Die Umstellung von Western auf Englisch ist für uns beide eine Umstellung in der Hilfengebung. Für mich ist es logischer, dass ein Pferd dem Druck (= z.B. angelegter Zügel beim Neckreining) weicht, anstatt sich um den Schenkel zu biegen Und mich stört im Englischen dieses ständige Treiben. Für mich ist es logischer, dem Pferd zu erklären, was ich möchte, und auf meine Anfrage hin tut es das im besten Fall, ohne dass ich ständig erneut bitten muss (bitte nicht verwechseln mit dem Kadavergehorsam!!!! , nur zur Unterscheidung der Reitweisen). Lucca kennt aber nur das Klassische, dementsprechend ist es für ihn auch neu und er muss es erst lernen. Also bauen wir quasi nicht das Reiten (=Tragen des Reiters) an sich neu auf, aber die Hilfengebung, also das "Wie"; und das könnte man (zumindest in meinem Kopf) sehr gut mit dem Clicker erarbeiten.
Hilfengebung ist ja nie etwas abstraktes, was sich jemand ausgedacht hat, sondern es hat immer einen Sinn und eine Historie.
Das Pferd wird in der originalen Westernausbildung erst auf Trense geritten, bis zum Zahnwechsel, dann geht es ins Bosal (weil sonst Zahnaua). Bis dahin hat es den direkten Zügel zum Abwenden ("ich zieh links, du gehst nach links") schon kennengelernt. Im Bosal kennt es das also "eigentlich" schon. Ein Bosal wird immer mit der Mecate geritten, die besteht aus Roßhaar und wird deshalb nur mit Handschuhen angefasst, weil es piekst.
Das Pferd lernt also, vom direkten Zug auf das äußere unangenehme Pieksen zu weichen, wobei es das Abwenden schon kennt.
Je nachdem wie die bisherige Ausbildung war, kann das "Abwenden auf äußere Hilfen" dann ein "wir fallen nach links" oder "wir haben gelernt uns zu biegen und gehen gebogen nach links", wobei auch der Westernreiter normalerweise durchaus den inneren Schenkel einsetzt, um das Pferd daran zu hindern, einfach nach links zu fallen.
Beim klassischen Reiten ist das eigentlich genauso, nur ohne Mecate
der innere Schenkel hält den Rumpf (vom inneren Schenkel zur äußeren Hand treiben), dann Stellungs- und Biegungsanfrage, wobei die Biegung in der Rippenregion begrenzt ist und sich das Pferd eh nur biegen kann, wenn es den Rücken aufwölbt, alles andere ist dann, ganz unabhängig von der "Reitweise" nur "falle nach links oder rechts, wenn ich es anweise".
Mal leicht überspitzt ausgedrückt.
Für mich ist es logischer, dem Pferd zu erklären, was ich möchte, und auf meine Anfrage hin tut es das im besten Fall
Klar ist das logisch. Aber mit "ERklären" ist es eben nicht getan, denn da gehört noch körperliches Vermögen dazu. Wenn ich Dir jetzt genau erkläre, wie Du einen Salto springen sollst, mit Anlauf, von einem kleinen Sprungtrampolin, dann wirst Du das vermutlich nicht hinbekommen, auch wenn ich es noch so gut erkläre.
Körperliche Aufgaben wie das Tragen des Reiters, das sich-bewegen-mit-dem-Reiter, und das "sich gut bewegen mit dem Reiter" müssen eben auch körperlich langsam aufgebaut werden.
Und dieses "das Pferd läuft so lange in der Gangart, bis ich ein andere Anweise" ist auch etwas, das normalerweise ganz schlicht über positive Strafe aufgebaut wird (in dem Moment, wo das Pferd die Gangart verlässt, kommt starker Druck, damit es weiß, dass es auf jeden Fall solange damit weitermacht (egal wie), bis eine andere Anweisung kommt. Und auch das muss, wenn es "schön" sein soll, eben körperlich aufgebaut werden, weil "ein runder Zirkel im Trab in schöner Haltung UND die Dauer steigern eben zwei ganz unterschiedliche Kriterien sind.
Natürlich klingt das für den Reiter einfacher, weil er anscheinend weniger "tun" muss. Aber das "funktioniert" eben nur bei einem körperlich ausgebildeten und geförderten Pferd.
Das Schöne ist, es gibt auch was dazwischen
und gerade das Neckreining lässt sich sehr gut vom Boden aus aufbauen, auch die Dauer der Gangart, indem man es schrittweise verlängert und immer später clickt.
Aber das Treiben hat ja auch seinen Sinn (Aktivierung der Bauchmuskulatur = aktiver Rücken), insofern ist "nur draufsitzen und gelegentlich eine "Hilfe" einwerfen eigentlich nie pferdegerecht, außer, wie gesagt, das Pferd ist muskulär schon weit gefördert und kann es wirklich alleine.
Interessanterweise war das übrigens genau die Rückmeldung, die ich von meiner ehemaligen RL bekam, nachdem sie Mirko ein Jahr nach der Umstellung auf Reiten mit CT bekam. Sie war gewohnt, Pferde bestmöglich zu unterstützen. Und er "machte alles alleine". Das fand sie nicht nur ungewohnt, sondern auch befremdlich und nicht wünschenswert. Fakt war aber, dass sich in dem Jahr seine Balance so zum Guten verändert hatte, dass er alle ihre vorherige Unterstützung einfach wirklich nicht mehr brauchte. Unsere Wege haben sich dann aber endgültig getrennt, weil sie das absolut nicht verstehen konnte/wollte.