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Begriffslexikon Clickertraining

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Begriffslexikon Clickertraining
« am: 14. Dezember 2009, 17:47:19 »
Autor: EscyKane

Wer das erste Mal über das Thema Clickertrainign stolpert, wird wird förmlich erschlagen von den vielen neuen Fachbegriffen. Auch die für Neulinge zunächst verwirrende Bezeichnung "negative Verstärkung" wird oft mit Strafe verwechselt.

Wer also ein wenig durcheinander kommt und etwas nachschauen möchte, der findet hier die wichtigsten Grundbegriffe kurz erklärt!

Auslöschung
Bei der Auslöschung wird ein Verhalten nicht mehr bestärkt bis es immer weniger und irgendwann gar nicht mehr gezeigt wird. Eine Auslöschung setzt mit dem Beginn des Clickertrainings automatisch ein, wenn man es konsequent anwendet: das Betteln um Futter. Ein Pferd bettelt um Futter, weil es mit diesem Verhalten zumindest ab und an erfolgreich war. Durch das Einführen des Click wird der Punkt für die Belohnung für das Pferd neu definiert, ohne Click gibt es auch keine Belohnung, das Betteln um Futter bliebt erfolglos und wird gelöscht.

Auslöschung funktioniert allerdings nur bei bedingten (also erlernten/konditionierten) Reizen/Signalen, nicht bei unbedingten (also angeborenen) Reizen.



Beobachtungslernen
siehe Nachahmung

 

Bestärkung/verstärkender Impuls/reinforce
Etwas positives, was das Pferd mit seiner Handlung verbindet und es dazu bringt, diese Handlung häufiger zu zeigen. Siehe operante Konditionierung – Futter durch Hebelbetätigung

 

Bestärkung, negative
Etwas unangenehmes wird entzogen: Das Grundprinzip des Natural Horsemanship, findet aber auch Anwendung beim Clickertraining, vor allem als Hilfssignal: Das Pferd zeigt ein richtiges Verhalten und dafür wird etwas ihm unangenehmes entzogen, zum Beispiel Nachlassen von Druck oder Zug (leichter Druck im Genick - Kopfsenken - nachgeben des Drucks - C+B)

 

Bestärkung, positive
Etwas angenehmes wird hinzugefügt: Dies ist das Grundprinzip des Clickertrainings. Das Pferd zeigt ein richtiges Verhalten und erhält dafür eine Belohnung in Form von Futter, Stimmlob, Aufmerksamkeit oder Streicheleinheiten

 

Bestärkung, primäre
Reize/Signale, die das Pferd direkt als positiv empfindet und es dazu bringen, gezeigtes Verhalten zu wiederholen

 

Bestärkung, sekundäre/konditionierte
Reize/Signale, die dem Pferd vorhersagen, dass eine primäre Bestärkung folgt.

 

Bestrafung, negative/Bestrafung Typ 2
siehe Strafe, negative

 

Bestrafung, positive/Bestrafung Typ 1
siehe Strafe, positive



C+B
Kurzform für "Click und Belohnung" (sekundäre Bestärkung, gefolgt von primärer Verstärkung)

 

Free Shaping
Wie das Shaping, nur wird hierbei vollkommen auf die helfende Einwirkung des Ausbilders verzichtet. Das Pferd erarbeitet die Lektion völlig selbstständig allein durch Ausprobieren, Belohnung für richtiges Verhalten und Ausbleiben der Belohnung für falsches Verhalten (Lernen durch Erfolg und Misserfolg). Nur bei schwierigen Übungen wird dem Pferd geholfen, den Lösungsansatz zu finden.

Bei dem Free Shaping wird die Kreativität des Pferdes gesteigert und es kann passieren, dass das Pferd selbstständig neue Übungen erfindet, die der Ausbilder mit C+B belohnen kann, wenn sie ihm gefallen.

