und grummelt so vor sich hin. An der langen Seite machen wir zwei kleine Pausen und dann wechsele ich die Hand. Danach darf er sich wieder strecken und am durchhängenden Zügel eine Runde gehen usw.

Zwischen den Pilaren ist er übrigens auch einmal selbst stehen geblieben. Eigentlich hat er dort noch kein Pferd bei der Arbeit zugesehen aber bei der Piaffe auf der Mittellinie schon. Genau das hat er mir heute dann auch wieder von selbst angeboten und ich bin darauf eingegangen aber nur ein paar Tritte, natürlich wieder mit gegrummel. Er macht also von sich aus schon schwere Arbeit aber ich denke er spürt auch, was die anderen Pferde in diesem Stall so leisten und da ist er noch völlig grün hinter beiden Ohren. Ich möchte damit auch noch warten, bis er 12 ist und die innere Reife dazu hat. Mit seinen gerade mal 8 Jahren ist er noch ein Halbstarker in meinen Augen, der sich noch nicht ganz gefunden hat. ;)

Aber ich bin ja auch noch nicht so weit. Unsere Trainerin achtet auch darauf, dass ich immer ein Stück weiter bin als er. Insofern wird dann bald mal wieder eine Lektion für mich fällig. Heute durfte ich mich im Anschluss an das Training schon mal mit ihrem portugiesischen Hengst näher vertraut machen. Dabei sollte ich ihn an der Hand unter Kontrolle behalten, während sie ihn von hinten mit der Peitsche etwas aufputschte. Sie war zufrieden mit uns und kann ihn nun ruhigen Gewissens mir anvertrauen. ;D

Liebe Grüße
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: lindalotze am 20. Mai 2010, 08:15:21
Sag mal Manfred, grummelt er oder grunzt er eher bei den "aufspannenden" Lektionen?

Das mit den arg versammelten Lektionen kommt auch mir etwas verfrüht vor. Antares ist erst 8, die Ausbildung lief nicht immer konstant in jungen Jahren, Du reitest eher am Wochenende und er lässt Dich nicht konstant sitzen, sondern rennt gern mal und wird hektisch. --> Ich denke nicht, dass er reif ist für sowas wie Piaffen unterm Reiter.

lg
Linda
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Bettina am 20. Mai 2010, 16:48:29
Aber ich bin ja auch noch nicht so weit. Unsere Trainerin achtet auch darauf, dass ich immer ein Stück weiter bin als er. Insofern wird dann bald mal wieder eine Lektion für mich fällig. Heute durfte ich mich im Anschluss an das Training schon mal mit ihrem portugiesischen Hengst näher vertraut machen. Dabei sollte ich ihn an der Hand unter Kontrolle behalten, während sie ihn von hinten mit der Peitsche etwas aufputschte. Sie war zufrieden mit uns und kann ihn nun ruhigen Gewissens mir anvertrauen. ;D

Liebe Grüße
Manfred

Hallo Manfred!

Das liest sich aber komisch, finde ich.... :nixweiss:
Wie muss ich mir das vorstellen, wenn ich fragen darf?  :rotw:

VLG
Bettina
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 22 am 21. Mai 2010, 08:43:06
Hallo Manfred,

komisch, was Deine Trainerin da mit ihrem Hengst macht. Warum wird das Pferd dazu gebracht, sich aufzuregen, damit Du lernst, ihn zu kontrollieren? Klar, das Deine Trainerin Deine Fähigkeit untersuchen will, den Hengst zu kontrollieren, aber wird da das Pferd nicht instrumentalisiert? O.k., es ist nicht Dein Pferd, aber Deine Trainerin kommt für mich etwas seltsam rüber mit solchen Methoden...

Grüße
Steffi
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 21. Mai 2010, 22:37:33
Ist schon lustig Steffi!

