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Verhalten, nicht Beziehung ….

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Re: Verhalten, nicht Beziehung ….
« Antwort #15 am: 11. Januar 2019, 11:57:04 »
Sagen wollte ich, dass bei den meisten Menschen, die mit Tieren ihren Lebensunterhalt verdienen, Effektivität und Effizienz in Umgang und Ausbildung einen ganz anderen Stellenwert haben (müssen),
Und genau da greift wieder Bob Bailey. Effizienz ist eines seiner wesentlichen Anliegen (why did it take you so long?). Und gerade deswegen arbeitet er bis auf Ausnahmen, in denen das Leben des Tieres oder des Trainers gefährdet ist, mit positiver Bestärkung. Auch wenn ihm die Beziehung vielleicht eher egal ist ;-)
Joerg
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Re: Verhalten, nicht Beziehung ….
« Antwort #16 am: 11. Januar 2019, 13:40:56 »
Sagen wollte ich, dass bei den meisten Menschen, die mit Tieren ihren Lebensunterhalt verdienen, Effektivität und Effizienz in Umgang und Ausbildung einen ganz anderen Stellenwert haben (müssen), als bei denen, die sich mit Tieren hobbymäßig beschäftigen und sich meist doch ziemlich viel Zeit lassen könnten, um bestimmte Ziele zu erreichen.

Das Zeitargument trifft aber bei den professionellen Trainers auch nicht zu. Joerg hat das schon angesprochen. Es dauert nicht länger, ein Verhalten zuverlässig zu machen mit R+.

Monty Gwynne hat da ein nettes Video zu gemacht, wie "lang" es dauert, rückwärts zu erklicken....

Dass es bei den Hobbytrainern länger dauert/länger zu dauern scheint liegt oft daran, dass ohne Vorkenntnisse und ohne Anleitung/Feedback trainiert wird. Oder man sich eben nicht wirklich hinstellt und täglich wenigstens einmal ein paar Minuten am gewünschten Verhalten arbeitet. Oder ohne Plan, etc.

Ich sehe das sehr deutlich seit ich im Herbst bei Hannah Branigan den Online-Kurs für Hunde gebucht habe. Da steht eine wirklich aktive Online-Gemeinschaft dahinter, die Trainingsvideos effektiv und hilfreich kommentiert. So verbessern sich die Teams oft innerhalb von 1-2 Wochen signifikant. Man "trifft" sich einmal wöchentlich im Chat für Re-cap der Woche und Planung der nächsten Woche, wird danach gefragt, eindeutige Trainingsziele zu formulieren und wie man erkennt, ob diese auch erreicht wurden.

« Letzte Änderung: 11. Januar 2019, 13:45:26 von Sanhestar »
Sabine
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Re: Verhalten, nicht Beziehung ….
« Antwort #17 am: 11. Januar 2019, 14:25:05 »
Was mir in dem Zusammenhang noch so durch den Kopf geht:

"Professionellen" Trainern, egal welcher Tierart oder Trainingsrichtung, ist in der Regel sehr bewusst, dass man kein Verhalten ohne Training und Wiederholung bekommt. Egal wie das dann technisch aussieht. Auch wenn das vielleicht für Außenstehende dann in blumigen Worten umschrieben wird wie "das Pferd muss lernen, mir zu vertrauen" oder "wir müssen die Rangordnung klären" oder "wir arbeiten an der Beziehung" - es ist in allen Fällen konsequentes Training am Verhalten.

Ein "Das muss es können" bedeutet in dem Fall "ich muss ihm das beibringen und Ressourcen X und Zeitaufwand Y dafür einplanen".

Bei den Haustierbesitzern, zu denen ich uns Pferdebesitzer in den meisten Fällen auch zähle, ist es eher so, dass die Zeit des gemeinsamen Zusammenseins im Vordergrund steht. Es geht selten um konkretes Verhalten und selbst dann oft nur mit dem Fokus, dass es irgendwann, irgendwie mal funktioniert.

Ein "Das muss es können" bedeutet hier oft (leider) "ich setze voraus, dass das Tier Verhalten XY zeigt - weil ich das bei professionellen Trainern o.ä. sehe".

Beides mal komplett unabhängig von der Art des Trainings. Am Ende gibt es in jeder möglichen Konstellation eine Form von Beziehung und eine Variation an Verhalten, das gezeigt wird. Keiner kann nur an einer der beiden Sachen arbeiten, denn sie sind untrennbar miteinander verbunden.

Ein Privatmensch, der seine Tiere als Freizeitgefährten ansieht, wird dagegen hoffentlich mehr Wert auf die Persönlichkeit und Vorlieben der einzelnen Tiere, den gemeinsamen individuellen Weg, für den man viel Zeit hat sowie halt eine gute „Beziehung“ legen statt auf möglichst akkurates und fehlerloses Absolvieren irgendwelcher Tätigkeiten.