 

Gewöhnung
Ein Lernverhalten, das vor allem bei Fluchttieren wie Pferden zur Desensibilisierung angewendet wird. Hierbei wird ein Tier einem bestimmten Reiz so lange ausgesetzt, bis es diesen nicht weiter als gefährlich empfindet. Dies geschieht dadurch, dass das Tier mit dem Reiz weder positive noch negative Folgen verbindet und ihn in seinem Umfeld akzeptiert. Die Gewöhnung wird allerdings erfolglos bleiben, wenn das Tier völlig panisch auf den Reiz reagiert und sich nur aufgrund von Ermüdung irgendwann seinem „Schicksal“ hingibt. Hier unterdrücken Adrenalin und andere Botenstoffe die Aufnahmefähigkeit.

 

Impuls, verstärkender
siehe Bestärkung

 

Konditionierung
Ursprünglich neutrale Reize/Signale, die durch Verknüpfung mit primären Bestärkern zu sekundären Bestärkern werden und das Pferd dazu bringen, das bestärkte Verhalten häufiger zu zeigen.

 

Nachahmung
Ein natürliches Lernverhalten, bei der ein Tier ein anderes bei einem Verhalten beobachtet, auf das eine positive Bestärkung folgt. Das Tier ahmt die Verhaltensweise nach um ebenfalls einen verstärkenden Impuls zu erhalten. Durch die Nachahmung erlernen Pferde alle lebenswichtigen Verhaltensweisen, die nicht erbkoordiniert sind.

 

Prägung
Ein Verhalten, das innerhalb einer für die Tierart bestimmte Zeit nach der Geburt „erlernt“ wird. Die kann das Erkennen des Muttertiers sein, das „Einprägen“ dessen speziellen Geruchs, oder auch eine „Futterprägung“, bei der das junge Tier lernt, welches Futter essbar ist. So kann es passieren, dass Pferde Zeit ihres Lebens bestimmte Futterarten nicht annehmen, weil sie sie in der Kindheit nicht kennen gelernt haben. Eine Prägung kann auch in Form einer „Desensibilisierung“ stattfinden, bei der das junge Tier schon früh bestimmten Umweltreizen ausgesetzt wird, die es fest im Gehirn speichert und die später keine Problemsituationen hervorrufen werden (Berührung am Körper, Geräusche)

 

Reflex, bedingter
Eine auf ein bedingtes Signal gezeigte Reaktion. Diese Reaktion ist erlernt, also nicht angeboren. Sie beruht auf einer Erfahrung, die den bedingten Reiz mit einem unbedingten Reiz in Verbindung bringt. Siehe klassische Konditionierung – Speicheln aufgrund von akustischem Signal.

Da dieses Verhalten auf einem unnatürlichen Signal/Reiz basiert und erlernt ist, löst der Reiz, der über einen Rezeptor aufgenommen wird, nicht sofort das Verhalten aus, sondern wird erst im Gehirn als solcher erkannt und die Reaktion wird ausgelöst.

 

Reflex, unbedingter
Eine angeborene Reaktion auf einen unbedingten Reiz, dieses Verhalten ist Instinktgesteuert und erbkoordiniert und kann nicht verhindert werden. Siehe klassische Konditionierung – Speicheln aufgrund von Futter.

Da das Verhalten angeboren ist, löst der Reiz, der über einen Rezeptor aufgenommen wird, direkt die Reaktion aus.

 

reinforce
siehe Bestärkung

 

Reiz, bedingter
Ein unnatürliches Signal, das keinen angeborenen Reflex, sondern ein erlerntes Verhalten auslöst. Siehe klassische Konditionierung – akustisches Signal

 

Reiz, unbedingter/unmittelbarer
Ein Reiz/Signal, mit dem das Pferd direkt etwas Positives verbindet (z.B. Futter) und der/das immer einen unbedingten Reflex hervorruft. Siehe klassische Konditionierung

 

Shaping
Auch „Formen“, Aufteilung der zu lernenden Übung in mehrere, möglichst kleine Lernschritte. Dazu können auch vorübergehende Hilfsschritte eingefügt werden, um den Pferd den richtigen Weg zu zeigen. Diese können zum Beispiel Hilfssignale sein in Form von Unterstützung durch Futter, Gerte, Beinlonge, Target Stick oder die Ausbilderhand. Diese Hilfssignale werden nach der Erarbeitung des gewünschten Verhaltens wieder reduziert und somit nach und nach „ausgeschlichen“, dafür wird das neue, endgültige Signal (z.B. Handzeichen oder Stimmsignal) eingefügt.