Eigentlich war die einhellige Meinung der anderen Pferdemenschen um mich rum, dass ich immer etwas seltsam rüber kommen würde. Schön wenn sich dieses Blatt endlich mal wendet. ;)

Frohe Pfingsten
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 21. Mai 2010, 23:11:07
Das liest sich aber komisch, finde ich.... :nixweiss:
Wie muss ich mir das vorstellen, wenn ich fragen darf?  :rotw:

Hallo Bettina

Als ich mit der Ausbildung von Pferden angefangen habe, konnte ich nur standardmäßig ganz gut reiten. Doch das reicht eben längst nicht aus. Insofern wurde mir die Gymnastizierung der Pferde erst einmal richtig beigebracht und worauf ich dabei zu achten habe. Dann kamen diese Lektionen natürlich an einem Pferd, was das alles schon genau kennt, um es selbst zu erfahren. Erst danach gingen wir zum rohen Pferd über. Ich wurde dabei immer von einem Trainer genau unter die Lupe genommen.

Doch bei Antares dann ging ich meinen eigenen Weg. Natürlich stieß ich immer wieder an meine Grenzen und suchte nach Wege, es eben ohne diese Dominanz zu schaffen, also auf kooperative Weise meinem Pferd etwas beizubringen. Zum Anreiten nahm ich mir jedoch wieder einen Trainer hinzu, der jedoch nicht selbst an das Pferd ran ging, sondern mich wieder nur beobachtete und mir Ratschläge erteilte. Also nich: Du musst das so oder so tun, sondern versuch mal dies oder das.

Es stand insofern immer im Vordergrund was Antares dazu sagte. Aber wenn ich nicht weiter weiß, wie ich ihm etwas erklären kann und mir die Erfahrung an dieser Stelle auch fehlt, dann bekomme ich wieder ein erfahrenes Pferd an die Hand, um erst selbst zu sehen, wie was geht. Habe ich also eine schwere Lektion nachgeritten, weiß ich wie sie sich anfühlt und merke dann auch sehr schnell, wenn da etwas auf dem unerfahrenen Pferd noch nicht so stimmt. Nun muss ich halt sehen, wie ich es ihm erklären kann.

Bei dem Hengst ist es noch mal eine Nummer schärfer, weil der eben nicht alles so einfach mit sich machen lässt und sehr schnell erkennt, wenn der Mensch es nicht drauf hat. Antares habe ich auch zu einem freien Pferd mit eigenen Willen erzogen. Er ist daher ähnlich drauf wie dieser Hengst. Übrigens mögen die beiden sich auch und stecken die Köpfe gerne mal zusammen über dem Zaun. Die Trainerin wollte meine Ausstrahlung testen und sehen was ihr Hengst dazu sagt, bzw. ob er sich mir anvertraut, mir folgt und auch an meiner Seite bleibt egal was passiert oder ob er mich überhaupt nicht für voll nimmt und mit mir macht was er gerne möchte. Ja und das alles noch ohne jede Dominanz. denn damit hätte ich ihm überhaupt nicht kommen dürfen, denn dann hätte er sich mit mir sofort angelegt. Das hat mir die Trainerin auch gleich gesagt, um mich zu warnen, doch ich habe es längst in seinen Augen gesehen, als er mich gemustert hat. Vermutlich wusste er auch da schon, mit wem er es hier zu tun bekam.

Na am Wochenende werden wir ja sehen, wie das läuft, wenn ich alleine mit ihm bin und mich weiter an diese Sache rantasten kann und was er dazu sagt. Aber keine Angst, ich werde Antares nicht zu früh an so schwere Lektionen heranführen. Er versucht es jedoch gerne selbst einmal und da möchte ich schon drauf gut vorbereitet sein. Übrigens hat dieser Hengst auf der Weide eine Levade vor mir gezeigt und sich erst danach streicheln lassen. Er ist super selbstbewusst und sitzt auch öfter wie ein Oberaufseher auf der Weide und wenn Du dann in seine Nähe kommst, springt er sofort auf und zeigt sein schönstes Imponiergehabe. Antares schielt da schon immer mit einem Auge hin und ich bin mir sicher, dass er sich da noch einiges von ihm abschauen wird. Die Trainerin meint auch, dass es Antares unbedingt wissen will. Aber wir sind halt beide noch lange nicht so weit. Jetzt möchte ich es erst einmal genau wissen und das hat sie erkannt und mich einfach mal getestet. Natürlich auch nicht ganz uneigennützig, denn sie nimmt meine Dienste sicher gerne in Anspruch, wenn sie mal verhindert ist und dann darf ich mich um ihre Pferde kümmern, was ich nur zu gerne tue. :nick:

Liebe Grüße
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 21. Mai 2010, 23:40:02
Sag mal Manfred, grummelt er oder grunzt er eher bei den "aufspannenden" Lektionen?