Ich denke, hier würde man vielen Trainern und Pflegern der unterschiedlichsten Spezies Unrecht tun, wenn man das so verallgemeinert. Richtig effektiv wird Training, wenn Persönlichkeit, individuelle Vorlieben, die Trainingshistorie und auch die Beziehung zum Trainer/Pfleger miteinbezogen werden. Egal ob in den Wildparks/Zoos, bei den Sprengstoffhunden oder sonstwo gibt es doch meistens enge Beziehungen mit den zuständigen Betreuern.

Klar, dass bestimmte Grundlagen funktionieren müssen, um alle Beteiligten vor Schaden zu bewahren (Halfterführigkeit, Hufe geben, tierärztliche Behandlung akzeptieren, verladen lassen, möglichst „cool“ auf Außenreize reagiere usw.), aber das meiste darüber hinaus ist letztlich doch freiwillig und soll Spaß machen.

Hier hast du eine Unterscheidung drin, die ich nochmal aufgreifen mag. Manche Sachen "müssen" funktionieren, andere "dürfen" Spaß machen. Ich denke an diesem Punkt behindern sich die meisten Leute selbst (ich schließe mich da explizit mit ein). Gerade diese Grundlagen können super viel Spaß machen und freiwillig sein und sollten es auch, denn erst dann sind sie wirklich zuverlässig und sicher.

Chiraq Patel hat gesagt "Husbandry is my Agility!" und meint damit frei übersetzt soviel wie "Tierversorgung ist mein Profisport". Und Ken Ramirez betont oft, dass für ihn Training ein essentieller Baustein artgerechter Tierhaltung ist. Weil es nicht nur um körperliche Unversehrtheit und möglichst ethische Haltungsbedingungen geht.

Jetzt bin ich glaub ich ein bisschen abgeschweift, ich versuch nochmal den Bogen zu kriegen...

Meiner Meinung nach sagt Bob Bailey mit seinem Zitat folgendes:

Im Moment des Trainings, also wenn der Verstärker auf ein Verhalten folgt, dann sollte man sich darüber bewusst sein, was man da tut und das geplant und gezielt machen. Sonst füttert man das Tier nur, aber trainiert es nicht. Genauso wie er sehr akribisch zwischen Planungs- und Trainingsphase unterscheidet - geplant wird ohne Tier und wenn man mit dem Tier arbeitet, dann fängt man nicht mittendrin an umzuplanen.

Und das, davon bin ich überzeugt, sollten wir uns durchaus zu Herzen nehmen, weil es für viele unserer Tiere das Leben deutlich erleichtern würde  :rotw: Effizienz bedeutet für mich eben auch Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit.

Verzeiht mir das Abschweifen :tuete:
LG Tine
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Ab und zu ist es gut, in unserem Streben nach Glück innezuhalten und einfach glücklich zu sein. ~ Guillaume Apollinaire
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Re: Verhalten, nicht Beziehung ….
« Antwort #18 am: 11. Januar 2019, 14:35:28 »
Ich sehe das sehr deutlich seit ich im Herbst bei Hannah Branigan den Online-Kurs für Hunde gebucht habe. Da steht eine wirklich aktive Online-Gemeinschaft dahinter, die Trainingsvideos effektiv und hilfreich kommentiert. So verbessern sich die Teams oft innerhalb von 1-2 Wochen signifikant. Man "trifft" sich einmal wöchentlich im Chat für Re-cap der Woche und Planung der nächsten Woche, wird danach gefragt, eindeutige Trainingsziele zu formulieren und wie man erkennt, ob diese auch erreicht wurden.
Etwas offtopic...
 Uh, das klingt spannend! Über Hanna bin ich jetzt schon einige male gestolpert und fand das, was ich von ihr in Podcasts gehört habe, sehr fundiert. Was ist denn das für ein Kurs? Bin direkt zu ihrer Webseite gerannt, konnte das aber nicht zuordnen.
Joerg
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Re: Verhalten, nicht Beziehung ….
« Antwort #19 am: 11. Januar 2019, 14:52:42 »
Zero2CD ist ihr Online-Kurs für Obedience-Vorbereitung mit positiver Verstärkung.

Wird alle paar Monate frei geschaltet für neue Kursteilnehmer und nimmt Dich dann durch ein intensives, 12 Modul-Trainingsprogramm mit Feedback, Chats, zusätzlichen Workshops, Frage&Antwort-Terminen, usw.

Hannah mag manchmal ein bisschen chaotisch im direkten Kontakt sein, sie schweift gerne mal vom Thema ab, aber ihr Modul-Aufbau ist durchdacht, kleinschrittig und absolut auch ausserhalb Obedience tauglich.

https://wonderpupstraining.com/programs/z2cd/
Sabine
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Re: Verhalten, nicht Beziehung ….
« Antwort #20 am: 11. Januar 2019, 19:10:46 »
Tine :thup:
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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