Ich glaube, daß das Problem eher woanders liegt: denkt man als Reiter über Sporen und Gerte nach, weil das Pferd irgendwas nicht so macht, wie man sich das vorstellt, sprich: will man die Hilfen irgendwie verstärken (was bei Gerte und Sporen allerdings der falsche Weg ist, denn sie dienen der Verfeinerung
), sollte man sich überlegen, woher das kommt. Meistens ist das Pferd eben stumpf auf dem Schenkel. Wenn man überlegt, daß ein Pferd eine Fliege auf seiner Ar***backe spührt, sollte man doch davon ausgehen, können, daß so ein wesentlich größerer Teil wie ein Unterschenkel problemlos wahrgenommen wird... Meist war es dann so, daß der Reiter eben undifferenziert damit eingewirkt hat, das Pferd daraus keinen Sinn mehr sah und sich dann irgendwann dachte: dann brauch ich auch nicht mehr darauf reagieren. Pferde brauchen daher nicht
stärkere Hilfen, sondern einfach
eindeutige Hilfen, die nicht nach Gusto und menschlicher Unkonzentriertheit ständig variiert werden.
Von daher würde ich mein Augenmerk erst eimal darauf legen, was Du denn eigentlich derzeit mit dem Schenkel machst. Setzt Du ihn wirklich nur dann ein, wenn Du ihn brauchst? Weiß das Pferd denn wirklich, was ein biegender Schenkel ist? Vielleicht muß das erst wieder aufgebaut werden.
Ich hatte früher ähnliche Probleme mit meinem Pferd, der am Schenkel stumpf war. Überlegt habe ich mir da folgendes:
Welche Hilfe ist vortreibend? Der Schenkel. Schenkel heißt "vorwärts". Und zwar nicht, indem man immer mehr Schenkel, womöglich noch mit Sporen, verwendet, sondern das Pferd soll lernen, auf kleinste Impulse "vorwärts" zu gehen, sprich: sofort hierauf mit gewünschter Impulsion zu reagieren.
Bei meinem Hafi hatte ich das so gelöst: zunächst einmal habe ich konsequent im Gelände für ca. vier Wochen den Schenkel mal weggelassen und mich ausschließlich auf meinen Sitz konzentriert und sehr darauf geachtet, nicht unbewußt irgendwie zu treiben oder sonstwie unverhältnismäßig an den Pferdebauch zu kommen. Ebenso muß sich der Reiter hinter die Ohren schreiben: Schenkel heißt vorwärts! D. h., ich setze ihn nicht zu irgendwelchen anderen Sachen ein (z. B. Rückwärtsrichten; hier nehme ich beide Schenkel nur leicht zurück, aber ohne Druck am Pferdebauch zu verursachen).
Als ich den Schenkel dann wieder eingesetzt habe, merkte ich schon eine Veränderung, die jedoch noch nicht effektiv genug war. Also setzte ich
kurzzeitig leicht die Gerte ein, und zwar dort, wo auch der Schenkel wirkt. Hierzu mußte erst einmal eine passende Gerte her: im Laden nahm ich verschiedene zur Hand, stellte meinen Mann ein wenig breitbeinig und in die Knie gehend hin, und er witschte leicht auf seinen Oberschenkel. Ich guckte. Die Gerte, die sich am besten aber nicht zuviel um seinen Oberschenkel bog, also gut am Pferdebauch ankam, und die mir gut in der Hand lag, habe ich gekauft.
So, jedenfalls habe ich die Gerte immer nur witschend eingesetzt, also um das Pferd in der Schenkellage zu nerven, nicht zu schlagen: Pitsch-pitsch-pitsch-pitsch. Bei jedweder Reaktion: sofort aufhören und loben, auch antraben mal hinnehmen. Nach einigen Tagen war das Problem gegessen: Amor geht auf leichtesten Schenkeldruck frisch vorwärts. Je nach Intensität wird er "munterer".
Biegend kann man die Gerte sicherlich auch einsetzen, aber nur dort, wo sie auch hingewhört: in der Schenkellage. Ich trage die Gerte dazu recht aufrecht und eher "fallen lassend" in der Hand, indem ich sieoberhalb meines Knies ablege. Witsche ich, trifft sie genau parallel zu meinem Unterschenkel hinter dem Unterschenkel. Nur so kann das Pferd dann erkennen, daß diese Hilfe den Schenkel ersetzen soll.