Hi Linda

Ich weiß jetzt nicht wo Du da einen Unterschied siehst. Für mich hört es sich nach Gegrummel an und das kenne ich von ihm schon, weil er das immer macht, sobald ihn etwas sehr anstrengt. Zuerst hat er es bei den Seitengängen an der Hand von sich gegeben, wo ich erst dachte, er müsse aufstoßen oder so. Aber es war dann doch eher ein: Hmmmm, ich mach ja schon! Und das hat auch wieder nachgelassen, sobald ihm diese Lektion leichter viel. Man konnte also drauf warten und es dauerte immer ein zwei Tritte länger bis er sich auf diese Weise beschwerte. Für mich war das dann auch immer ein Grund wieder etwas nachzugeben und ihn sich mal strecken zu lassen usw.

Manchmal kommen dann auch so Attaken von ihm, wo er sich regelrecht durchbeißt und die ganz lange Seite im Seitwärts durch marschiert ohne dass ich das verlangt habe, dann hängen die Zügel längst wieder durch und ich halte auch keine Körperspannung mehr aber Meistro muss weiter marschieren, natürlich mit Gegrummel. Worüber beschwert er sich denn da? Er steigert sich einfach gerne in Arbeit rein, so als hätte er was genommen! Aber mit Kraftfutter wird er auch absolut kurz gehalten. Da gibt es nur eine Hand voll zur Belohnung nach getaner Arbeit (keinen Hafer nur Kräutermüsli).

Es könnte natürlich auch sein, dass ihn genau das reizt und er desswegen sich so ins Zeug legt, denn wenn er mal diese Belohnung nicht bekommt, tritt er sofort in einen Streik und geht keinen Schritt mehr irgendwo hin mit mir. Oder die leere Futterschüssel wird mir demonstrativ vor die Füße geworfen. Es kam auch schon vor, dass er regelrecht mit dem Fuß auf den Boden stampfte und mich fordernd ansah. Das geht ja gar nicht und da bin ich dann auch stur und rühre mich nicht vom Fleck.

Er ist genau mein Spiegelbild :D
Manfred

PS.: Regelmäßige Arbeit kennt er nicht in der Form, wie sie in den Sportställen praktiziert wird aber wenn er trainiert wird, dann bin ich schon jeden zwei bis dreimal in der Woche bei ihm und da wir er auch nicht immer geritten. Ich versuche die Arbeit für ihn auch abwechslungsreich zu gestalten (Longe, langer Zügel, rumtoben und reiten etc.). Bei schönen Wetter gehen wir auch gerne ins Gelände und wenn ich mal verhindert bin, wird er von unserer trainerin etwas bewegt (frei laufen oder springen in der Halle) aber sie reitet ihn nicht und arbeit mit ihm auch nicht an der Hand, allenfalls mal an der Longe, denn ich soll ihn ja selbst ausbilden und nicht sie.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 24. Mai 2010, 23:14:41
So ihr Lieben

hier nur ganz kurz die Infos zum WE:

