Ich wollte nie über die Reiterin reden....
ich eigentlich auch nicht.
Es ging mir darum ob dieses Bauchmuskel anspannen ein Rückenheben auslöst ....
Das allein? Nein! Dazu bedarf es mehrerer Muskeln, die ich bereits erwähnt habe.
Wenn Du einem grasenden Pferd mal genau zusiehst, wirst Du erkennen, dass sich beim Kopf zum Boden senken sein Rücken anhebt. Das kommt aus der Spannung in der Oberlinie und nicht vom Bauch.
Nun möchten wir aber nicht auf einem Pferd reiten, welches mit seinem Kopf ständig über dem Boden lang schlurft. Also trainieren wir seine Oberhalsmuskulatur und nicht die Unterhalsmuskulatur, damit es selbst seine Oberlinie im Rücken damit anheben kann. Doch das ist erst eine Seite der "Hängebrücke" (hängender Rumpf zwischen VH und HH auf dem wir dann auch noch sitzen wollen).
Die Gegenspannung soll dann über die Kruppe aufgebaut und gehalten werden. Dazu bringen wir die HH weiter nach vorne durch die treibende Hilfe mit dem Schenkel, der beim Abfußen der HH die Bauchmuskulatur zur vermehrten Kontraktion anregt und das jeweilige Bein weiter vorschwingen lässt. Der Spannungsbogen zum Heben des Rückens ist damit dann aufgebaut.
Kann das Pferd diese Spannung nicht über seine Muskulatur aufrecht erhalten, wird es wieder "auseinanderfallen", also den Grad der Versammlung verlieren (der Abstand zwischen der VH und HH vergrößert sich). Als Gegengewicht wird auch der Kopf nach oben und nach vorne geholt und die Hinterbeine treten nach hinten raus.
Nun wirkt der Reiter korrigierend ein und begrenzt den Weg des Kopfes nach vorne. Das führt dann dazu dass die Hinterbeine noch weiter nach hinten rauskommen, was die Bauchmuskulatur versucht zu verhindern, also entsprechend Gegenspannung aufbaut. Genau das sehe ich auf dem Bild, wenn ich eine gedachte Winkelhalbierende zwischen die Spreitzung der Hinterbeine lege, fällt die eben nicht mehr lotrecht zum Boden (das wäre die Ausgangsposition) sondern nach hinten (ausfallend). Würde sie jedoch nach vorne geholt (das wäre versammelt), dann müsste die Bauchmuskulatur nicht so stark gegen halten müssen. Sie könnte mehr kontrahieren und würde weniger gedehnt werden.
Wäre das Pferd freier in seiner Kopfhaltung könnte es zum Selbsttragen kommen. Hier muss also nach vorne mehr nachgegeben werden, damit die Winkelhalbierende zwischen den Hinterbeinen weiter vorgeholt werden kann. Die Tritte würden sich verkürzen, das Tier weniger rennen und sich mehr versammeln und damit auch sich und den Reiter besser tragen können.
Aber das sieht dann eben nicht mehr so spektakulär aus. Für den Showeffekt insofern eher ungeeignet. Jedoch für die Gesundheit des Tieres sehr viel besser. Vielleicht wird jetzt klar, warum es bei dieser Reitweise weniger um die Pferde als mehr um die Menschen geht! Und wer will das schon gerne ändern?
Der Blick allein auf die Bauchmuskulatur reicht hier also nicht, wenn man daran etwas ändern möchte.
Eine steife Sitzhaltung führt zu dem auch noch zu Verspannungen im Rücken. Das Tier hält ihn über seine Rückenmuskulatur fest und schwingt dann mehr über die Beine als über den Rücken (Unterschied zwischen Schenkelgänger und Rückengänger). Bei diesem gedehnten Rumpf auf dem Bild darf schon mal zweifelsohne angenommen werden, dass reichlich Spannung im selben vorhanden ist und er somit auch nicht mehr losgelassen frei schwingen kann. Die Hauptaktion erfolgt hier über die Beine, weit weg von einer Welle, die durch den Körper fließt aber dicht dran an geballter Energie von hinten nach vorne und damit voll auf der Vorhand. Das zeigt auch die Winkelhalbierende zwischen den Vorderbeinen recht deutlich. Ich würde mal grob schätzen, dass sie mehr als 70% der Masse trägt trotz weit zurückgenommenem Kopf. Und auch das nach hinten lehnen des Reiters vermag daran kaum etwas zu ändern, wenn man sich mal die Lastverteilung zu den jeweiligen Beinen anschaut. Da können die Bauchmuskeln auch noch so stark sein. Hier fehlt es einfach an allem, was hilfreich wäre.
Wer das toll findet, misst nach Richtlinien und nicht nach Biomechanik. Geht eine Lotrechte Linie durch den Körper des Reiters von Kopf bis Fuß? Ja, mit leichter Tendenz nach hinten. Aber hilft diese Haltung in der Bewegung dem Tier? Nein! Sind die Zügel in Anlehnung und in Verlängerung zum Unterarm? Ja! Aber hilft das der Kopfhaltung des Pferdes? Nein! Tackt und Losgelassenheit sind nicht zu erkennen aber Schwung. Ja, er ist deutlich zu sehen. Aber fördert er die Selbsthaltung des Tieres? Nein!
Soll ich weiter machen oder reicht das jetzt? Ich denke die Frage ist mehr als hinreichend beantworte!