Bei dem Shaping wird das richtige Verhalten schon im Ansatz bestärkt und dann gefestigt, bevor zum nächst größeren Übungsschritt vorangeschritten wird.

 

Signalkontrolle
Alle nicht natürlichen, also antrainierten Verhaltensweisen, sollten nur dann vom Pferd gezeigt werden, wenn zuvor das entsprechende Signal gegeben wurde, da sie sich sonst zu Unarten entwickeln können. Um diese „Signalkontrolle“ zu erreichen, ist es vor allem wichtig, jedes Ungefragte Zeigen des Verhalten schlichtweg zu ignorieren.

 

Signal, bedingtes
siehe Reiz, bedingter

 

Signal, unbedingtes/unmittelbares
siehe Reiz, bedingter/unmittelbarer
 


Strafe, negative
Etwas Angenehmes wird entzogen: Das Pferd zeigt ein falsches Verhalten und daraufhin wird ihm etwas weggenommen, oder eine Belohnung bleibt aus, zum Beispiel das Ausbleiben des Clicks bei falsch ausgeführter Übung oder das Wegnehmen von Futter aufgrund von Anlegen der Ohren beim Fressen, oder Entzug von Aufmerksamkeit aufgrund von Scharren etc.

 

Strafe, positive
Etwas unangenehmes wird hinzugefügt: Dieses Prinzip widerspricht dem Prinzip des Clickertrainings (freiwilliges Lernen, Lernen durch Ausprobieren, Erfolg und Irrtum): Das Pferd zeigt ein falsches Verhalten und dafür wird es bestraft, zum Beispiel durch Schläge, Tritte, Ruck am Zügel, Druck hinzugeben (auch in Form von Verstoß auf der Herdengemeinschaft). Leichter Druckaufbau wird allerdings auch beim Clickertraining eingesetzt, vor allem als Hilfssignal beim Erarbeiten von neuen Übungen. Die einzige Situation bei der eine richtige Strafe mit dem Clickertraining vereinbar ist, ist wenn das Pferd eine aggressive Handlung direkt gegen den Menschen richtet.

 

Target
Ein Target ist ein Gegenstand, auf den das Pferd konditioniert wird. Der Target wird „aufgeladen“ indem jede Berührung des Pferdes mit dem Target mit C+B belohnt wird. Um zu überprüfen, ob der Target aufgeladen ist, kann man ihn in einiger Entfernung platzieren oder an eine für das Pferd schwer erreichbare Stelle halten. Das Pferd sollte zielstrebig versuchen, den Target zu berühren.

Targets können vielseitig eingesetzt werden, es muss nicht immer eine Berührung mit dem Maul sein, ebenso lässt sich eine „Bodenmarkierung“ erstellen, auf die das Pferd einen Hufe (oder beide) stellen soll. Dafür eignen sich Planen und Teppichreste am Besten. Sie sollten sich dafür farblich möglichst stark von der Untergrundfarbe abheben.

 

Target Stick
Der Target Stick ist in ca. 1m langer, stabiler Stab, an dessen Ende ein Target befestigt wird. (z.B. ein Tennisball). Durch den Stock hat der Ausbilder eine größere Reichweite und kann das Pferd wie an einer unsichtbaren Leine durch einen Parcours dirigieren.

 

Trainee
Von Fachleuten allgemein eingeführter Begriff für das lernende Lebewesen (hier: Pferd)

 

Verstärkung, intermittierende
Es wird nur gelegentlich, aber dennoch systematisch verstärkt (partielle Verstärkung). Dadurch wird neues Verhalten langsamer aufgebaut, der Löschungswiderstand ist aber sehr viel höher. Im Clickertraining wird zunächst mit kontinuierlicher Verstärkung gearbeitet und nach der Formung des gewünschten Verhaltens wird zur intermittierenden Verstärkung übergegangen, bei der nur noch besonders gute Ausführungen gelobt werden.