Anatres wurde beim Ausritt wieder immer schneller und so musste ich ihn mehr versammelt gehen lassen. Dann ging Paco auf einmal lahm (der Grund dafür konnte nicht gefunden werden). Da sind wir dann die letzten Kilometer halt zu Fuß gegangen und selbst da wollte Antares ständig schneller gehen, also musste ich ihn wieder zurückhalten und ließ ihn an der Hand versammelter laufen, teilweise sogar in Seitengängen, wenn es nicht anders ging. DAs war super anstrengend und ich denke mal, dass er einfach zu viel Bums hat und sich mal richtig auspowern möchte. Er chillt ja in letzter Zeit ständig und das gab es früher nicht so bei ihm. Auch kann er auf den kleineren Weiden nicht mehr so rennen, wie früher, wo er einen Kilometer am Stück geradeaus galoppieren konnte, bis er das andere Ende erreicht hat. Kraftfutter bekommt er auch keines und dennoch strotzt er nur so vor Kraft. Also werde ich in der Woche mal alleine mit ihm ausreiten und an seine Grenzen bringen, mal sehen wann da dann die Luft raus ist. Auf alle Fälle werde ich ihn dann mal so gehen lassen, wie er das gerne möchte. Dann wird sich ja zeigen wohin der Wind uns weht. :roll:

Und mit dem Hengst lief alles super entspannt. Ich habe ihn mehrmals auf der Weide besucht und er ließ sich von mir überall anfassen und auch die Hufe aufnehmen. Dann habe ich ihm noch den Schweif und die Mähne verlesen, was auch so seine Zeit gedauert hat, so wild wie die verzaust war. Zwischendurch musste er sich zwar etwas aufrichten und bisschen rum grummeln, auch mal mit den Hufen aufstampfen usw. aber das ist doch völlig normal. Wer kann denn schon so lange stillhalten, wenn man doch der Größte hier am Stall ist. Als dann ein fettes Gewitter aufzog und ich die Anweisung bekam, die Pferde rein zu holen, musste der arme Kerl bis zum Schluss warten. Entsprechend ungeduldig war er dann schon, als ich ihn holte, doch er ließ mich die Zäune und Türen noch schließen und er ging brav durch tiefe Pfützen. Zwar wurde etwas piaffiert an der Hand aber das war dann schon alles. Und als er endlich in seiner Box angekommen war, legte er sich sofort in das trockene Stroh und wälzte sich. Ich konnte ihm dabei in der Tür stehend beobachten. Dann kam er noch mal zu mir und die ganze Arbeit mit Schweif und Mähne war zum Teufel. Alles wurde verwuschelt und mit Stroh versetzt. Na wenn es ihm so halt besser gefällt! 8)

So, aber nun wieder zurück zum Sitz. An dem liegt es also nicht bei Antares, wie dieses Wochenende klar zu erkennen war. Hier muss es andere Gründe geben und die werde ich schon noch raus finden. Ich lasse ihn einfach mal wieder tun, was er gerne möchte. Dann werde ich ja sehen.

Liebe Grüße
Manfred
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: lindalotze am 26. Mai 2010, 11:23:41
Hallo Manfred,

ich sehe den Unterschied darin:
- Grummeln tun viele Pferde zur Begrüßung, es ist etwa leises Wiehern. Manche Pferde grummeln auch beim CT in Erwartung ihrer Belohnung. Oder bei versammelndem Spiel. Es ist definitiv ein Ausdruck von Zufriedenheit oder gar von Freude.
- Grunzen tun manche Pferde, wenn sie sich zu sehr aufspannen und/ oder sich einfach eng im Hals machen. Das ist eher ein Ausdruck von Verspannung. (Nicht unbedingt psychisch, sondern einfach zu zusammengezogen im Körper.) Da wäre dann mehr Lösen oder weniger Abstellung und ein längerer Hals in den Lektionen selbst angesagt.
Titel: Re:Der Sitz als Basis zur Kommunikation
Beitrag von: Mannimen am 26. Mai 2010, 22:22:03
Danke Linda,

da werde ich mal drauf achten. Tippe eher auf zu eng gezogen und daher dann ein rausgepresstes Grunzen, denn es klingt anders als dieses freudige Begrüßung, die Du angesprochen hast.

Beim Schulter vor, weg von der Bande kommt es auch weniger vor als beim Schenkelweichen entlang der Bande, wo er nach vorne massiv begrenzt ist. Insofern werde ich diese Übungen einfach mal einen Hufschlag weiter innen (zweiter und dritter) ausführen und ihm mehr Raum geben.

Liebe Grüße
Manfred