Verstärkung, kontinuierliche
Es wird jede auftretende erwünschte Reaktion verstärkt (Immerverstärkung). Dadurch wird neues Verhalten schnell aufgebaut, bei Ausbleiben der Verstärkung aber auch rasch wieder verlernt (geringe Löschungsresistenz), wenn die Verstärkung ausbleibt. Dieser Verstärkungsplan kommt in der Shaping-Phase des Clickertrainings zum Einsatz.



Verstärkung, variable
siehe Versärktung, intermittierende



Vorahnung
Häufiges Fehlverhalten bei einer häufig hintereinander wiederholten Übung: das Pferd erwartet das Signal und führt bereits das Verhalten aus, bevor der Ausbilder das Signal dazu gegeben hat. Auch hier sollte der Ausbilder darauf achten, die Signalkontrolle zu erhalten, und ungefragt ausgeführte Übungen ignorieren.


inoffzielle Begriffe (erfunden von clickernden Reitern):
Hecheln
ähnlich Vorahnung, das Pferd spult ungefragt eine Vielzahl von erlernten Übungen und neuen Verhaltensweisen ab, um einen Click zu erhalten.
Dies ist bei der Freiarbeit oft von Vorteil, da man hier auf höchstmögliche Motivation und Mitarbeit es Pferdes angewiesen ist. Wird das Pferd zu hektisch und "hört nicht mehr zu", kann das hecheln aber auch eine sinnvolle Arbeit verhindern.


Hupfclickern
Begriff für wüst aussehende Form der Freiheitsdressur mit Clickertraining, bei der das Pferd meist mit Spielgesicht wilde Sprünge und Imponiergehabe zeigt. Der Trainer beeinflusst das Pferd kaum und clickt einfach die Angebote, die ihm gefallen.


Spielgesicht
Sieht für Aussenstehende aus wie ein sehr garstiges Pferd, das kurz davor ist, seinen Trainer zu zerfleischen: Ohren leicht angelegt, Nüstern gekräuselt, gewölbter Hals. Vorsicht, wer sein Pferd nicht gut genug kennt, könnte tatsächlich den Moment verpassen, in dem das Pferd tatsächlich in den Umwalzmodus umstellt!


+V
ist kein neues Modegetränk sondern die Abkürzung vor positive Verstärkung. Enstrpechend -V für negative Verstärkung, +S für Strafe I, -S für Strafe II


Weitere Vorschläge und Verbesserungen werden gerne angenommen. Einfach einen Antwortbeitrag mit den Ergänzungen schreiben, ich füge sie dann ins Lexikon ein!
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Re:Begriffslexikon Clickertraining
« Antwort #3 am: 02. Dezember 2011, 15:23:40 »
http://www.wagntrain.com/OC/#Learning
An Animal Trainer's Introduction To
Operant and Classical Conditioning
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Re:Begriffslexikon Clickertraining
« Antwort #4 am: 16. März 2012, 18:25:15 »
http://www3.uca.edu/iqzoo/bl%20Learning%20Principles.htm
Learning/Terms
 
Basic Concepts:    behavior, stimulus, reinforcer, reinforcement, operant, contingencies, deprivation, Skinner box

Types of Reinforcers:    positive reinforcer, negative reinforcer, primary reinforcer, secondary reinforcer, conditioned reinforcer, bridge

Reinforcement Processes: differential reinforcement, shaping, extinction

Schedules of Reinforcement: schedules of reinforcement, continuous reinforcement schedule, partial (intermittent) reinforcement schedule

Stimulus Control: discrimination training, discriminative stimulus, S-delta

Chaining: chaining, backward chaining, forward chaining

Evolutionary Influences: evolutionary contingencies, instinctual drift
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Re: Begriffslexikon Clickertraining
« Antwort #5 am: 29. Januar 2015, 13:38:28 »
auf englisch:
Encyclopedic Glossary of Terms and Abbreviations in the Technology and Principles of Behavior/Association of Animal Behavior Professionals

http://www.associationofanimalbehaviorprofessionals.com/glossary.html
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Re: Begriffslexikon Clickertraining
« Antwort #6 am: 29. Januar 2015, 14:42:33 »
:thup:
LG Tine
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Ab und zu ist es gut, in unserem Streben nach Glück innezuhalten und einfach glücklich zu sein. ~ Guillaume Apollinaire
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